0.Landwirtschaft in Welkenbach
Über die Welkenbacher Landwirtschaft im Mittelalter und in der frühen Neuzeit verlautet in den Schriftquellen nichts. Nach Abschluss der Rodungsarbeiten wurden Grünflächen als Viehweide angelegt. Man betrieb für die Eigenversorgung Gartenwirtschaft und kultivierte Getreide. Wie sich die Welkenbacher Bevölkerung zusammensetzte, wie viele freie und von Grundherren abhängige Bauern im Ort lebten, wie groß die Gemarkung und die Flächen der verschiedenen Kulturen waren, lässt sich aus den Quellen nicht herauslesen.
0.1.Zur Landwirtschaft in Welkenbach
von Volker Ecker
Ackerbau wurde als Feld-Gras-Wechselwirtschaft betrieben. Ein Jahr wurde Roggen angebaut, dann pflanzte man zwei Jahre Hafer. Schließlich nutze man das Land als Viehweide oder ließ es längere Zeit brach liegen, damit der Boden sich erholen konnte.
Ein Welkenbacher Ackerer schaffte am Tag einen rheinischen Morgen (1 ha = 3,248 Morgen). Dazu wurden entweder zwei Pferde oder vier Ochsen vor den Flug gespannt. Vier bis fünf erwachsene Arbeitskräfte wurden benötigt. Besonders mühsam war das Umackern von mehrjährigem Brachland. Das anfallende Gestrüpp und Wurzeln (Ginster) wurden entweder kompostiert, was teuren Dünger sparte, oder weniger arbeitsintensiv verbrannt.
Die dorfnahen Innenfelder wurden um 1760 vier bis sieben Jahre mit Korn, Gerste, Hafer und Kartoffeln bebaut und dienten danach sieben Jahre zur allgemeinen Viehweide.
Die Kartoffel wurde um 1750 im Kirchspiel Höchstenbach eingeführt. Um ihren Anbau zu fördern, wurde sie zunächst abgabenmäßig begünstigt; in den folgenden Jahren nahmen ihr Anbau und ihre Bedeutung ständig zu. Die intensive Bewirtschaftung der Ackerflächen führte zur Auslaugung des Bodens bzw. zu einer Reduzierung der Mutterbodenschicht. Dies hatte zur Folge, dass sich die Durchschnittserträge mit Beginn des 19. Jahrhunderts ständig verringerten. Dazu gesellten sich ab etwa 1830 Krankheiten wie Weißfäule und Kraut- und Knollenfäule, welche den Kartoffelanbau weitgehend zum Erliegen brachten. Dieser Umstand wirkte sich auf die ohnehin schon angespannte Ernährungslage der Bevölkerung verheerend aus. Auch der Handelsverkehr über die Köln-Frankfurter Straße ging entscheidend zurück. Die allgemeine wirtschaftliche Notlage zogen Auswanderungsbewegungen und politische Unruhen (Deutsche "Revolution" von 1848) nach sich.
Der Flächenertrag bei den Feldfrüchten war im Vergleich zu anderen Dörfern gering, beim Vieh lag er im Mittelmaß. Die Böden waren nicht besonders gut. Dass Welkenbach trotzdem ein wohlhabendes Dorf war, lag an der lukrativen Waldnutzung und der gemessen an der Gemarkungsgröße relativ geringen Bevölkerung.
0.2.Landwirtschaft im 19. Jahrhundert
Unter den zahlreichen Kriege des 18. Jahrhunderts nahm der Siebenjährige Krieg (1756-1763) in der Geschichte des Westerwaldes eine besondere Stellung ein. Obwohl sich die Auseinandersetzungen der Staaten um die Vorherrschaft in Mitteleuropa weitab des Westerwaldes abspielten, hatten die zahlreichen Truppendurchzüge, Winterquartiere von Soldatenverbänden und die Pflicht der Bevölkerung, Truppen mit Fleisch und anderen Lebensmitteln zu versorgen, ihre tiefen Spuren im Land hinterlassen. Infolge des Mangels an Zugvieh waren viele Äcker im Westerwald unbestellt liegen geblieben, eine allgemeine Lebensmittelknappheit machte dem ganzen Land zu schaffen. Deshalb erließ die Regierung in Hachenburg am 9. März 1763 ein Gesetz, um die daniederliegende Landwirtschaft und Viehhaltung wieder anzukurbeln. Heu und Stroh durften nicht mehr außer Landes gebracht werden, kein Acker sollte unbebaut bleiben, die Bäche sollten ungehindert fließen, damit der Fischbestand sich regenerieren konnte. Der Aufzucht, Fütterung und Pflege des Viehs sollte größte Aufmerksamkeit entgegengebracht, die Tiere in gemeinschaftlichen Herden unter Aufsicht eines Hirten ausgetrieben werden.[Anm. 1]
In einer Statistik des Jahres 1798 werden nähere Einzelheiten zur Landwirtschaft in Welkenbach bekannt. Damals wurden im Dorf 30 Malter Korn, 82 Malter Hafer, 265 Zentner Heu und 276 Zentner Stroh erwirtschaftet.[Anm. 2]
Nach der preußischen Polizei-Ordnung von 1878 war es allen Welkenbachern verboten, Steine und Unkraut auf fremde Äcker, Wiesen und Wege zu werfen. Auch auf den Vizinal- und Feldwegen durften diese Dinge nicht entsorgt werden.[Anm. 3] Untersagt war es auch ohne entsprechende Anordnungen des Feldgerichts und des Gemeinderates in irgendeinem Wiesendistrikt zur Heu- und Grummeternte im Voraus zu mähen. Ausnahme bildeten die Wiesenparzellen, die direkt an einem Weg lagen. Der Termin des Mähens wurde für jeden Wiesendistrikt von der Ortsverwaltung genau festgelegt.
Jeder Landwirt war auch verpflichtet, die Gewann- und Seitengräben sowie die Be- und Entwässerungsgräben nach Maßgabe der Ortsverwaltung in der bestimmten Breite und Tiefe auszufegen.
Das Ausstreichen der Furchen nach dem Säen mit dem Pflug oder sonstigen Gerätschaften war ebenso untersagt wie das »Zusammenackern«, was nur das Feldgericht gestatten durfte. Verboten war es auch, auf besamten Äckern und auf den Wiesen bei der Frühjahrsaussaat nach dem 1. April »zu wenden«.
0.3.Landwirtschaft im 20. Jahrhundert
Im Spätherbst des Jahres 1927 besichtigte am 15. November eine Kommission die »Wissegräwwen« (Be- und Entwässerungsgräben). Sie sollten in gutem Zustand sein, um den kommenden Herbst- und Winterregen standhalten zu können. Zu dieser Zeit war die Feldarbeit weitgehend abgeschlossen. Hier und da sah man noch einen Nachzügler seinen Kleeacker umbrechen. Der Scheunendrusch des Getreides begann.[Anm. 4] 1928 änderte sich der Scheunendrusch grundlegend. Nachdem die Koblenzer-Elektrizitäts-Gesellschaft den Strom lieferte und die großen Schwankungen im Netz der Vergangenheit angehörten, kamen die ersten Elektromotoren nach Welkenbach.[Anm. 5] Der alte dampfgetriebene Göpel für die Dreschmaschine hatte ausgedient, den Dreschflegel brauchte man nur noch für die Roggenstrohdrusch zur Herstellung von Strohseilen.
Angebaut wurden auf Welkenbacher Feldern vor allem Kartoffeln, Hafer, Gerste, Roggen und Rüben. 1927, das erfahren wir aus dem Register der Wildschäden, wurden Roggen, Weizen und Hafer angebaut.[Anm. 6] Heute werden hauptsächlich Raps und Mais kultiviert. Gemüse und Obst wird nur noch aus eigenen Gärten geerntet.
Früher war die Landwirtschaft der Haupterwerbszweig der Dorfbevölkerung. Selbst die Kinder mussten bei der Feldarbeit helfen. In den Schulferien mussten sie im Sommer bei der Heuernte und im Herbst bei der Kartoffelernte mit helfen. Doch nach und nach sank die Zahl der Familien, die sich ausschließlich der Landwirtschaft widmeten. Die meisten Familien waren außerhalb des Dorfes in Industrie, im Handwerk und bei Dienstleistungsunternehmen beschäftigt. Im Jahr 1984 gab es im Dorf nur noch drei Haupterwerbs- und sechs Nebenerwerbsbetriebe.[Anm. 7] 1996 und 1997 waren noch zwei Vollerwerbsbetriebe im Dorf zu finden. Sechs Familien betrieben Landwirtschaft als Nebenerwerb. Die beiden Haupterwerbsbetriebe, die Familien Claus Groß und Gerhard Thiel, sind heute noch aktiv.[Anm. 8]
Anmerkungen:
- Vgl. Groß, Regierung. Zurück
- HHStAW Abt. 340 Nr. 4307. Zurück
- Polizei-Verordnung vom 26.12.1877 im Kreisblatt publiziert am 12.2.1878. Zurück
- Vgl. dazu Wäller Heimat 1994, S. 152. Zurück
- Nach anderer Ansicht kamen die ersten Elektromotoren bereits im Jahr 1922 ins Dorf. Zurück
- Schreiben des Jagdpächters Albert Sonnenberg an den Jagdvorsteher Fuchs vom 26.9.1927. Zurück
- WWZ ohne Datum, 1984. Zurück
- Göbler, Porträt S.20. Zurück