Herrnsheim in Rheinhessen

0.Die katholische Pfarrkirche St. Peter

Verfasser: Jonathan Bugert M.A.

Erstellt am: 22.02.2024

Die katholische Pfarrkirche St. Peter in Herrnsheim ist eine eindrucksvolle Dorfkirche inmitten des historischen Ortskerns. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Pfarrkirche zaahlreiche UMbauten und vereint unterschiedliche Kunstepochen. Die ältesten erhaltenen Teile der Kirche sind romanisch und stammen aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, während zuletzt 1903/04 eine umfangreiche Erweiterung der Kriche nach Osten im neugotischen Stil durchgeführt wurde.
Die katholische Pfarrkirche St. Peter in Herrnsheim[Bild: Jonathan Bugert]

Die katholische Pfarrkirche St. Peter in Herrnsheim liegt als Dorfkirche inmitten des historischen Ortskerns. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Pfarrkirche zahlreiche Umbauten und vereint unterschiedliche Kunstepochen. Die ältesten erhaltenen Teile der Kirche sind romanisch und können auf das erste Viertel des 13. Jahrhunderts datiert werden, während zuletzt 1903/04 eine umfangreiche Erweiterung der Pfarrkirche nach Osten im neugotischen Stil durchgeführt wurde. Die Kirche ist neben dem Herrnsheimer Schloss ein Wahrzeichen des Ortes, das seit Jahrhunderten das Ortsbild beherrscht.

2.1.Die mittelalterliche Kirche

Über die früheste Kirche in der Gemeinde Herrnsheim ist nichts überliefert. Es ist jedoch anzunehmen, dass der Ort, der 771 erstmals urkundlich überliefert ist, über eine eigene Dorfkirche verfügte.

Gesichert wird eine Kirche in Herrnsheim erstmals 1221 urkundlich erwähnt, als Papst Honorius III. (1148–1227) die Rechte des Dekans und des Kapitels des Cyriakus-Klosters in Neuhausen an der Kirche und ihren Besitzungen bestätigte. Die Kirche gehörte zum Bistum Worms, dem Archidiakonat St. Paulus und dem Dekanat Westhofen. Sie bestand zu diesem Zeitpunkt aus einer dreischiffigen romanischen Basilika aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, die an der höchsten Stelle des damals bewohnten Herrnsheimer Ortsgebietes errichtet worden war. Von dieser romanischen Kirche sind heute noch der massive Kirchturm sowie Teile des Mittelschiffs erhalten, die im Laufe der Jahrhunderte bauliche Veränderungen durchlaufen haben. In rein romanischen Formen finden sich noch zwei Weihwasserbecken an den hinteren Eingängen der heutigen Pfarrkirche.[Anm. 1]

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2.2.Die Residenzkirche derer von Dalberg

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erkoren die Herrnsheimer Ortsherren, die Kämmerer von Worms genannt von Dalberg, den Ort zu ihrer Residenz und errichteten das Herrnsheimer Schloss. Die Herrnsheimer Pfarrkirche wurde in der Folge ab 1470 zu einer Residenzkirche ausgebaut, da die steigenden Besucherzahlen eine Vergrößerung notwendig machten. Unter der Herrschaft von Philipp I. Kämmerer von Worms (1428–1492) wurde der Baumeister Jakob von Landshut (1450–1509) für den Aus- und Umbau der Kirche St. Peter gewonnen.

Die katholische Pfarrkirche St. Peter in Herrnsheim ist eine eindrucksvolle Dorfkirche inmitten des historischen Ortskerns. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Pfarrkirche zaahlreiche UMbauten und vereint unterschiedliche Kunstepochen. Die ältesten erhaltenen Teile der Kirche sind romanisch und stammen aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, während zuletzt 1903/04 eine umfangreiche Erweiterung der Kriche nach Osten im neugotischen Stil durchgeführt wurde.
Der heutige Chor der Pfarrkirche St. Peter[Bild: Jonathan Bugert]

Dieser begann 1470 mit der Errichtung eines spätgotischen Chors. Ab 1478 folgte die Umgestaltung des romanischen Langhauses. Dabei wurden die ursprünglich viereckigen romanischen Stützpfeiler zu achteckigen Pfeilern umgestaltet und die Decke mit einem Netzgewölbe versehen. Die Decken der Seitenschiffe blieben bei diesem Umbau dagegen flach gedeckt, wobei zwei Altarbaldachine mit Netzgewölbe ihren östlichen Abschluss bilden. Auch der Turm wurde in dieser Umbauphase leicht verändert, wobei vor allem die Fenster in gotischen Formen umgestaltet wurden.

Neben dem Umbau der bestehenden Kirche ließen die Kämmerer von Worms am südlichen Seitenschiff eine Grabkapelle errichten, die der Heiligen Ursula geweiht war. Die Kapelle verfügt über zwei Spitzbogenfenster sowie ein Sternnetzgewölbe mit drei geschmückten Schlusssteinen. Auf dem mittleren ist die Heilige Maria abgebildet, während auf den kleineren seitlichen die Wappen der Dalberger abgebildet sind. Unter der Kapelle wurde ursprünglich eine Krypta mit Grabkammern für die Familie von Dalberg erbaut. Diese musste wegen Einsturzgefahr zugeschüttet werden und ist heute nicht mehr erhalten. Die Grabplatten aus der Krypta dienen heute als Bodenplatten. Der Bau der Grabkapelle war wohl bis zum Tod Barbaras von Flersheim (1425–1483), der Ehefrau Philipps I., abgeschlossen und beherbergt bis heute die Gräber zahlreicher Generationen der Dalberger.

Der Umbau der Kirche wurde bis 1490 vollständig abgeschlossen. Das Chorgestühl von 1486 sowie eine geschmückte steinerne Kanzel von 1482 sind heute noch in der Herrnsheimer Kirche vorhanden. Nach der Erweiterung der Kirche bot sie Platz für 1.000 bis 1.100 Gottesdienstbesucher:innen. [Anm. 2]

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2.1.Die Reformation in Herrnsheim

Die eigentliche Instandhaltungs- und Baupflicht der Pfarrkirche lag beim Cyriakusstift in Neuhausen, weshalb dieses 1565 den Dalbergern für ihre Investitionen ein Drittel des Herrnsheimer Zehnten zusprachen. Der pfälzische Kurfürst, der sich als Schutzherr des Klosters präsentierte, protestierte jedoch gegen die Vereinbarung und schränkte die Unabhängigkeit des Klosters zunehmend ein. Die Obrigkeit über das Stift wurde in der Folge sowohl vom Kurfürsten als auch vom Wormser Bischof beansprucht.

Im Zuge der Reformation verschärfte sich dieser Konflikt, da der pfälzische Kurfürst sich der reformierten Konfession anschloss. Im Jahr 1565 ließ Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz (1515–1576), ein offener Verfechter des Calvinismus, das Cyriakusstift besetzen und gewaltsam auflösen. In der Folge setzte sich der Wormser Bischof ohne Erfolg für die Wiederherstellung des Stiftes ein. Damit hielt nun der Kurfürst die Rechte und Einkünfte des aufgelösten Klosters und hinderte auch die Dalberger daran, den abgemachten Anteil am Zehnten von Herrnsheim einzuziehen. Daher mussten die Dalberger 1569 vertraglich zustimmen, dass der Zehnt im Besitz des Kurfürstentums verblieb.

Im Jahr 1581 wurde in Herrnsheim unter kurpfälzischem Druck die Reformation eingeführt. Der Kurfürst beanspruchte nach der Übernahme des Cyriakusstifts auch das Recht, die Pfarrer von Herrnsheim einzusetzen, während die Dalberger ein Vorschlagsrecht hielten. Philipp V. von Dalberg (1529/30–1590) konvertierte zum lutherischen Bekenntnis, während sein Verwandter Wolfgang Friedrich I. von Dalberg (1565–1621) katholisch blieb. In der Folge setzte sich Wolfgang Friedrich für die Einsetzung eines katholischen Priesters ein, während Philipp einen lutherischen Priester vorschlug. Letzterer wurde schließlich vom pfälzischen Kurfürsten bestätigt.

Die katholische Pfarrkirche St. Peter in Herrnsheim ist eine eindrucksvolle Dorfkirche inmitten des historischen Ortskerns. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Pfarrkirche zaahlreiche UMbauten und vereint unterschiedliche Kunstepochen. Die ältesten erhaltenen Teile der Kirche sind romanisch und stammen aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, während zuletzt 1903/04 eine umfangreiche Erweiterung der Kriche nach Osten im neugotischen Stil durchgeführt wurde.
1581 wurde in Herrnsheim, auch gegen Widerstände aus der Gemeinde, die Reformation eingeführt.[Bild: Jonathan Bugert]

So wurde, auch gegen Widerstände aus der Herrnsheimer Kirchengemeinde, am 2. Oktober 1581 der lutherische Pfarrer Markus Hohmann eingeführt. Wolfgang Friedrich von Dalberg ließ in der Zwischenzeit weiterhin katholische Gottesdienste in der Ursulakapelle lesen. Hohmann selbst bat bereits im September 1583 um Entlassung, weil ihm wohl die Arbeit in Herrnsheim schwer gemacht worden war. Sowohl sein Nachfolger Petrus Agricola, der bis zu seinem Tod 1614 Pfarrer in Herrnsheim blieb, als auch dessen Nachfolger Daniel Fabritius, folgten der lutherischen Konfession. Mit dem Tod Eberhards II. (1574–1614), dem Sohn Philipps V., starb die lutherische Linie der Dalberger 1614 aus. Der Versuch Wolfgang Friedrichs, Pfarrer Fabritius 1616 abzusetzen und wieder einen katholischen Priester einzusetzen, scheiterte jedoch an der der Kurpfalz. [Anm. 3]

Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) bestimmte der Kriegserfolg, welche Konfessionen in den eroberten Gebieten verbreitet wurden. So wechselte auch Herrnsheim mehrfach zwischen reformierter und katholischer Herrschaft. Der Westfälische Frieden 1648 beendete schließlich den Dreißigjährigen Krieg, konnte die konfessionellen Streitigkeiten jedoch nicht lösen. Ab 1650 übernahmen die Wormser Kapuziner die Gemeinde Herrnsheim. Allerdings verweigerte Kurfürst von der Pfalz Karl I. Ludwig (1617–1680), der nach dem Krieg das Cyriakusstift wieder in Besitz genommen hatte, die Bezahlung der Pfarrer. Der Kurfürst erklärte sich jedoch bereit, einen Pfarrer anzunehmen, wenn die Pfarrkirche bis zur endgültigen Entscheidung von beiden Religionsgemeinschaften simultan genutzt werde.

Obwohl die reformierte Linie der Kurfürsten von der Pfalz 1685 ausstarb, wurde das Cyriakusstift erst 1705 nach einem Vergleich zwischen dem Kurfürsten und dem Wormser Bischof wiederhergestellt. Dies erleichterte die Einsetzung und Unterhaltung katholischer Priester in der Herrnsheimer Gemeinde. 1711 gaben die Kapuziner die Betreuung der Gemeinde freiwillig auf und Herrnsheim erhielt wieder einen eigenen katholischer Priester. [Anm. 4]

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2.1.Die Umgestaltung der Kirche im 18. Jahrhundert

Die katholische Pfarrkirche St. Peter in Herrnsheim ist eine eindrucksvolle Dorfkirche inmitten des historischen Ortskerns. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Pfarrkirche zaahlreiche UMbauten und vereint unterschiedliche Kunstepochen. Die ältesten erhaltenen Teile der Kirche sind romanisch und stammen aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, während zuletzt 1903/04 eine umfangreiche Erweiterung der Kriche nach Osten im neugotischen Stil durchgeführt wurde.
Die Pfarrkirche wurde im 18. Jahrhundert in barocken Formen umgeformt.[Bild: Jonathan Bugert]

Im 18. Jahrhundert folgte schließlich eine längere Phase des Friedens, in der auch die Herrnsheimer Pfarrkirche umgestaltet wurde. Unter Freiherr Philipp Wilhelm von Dalberg (1671–1721) wurde die Kirche zwischen 1713 und 1718 in barocken Formen neugestaltet.

Für dieses Projekt wurden die namhaften Künstler und Kirchenbaumeister Johann Kaspar Herwarthel (1675–1720), Martin Biterich (1691–1759) und Franz Edmund Hügel gewonnen. In dieser Zusammenarbeit entstand unter anderem ein wertvoller Barockaltar, der mit Figuren der Kirchenpatrone des Hl. Petrus und der Hl. Magdalena geschmückt waren. Daneben wurde die Kirche noch mit zahlreichen weiteren hochwertigen Heiligenfiguren ausgestattet, die unter anderem Figuren der Hl. Maria, der Hl. Ursula, des Hl. Antonius, des Hl. Valentinus, des Hl. Rochus, des Hl. Nepomuks und dem Hl. Sebastian umfassen. Diese befinden sich heute noch in der Pfarrkirche. [Anm. 5]

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2.2.Der Umbau der Kirche im 20. Jahrhundert

Grundriss St. Peter Herrnsheim vor dem Umbau 1904. Aus Ernst Wörners Kunstdenkmäler im Großherzogtum Hessen, Bd. 2.1 Rheinhessen, Kreis Worms. S. 62.
Grundriss der Pfarrkirche vor den Umbauarbeiten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts[Bild: Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Koblenz [CC BY-NC-SA 3.0]]

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Pfarrkirche für die zunehmende Bevölkerung der Gemeinde zu klein, weshalb erste Maßnahmen einer Vergrößerung in Angriff genommen wurden. 1878 wurden im nördlichen Teil der Kirche die Herz-Jesu-Kapelle sowie die Empore abgebaut und ein neuer Herz-Jesu-Altar aufgestellt. Durch diesen Umbau wurde Platz für 90 Personen geschaffen, was die Notwendigkeit einer umfassenderen Vergrößerung hinauszögerte.

Nachdem der Lederindustrielle Cornelius Wilhelm von Heyl (1843–1923) 1883 das Herrnsheimer Schloss erworben hatte, spendete er im April 1884 die kirchlichen Gerätschaften aus der Schlosskapelle der katholischen Pfarrgemeinde von Herrnsheim. [Anm. 6]

Anfang des 20. Jahrhundert war die Kirche endgültig zu klein für die wachsende Bevölkerung von Herrnsheim, weshalb umfassendere Kirchenerweiterungen nicht mehr hinausgezögert werden konnten. Im Jahr 1903 wurde der Umbau nach den Plänen des Mainzer Architekten August Greifzu (1843–1949) begonnen, wobei die Vergrößerung der Kirche mit der Erhaltung der baulichen Kunstwerke vereint werden sollte.

In umfangreichen Umbauarbeiten wurde ab 1903 der alte Chor nach Osten versetzt und auf beiden Seiten zwei neue Türme errichtet. Zwischen dem alten Kirchenteil und dem versetzten Chor wurde ein neugotisches Querschiff errichtet, das die beiden Teile miteinander verbindet.
Zwischen dem nach Osten versetzen Chor und dem alten Kirchenteil wurde ein neugotisches Querschiff errichtet.[Bild: Jonathan Bugert]

In einem ersten Schritt wurden die Fundamente nach Osten bis zur Hauptstraße verlegt, um eine umfassende Erweiterung möglich zu machen. Im nächsten Schritt wurde der alte Chor abgebrochen und etwa 12m weiter östlich wieder in gleicher Form aufgebaut. Für die Fenster und das Gewölbe wurden die gleichen Materialien verwendet. Auf beiden Seiten des Chores wurden zwei Türme gebaut und unterhalb des Chores, an der Stelle, an der früher ein breiter Treppenaufgang zum Kirchplatz führte wurde eine Krypta errichtet. Zwischen dem alten Kirchenteil und dem nach Osten verrückten Chor wurde auf der gesamten Breite des alten Kirchenschiffes ein 24x12 m großes, neugotisches Querschiff mit Rabitz-Gewölbe errichtet. Der Umbau veränderte das Aussehen der Herrnsheimer Pfarrkirche nachhaltig und prägt ihr heutiges Aussehen, wobei die zahlreichen verschiedenen Bauphasen der Kirche zu einem ansprechenden Gesamtbild verknüpft wurden.

Der barocke Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert wurde im Zuge des Umbaus aus der Kirche entfernt und nach St. Paulus in Worms verbracht. Die Figuren der beiden Kirchenpatrone St. Peter und St. Maria Magdalena verblieben dabei in der Herrnsheimer Kirche und befinden sich heute an der Ostwand des Querschiffes. Stattdessen wurde ein neuer neugotischer Altar in der Mitte des Chorraums errichtet. Dieser verfügt über einen Unterbau aus rotem Sandstein, mit drei alttestamentlichen Gemälden (in der Mitte das Osterlamm, links und rechts das Opfer des Melchisedek und die Opferung des Isaak durch Abraham). Darüber befindet sich der reichgeschmückte, neugotische Schnitzaltar. Zusätzlich wurden zwei schlichtere, neugotische Seitenaltäre errichtet, die der Hl. Maria und dem Hl. Josef geweiht sind. Die umgebaute Kirche wurde in dreitägigen Feiern von 10. bis 12. September 1905 im Beisein des Mainzer Bischofs Georg Heinrich von Kirstein (1858–1921) eingeweiht.

Der ursprünglich romanische Turm der Pfarrkirche wurde 1906 erhöht und erhielt einen neuen Turmhelm.
Der ursprünglich romanische Turm der Pfarrkirche wurde 1906 erhöht und erhielt einen neuen Turmhelm.[Bild: Jonathan Bugert]

Die Umbauarbeiten setzten sich im nächsten Jahr fort, als der alte romanische Turm den neuen Proportionen der Pfarrkirche angepasst wurde. Er wurde um 4,30 m erhöht und erhielt einen neuen Turmhelm. Insgesamt ist der Kirchturm der Herrnsheimer Pfarrkirche mit Kreuz und Wetterhahn nun 47 m hoch. Durch den Umbau war der ursprüngliche Eingang durch das Erdgeschoss des Turmes nicht mehr möglich, weshalb seitdem die Seitentür der Pfarrkirche als Haupteingang genutzt wird. [Anm. 7]

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0.1.Weitere Veränderungen der Kirche bis heute

Die Herrnsheimer Pfarrkirche zeigt sich bis heute in der Gestalt, die sie nach den Umbauarbeiten Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten hatte. Ein gleichmäßiger Außenputz lässt die Kirche trotz ihrer vielseitigen Baugeschichte einheitlich erscheinen. In den Weltkriegen wurde die Kirche nur leicht beschädigt und blieb, wie der gesamte Ort, von den größten Auswirkungen der Kriege verschont.

In Inneren fanden in den 1950er Jahren weitere Veränderungen statt. Da die Neugotik mittlerweile als dekadente Kunstepoche eingeschätzt wurde, wurden unter Pfarrer Haenlein die Bemalungen an Decken und Wänden mit weißer Farbe überstrichen und die Gewölberippen mit Sandsteinfarbe abgesetzt. In den 1980er Jahren wurde die Herrnsheimer Kirche St. Peter zuerst außen und dann schrittweise auch innen vollständig renoviert. Dabei wurden die Decken- und Wandbemalungen in ihrem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt sowie die Ausmalung der neugotischen Altäre erneuert.

Im Jahr 1993 erhielt die Herrnsheimer Pfarrkirche neue Buntglasfenster des schottischen Glasmalers John Clark. Die ursprünglichen Fenster waren in den Weltkriegen zerstört worden und in dem folgenden Jahre durch einfache Fenster ersetzt worden. Die neuen Buntglasfenster zeigen Motive des Alten und Neuen Testaments. Im gleichen Jahr wurden die 14 Kreuzwegstationen, die Anfang des 20. Jahrhundert geschaffen worden waren, professionell restauriert.

1994 wurde in der Herrnsheimer Kirche ein neuer Zelebrationsaltar eingeweiht, der vom Künstler Gernot Rumpf (geb. 1941) geschaffen worden war. Der Bronzealtar ist als kräftiger Baum geformt dessen Äste sich in Form eines Weinstocks, eines Ölbaumes, eines Lorbeer- und eines Feigenbaumes verzweigen. Geschmückt ist der Altar mit zahlreichen Tieren, die auf den Zweigen oder dem Boden sitzen. Eine Altarplatte aus Marmor krönt den Altarbaum.[Anm. 8]

Die katholische Gemeinde Herrnsheim bildet heute eine gemeinsame Pfarrgruppe mit dem benachbarten (Worms-)Abenheim. In der Reform des Bistums Mainz im Zuge des sogenannten Pastoralen Wegs sollen beide Gemeinden mit zahlreichen weiteren Gemeinden der Stadt Worms und des Umkreises den neuen Pastoralraum Worms und Umgebung bilden. [Anm. 9]

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0.2.Die Orgel

Die heutige Orgel stammt aus der renommierten Orgelwerkstatt Johannes Klais aus Bonn und wurde 1995 in der Herrnsheimer Pfarrkirche eingebaut. Sie ersetzte eine Orgel von Michael Körfer aus Gau-Algesheim aus dem Jahr 1929. Die Klais-Orgel verfügt über 25 Register, die auf zwei Manuale und ein Pedal verteilt sind.

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0.3.Die Glocken

Die Herrnsheimer Kirche verfügt über ein vierteiliges Geläut. Die älteste Glocke stammt aus dem Jahr 1785 und wurde von Friedrich Schrader aus Frankenthal gegossen. Sie ist der Hl. Magdalena geweiht und trägt unter anderem das Wappen der Familie von Dalberg. Eine weitere Glocke, die dem Kirchenpatron, dem Hl. Petrus geweiht ist, stammt aus dem Jahr 1910 und wurde in der Glockengießerei Hamm in Frankenthal gegossen. Wie in vielen Orten wurden im Verlauf des Zweiten Weltkriegs auch zwei Glocken aus Herrnsheim beschlagnahmt und zur Metallgewinnung für die Kriegswirtschaft eingeschmolzen. In der Nachkriegszeit vervollständigte die Herrnsheimer Kirchengemeinde ihr Geläut wieder und schaffte 1951 zwei Glocken an, die dem Hl. Sebastian und den Schutzengeln geweiht ist.

Daneben existiert noch eine Glocke, die ursprünglich in der Herrnsheimer Pfarrkirche hing und 1482/85 gegossen wurde. Diese Glocke zersprang am Abend des Fronleichnamstages 1907. Sie wurde in der Folge an das Historische Museum der Pfalz in Speyer verkauft, wo sie bis heute aufbewahrt wird.

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Nachweise

Verwendete Literatur:

 

  • Bardong, Otto: Harlesheim – Herlisheim – Herrnsheim. Beiträge zur Orts- und Pfarrgeschichte. In: Herrnsheim 771–1971. Landschaft – Geschichte – Politik – Kultur. Hrsg. von Otto Bardong. Worms 1971. S. 43–104.
  • Bardong, Otto: Gemeinde und Pfarrei Herrnsheim seit der Französischen Revolution. In: Herrnsheim 771–1971. Landschaft – Geschichte – Politik – Kultur. Hrsg. von Otto Bardong. Worms 1971. S. 203–223.
  • Bardong, Otto: Zehnt und Zehntscheune in Herrnsheim. In: Herrnsheimer Chronik. Beiträge zur Kulturgeschichte von Adel, Kirche und Bürgertum. Herrnsheim 2007. S. 47–52.
  • Bönnen, Gerold: Herrnsheim und die Familie (von) Heyl. 1883–1958. In: 1250 Jahre Herrnsheim: 771–2021. Hrsg. vom Büro des Ortsvorstehers Worms-Herrnsheim. Worms-Herrnsheim 2021. S. 46–62.
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Worms. Stand Juni 2023. URL: https://gdke.rlp.de/de/ueber-uns/landesdenkmalpflege/service-landesdenkmalpflege/denkmalliste-rheinland-pfalz/ (aufgerufen am: 22.02.2024).
  • Spille, Irene: Herrnsheim. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Hrsg. im Auftrag des Kultusministeriums vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Bd. 10. Stadt Worms. Worms 1992. S. 198–217.
  • Wolf, Josef: Die katholische Kirche St. Peter. In: Herrnsheimer Chronik. Beiträge zur Kulturgeschichte von Adel, Kirche und Bürgertum. Herrnsheim 2007. S. 97–108.
  • Wörner, Ernst: Herrnsheim. In: Kreis Worms. Darmstadt 1887 (Die Kunstdenkmäler im Großherzogtum Hessen, Bd. 2.1). S. 61–74.

Anmerkungen:

  1. Vgl. Spille, S. 200; Wolf, S. 97.  Zurück
  2. Vgl. Wolf, S. 97–101.  Zurück
  3. Vgl. Bardong Beiträge zur Orts- und Pfarrgeschichte 1971, S. 59–62; Wolf, S. 101. Zurück
  4. Vgl. Bardong Beiträge zur Orts- und Pfarrgeschichte 1971, S. 63–78; Wolf, S. 102.  Zurück
  5. Vgl. Wolf, S. 102–104.  Zurück
  6. Vgl. Bönnen, S. 46–47.  Zurück
  7. Vgl. Wolf, S. 105–106.  Zurück
  8. Vgl. Wolf, S. 106–107. Zurück
  9. Der Pastoralraums Worms auf der Website des Bistums Mainz, URL: https://bistummainz.de/pastoralraum/worms/start/index.html (aufgerufen am: 22.02.2024) Zurück