Dittelsheim in Rheinhessen

Die evangelische Pfarrkirche in Dittelsheim

Evangelische Kirche in Dittelsheim[Bild: Harald Strube]

Die Kirche in Dittelsheim wurde im 11. und 12. Jahrhundert errichtet. Neuere dendrochronologische Untersuchungen haben gezeigt, dass das ursprünglich ermittelte Datum 1144 für die Turmbekrönung verworfen werden muss. Vielmehr ist die Fertigstellung der des Krone des sog. „Heidenturm“ oder „Sarazenenturm“ um 1110 als wahrscheinlich anzunehmen[Anm. 1]. Die orientalisch anmutende Architektur der Turmbekrönung kann auf Einflüsse der aus dem Heiligen Land zurückkehrenden Kreuzfahrer zurückgeführt werden.[Anm. 2]Eine andere Form der Vermittlung dieser Architekturformen, z. B. durch Pilgerreisen oder über Handelsbeziehungen, ist aber ebenso denkbar.[Anm. 3]

Die gesamte Kirchenanlage wurde in den Jahren von 1969 bis 1973 von Grund auf instandgesetzt. Das Erdgeschoss des Chorkirchenturmes (im Osten des Kirchenschiffes) war in gotischer Zeit - wie die als Konsolen dienenden Köpfe erkennen lassen - überwölbt; es diente als Sanktuarium (Altarraum). Die Möglichkeit, daß Dittelsheim im Chorkirchenturm eine Heilig-Grab-Verehrung hatte, ist nicht auszuschließen; ebenso könnte diese Stätte auch Ziel geistlicher Pilgerfahrten gewesen sein. Die einmalige Orgel wurde 1785 von Friedrich Carl Stumm eingebaut.

Dittelsheim, Sarazenenturm[Bild: Hans-Jürgen Kotzur]

Der Turm beginnt mit einem quadratischen, sich nach oben zusammenziehenden Stock, dem sich vier schmälere mit Fenstern durchbrochene und mit Giebeln abgeschlossene Vorlagen anfügen. Die Kuppel hat innen zwar abgerundete Ecken, aber aus diesen schneiden sich vier Bögen heraus, die wiederum ein Quadrat bilden, in dessen Winkeln Zwickelgewölbe den Übergang zu dem innen runden, außen achteckigen Tambour bilden, welcher die eigentliche Kuppel trägt.
Die Achteckseiten haben kleine Rundbogenfenster und sind mit Giebeln abgeschlossen. Die aus Tuffstein gewölbte Kuppel ist außen mit dreieckig eingeschnittenen Rinnen versehen, die ihr ein melonenartiges Aussehen verleihen. In den Giebeln des Abschlusses sind rundbogige, teilweise vermauerte Fenster gebrochen. Vier in den Hauptachsen liegende Seiten der drei achteckigen Stockwerke des Turmes haben ein großes, fast die ganze Wandbreite und Höhe des Stockwerkes ausfüllendes Kuppelfenster.

Nachweise

Verfasser: Daniela Bachl und Dominik Kasper

Literatur:

Erstellt: 2005

Geändert: 28.09.2015

Anmerkungen:

  1. Vgl. Kotzur, S. 20 Zurück
  2. Vgl. Ebenda, S. 36f. Zurück
  3. Vgl. Sebald, S. 113f. Zurück