Hilgert im Westerwald

Die Hausnamen

Zunächst kann man festhalten, dass Hausnamen generell überwiegend in ländlichen Gebieten auftraten. Grund dafür war das es zum Zeitpunkt ihrer Entstehung möglich gemacht werden musste die Lage eines Anwesens auch ohne Grundbücher oder Hausnummern zu bestimmen. Ohne Hausnamen wäre es dem Grundbesitzer unmöglich gewesen Abgaben oder andere Leistungen einziehen zu können. Die Bekanntheit von Hausnamen war so groß, dass deren Bewohner umgangssprachlich häufiger mit dem Hausnamen als mit ihrem eigentlichen Familiennamen betitelt wurden. Allerdings haben sich Hausnamen häufig durch mundartige Überlieferungen über einen langen Zeitraum hinweg sosehr verändert, dass ihre Ursprungsformen teilweise nicht mehr zu rekonstruieren sind. Im Gegensatz dazu sind andere Hausnamen über Jahrhunderte unverändert geblieben. Als grober Indikator für die Veränderung eines Hausnamens gilt der Besitzwechsel des Hauses. Wurde ein Haus durchweg vom gleichen Besitzer bewohnt, so blieb der Hausname wesentlich konstanter, als wenn der Hausbesitzer häufig wechselte. Oft waren Hausnamen sogar enger an eine Person als an das Haus selbst gebunden. So nahmen beispielweise Söhne, die lange in ihrem Elternhaus gelebt hatten, nach ihrem Auszug den Hausnamen ihres Elternhauses einfach mit. Die Hausnamen erwuchsen dabei vielen verschiedenen Bezeichnungen. Möglich waren Flurnamen oder Lagebezeichnungen wie in Hilgert „Hüwwels“, „Kapällersch“, „Kroops“ oder „Faulwiersch“. Allerdings waren auch Berufe der Hausbewohner als Hausnamen möglich. So beispielsweise „Jeijersch“ oder „Metzgersch“. Oftmals kam es aber ebenso zu einer Verschmelzung des Berufs mit dem Vornamen dessen, der die Tätigkeit ausübte. Zum Beispiel „Ähdfritze“ oder „Bäckerjacobs“. Darüber hinaus gab es genauso Hausnamen, die sich nicht vom eigentlichen Familiennamen unterschieden. In Hilgert wären hierfür „Blums“, „Donnermuths“ oder „Hardts“ Beispiele. Solche Übereinstimmungen gelten als Indiz dafür, dass sich ein Haus schon lange in Familienbesitz befand. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Hilgerter Hausnamen indes immer weniger gebraucht. Das lag vor allem an der Vergrößerung Hilgerts und seinen neuen Bürgern. Da die neuen Bürger die Hausnamen entweder nicht kannten oder mit ihnen nichts anfangen konnten, nahm die Frequenz der Verwendung immer mehr ab, sodass auch die Nachkommen der alteingesessenen Familien die Hausnamen immer seltener nutzten. Heutzutage sind die Hausnamen kaum noch im Gebrauch.

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Nachweise

Verfasser: Christian Engeroff

Erstellungsdatum: 21.02.2014

Literatur:

  • Schnug, Claus-Dieter/Bartels, Horst: Hilgert - Ein Westerwalddorf im Wandel der Zeit. Hilgert 2013.