Harxheim in Rheinhessen

Historische Ortsbefestigung Harxheim

Luftbild von Harxheim[Bild: Alfons Rath]

Entlang des Ostwestverlaufs des Ortsgrundrisses von Harxheim gab es ab dem Spätmittelalter einen ovalen, effenbepflanzten Wallgraben, auch "Dorfgraben" genannt, der sich zumindest noch bis 1800 bei der Bebauungsgrenze eindeutig nachweisen lässt.
"Vermutlich", so schreibt Bernhard Marschall in der anlässlich der 1250 Jahrfeier von Harxheim herausgegebenen Ortschronik, "verlief die Ostgrenze des Grabens auf einer Linie östlich der Mainzer Straße 12 nach Süden und erstreckte sich danach bis auf die Höhe des Hofes in der Bahnhofstraße 15". Nach einer Unterbrechung lässt sich der Verlauf des Grabens bis zum südöstlichen Rand des Ortskerns nördlich der Flur "Katzensteiner Weg", in Höhe der heutigen Straße "Über Rück" weiterverfolgen. Die dort vorkommenden alten Flurbezeichnungen "Graben" und "Hinter der Hecke" (1725) oder "in der Hecklang" (1736) belegen diese Vermutung. Der Umwallungsring führte jetzt westlich des Ortskerns an der heutigen katholischen Kirche aus dem Jahr 1871 vorbei, auch vorbei an der 1873/74 errichteten evangelischen Kirche in nordöstlicher Richtung hoch wieder bis zur Mainzer Straße 12 und endete an der nördlichen Peripherie des Ortes in Höhe des unteren Teils der heutigen Gaustraße, bevor die Steige in Richtung Mainz beginnt.

Flurnamen erzählen bekannterweise viel über das Leben eines Dorfes im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit. Interessant in dem Zusammenhang ist daher die Flurbezeichnung "in der stiegell wiesen" (1736) im Osten der Harxheimer Gemarkung in Richtung Lörzweiler. "Der Name verweist auf die Lage einer Vorrichtung, mittels derer man in das Dorf gelangen konnte, ohne durch ein Tor zu müssen", ergänzt Marschall.

In Harxheim gab es ab dem Spätmittelalter neben dem Dorfgraben noch vier Dorftore, auch "Pforten" genannt:

  • Die Mainzer Pforte beim Haus Mainzer Straße 2 war im Norden von Harxheim am alten Ortsausgang nach Mainz gelegen.
  • Die Lörzweiler Pforte Richtung Lörzweiler, Gau-Bischofsheim befand sich in der Nordostecke des Dorfes ebenfalls bei der schon erwähnten Mainzer Straße 12 in der Nähe des heutigen Ortsausganges nach Mainz (Gaustraße).
  • Die Zornheimer Pforte ("Westliche Pforte" nach Stephan, Plan 1954) in Richtung Ebersheim, Zornheim befand sich am Westende der Untergasse in Höhe des Hauses Nr. 22.
  • Die Mommenheimer Pforte ("Südliche Pforte" nach Stephan, Plan 1954) war am südlichen Ausgang von Harxheim, hinter der katholischen Kirche in südlicher Richtung nach Mommenheim zu platziert. 

Von den Pforten ist heute leider keine mehr vorhanden. Vermutlich sind sie im Rahmen des Abzugs der französischen Revolutionstruppen (1814) oder der Gründung Rheinhessens (1816) in den folgenden 20er oder 30er Jahren des 19. Jahrhunderts niedergelegt worden.
Neben den alten Flurbezeichnungen erinnern nur noch die Reste des Effengrabens an die historische Ortsbefestigung von Harxheim und sind somit unverzichtbarer Bestandteil der 1250 Jahre währenden Ortsgeschichte.

Ortsplan von Harxheim 1954 mit den vier Pforten.[Bild: Ortsverwaltung Harxheim]

Nachweise

Verfasser: Wolfgang Höpp

Verwendete Literatur:

  • Stephan, Ernst: Rheinische Orte um Mainz im Mittelalter. MZ 50 (1955), S. 1-21.
  • 1250 Jahre Harxheim. Harxheim 2017.

Erstellt am: 11.02.2022