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Hinweis

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Glossar von regionalgeschichte.net verfasst. Im Zuge der Umgestaltung des Glossars zu einem primären definitorischen Glossar im Jahr 2018, wurde dieser Beitrag aus dem Glossar entfernt und wird stattdessen hier als kurzer Aufsatz zur Verfügung gestellt.

Alte Deutsche Monatsnamen

Deutsche Monatsnamen tauchen im Schrifttum erstmals um 800 nach der julianischen Jahresrechnung bei Einhard in dessen in lateinischer Sprache verfassten Werk "Vita Karoli Magni" über das Leben Karls des Großen auf, und zwar der wintarmanoth, hornung, lenzinmanoth, ostarmanoth, winnemanoth, brachmanoth, hewimanoth, aranmanoth, witumanoth, windumemanoth, herbistmanoth und heilagmanoth. Aber bereits diese Namen sind nicht ursprünglich, sondern christlich verfälscht. So war der neunte Monat eigentlich der Herbstmonat und der witumanoth (= Holzmonat) willkürlich.

Bei den Angelsachsen (Beda 725) hieß dieser neunte Monat halegmonadh. Er ist unter Karl dem Großen nun der zwölfte Monat. Nach Heinrich Heeger tritt erst am Ende des Mittelalters die Bezeichnung "Mond" an die Stelle von "Monat".

1781 benannte Runde die Monate folgendermaßen: Wintermonat, Hornung, Lenzmonat, Ostermonat, Wonnemonat, Brachmonat, Heumonat, Ähren- oder Erntemonat, Herbstmonat, Weinmonat, Windmonat und Heiligen- oder Christmonat. Die Willkürlichkeiten Karls des Großen sind zwar in dieser Monatsnamenreihe beseitigt worden, aber der "Ährenmonat" ist falsch, da "aran" die alte Form für "Ernte" ist. Erst 1846 führte Friedrich Ludwig Jahn den Julmonat als zwölften Monat ein.

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden dann zahlreiche Monatsnamenreihen aufgestellt. Folgende Monatsnamen fanden dabei Verwendung:

  • 1. Hartmond, Jenner, Hartung, Eismonat
  • 2. Hornung
  • 3. Lenzmond, März, Spröckel, Lenzmonat, Lenz
  • 4. Ostermond, April, Ostering (später: Ostaring), Ostermonat
  • 5. Wonnemond, Mai, Wonnemonat, Wunmond, Wunmonat
  • 6. Brachmond, Brachmonat, Linding, Wendert
  • 7. Heumond, Heumonat, Juli, Heuert
  • 8. Ähren- oder Erntemond, Augst, Auchst, Ernting, Erntemonat, Erntert
  • 9. Herbstmond, Herbstmonat, Scheiding, Arminsmonat
  • 10. Weinmond, Weinmonat, Gilbhart, Freiheitsmonat
  • 11. Windmond, Wintermonat, Nebelung, Laubriß, Nebelmonat
  • 12. Heiligen- oder Christmond, Christmonat, Wending, Julmonat,
  • Jul-oder Weihnachtsmond, Weihnachtsmonat

Die Bemühungen um das Aufstellen eigener deutscher Monatsnamenreihen wurden auch im 20.Jahrhundert von zahlreichen Autoren fortgesetztIn diesen Reihen kamen folgende Namen zur Anwendung:

  • 1. Hartung, Jänner, Winter, Eismond, Horn, Hartmond
  • 2. Hornung, Sellemond, Selle
  • 3. Lenz, Lenzmonat, März, Lenzing, Lenzmonat
  • 4. Östring, Ostermond, Ostermonat, Oster
  • 5. Mai, Wonnemond, Weidemonat, Wonnemonat, Maien;
  • 6. Brachmond, Brachet, Sonnwend, Brachmonat
  • 7. Heumond, Heuert, Heuet, Heumonat;
  • 8. Aust, Ernting, Erntemonat, Erntemond, Ernet
  • 9. Herbstmond, Scheiding, Herbst, Hernstmonat, Herbsting
  • 10. Weinmond, Gilbhardt, Gilbhart, Weinmonat, Laubfall, Gilbmond,
  • Heiligmond, Laubries
  • 11. Niblung, Laubris, Gilbhart, Nebelung, Laubrost, Nebelmond,
  • Wintermonat, Nebling, Wintermond, Neblung;
  • 12. Jul, Wihimanoth, Julmonat, Julmond, Christmond, Christmonat,
  • Heilsmond, Weihemond.

Eine einheitliche deutsche Monatsnamenreihe kann es überhaupt nicht geben, zumal allein in den verschiedenen deutschen Mundarten an die 200 unterschiedliche Monatsnamen zeitlich und/oder örtlich begrenzt vorkamen oder vorkommen, worüber zum Beispiel die Arbeit des bedeutenden Germanisten Prof. Dr. Karl Weinhold "Die deutschen Monatsnamen" (Halle 1861) Auskunft gibt. Anschließend sollen daher nur die gebräuchlichsten Monatsnamen kurz erläutert werden, wobei die Irrtümer und umstrittenen Erfindungen unberücksichtigt bleiben:

Hartung

Hartung ist (erfunden durch Hermann von Pfister-Schwaighusen 1893) aus der Umformung des "Hartman" (nach der harten Erde, Man = Mond) entstanden. Der Hartmond oder Hartmonat (althochdeutsc "hertimanod", mittelhochdeutsch "hertemanot") weist allenfalls noch auf hartes Eis (auch oberdeutsch gefrorenen Schnee) in diesem strengen Wintermonat hin.

Hornung

Hornung ist aus dem althochdeutschen, mittelhochdeutschen "hornunç" begeleitet, was eigentlich das im Eck (Horn) gezeugte Kind (Bastard, Bankert) und deswegen zu kurz Gekommener bedeutet, und zwar wegen seiner nur 28/29 Tage. Auch altnordisch heißt das uneheliche Kind "hornung". Das germanische Wort "hurna" bedeutet Horn, Spitze, Ecke.

Lenz

Lenz, Lenzmonat, Lenzmond und Lenzing sind aus dem althochdeutschen "lenzo" oder "lengzo", was Frühling bedeutet, abgeleitet, und zwar nach den länger werdenden Tagen. Gemeint wurde damit stets die gesamte Jahreszeit, ebenso mit dem salzburgischen "Lenzing".

Ostermonat

Ostermonat oder Ostermond hängt mit der Himmelsrichtung Osten des Sonnenaufganges zusammen, mit dem steigenden Licht, zugleich mit dem wichtigen Fixpunkt im Sonnenlauf, der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche am 21. 3. Das Osterfest wird nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert.

Wonnemonat

Wonnemonat oder Wonnemond ist der Weidemonat, der althochdeutsch "winni-, wunnimanod" und mittelhochdeutsch "wunne-, winnemanot" hieß. "wunni" (= Freude, Lust) und "wunne" (= Lust-, Weideplatz) sind wiederum auf gotisc "winja" (= Weide, Futter) und germanisch "wunjo" oder "wun" (= lieben, zufrieden sein) zurückzuführen.

Brachet

Brachet ist die süddeutsche Kurzform für den Brachmonat oder Brachmond, da in ihm bei der Dreifelderwirtschaft das Brachfeld bearbeitet wurde.

Heuet

Heuet ist die süddeutsche Kurzform für den Heumonat oder Heumond, da zu dieser Zeit die Heuernte stattfand.

Erntemonat

Erntemonat, Erntemond und der Ernting (durch Adolf Reinecke 1893 erfunden) sind auf das althochdeutsche Wort "arnoti" zu "ar(a)n" (= Ernte) zurückzuführen und weisen auf die Getreideernte hin.

Herbstmonat

Herbstmonat, Herbstmond und der Herbsting (durch Adolf Reinecke 1893 erfunden) weisen auf die Herbst-Tagundnachtgleiche, den Herbstbeginn am 23. 9. hin. Scheiding soll nach Pfister-Schwaighusen (1893) zwar der Monat sein, der die warme von der kalten Jahreszeit scheidet, ist aber eine Neubildung aus nordhumbrisc "skeadhing" und daher willkürlich.

Gilbhart

Gilbhart ist ebenfalls eine solche Neubildung aus "gilb" (= gelb[es Herbstlaub]) und dem "Hart" (= Bergwald, wie zum Beispiel Spessart = germanisch "Spechtwald"). Nach dem Germanisten Prof. Dr. Otto Brenner (1900) ist auch der durch von Pfister-Schwaighusen 1893 erfundene Gilbhart "willkürlich aus der Luft gegriffen". Weinmonat oder Weinmond gehen auf die lateinischen Wörter "vinum" (= Wein) und "demere" (= abnehmen) zurück, so daß von einem "Weinlesemonat" gesprochen werden kann. Sogar der Windmonat geht volksetymologisch auf den "kleinen Weinmonat" zurück, der für den 10. oder 11. Monat gebräuchlich ist.

Nebelmonat

Nebelmonat, Nebelmond und der durch von Pfister-Schwaighusen 1893 erfundene Nebelung weisen auf den Nebel in dieser Zeit hin. Es handelt sich aber dabei nur um eine Übersetzung von französisch "brumaire".

Julmonat

Julmonat oder Julmond ist aus dem Schwedischen ("Jul" = Rad) übernommen, von Turnvater Jahn bei den Turnern eingeführt. Jul, das germanische Fest der Wintersonnenwende am 21. 12., geht auf das altnordische Wort "jol" zurück.

Quelle: Mathias Weifert, in: Die deutsche Schrift 3 (2003), S.8-11. Dort auch die Hinweise zur Literatur; redakt. Bearb. S.G.