Altenkirchen in der Pfalz

Altenkirchen

0.1.Allgemeine Angaben

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg 

Einwohner (2003): 1497, davon 3% katholisch und 97% evangelisch

Einwohner (2007): 1376

Einwohner (2010): 1296

Weitere Wohnplätze: Wilgenhof und Hainhof, „Forsthaus“ im Ahlenwald

Gemarkung 644 ha, davon 148 Wald

Besondere Naturdenkmäler: „Dicke Eiche“ am Römerbrunnen

0.2.Lage

Der Ort liegt im Kohlbachtal in einer Höhe von ca. 285 Metern über NN, zum Teil im Kohlbachtal selbst, teilweise auch in den engen Tälern der Nebenbäche und in deren Hanglagen. Etwa ein Viertel der Gemarkung ist bewaldet, das Ackerland besteht zu einem großen Teil aus Kirschbaumplantagen. Die Berge in der Umgebung erreichen teilweise Höhen von mehr als 400 Metern (Hühnerkopf 441 m). Die Gemarkung von Altenkirchen grenzt im Osten an die Gemarkung von Ohmbach, im Süden an die Gemarkung von Dittweiler, im Westen an Breitenbach und im Norden an Frohnhofen.

0.3.Siedlung und Wohnung

Rathaus und Heimatmuseum

Die ursprüngliche Siedlung entstand rings um die Kirche, die erhöht ca.150 Meter vom Bachufer entfernt steht. So zählt auch die Bebauung im Umfeld der Kirche mit dem ehemaligen Friedhof zu dem ursprünglichen Ortskern. Die wichtigen Ortsstraßen mit neuerer Bebauung in ihren Verlängerungen zweigen fast sternförmig von der Kirche ab, die Friedhofstraße (zum neuen Friedhof hin) nach Norden, die Breitenbacher Straße nach Westen, die Hohlstraße nach Süden, die Schillerstraße, ein wenig nach Süden hin versetzt, in die östliche Richtung. Das Pfarrhaus steht der Kirche gegenüber in der Schillerstraße. Der heutige Friedhof liegt am nördlichen Ortsende rechts des Kohlbachs. An der Schulstraße, die von der Schillerstraße nach Süden abzweigt, steht das ehemalige Schulhaus aus dem Jahre 1919, das derzeit nur noch für die Grundschule genutzt wird. Ein weitaus älteres ehemaliges Schulhaus aus dem Jahr 1783 steht an der Bergstraße, die von der Breitenbacher Straße nach Nordwesten hin abzweigt. Dieses Gebäude nutzte die Altenkirchener Grubenverwaltung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Grubenbüro, und es ist heute in Privatbesitz. Ein weiteres Schulhaus, in dem zwischen 1820 und 1919 unterrichtet wurde, steht in der Friedhofstraße, es handelt sich dabei um das heutige Rathaus und Heimatmuseum. Abweichend vom Straßensystem, das aus dem alten Ortskern hervorging, verläuft mit neuerer Bebauung die Durchgangsstraße (Sankt Wendeler Straße L 335) auf der linken Seite des Kohlbachs.

0.4.Name

Die Siedlung entstand bei einer alten Kirche, die zu einer neueren Kirche in Beziehung stand. Dabei bleibt es fraglich, welche neuere Kirche gemeint war. Ernst Christmann war überzeugt, es habe sich um die Kirche von Ohmbach gehandelt. (Christmann 1963). Andere Regionalhistoriker vermuten, es könnten auch die Kirchen von Breitenbach oder Kübelberg gewesen sein. Zum ersten Mal erscheint der Name in einer Urkunde von 1290 als "Aldekierke". Weitere Namensnennungen sind u. a. Aldenkirchen (1372), Aldenkirch (1410), Allenkirchen (1480), Altenkirchen (1601) (Vgl. Dolch/Greule 1991 S. 40). Die Mundartform lautet „Ahlekerje“.

Wappen

Es zeigt auf silbernem Grund eine rote Kirche mit blauem Dach und mit goldenen Fenstern. Der Kopf markiert in einem goldenen und in einem schwarzen quer verlaufenden Streifen die Farben der Kurpfalz und der Pfalzgrafschaft Zweibrücken. Die Kirche bezieht sich auf den Ortsnamen. Das Wappen wurde 1986 durch die Bezirksregierung in Neustadt genehmigt. (Debus 1988 S. 167)

0.5.Wüstungen

Innerhalb der heutigen Gemarkung bestanden zwei Dörfer, die schon vor dem 30-jährigen Krieg untergegangen sind, Achtweiler und Staßweiler. Achtweiler lag südwestlich von Altenkirchen, der Ort erscheint 1571 in einer Urkunde. Staßweiler lag nordöstlich von Altenkirchen. Von der Existenz dieses Ortes zeugen heute lediglich Flurnamen.

0.6.Abriss der Ortsgeschichte

0.6.1.Vor- und Frühgeschichte

In vorgeschichtlicher Zeit war die Umgebung des Ortes von Menschen bewohnt, wie es entsprechende Funde in den Nachbargemeinden beweisen. In Altenkirchen selbst wurde eine steinzeitliche Klinge gefunden, die heute in Speyer aufbewahrt wird. Der Verbleib eines Fundes von keltischen Münzen im 19. Jahrhundert ist leider nicht bekannt. (Vgl. Bantelmann 1972 S. 44) Die Überreste einer villa rustica finden sich am Schlossberg (Flur am Teichenbaum) bei den Abhängen östlich des Ortes. Bei mehrfachen Grabungen wurden Münzen, eine Statuette (Merkur von Altenkirchen) und Keramikstücke aufgefunden. Bauarbeiter entdeckten beim Umbau der Kirche im Jahr 1978 mehrere römische Spolien. Bemerkenswert ist ein Stein mit einer Inschrift, die leider nur schwierig zu lesen ist. Entdeckt wurde auch der so genannte Entenstein, ein Relieffragment mit einem nackten Mann, der eine kleine Ente auf den Schultern trägt und hinter dem eine größere Ente herläuft. Ursprünglich stammten diese Steine wohl von früheren römischen Gebäuden aus der Umgebung des heutigen Ortes Altenkirchen. 

0.6.2.Mittelalter

Altenkirchen lag im freien Reichsland um Stadt und Burg Kaiserslautern. Wann der Ort gegründet wurde, ist heute nicht mehr festzustellen. Er gehörte jedenfalls zu dem Gericht Kübelberg, das ab 1312 nacheinander von mehreren weltlichen Herrschaften als Reichspfandschaft übernommen wurde. (Grafschaften Sponheim, Veldenz, Kurpfalz) Nach der Urkunde der Ersterwähnung aus dem Jahr 1290 erklärte der damalige Pfarrer Theodoricus von Altenkirchen dem Erzbistum Mainz, die Mönche auf dem Remigiusberg hätten während seiner langen Amtszeit, auch als er Pfarrer in Hirsau gewesen sei, dem Erzbischof von Mainz nie Steuern oder andere Abgaben gezahlt. Hintergrund dieser Bestätigung ist der Umstand, dass der Remigiusberg und das Remigiusland Besitz von Reims waren, jedoch kirchenorganisatorisch dem Erzbistum Mainz zugehörten. Ab 1437 gehörte das Gericht Kübelberg und mit ihm das Dorf Altenkirchen bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert zum kurpfälzischen Oberamt Kaiserslautern.

0.6.3.Neuzeit

Aus dem Jahr 1542 ist ein Weistum von Altenkirchen überliefert, nach dem die Nachkommen des damals bereits verstorbenen Junkers Hans Blick von Lichtenberg aus Bad Dürkheim im Beisein u. a. des Landschreibers Job Weidenkopf von der Burg Lichtenberg Huberrecht hielten und der Schultheiß Heinrich Korb von Kübelberg die Abgaben erhob. Im Wesentlichen enthält das Weistum Listen über die von den Bewohnern aus Altenkirchen und Frohnhofen zu leistenden Abgaben. Demnach war zu dieser Zeit das Dorf im Besitz der Blick von Lichtenberg, einer Adelsfamilie, die Jahrhunderte lang das Patronatsrecht über den Ort ausübte. Nach deren Aussterben zu Beginn des 17. Jahrhunderts traten die Herren von Günderode das Erbe an. Es kam zuletzt an die Freiherren von Fürstenwärter. Wie alle Dörfer der Umgebung litt auch Altenkirchen unter den Auswirkungen des grauenvollen Dreißigjährigen Krieges. Immerhin sollen bei Kriegsende noch fünf Familien den Ort bewohnt haben, während andere Dörfer in der näheren und weiteren Umgebung von Kusel vollkommen ausgestorben waren. Bei der einsetzenden Neubesiedlung der Landschaft ließen sich auch Zuwanderer in Altenkirchen nieder. Im ausgehenden 17. Jahrhundert erfolgten neue Verwüstungen durch französische Truppen Königs Ludwigs XIV. Erst im 18. Jahrhundert kam es zu einem neuen anhaltenden Aufschwung, und die ersten Auswanderungen nach Amerika setzten ein. 1779 kam das Gericht Kübelberg, damit auch der Ort Altenkirchen, im Zuge einer territorialen Neuordnung zwischen der Kurpfalz und der Pfalzgrafschaft Zweibrücken im Tausch gegen die bis dahin zweibrückischen Orte Duchroth und Oberhausen und einen Teil des Dorfes Niederkirchen zur Pfalzgrafschaft Zweibrücken, damit auch von dem kurpfälzischen Oberamt Kaiserslautern zum zweibrückischen Oberamt Homburg. Das zweibrückische Zwischenspiel dauerte jedoch nur kurze Zeit, denn durch die Folgen der Französischen Revolution wurden die alten feudalen Gebietsordnungen aufgelöst. 1793 erschienen die ersten Revolutionstruppen in unserer Heimat, 1801 annektierte Frankreich das linksrheinische Deutschland. Während der kurzen französischen Zeit bis 1814 lag Altenkirchen in der Mairie Waldmohr und zugleich im Kanton Waldmohr, darüber hinaus im Arrondissement Saarbrücken und im Saardepartement mit der Hauptstadt Trier.

0.6.4.Neueste Zeit

1814 verließen die Franzosen das linksrheinische Deutschland, und Altenkirchen wurde zunächst dem Kreis Ottweiler zugeordnet. Nach einer Übergangszeit entstand 1816 der Baierische Rheinkreis, die spätere bayerische Rheinpfalz im Königreich Bayern. Die inzwischen entstandenen Verwaltungseinheiten wurden erneut aufgelöst. Altenkirchen kam im "baierischen Rheinkreis" zunächst zu dem Landkommissariat (Kreis) Zweibrücken. 1818 wurde der Ort dann Sitz einer eigenen Bürgermeisterei mit den weiteren Gemeinden Dittweiler und Frohnhofen (und zunächst auch Breitenbach) im Kanton Waldmohr und im Landkommissariat (später Bezirksamt und Landkreis) Homburg. 1848/49 war hier im Kohlbachtal ein Zentrum der Revolutionsbewegung, wobei der Schullehrer Daniel Hirsch auch durch Gründung eines Volksvereins von sich zu reden machte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Kreis Homburg dem autonomen Saargebiet angeschlossen, zurück blieb bei dem neu gegründeten Freistaat Bayern und damit beim Deutschen Reich der Kanton Waldmohr. Er gehörte mit einer Außenstelle der Verwaltung zu dem Bezirksamt (Kreis) Kusel, die bis 1940 bestehen blieb. 1940 wurde diese Außenstelle Waldmohr aufgelöst und auch verwaltungsmäßig dem Kreis Kusel angeschlossen. Erst durch die Verwaltungs- und Territorialreform des Landes Rheinland-Pfalz von 1968 kam es zu einer Auflösung der Bürgermeisterei Altenkirchen. Der Ort gehört seit 1972 als Ortsgemeinde zu der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg.

0.7.Wahlergebnisse (Auswahl in Prozent)

JahrSPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Landtag 200168,210,63,62,0---15,5
Landtag 200658,210,13,91,7---26,0 *
Landtag 201150,720,02,019,52,94,9
Bundestag 200262,220,55,25,6---6,5
Bundestag 200549,715,57,74,216,07,0
Bundestag 200937,213,812,17,121,58,5
Bundestag 201343,422,52,46,510,115,3
* WASG 9,9 und FWG 7,9

0.8.Zeittafel

VorgeschichteFunde aus der Steinzeit (Klinge) und Keltenzeit (Münzen)
Römerzeitvilla rustica am Schlossberg und Spolien im Bereich der Kirche, Fundeiner Statue und eines Reliefsteins (Mann mit Enten)
um 1000Mögliche Gründung des Dorfes im Amt Kübelberg
1290Urkundliche Ersterwähnung als Aldekierke
Ab 1312Das Amt Kübelberg wird an unterschiedliche Herrschaften
1437Altenkirchen kommt mit dem Gericht Kübelberg an die Kurpfalz und zu dem Oberamt Kaiserslautern
1542Weistum von Altenkirchen. Das Dorf ist im Besitz der Blick von Lichtenberg
1600Beforchung des gesamten Gerichts Kübelberg" durch Philipp Vellmann
1648Ende des Dreißigjährigen Krieges. In Altenkirchen leben noch fünf Familien
1688-1697Die Eroberungskriege Ludwigs XIV. führen zu neuen Rückschlägen
1769Erste Kohlengrube in Altenkichen (Carls-Fundgrube)
1779Altenkirchen kommt mit dem Gericht Kübelberg zum zweibrückischen Oberamt Homburg
1793Erste Revolutionstruppen in Altenkirchen
1801Altenkirchen in Mairie und Kanton Waldmohr, im Arrondissement Saarbrücken und im Saardepartement
1814Altenkirchen im Kreis Ottweiler
1816Altenkirchen im Landkommissariat (Kreis) Zweibrücken des Baierischen Rheinkreises
1818Altenkirchen Sitz einer Bürgermeisterei (mit Dittweiler und Frohnhofen) im Kanton Waldmohr und im Landkommissariat (Kreis) Homburg
1919Der Kanton Waldmohr wird vom Bezirksamt (Kreis) Homburg losgelöst und wird zur Nebenstelle des Bezirksamts Kusel
1940Auflösung der Nebenstelle Waldmohr 
1972Selbstständige Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg

0.9.Religiöse Verhältnisse

Standort der Kirche seit der frühen fränkischen Zeit

0.10.Bevölkerung

Altenkirchen war ein Bauerndorf und ist heute noch weithin wegen des Kirschenanbaus bekannt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die ersten Kohlenbergwerke eröffnet (Carls-Fundgrube, Sankt-Paulsgrube und Maximiliansgrube). Durch diesen Bergbau vor Ort konnten sich manche Ortsbewohner dem Beruf des Bergarbeiters zuwenden. Eine markante Persönlichkeit in der Entwicklung des Bergwesens von Altenkirchen war Johann Paul Weiß aus Sachsen, der vor seinem Auftreten in Altenkirchen wichtige Tätigkeiten im kurpfälzischen Bergwesen ausübte, auch erfahrene Bergleute aus seiner Heimat in die Pfalz holte. So vollzog sich ein allmählicher Umschwung vom Bauerndorf zum Arbeiterdorf, wobei viele Bewohner auch in den Gruben des nahe gelegenen Saarlands Arbeit fanden. Im ausgehenden 19. und im frühen 20. Jahrhundert wurde die Arbeit in den Gruben von Altenkirchen selbst eingestellt, weshalb die örtlichen Bergarbeiter fast alle zum Auspendeln gezwungen waren. Natürlich bot sich auch Arbeitsmöglichkeit in anderen Erwerbszweigen, vor allem in den vielseitigen Handwerksberufen. Die Einwohnerzahlen stiegen bereits während des 18. Jahrhunderts stark an und verdreifachten sich im Verlauf des 19. und des 20. Jahrhunderts. In jener Zeit ist auch eine starke Auswanderung nach Nordamerika, vor allem in den Bundesstaat Ohio zu verzeichnen. Hinsichtlich der religiösen Zugehörigkeit waren die Bewohner früher durchweg evangelisch, und auch heute sind katholische Christen und Bewohner anderer religiöser Zugehörigkeiten in der Minderheit.

0.11.Bevölkerungsentwicklung nach Willi Alter im Pfalzatlas

18251835187119052939196119992007
gesamt 4965816467731043131614971376
röm. kath. ---- 67 45
ev. 496 1243 1402

0.12.Schule, Kultur, Vereine

0.12.1.Schule

Wahrscheinlich gab es schon vor dem 30-jährigen Krieg Bemühungen, in Altenkirchen einen Schulbetrieb einzurichten. Aus dem Jahr 1782 erfahren wir, dass rund 70 bis 80 Schulkinder unterrichtet wurden. Das Schulhaus war baufällig und wurde ab 1785 erneuert. Auch die Schüler aus Dittweiler und Frohnhofen besuchten den Unterricht in Altenkirchen. Damals erhielt der verheiratete Lehrer als Jahresgrundgehalt vier Malter Korn im Wert von 16 Gulden und zusätzlich 10 Gulden Bargeld. Hinzu kam ein "Glockenkorn" an Getreide im Wert von 44 Gulden sowie Holz im Wert von 24 Gulden. Hierzu mussten die Schüler noch ein Schulgeld zahlen, das insgesamt etwa 10 Gulden ausmachte. Daneben bewirtschaftete der Lehrer einen größeren Acker und eine Wiese, wofür ihm wiederum 10 Gulden berechnet wurden. (Vgl. Kramer 1915 S. 265) Es gab während des 19. Jahrhunderts im Ort eine "obere" und eine "untere" Schule, und in beiden wurden durchschnittlich 60 Schüler unterrichtet. Der Aufwand für Lehr- und Lernmittel und das Lehrergehalt wurden von der Gemeinde vorgeschlagen und durch das Landkommissariat Homburg endgültig festgesetzt, wobei die Endbeträge in der Regel den Gemeindevorschlag überstiegen. 1862 wurden für die obere Schule berechnet: Wert für Garten und Äcker 47,33 fl, für einen Klafter Holz 5,00 fl, für die Lehrerwohnung 12,00 fl und an Bargeld aus der Gemeindekasse 285,27 fl, zusammen 350,00 fl. Schulgeld von den Eltern wurde nicht mehr erhoben. Die Gemeinde wollte eigentlich nur 323,33 fl aufbringen.

Für die 2. Schule (deutsche Vorbereitungsschule) wurden in ähnlicher Zusammensetzung ebenfalls 350 fl. aufgebracht. Die Gemeinde hatte große Schwierigkeiten, dieses Geld aufzubringen, da die einzelnen Familien alle geforderten Umlagen zumeist nur "sehr schwer" oder überhaupt nicht bezahlen konnten. Die 146 Familien besaßen im Durchschnitt 9,26 Tagwerk Land (in Bayern ca.3 ha). So heißt es in einem Gemeinderatsbeschluss: "... obwohl es sehr zeitgemäß ist, dass die Lehrergehalte erhöhet werden, so wolle doch ... ersehen werden, dass die Gemeinde mit Umlagen wirklich überbürdet ist" (LA Speyer, H 35 Nr. 49 und H 38 1173 Von besonderer Bedeutung ist die Tatsache, dass das Schulwesen von Altenkirchen mit dem Namen des Revolutionärs Daniel Hirsch verbunden ist, der 1835 als junger Lehrer im Alter von 21 Jahren nach Altenkirchen kam. Er war Nachfolger des alten, fleißig dem Alkohol zusprechenden Lehrers Peter Dennis, der noch ein Spielkamerad des späteren Königs von Bayern Maximilian Joseph I. war, als dieser einen Teil seiner Kindheit im Schloss Pettersheim verbracht hatte. (Wagner 1958) Hirsch selbst wurde als fleißiger und erfolgreicher Lehrer geschätzt, jedoch wegen seiner Teilnahme am badisch-pfälzischen Aufstand von 1849 aus dem Schuldienst entlassen und wanderte 1850 in die USA aus. (Vgl. Nikolaus 1993 S. 8 ff.)

 

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde die Schule zunächst dreiklassig geführt. Oft beklagten die Lehrer ihre unzureichenden Wohnverhältnisse. Durch die Schulreform nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1970 eine Vergrößerung zu sieben Grundschulklassen, die auch von Kindern der Nachbardörfer besucht wurden. Die Hauptschüler besuchen seitdem die Hauptschule im Schulzentrum Schönenberg-Kübelberg. Die Grundschule Altenkirchen blieb bislang erhalten.

0.12.2.Kultur

Das kulturelle Geschehen wird weitgehend durch die vielen örtlichen Vereine, auch durch die Kirchengemeinde bestimmt. Hinzuweisen ist auf das gern besuchte Heimatmuseum mit vornehmlich Ausstellungen zur Arbeit der Menschen in früherer Zeit und zur Auswanderungsgeschichte des Kohlbachtals. [Öffnungszeiten von September bis Juni jeden Sonntag von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr, Leitung Richard Bleyer]

0.12.3.Brauchtum und Feste

Altenkirchen feiert am ersten Wochenende im Juli ein Dorffest und am ersten Wochenende im Oktober die Kirchweih. Ein Weihnachtsmarkt folgt am 1. Advent. Bekannt war in den 1950er Jahren das Kirschblütenfest im Mai mit Wahl der Blütenkönigin.

0.13.Gesundheits- und Sozialwesen

Ein Arzt für Allgemeinmedizin praktiziert vor Ort, weitere Ärzte und Apotheken finden sich in den Nachbarorten, in Brücken, in Schönenberg-Kübelberg, in Herschweiler-Pettersheim und in Waldmohr. Die Sozialstation Brücken betreut Pflegefälle. Nächste Krankenhäuser sind die Universitätsklinik in Homburg, das Krankenhaus in Landstuhl und die Westpfalzkliniken in Kusel und in Kaiserslautern. Auch ein Kindergarten besteht im Ort selbst.

0.13.1.Wirtschaftliche Verhältnisse und Verkehr

Ursprünglich orientierte sich das Erwerbsleben des Ortes an der Landwirtschaft, wobei der Anbau von Süßkirchen seit 1742 durch die Förderung von Kurfürst Karl Theodor eine Rolle spielte und auch heute noch von Bedeutung ist. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in der Gemarkung des Ortes auch nach Kohlen für den Hausbrand gegraben, zunächst nur für den Bedarf einzelner Familien, dann auch in größerem Umfang. Größte Gruben waren die Carls-Fundgrube (gegründet 1768) und die Maximiliansgrube. 1775 verlieh der pfälzische Kurfürst Erbverträge an die Obersteiger Meixner und Weiß und begründete damit den örtlichen Kohlenabbau in größerem Umfang. In den 1880er Jahren kam der Bergbau zum Erliegen, Neuanfänge nach den beiden Weltkriegen stellten nur kurze Episoden dar. Heute ist Altenkirchen ein Wohnort für Bewohner in mannigfachen Berufen, wobei vor Ort Dienstleistungsbetriebe und kleinere Produktionsbetriebe bestehen.

Altenkirchen liegt an der Landesstraße 355, die nach Schönenberg-Kübelberg führt und nördlich des Ortes auf die L 352 stößt, (Quirnbach-Ottweiler). Die Kreisstraße 5 verbindet den Ort direkt mit dem westlich gelegenen Dorf Breitenbach. Zu den Autobahnanschlussstellen bei Glan-Münchweiler und bei Miesau, bzw. Waldmohr sind es jeweils 12 km. Die Bahnhöfe von St. Wendel (Strecke Bingen - Saarbrücken), Glan-Münchweiler (Kusel - Landstuhl) und Homburg (Saarbrücken - Kaiserslautern) liegen ebenfalls jeweils ca. 12 Kilometer weit entfernt.

0.14.Persönlichkeiten

Bollinger, Otto (*1843 in Altenkirchen † 1909 in Neuwittelsbach)

Pfarrerssohn aus Altenkirchen, besuchte die Lateinschule in Kaiserslautern und das Bipontinum in Zweibrücken, studierte Naturwissenschaften in München. Promotion 1868, Bataillonsarzt im Krieg 1870/71, danach Vorstand des Ärztlichen Vereins zu Zürich und Professor für pathologische Anatomie und vergleichende Pathologie in München. In dieser Eigenschaft veröffentlichte er zahlreiche medizinisch-wissenschaftliche Arbeiten. Er wurde hoch dekoriert, war u. a. Ritter des Verdienstordens der bayerischen Krone. Entdecker der Strahlenpilzkrankheit.

 

Germann, Johanna (*1896 in Altenkirchen, † 1973 in Kaiserslautern)

Sie besuchte das Lehrerseminar in Kaiserslautern, war Lehrerin an verschiedenen Dorfschulen im Kreis Kusel und an der höheren Mädchenschule in Kusel, schloss sich der Anthroposophie an und schrieb Erzählungen und Theaterstücke, die - wohl auch aus politischen Gründen - nicht in den großen Theatern aufgeführt wurden. Zuletzt schrieb sie den Roman "Ein Rufer in der Wüste Heidelberg 1968.

 

Germann, Otto (* 1885 in Altenkirchen, † 1967 in Kaiserslautern)

Älterer Bruder von Johanna Germann, besuchte die Lehrerbildungsanstalt in Kaiserslautern, war Lehrer in Kusel und an der Präparandenschule in Edenkoben, begann 1912 ein Studium der Naturwissenschaften in München und wurde 1919 Leiter der Präparandenschule in Kusel, unterrichtete später am Lehrerseminar und an der Aufbauschule Kaiserslautern. Auf rein wissenschaftlichem Gebiet befasste er sich vornehmlich mit den geologischen Zusammenhängen im Bereich der Westpfalz. 1921 begründete er zusammen mit anderen Mitgliedern des Heimatvereins Kusel das "Heimatblatt des Remigiuslandes", in dem er selbst grundlegende Beiträge zur Geologie der Region veröffentlichte. 1954 erschien seine Arbeit "Erdgeschichtliche Heimatkunde der Pfalz ".

 

Heintz, Friedrich Jakob (* 1759 in Hornbach † 1819 in Niederbexbach)

Theologe und Schriftsteller, schrieb ein Reihe religiöser Traktate, verbrachte als Vikar einige Jahre in Altenkirchen.

 

Hirsch, Daniel (*Homburg/Saar 1815 † 1893 in Fearing/Ohio

Lehrer in Altenkirchen von 1835 bis 1849, vertrat die Ideen der 48er Revolution, beteiligte sich am badisch-pfälzischen Aufstand von 1849, wurde aus diesem Grund aus dem Schuldienst entlassen und emigrierte 1850 in die USA, wo er in Ohio im District Washington unter zumeist deutschen Ansiedlern und vielen aus dem Kohlbachtal als Pfarrer wirkte.

 

Müller, Johann Peter (* 1709 in Rutsweiler a. d. L. † 1796 in Ephrata USA)

Prediger und später Pfarrer bei den Wiedertäufern in Ephrata (USA), lebte als Sohn des Pfarrers Johann Müller einige Jahre lang in Altenkirchen.

 

Weiß, Johann Paul (* 1732 in Schlema/ Sachsen † 1794 in Neunkirchen am Potzberg

Er wurde in seiner sächsischen Heimat zum tüchtigen Bergfachmann ausgebildet und kam 1770 an den Potzberg, wo er an verschiedenen Bergwerken Besitzanteile erwarb. 1775 erwarb er unter dem Obersteiger Meixner Anteile an der neu gegründeten Pauls-Fundgrube in der Gemarkung von Altenkirchen. Im selben Jahr erwarb er die Carlsfundgrube, die durch einen Stolleneinsturz unbrauchbar geworden war, setzte sie wieder in Stand und erwarb nach und nach Anteile an allen Gruben in Altenkirchen. Bis zu seinem Tod hatte er ein beachtliches Vermögen erworben. Das Unternehmen der Weiß-Familie wurde von dem Sohn Konrad ( *1773 †1824) und dem Enkel Karl (*1799 †1879) fortgeführt.

0.15.Nachweise

Verfasser: Ernst Schworm und Dieter Zenglein

redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Bauer, Markus: Von den Alpen in den Westrich, Tiroler als Neusiedler im Gericht Kübelberg im 18. Jahrhundert, in: Westricher Heimatblätter Jg. 26 Heft 2 Kusel 1995, S. 37-42.
  • Beschmann, Waldemar und Zenglein Dieter: Kirche und Gemeinde Altenkirchen (1290-1990), Speyer 1990.
  • Becker, Heinrich: Die große Reise - Bemerkungen zur Amerika-Auswanderung der Westpfälzer im 19. Jahrhundert, in: Westricher Heimatblätter Jg. 28 Kusel 1997, S. 36-45.
  • Becker, Heinrich: Aus dem Tagebuch des Karl Cloß [Auswanderer in Ohio], in: Westricher Heimatblätter Jg. 32 Kusel 2001, S. 100-109.
  • Becker, Heinrich: Westpfälzer im Amerikanischen Bürgerkrieg 1861-1865, in: Westricher Heimatblätter Jg. 33 Kusel 2002, S. 100-116.
  • Bernhard, Helmut: Fundberichte aus der Pfalz, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Band 80 Speyer 1982, S. 277-445. Darin S. 282 Grabungsbericht von Diethelm Malitius über Altenkirchen.
  • Betts, Donna J.: Bergkirche. Geschichte der Bergkirchengemeinden [Auswanderer in Ohio], in: Westricher Heimatblätter Jg. 30 Kusel 1999, S. 100-124.
  • Bleyer, Richard: Die Kleinkinderschulen und Kindergärten in Altenkirchen o.O. 1997, S. 227-230.
  • Christmann, Ernst: Beiträge zur Geschichte Altenkirchens, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Bd. 61 Speyer 1963 S. 136ff.
  • Elster, Hans Martin: Johanna Germann (Schriftstellerin), in: Westrichkalender Kusel 1973, S. 90-95.
  • Germann, Otto: Vor 70 Jahren in einem Westricher Dorf, in: Westrichkalender Kusel 1962, S. 149-156.
  • Germann, Otto: Ein König und sein Spielkamerad, in: Westrichkalender Kusel 1963, S. 103-104.
  • Germann, Otto: Einiges vom Kohlenbergbau des Dorfes Altenkirchen, in: Westrichkalender Kusel 1969, S. 177-181.
  • Hildebrand, F. Michel: Blütenfest in Altenkirchen (Gedicht), in: Westrichkalender Kusel 1957, S. 139.
  • Höh, Karl Wilhelm: Der Römerbrunnen bei Altenkirchen, in: Westrichkalender Kusel 1968, S. 71-73.
  • Krebs, Karl Friedrich: Brief eines westpfälzischen Amerikaauswanderers aus dem Jahre 1787, in: Westrichkalender Kusel 1958, S. 139.
  • Kuby, Alfred Hans: Das älteste Kirchenbuch von Altenkirchen, in: Westrichkalender Kusel 1972, S.139-141.
  • Malitius, Diethelm: Römische Inschriften und Skulpturen im Landkreis Kusel, in: Westricher Heimatblätter Jg. 18 Kusel 1987, S.185-232. (Abschnitt zu Altenkirchen S. 186-187).
  • Nikolaus, Walter: Daniel Hirsch, Lehrer - Revolutionär - Pfarrer, in: Westricher Heimatblätter Jg. 24 Kusel 1993, S. 4-42.
  • Nikolaus, Walter/ Zenglein, Dieter: Das Kohlbachtal. Eine Bildchronik, Altenkirchen 1986.
  • Pfaff, Thomas Martin: Kurz gefasste Ortsgeschichte von Altenkirchen, in: Westrichkalender Kusel 1988, S. 131-134.
  • Wagner, Helmut: Er konnte das Trinken nicht lassen, in: Westrichkalender Kusel 1958, S. 91.
  • Wagner, Helmut: Auf den Spuren der Römer im Raum Altenkirchen, in: Westrichkalender Kusel 1961, S. 83-85.
  • Wagner, Helmut: Die ehemalige Carls-Fundgrube zu Altenkirchen, in: Westrichkalender Kusel 1963, S. 32-33.
  • Wagner, Helmut: Bevölkerungsbewegung im Raum Altenkirchen, in: Westrichkalender Kusel 1964, S. 35-37.
  • Wagner, Helmut: Von der Vereinigung der protestantischen Religionen, in: Westrichkalender Kusel 1969, S. 80.
  • Wilhelm, Klaus: Der Berggeschworene Paul Weiß und seine Familie, in: Westricher Heimatblätter Jg. 34 Kusel 2003, S. 155-157.
  • Zenglein, Dieter: Zu Ohios Ufern - Ein Beitrag zur Auswanderung der Kohlbachtäler nach Amerika, in: Westricher Heimatblätter Jg. 18 Kusel 1987, S. 51-117.
  • Zenglein, Dieter: Die Weiß-Familie - Pioniere des Bergbaus in der Westpfalz, in: Westricher Heimatblätter Jg. 34 Kusel 2003, S. 136-154.
  • Zenglein, Dieter: Die Weiß-Straße in Altenkirchen, Skriptum der Ortsgemeinde Altenkirchen aus Anlass der Straßenbenennung, Altenkirchen o. J.