Nieder-Ingelheim in Rheinhessen

Die Belagerung der Reichsburg in Nieder-Ingelheim 1249

Der junge Graf Wilhelm von Holland war von den rheinischen Fürsten 1247 zum Gegenkönig des Staufers Friedrich II. (1212-1250) gewählt worden. Während Wilhelm im Norden schnell Anerkennung fand, musste er sich den Süden erkämpfen.
Am 1.11.1248 eroberte er Aachen und wurde dort zum König gekrönt. Dann zog er den Rhein hinauf und belagerte seit dem 2.2.1249 die Stauferstadt Boppard, die vom dortigen staufischen Amtmann, dem "officiatus Boppardiensis" Philipp I. von Hohenfels, verteidigt wurde. Nach der Kapitulation Boppards zog König Wilhelm noch im Februar weiter nach Ingelheim und belagerte die dortige "königliche Burg", das "castrum regum in Ingilheim".

Die Pfalz war von Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) vor 1243 mit Schutzmauern, Türmen und Gräben umgeben worden. Sie fungierte nun nicht mehr als Aufenthaltsort des Königs, der zur dieser Zeit lieber in den Reichsstädten und großen Reichsabteien Hof hielt, sondern als befestigtes Zentrum des dortigen Reichsgutes.

Am 19.2.1249 beginnt die Reihe der von König Wilhelm im Feldlager vor Ingelheim ausgestellt Urkunden. Aus den Zeugenlisten erfahren wir, welche Fürsten und Herren sich damals im Belagerungsheer König Wilhelms von Holland aufgehalten haben. Interessanterweise gehörten auch der Reichstruchsess Werner IV. (1220-1258) von Bolanden und sein Sohn Werner VI. dazu. Sie hatten also bereits den Staufern bereits den Rücken gekehrt und beteiligten sich jetzt an der Belagerung des bolandischen Stützpunktes. Verteidigt wurde der befestigte Saal vom Ingelheimer Schultheißen und Teilen der Ingelheimer Ministerialität.

Sechs Wochen hielt die Reichsburg Ingelheim der Belagerung stand. Verlustreiche Kämpfe und verheerende Angriffe scheint es nicht gegeben zu haben. Als den Verteidigern wohl die Vorräte ausgingen, gaben sie am 28.3.1249 auf.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: mk

Literatur:

  • Böhner, Kurt: Ingelheim am Rhein. Geschichte und Gegenwart. Ingelheim 1976.
  • Henn, Karl-Heinz: Karl der Große in Ingelheim. Bauherr der Pfalz und europäischer Staatsmann. Katalog zur Ausstellung. Ingelheim 1998.
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.1: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2007.
  • Schweitzer, Ignaz: Vom Glanz der Ingelheimer Kaiserpfalz. Ingelheim 1969.

Aktualisiert am: 28.08.2014