Laurenziberg in Rheinhessen

Laurenziberg

Ein Dorf auf dem Laurenziberg wurde erstmals am 1. November 767 mit der Bezeichnung „ad montibus“ in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch erwähnt. Eine zweite Erwähnung aus dem Jahr 795 findet sich in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda. Der deutschsprachige Name findet sich erstmals im Jahr 1158, zunächst als „Bergun“, später als „Bergen“, in der historischen Überlieferung. Für das 13. und 14. Jahrhundert lässt sich in regelmäßigen Abständen ein Adelsgeschlecht „von Bergen“ im Ort urkundlich belegen.  Eine dem heiligen Laurentius geweihte Pfarrkirche wird erstmals 1307 erwähnt. [Anm. 1]

Aus territorial-rechtlicher Perspektive waren die Bewohner des Berges spätestens seit dem Mittelalter eng an Mainz gebunden. Seit dem Jahr 1351 war der Zehnte zu Bergen nachweislich im Besitz des Heiligkreuz-Stiftes zu Mainz. 1488 wurde der Ort durch den Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg zu einem Wallfahrtsort erklärt – eine Teilnahme an der Wallfahrt zur Kirche des Hl. Laurentius gewährte fortan einen vollkommenen Ablass. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert kaufte der Kurfürst von Mainz das Zehntrecht des Ort auf, obgleich das ursprüngliche Dorf zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon nicht mehr existierte.[Anm. 2] Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, als die gesamte Region in den Besitz Frankreichs fiel, behielt Kurmainz die Territorialhoheit über den Berg. [Anm. 3]

Die letzte urkundliche Erwähnung des Dorfes Bergen stammt aus dem Jahr 1362, weshalb häufig davon ausgegangen wird, dass der Ort kurz darauf aufhörte zu existieren. An die Stelle des Dorfes trat bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ein Hof, den die Freiherren Langwerth von Simmern besaßen. Dieser Hof wurde Ihnen als Lehen durch den Herzog von Zweibrücken übertragen.[Anm. 4] Wie die territorialen Ansprüche des Mainzer Kurfürsten auf den Berg mit diesem Umstand zu vereinen waren, wurde bisher noch nicht ausreichend erforscht.

Der Hof der Familie Langwerth von Simmern war der Haupthof auf dem Berg und war mehreren umliegenden Höfen als Gericht übergeordnet. Die Anzahl der umliegenden Höfe wird in der Regel als relativ gering eingeschätzt – der Historiker Manfred Wantzen geht von „niemals wesentlich mehr“ als sechs Höfen und einer gesamten Gemarkungsgröße von etwa 600 Morgen (ca. 150ha) aus.[Anm. 5]  Einer dieser Höfe, über den die Quellenlage Rückschlüsse zulässt, war ein fast 100 Morgen (25ha) großes Gut im Besitz des Hospitals zu Gau-Algesheim. Dieses wurde mindestens seit 1571 verpachtet, jedoch im Zuge von Kriegen - spätestens im Dreißigjährigen Krieg - aufgegeben und anschließend von der Familie von Simmern gegen jährliche Abgaben an das Spital übernommen. 1817 verkaufte die Stadt Gau-Algesheim für 800 Gulden alle, zu diesem Zeitpunkt scheinbar in ihren Besitz gefallenen, Rechte auf das Gut.[Anm. 6]

Die Zeit vor und im Dreißigjährigen Krieg ist für den Berg nur schlecht überliefert. Als gesichert kann nur gelten, dass spätestens 1649 durch die Familie Langwerth von Simmern mit dem Wieder- bzw. Neuaufbau der Besiedlung und der Wiederherstellung der Weinberge begonnen wurde. Ab 1655 tauchten die Bewohner wieder in Steuerlisten auf und 1656 wurde Georg-Christoph Langwerth von Simmern bei seinem Erbantritt auch Bergen wieder als Lehen übertragen. [Anm. 7]

1764 wurde die Anhöhe erstmals „Laurenziberg“ genannt. Die gleiche Bezeichnung wurde ab der Mitte des 18. Jahrhunderts auch für die Ansiedlung üblich. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass der Name aus dem Patrozinium der ehemaligen Berger Kirche hergeleitet wurde.[Anm. 8] Über die Anzahl der Einwohner in früheren Zeiten ist beinahe nichts bekannt, im 18. Jahrhundert fiel diese jedoch äußerst gering aus. So wohnten im Jahr 1790 auf dem gesamten Berg insgesamt nur zehn Familien, welche alle katholischen Glaubens waren. [Anm. 9]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Besiedlung auf dem Laurenziberg als Weiler zum Kreis Bingen gezählt und gehörte zur Gemarkung und zur Bürgermeisterei Gau-Algesheim. Zu diesem Zeitpunkt lebten dort in insgesamt elf bewohnten Gebäuden 64 Einwohner.[Anm. 10] Heute ist Laurenziberg ein Stadtteil von Gau-Algesheim und zählt ungefähr 200 Einwohner. Die Wallfahrtskirche St. Laurentius verleiht dem Ort auch heute noch eine überregionale Bedeutung.

Nachweise

Verfasser: Simeon Thomas Pfeiffer

Verwendete Literatur:

  • Wantzen: Manfred: Die Familie Langwerth von Simmern im Rheingau und ihre Beziehung zu Bergen/Laurenziberg bei Gau-Algesheim (=Beiträge zur Geschichte des Gau-Algesheimer Raumes, Bd. 4). 1994 [Gau-Algesheim]. In: Hellriegel, Ludwig (Red.): Der Laurenziberg. [1994] [Gau-Algesheim], S. 68-163.
  • Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905. URL: www.brilmayer-gesellschaft.de/fileadmin/Rheinhessenportal/Teilnehmer/carl-brilmayer-gesellschaft/Brilmayer_Rheinh._Laurenziberg.PDF (Letzter Aufruf: 24.01.2018).

Aktualisiert am: 29.01.2018

Anmerkungen:

  1. Wantzen, S. 68; Brilmayer, S. 258. Zurück
  2. Wantzen, S. 68-69. Zurück
  3. Brilmayer, S. 259. Zurück
  4. Brilmayer, S. 259. Zurück
  5. Wantzen, S. 70. Zurück
  6. Brilmayer, S. 259. Zurück
  7. Wantzen, S. 108, S. 113-114, S. 118-119. Zurück
  8. Wantzen, S. 68; Brilmayer, S. 259. Zurück
  9. Wantzen, S. 72. Zurück
  10. Brilmayer, S. 258. Zurück