Zur Geschichte von Wirfus
Vorgeschichtliche Zeit
Zu den ältesten Zeugnissen menschlicher Besiedlung auf der Gemarkung von Wirfus gehören drei westlich der Ortsgemeinde auf einem Höhenrücken im Kailer Wald gefundene Hügelgräber.[Anm. 1] In der Erdaufschüttung einer dieser Hügel wurden 1913 zwei Körpergräber entdeckt, die anhand ihrer reichen Ausstattung mit Bronzeschmuck in die Zeit der Älteren Hunsrück-Eifel-Kultur (ca. 600-250 v. Chr) datiert werden können.[Anm. 2]
„In loco Wervvis“ – Wirfus in mittelalterlicher Zeit
Die heutige Ortsgemeinde Wirfus befindet sich auf der Hochfläche der Eifel links der Mosel, etwa einen Kilometer westlich des Pommerbaches. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes unter dem Namen „Weruuis“ stammt aus dem Jahr 1051.[Anm. 3] Im Jahr 1056 schenkte die polnische Königin Richeza, Tochter des 1034 verstorbenen Pfalzgrafen Ezzo, der nahe von Köln gelegenen Benediktinerabtei Brauweiler größere Ländereien und Ortschaften an der Mosel, unter denen sich unter anderem Güter in Wirfus, „Werewyss“ genannt, befanden.[Anm. 4] Diese stammten vermutlich aus ehemaligem Reichsbesitz. Neben dem Kloster Brauweiler verfügten im Laufe der Zeit eine Reihe weiterer geistlicher und weltlicher Herren über Hofgüter und Ländereien im Ort. So bestätigte König Konrad der Abtei Springiersbach 1144 den Besitz eines Hofes („donum“) sowie von Äckern und Wiesen in Wirfus („in loco Werviss).[Anm. 5] Im Jahr 1257 schenkte Heinrich von Mertloch, Kanoniker des Stifts Münstermaifeld, der Zisterzienserinnenabtei Rosenthal (Nordpfalz) seine Besitzungen in Wirfus.[Anm. 6] Das Kloster Rosenthal erhielt zudem 1274 die Güter des Burggrafen Cuno von Cochem in Wirfus als Geschenk, die dieser zuvor vom Kloster Springiersbach erworben hatte. Zudem besaßen auch das Kloster Himmerod, die Grafen von Kesselstatt, die Grafen von Eltz, die Freiherren von Gymnich sowie die Grafen Waldbott von Bassenheim Güter, Acker- und Wiesenland in Wirfus.[Anm. 7]
Das Eifeldorf gehörte zur Landeshoheit des Kurfürsten von Trier und war Teil des Hochgerichts Klotten im kurtrierischen Amt Cochem.[Anm. 8] Zudem gehörte Wirfus zur Pfarrei Klotten, bis der Ort 1728 Teil der nun selbstständigen Pfarrei Landkern wurde.[Anm. 9] Im Visitationsprotokoll des Archidiakonats Karden aus dem Jahr 1656 wird eine dem heiligen Nikolaus geweihte Kapelle in Wirfus erwähnt, von der lediglich der gotische Chorbereich erhalten blieb. Das Kirchenschiff wurde 1770 durch einen Neubau ersetzt.[Anm. 10]
Frühe Neuzeit
Wirfus war bis in die Gegenwart hinein überwiegend landwirtschaftlich geprägt. So sind im Jahr 1808 insgesamt 66 Hektar Ackerland und 34 Hektar Wiesen sowie 103 Hektar Wald in Wirfus verzeichnet.[Anm. 11] Zwischen 1602 und 1688 war die Gemeinde in mehrere Auseinandersetzungen mit dem Nachbarort Illerich über verschiedene Weide- und Waldrechte involviert.[Anm. 12] Zudem unterhielt die Gemeinde im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts mehrere Mühlen im Pommerbachtal.[Anm. 13] Der Gemeindebackofen von Wirfus wurde erstmals in der Polizeiordnung von 1507 erwähnt. Das heute noch erhaltene Gemeindebackhaus stammt aus dem Jahr 1787.[Anm. 14]
Der Zehnten in Wirfus ging zur Hälfte an den im Dienst Kurtriers stehenden Kellner von Cochem, wohingegen die andere Hälfte zu einem Drittel auf den Pfarrer von Klotten sowie den Herrn von Kesselstatt aufgeteilt wurde.[Anm. 15]
Mit der Besetzung des Rheinlandes durch französische Truppen im Jahr 1794 endete auch in Wirfus die kurtrierische Landesherrschaft. Der Ort wurde 1798 Teil des französischen Staatsgebiets und gehörte nun zur Mairie Pommern innerhalb des zum Rhein-Mosel-Departement gehörenden Kantons Cochem. Unter napoleonischer Herrschaft ließen die französischen Behörden zwischen 1804 und 1808 den Grundbesitz der verschiedenen Klöster in Wirfus versteigern.[Anm. 16]
Wirfus im 19. und 20. Jahrhundert
Im Zuge des Wiener Kongresses fiel Wirfus 1815 an das Königreich Preußen und war nun Teil der Bürgermeisterei Pommern in dem zur Rheinprovinz gehörenden Kreis Cochem. 1933 kam die Gemeinde zum neugegründeten Amt Cochem-Land (seit 1948 Amt Cochem). Seit 1969 gehört Wirfus zur Verbandsgemeinde Cochem im Landkreis Cochem-Zell (seit 2009 Verbandsgemeinde Cochem).
Die Anwesenheit von Juden in Wirfus ist seit 1858 bezeugt. Diese gehörten seit 1863 zur Synagogengemeinde in Binningen.[Anm. 17] Im Jahr 1858 befanden sich unter den 319 Einwohnern sechs jüdische Mitbürger:innen; für 1895 sind hingegen nur noch 2 Einwohner:innen jüdischen Glaubens im Ort verzeichnet. Während der NS-Herrschaft lebten keine Juden mehr in Wirfus.[Anm. 18]
Im Jahr 1978 fasste der Gemeinderat von Wirfus den Beschluss zur Einführung eines Ortswappens. Das 1981 angenommene Wappen ist durch einen goldenen Stabsparren geteilt und zeigt rechts oben in Rot eine goldene Pflugschar, links oben und eine goldene Rose auf rotem Grund sowie unten in Grün eine silberne Urne. Während die Urne auf die im Jahr 1916 bei Wirfus gefundenen Hügelgräber verweist, erinnert der Pflug an die landwirtschaftliche Prägung des Ortes. Die Rose ist das Zeichen des Klosters Rosenthal, das bis Ende des 18. Jahrhundert Güter in Wirfus besaß.[Anm. 19]
Die Ortsgemeinde von Wirfus hat heute (Stand: 31. Dezember 2021) 233 Einwohner:innen.
Autor: Max Hartmann
Verwendete Literatur:
- Berg, Axel von: Wirfus: Grabhügel im Distrikt Lauteln. In: Cochem-Zell. Landschaft an der Mosel. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Bd. 46, hg. von Axel von Berg, Stuttgart 2005 (Archäologie an Mittelrhein und Mosel, Bd. 17), S. 198 f.
- Rettinger, Elmar (Bearb.): Historisches Ortslexikon Rheinland-Pfalz. Bd. 1: Ehemaliger Landkreis Cochem. Stuttgart 1985 (Geschichtliche Landeskunde 27).
- Schleindl, Angelika: Spuren der Vergangenheit. Jüdisches Leben im Landkreis Cochem-Zell. Briedel 1996.
- Wackenroder, Ernst (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. Teil 2. München 1959.
Veröffentlicht am 09.09.2022
Anmerkungen:
- Berg 2005, S. 198 f.; Wackenroder 1959, S. 802. Zurück
- Zu den in den Hügelgräbern entdeckten Grabbeigaben gehören unter anderem ein bronzener Wendelhalsring, strichgruppenverzierte Bronzearmringe, Brustwendelringe sowie ein bauchiges Gefäß mit umlaufender Dreiecksverzierung, Berg 2005, S. 199. Zurück
- Rettinger 1985, S. 331. Zurück
- Rettinger 1985, S. 332; Wackenroder 1959, S. 802. Zurück
- Rettinger 1985, S. 332. Zurück
- Ebenda. Zurück
- Ebenda. – Siehe hierzu auch Friderichs 2001, S. 61. Zurück
- Rettinger 1985, S. 333. Zurück
- Friderichs 2001, S. 61; Wackenroder 1985, S. 802. Zurück
- Friderichs 2001, S. 61; Wackenroder 1959, S. 802. Zurück
- Rettinger 1985, S. 332. Zurück
- Ebenda, S. 332. Zurück
- Siehe hierzu ausführlich Rettinger 1985, S. 333. Zurück
- Wackenroder 1959, S. 803. Zurück
- Rettinger 1985, S. 332. Zurück
- Ebenda, S. 332. Zurück
- Schleindl 1995, S. 117. Zurück
- Ebenda. – Diese wenigen Informationen sind im Moment leider das einzige, was sich aus der Forschungsliteratur zur Geschichte von Wirfus im 19. und 20. Jahrhundert entnehmen lässt. Eine genauere Bearbeitung dieses Zeitraums steht noch aus und wäre für die Zukunft wünschenswert. Zurück
- Siehe hierzu Friderichs 2001, S. 61. Zurück