Westerwald

Vom Soldaten zum Bürgermeister - Der Werdegang von Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Eintrag im Kirchenbuch über die Geburt von Friedrich Wilhelm Raiffeisen am
30. März 1818.
[Bild: Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland Boppard, Kirchenbuch KB 199/2, S. 510, Gemeinde Hamm/Sieg]

Vor 200 Jahren kam Friedrich Wilhelm Raiffeisen am 30. März 1818 in Hamm an der Sieg als siebtes von neun Geschwistern zur Welt. Sein Vater Gottfried (1782–1849) war Bürgermeister von Hamm, seine Mutter Amalia die Tochter des früheren Gemeindevorstehers Abraham Lanzendörfer.

Bereits in Raiffeisens früher Kindheit verlor sein Vater das Amt des Bürgermeisters – ob aufgrund einer Krankheit oder von Alkoholismus, ist in der Forschung umstritten. Das Todesjahr des Vaters wurde lange Zeit fälschlich mit 1821 (statt 1849) angegeben. Sicher ist, dass er im Leben seines Sohnes nicht präsent war. Dessen Erziehung war vielmehr durch die religiösen Ansichten seiner Mutter sowie zweier seiner Paten geprägt und er wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Aus diesem Grund maß Raiffeisen dem christlichen Glauben zeitlebens große Bedeutung
bei, legte aber wenig Wert auf konfessionelle Unterschiede.

Gemälde „Friedrich Wilhelm Raiffeisen“ von Johann Brand aus dem Jahr 1949. [Bild: Stiftung GIZ]

Nach dem Besuch der Elementarschule wurde er ab 1832 von seinem Paten Pfarrer Georg Wilhelm Seippel privat unterrichtet. Im Jahr 1835 meldete er sich freiwillig bei der 7. Artilleriebrigade in Köln. Der Militärdienst ermöglichte es ihm, drei Jahre später an der Inspektionsschule in Koblenz die Ausbildung zum Oberfeuerwerker aufzunehmen. Nach deren Abschluss 1840 wurde er in der preußischen Eisengießerei Sayn, anschließend wieder in Köln eingesetzt.

In seiner Zeit am Mittelrhein intensivierte er den Kontakt zu dem Schullehrer Adam Bungeroth, seinem anderen Paten. Mit dessen Söhnen Karl und Heinrich war Raiffeisen befreundet und kam durch sie in Verbindung mit dem bildungsbürgerlichen Freundeskreis „Euterpia“, der sich an den Idealen der Turnerbewegung orientierte.

Originalbrille von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Die Brille gehört zur Sammlung des Deutschen Raiffeisenmuseums in Hamm (Sieg).[Bild: Deutsches Raiffeisenmuseum/Sarah Traub]

Aufgrund seiner zunehmenden Augenprobleme verließ er den Militärdienst im Frühjahr 1843 und nahm eine Verwaltungstätigkeit bei der preußischen Regierung in Koblenz auf. Hierbei erhielt er vermutlich Unterstützung von seinem Onkel Carl Lanzendörfer, der dort Oberpräsidialsekretär war. Im September 1843 wurde Raiffeisen zum Kreissekretär von Mayen ernannt.