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Marie Pierre Koenig

Französischer General und Oberbefehlshaber der franz. Besatzungsarmee, geb. 1898, gest. 1970.

Marie Pierre Koenig wurde am 10.10.1898 in Caen/Frankreich geboren. General Koenig, der in der Nachkriegszeit als Oberbefehlshaber der französischen Besatzungsarmee die Geschicke der Stadt Mainz maßgeblich beeinflusste, begann seine militärische Karriere als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg und wurde anschließend Berufsoffizier. Im Zweiten Weltkrieg schloss er sich nach der französischen Niederlage Charles de Gaulle an und stieg 1944 zum Anführer der Résistance-Verbände auf. Nach der Befreiung der Hauptstadt wurde er zum Kommandierenden General und Gouverneur von Paris ernannt.
Nach dem Einmarsch der französischen Truppen in Deutschland wurde ihm von 1945 bis 1949 das Amt des Oberbefehlshabers der französischen Besatzungsarmee bzw. des Chefs der Militärverwaltung in der französischen Zone übertragen. Außerdem war er der Vertreter Frankreichs im Alliierten Kontrollrat.
Eine bedeutende Station seiner Amtszeit markierte die Neugründung der Johannes Gutenberg-Universität am 22. Mai 1946. Mit der Verordnung Nr. 57 vom 30. August 1946, unterzeichnet von General Koenig, wurde die Schaffung eines neuen Landes auf dem linken Rheinufer, Rheinland-Pfalz, verfügt. Gleichzeitig bestimmte Koenig die Stadt Mainz zur Hauptstadt von Rheinland-Pfalz. Da die Stadt jedoch stark zerstört war, konnte der Umzug von Landesregierung und Parlament vom provisorischen Sitz in Koblenz nach Mainz erst 1950 erfolgen. Beliebtheit im Volk erlangte er durch Aktionen wie der Vergabe einer Flasche Wein an jeden Mainzer Bürger anlässlich der Ernennung von Mainz zur Landeshauptstadt, die mit einer Parade am 14. September 1946 und einem anschließenden fünftägigen Weinmarkt begangen wurde. Seiner militärischen Laufbahn folgte eine politische, deren Höhepunkt das Amt des Verteidigungsministers 1954/1955 war. Er starb am 2.9.1970 in Neuilly-sur-Seine bei Paris.

Nachweise

Verfasser: Steffi Egenolf

Quelle: 2000 Jahre Mainz - Geschichte der Stadt digital