Steinen (Ww) im Westerwald

Zur Geschichte von Steinen

Steinen von oben[Bild: Gemeinde Steinen]

Die Gemeinde Steinen bestand früher aus drei Ortsteilen: Steinen, Straßen und Stahlhofen. Nach dem 2. Weltkrieg (1939-1945) sind Straßen (Oberdorf) und Steinen (Unterdorf) baulich zusammengewachsen. Der Weiler Stahlhofen bestand aus sechs Häusern, die in der Nähe des Hofgutes Schönerlen lagen. Das letzte Haus von Stahlhofen wurde 1897 niedergelegt und in Straßen wieder aufgebaut.[Anm. 1]

Wann Steinen entstanden ist, lässt sich nicht sagen. Bekannt ist, dass Steinen im Jahr 1488 im Gericht Rückeroth lag.[Anm. 2]

Steinen gehörte mit seiner Gemarkung bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum Herrschaftsbereich der Grafschaft Wied-Neuwied. Als Teil des Kirchspiels Rückeroth war es in der frühen Neuzeit dem wiedischen Amt Grenzhausen zugeordnet.

In Steinen hatten mehrere Herren Rechte. Um 1610 werden nicht nähere präzisierte Ansprüche der Grafschaft Sayn auf Steinen bekannt.[Anm. 3] Der Tod des Grafen Ernst von Isenburg 1664 führte zu Streitigkeiten mit dem Erzbischof von Trier, der die Grafschaft Isenburg für die Trierer Kirche einzog. Doch es gelang dem Grafen Friedrich von Wied (1634-1698), seine Ansprüche zu wahren. Hierzu wurde im Jahr 1665 in Steinen der sog. Schönerler Vertrag geschlossen.[Anm. 4] In den Jahren, in denen sich Graf Friedrich häufig auf seinem Gut Schönerlen und auf der Seeburg aufhielt, entstand auch die Dreifelder Seenplatte. Drei dieser Weiher, Brinkenweiher, Postweiher und Hausweiher liegen innerhalb der Gemarkung Steinen.[Anm. 5]

Im Zuge der Bildung des Rheinbundes Anfang des 19. Jahrhunderts fiel die Grafschaft Wied und damit auch die Gemeinde Steinen im Jahr 1806 an das Herzogtum Nassau. Steinen wurde dem Amt Selters zugeordnet. Nach dem verlorenen »Deutschen Krieg« wurde das Herzogtum im Jahr 1866 vom Königreich Preußen annektiert. Das nunmehr preußische Steinen wurde 1867 Teil des neugebildeten Unterwesterwaldkreises (seit 1974 Westerwaldkreis), der seinerseits 1947 Teil des neuen Bundeslandes Rheinland-Pfalz wurde. Im Jahr 1972 wurde Steinen Teil mit in die Verbandsgemeinde Selters aufgenommen.[Anm. 6]

Kaulbach und Schönerlen

Hofgut Schönerlen[Bild: El tommo CC0]

Kaulbach (Culebach) wird um 1300 erstmals erwähnt. Die Siedlung hat sich im Holzbachtal unterhalb des damaligen Fischhauses[Anm. 7] befunden. Die Siedlung gehörte damals zum Bann Maxsain.[Anm. 8]
Einige Mitglieder der Familie von den Erlen nannten sich auch nach Kaulbach. Dies legt nahe, dass die von den Erlen auch in Kaulbach langjährige Rechte hatten. Vor 1700 wird ein Johannes Kaulbach als Landschreiber zu Dierdorf erwähnt.[Anm. 9]

Die Fluren der Kaulbach-Orte und des Hofgutes Schönerlen sind heute im Hofgelände des Hofes Schönerlen vereinigt und bilden den Südteil der Gemarkung Steinen.[Anm. 10]

Das Hofgut Schönerlen dürfte ursprünglich Königsgut gewesen sein, das zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt an die Grafen von Wied gelangte. Die Grafen von Wied verlehnten den Hof an einen Zweig der Herren von Schupbach. Dieser Zweig der Familie nannte sich nach dem Hof Schönerlen (bei Steinen) bzw. nach dem ebenfalls wiedischen Erlenhof bei Ransbach.[Anm. 11]

Der Ritter Rorich von Schupach (1335- um 1360) genannt von den Erlen war 1335 Burgmann zu Herschbach und 1339 Burggraf zu Hartenfels. Mit seiner Ehefrau Lukart hatte er drei Söhne, zum einen Engelbrecht von den Erlen (1362-1387) genannt Kaulbach (Kulbach) (1374), der mit einer von Cramberg (1365) verheiratet war, zum anderen Johann von den Erlen genannt Kaulbach (Kulbach) (1362) und schließlich Gottfried (Godart) von den Erlen genannt Kutemuyl (1362-1402), der Amtmann zu Hartenfels und Schultheiß zu Montabaur war.
Der Beinamen »Kutemuyl« legt nahe, dass der Familie auch die Kautenmühle als Lehen der Grafen von Wied gehörte. Die Kautenmühle wird erstmals im Jahr 1370 erwähnt.[Anm. 12] Von ihr ist anzunehmen, dass sie zwischen 1607 und 1631 mit der neuen Mühle Kaulbach gleichzusetzen ist. Die Kautenmühle war zumindest zeitweise Bannmühle. Im Jahr 1790 musste der Bannmüller das Getreide aus den Gemeinden Rückeroth, Steinen und Stahlhofen holen, um es in seiner Mühle gegen Gebühr zu mahlen.[Anm. 13] Die Mühle wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts verkauft.[Anm. 14]

In den Jahren 1455 und 1511 wird der Hof Schönerlen als freier Hof im Bann Maxsain erwähnt. Im Jahr 1663 übergaben Bertram von Herschbach und Schenck zu Schweinsberg den Hof wieder dem Grafen Friedrich von Wied (1634-1698). Dieser erbaute sich ein Haus, das er »Schönerlen« nannte und in dem er sich des Öfteren aufhielt.

Graf Friedrich Wilhelm von Wied-Neuwied (1693-1737) verkaufte den Hof dann später mit der an Landkommissar Bachoven verpfändeten Fischerei an Graf Rudolf Johann Waldbott von Bassenheim.

Im 18. Jahrhundert waren die Kaulbacher Höfe bzw. das Hofgut Schönerlen Streitpunkt zwischen den Häusern Sayn-Hachenburg und Wied-Neuwied, der bis vor das Reichskammergericht getragen wurde.[Anm. 15] Obwohl der Hof dem Grafen von Wied gehörte und ihm auch die Jagdgerechtigkeit zustand, hatten, so wird dies 1753-1773 beklagt, der hachenburgische Oberförster Schlosser und Einwohner der Gemeinde Maxsain des Öfteren widerrechtlich dort gejagt.[Anm. 16] Im Jahr 1787 wurde der Hof von Wied-Neuwied wieder zurückgelöst.

Im Jahre 1792 scheint der Hof Schönerlen nicht mehr als solcher existiert zu haben. Im Jahr 1807 standen offensichtlich keine Hofgebäude mehr. An der Stelle des Hofes Schönerlen wurde vor 1820 am Hausweiher das Fischhaus gebaut, das seit 1832 häufig bezeugt ist und in den 1970er Jahren wieder abgerissen wurde.

Die heutige Hofanlage wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts (um 1910) als eingeschossiger Bruchsteinbau mit Mansarddach errichtet. Der Campingplatz am Hausweiher entstand in den 1980er Jahren.

Schmiedingen

An der Anhöhe zwischen Haus- und Postweiher hat es im Spätmittelalter die kleine Siedlung Schmiedingen gegeben.[Anm. 17]. Die 1423 genannten »Bernkottsgüter« zu Schmiedingen gehörten zum Hof Rückeroth. Im Jahr 1599 umfasste der Besitz von sieben Huben Land.[Anm. 18]

Nachweise

Verfasser: Stefan Grathoff

Literatur:

Webadressen:

Erstellt am: 08.12.2020

Anmerkungen:

  1. Markovic, Verbandsgemeinde S. 129ff. Zurück
  2. Gensicke, Landesgeschichte S. 474. Im Jahr 1781 wird Johann Wilhelm Schneider zu Steinen als Unterschultheiß in Rückeroth erwähnt (Gensicke, Landesgeschichte S. 523). Zurück
  3. Gensicke, Landesgeschichte S. 168 und S. 456. Siehe dazu unten »Kaulbach und Schönerlen«. Zurück
  4. Zu den Einzelheiten siehe Gensicke, Landesgeschichte S. 228, 334 und 353. Zurück
  5. Gensicke, Landesgeschichte S. 335; Markovic, Verbandsgemeinde S. 129ff. Zurück
  6. Markovic, Verbandsgemeinde S. 129ff. Zurück
  7. Wilfried Göbler, Hofgut Schönerlen. Zurück
  8. Dies war auch noch zwischen 1575 und 1615 der Fall. Gensicke, Landesgeschichte S. 168 und S. 456. Zurück
  9. Gensicke, Landesgeschichte S. 168, 474 und 520. Zurück
  10. Der Flurname »Abts-Wiese« in der Gemarkung Zürbach dürfte an den 1508 dem Kloster Rommersdorf vermachten Kaulbacher Besitz erinnern. Nach den Karten aus der Zeit bald nach 1600 und von 1608 ist Oberkaulbach wenig südöstlich vom Hof Schönerlen und Niederkaulbach im Raum südöstlich der Kautenmühle und südwestlich von Schönerlen zu suchen. Gensicke, Bann S. 268. Zurück
  11. Gensicke, Landesgeschichte S. 229. Vgl zum Hof Erlen im Kirchspiel Ransbach, den die von Erlen als Lehen der Grafen von Wied trugen Gensicke, Landesgeschichte S. 178. Zurück
  12. HHStA Wiesbaden Best. 116. Zurück
  13. HHStA Wiesbaden Best, 338 Nr. VIII b 16. Zurück
  14. Wilfried Göbler, Kautenmühle; Markovic, Verbandsgemeinde S. 129ff. Zurück
  15. HHStA Wiesbaden Best. 340 Nr. 3946. Zurück
  16. HHStA Wiesbaden Best. 1 Nr. 2149. Zurück
  17. Markovic, Verbandsgemeinde S. 129ff. Zurück
  18. Gensicke, Landesgeschichte S. 145. Zurück