Welkenbach im Westerwald

Der Backes in Welkenbach

[Bild: Gemeinde Welkenbach]

Im 19. Jahrhundert hat ein Backhaus »unter dem Dorf in der Wiese« gestanden, das 1843 abgebrochen wurde. Es war 7,40 m lang und 4 m breit.

Seit 1842 stand ein Backhaus »über dem Dorf« an der Stelle des heutigen Backhauses. Es scheint ein herrschaftliches Bannbackhaus gewesen zu sein, denn erst 1878 wird in einer Polizei-Verordnung der Gemeindebackofen der Aufsicht der Ortsbehörde unterstellt.[Anm. 1]

Im Jahr 1893 wurden Pläne von G. Börner (vermutlich aus Höchstenbach) für ein Backhaus mit angeschlossenem Spritzenhaus erstellt. Die Königliche Regierung in Wiesbaden genehmigte das Vorhaben Anfang 1894.

Am 23. Februar 1894 erfolgte die öffentliche Ausschreibung für Arbeiten an einem »Backhaus und Spritzenhaus« in der Westerwälder Zeitung. Für den Backofen waren Kosten in Höhe von 120 Mark vorgesehen. Die Gesamtkosten wurden auf über 1.836 Mark veranschlagt. Mit Ziegelsteinen aus dem Wahlroder Feldbrand erbaut, wurde das Gebäude 1895 eingeweiht.

In den 1940-er Jahren, als im Herbst nach der Obsternte noch Äpfel, Birnen und Zwetschgen als Dörrobst im Backes getrocknet wurden, hatten auch die beiden Erntehelfer »Jupp und Lis« für eine Woche im Backes gewohnt und während dieser Zeit zudem Weidenkörbe geflochten. Den »Wohnraum« im ersten Stock konnte man nur über eine »Hühnerleiter« durch eine Deckenluke erreichen. Hier hatte auch in späterer Zeit wohl noch öfter der eine oder andere durchreisende Geselle (Gesellin) übernachtet.

1993 fasste der Welkenbacher Gemeinderat den Beschluss, den etwas mitgenommenen Backes zu sanieren. Doch erst 1996 konnten die Arbeiten aufgenommen werden. Das Dach des alten Ziegelsteinbaus musste erneuert, die Blecheindeckung durch Schiefer ersetzt werden. 1997 sollten die Arbeiten am Backhaus abgeschlossen werden. Die Renovierung verschlang insgesamt 55.000 Mark. Das Land gab einen Zuschuss in Höhe von 23.000 Mark aus dem Dorferneuerungsprogramm, den Rest trug die Gemeinde.

Anlässlich der Einweihungsfeier am 3. Oktober 1997 wurde der Backes angeheizt und 100 Brote und 60 Kartoffelbrote gebacken. Pfarrer Christian Hählke stimmte das Welkenbacher Lied an. Danach wurden die selbstgebackenes Brote mit Hausmacher Wurst und Pflaumenmus gereicht.

Am 30. November 2003 griffen die Welkenbacher Bürger und die Freiwillige Feuerwehr zu Sauerteig und Ausstechform und buken Brot und Plätzchen und boten sie zum Verkauf an. Der Erlös in Höhe von 2000 Euro kam Carina Göttes aus Dreifelden zugute, Mutter von drei kleinen Kindern, die nach einem Herzstillstand ins Wachkoma gefallen war.[Anm. 2]

Auch heute wird der Backes immer wieder einmal angeheizt, um Brot und Kuchen zu backen.

Anmerkungen:

  1. Polizei-Verordnung vom 26.12.1877 im Kreisblatt publiziert am 12.2.1878. Zurück
  2. WWZ vom 26.11.2003. Zurück