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0.Für Gott, König und Vaterland! - Zum 150. Jahrestag des deutschen Kaiserreichs in Rheinbreitbach und Umgebung

Es ist der 18. August 1870. Der deutsch-französischen Krieg ist in vollem Gange. Mehrere preußische Divisionen mit insgesamt 188.000 Mann unter dem Kommando von Generalfeldmarschall Helmut von Moltke nähern sich dem französischen Dorf Gravelotte. Unter Ihnen ist auch ein aus Rheinbreitbach stammender Musketier Bernhard Brungs im 3. Rheinischen Infanterieregiment Nr. 29. Festen Schrittes stampft er mit seinen Kameraden auf die feindlichen Linien zu. In der Hand hält er das neuartige Zündnadelgewehr im Anschlag. Das Bajonett ist aufgepflanzt.

In und um das Dorf Gravelotte hat sich die französische Rheinarmee nach der Niederlage von der Schlacht von Mars- la- Tour zurückgezogen. Nun beschießt sie mit Artillerie die anrückenden Preußen. Kugeln zischen durch die Luft. Erstes Gewehrfeuer ist zu vernehmen. Einzelne Soldaten fallen Tod oder verwundet nieder.

Schlacht bei Gravelotte, 18. August 1870. Gemälde von Carl Röchling.[Bild: gemeinfrei]

Je weiter die Preußen vorrücken desto größer wird die Nervosität unter den Soldaten. Doch der jahrelange preußische Drill und die mahnenden Stimmen der Offiziere lassen die Soldaten durchhalten. Da ertönt das Signal des Trompeters zum Sturmangriff. Mit lautem Geschrei und im Laufschritt stürmen die Preußen in das Dorf voran. Der Fähnrich wird getroffen und der preußische Adler sinkt zu Boden. Schnell ergreift ein bereits verwundeter Offizier die Fahne und stürmt in einem Wahn den preußischen Truppen voran. Die Soldaten folgen ihm. Erbittert wehren sich die Franzosen, um die Preußen aufzuhalten. Eine blutige Schlacht entbrennt. Jeder einzelne Soldat kämpft um sein Leben. Schreie von Verwundeten erfüllen das Kampfgetümmel. Geschossrauch vernebelt das Schlachtfeld. Schüsse knallen. Säbel und Bajonette klirren.

Der Musketier Bernhard Brungs hat es unversehrt an die feindlichen Linien herangeschafft. Er ringt mit einem feindlichen Franzosen. Plötzlich fällt ein Schuss. Ein stechender Schmerz durchfährt seinen Oberschenkel. Er sackt mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. Seine Schreie verhallen in dem Kampfgetümmel. Brungs versucht sich mit den letzten Kräften hinter die eigenen Reihen zurückzuziehen. Immer mehr stürmende Preußen kommen ihm entgegen. Erst langsam verlagert sich das Schlachtfeld. Nun beginnen die Sanitäter die Verwundeten und die Toten aufzusammeln. Brungs kann sich an eine nahe liegende Linde retten. Von dort kann er die vielen toten Franzosen und Preußen sehen. Verwundete schreien um Hilfe. Manch einer kriecht mit letzter Kraft über den Boden, um sich irgendwo aufzusetzen. Vereinzelt sitzen auch Soldaten am Rand. Sie stieren in die Gegend. In ihren Augen sieht man den Wahnsinn des stattgefundenen Kampfes. Brungs wird klar, dass dieser Krieg eine ganze Generation von Männern prägen wird. Doch der stechende Schmerz an seinem Oberschenkel lenkt seinen Blick und die Gedanken wieder auf seine Verwundung. Er versucht mit einem Stofffetzen die Wunde notdürftig zu versorgen. Eine Gewehrkugel hat den Oberschenkel durchschossen. Immer mehr Blut quillt aus der Wunde. Panik macht sich bei ihm breit. In diesem Augenblick nähert sich ein preußischer Sanitäter. Kurz bevor Bernhard Brungs ohnmächtig wird, beginnt er die Wunde zu versorgen. Brungs wird den deutsch-französischen Krieg überleben und später zu einem „nationalen Helden“ als Kämpfer für die Einigung Deutschlands. Doch Zeit seines Lebens wird er denken, dass an einer Schlacht nichts Heldenhaftes ist. Gleichzeitig dankt er Gott und dem Schicksal, dass er den Krieg überlebt hat. Denn andere Kameraden aus Rheinbreitbach wie Georg Küpper, der ebenfalls im 3. Rheinischen Infanterieregiment Nr. 29 diente, hatten nicht so viel Glück wie er. Wie Brungs erst im Lazarett erfährt, ist er bei Gravelotte ebenfalls verwundet worden und an seiner Verletzung gestorben. Sein Name steht heute im Gedenken an die zahlreichen Todesopfer des deutsch-französischen Krieges am Kriegerdenkmal von 1870/1871 in Rheinbreitbach.

So oder so ähnlich dürften sich die Ereignisse vor 150 Jahren für den Rheinbreitbacher Bernhard Brungs im deutsch-französischen Krieg 1870/1871 angefühlt haben. Doch welche Bedeutung dieser Krieg nicht nur für Rheinbreitbach haben würde, war dem vorwiegend bäuerlich geprägten Rheinbreitbach noch nicht ganz klar.

Rheinbreitbach war seit 1815 und nach der Niederlage Napoleons unter preußischer Herrschaft. Die Preußen gewährten den Rheinländern ihre Sonderrechte, die sie unter den Franzosen bekommen hatten (wie zum Beispiel den Code civil). Aber auch die Preußen führten viele Erneuerungen ein. Sie verbesserten die Straßen und schufen verlässliche bürokratische Strukturen. Die Eisenbahn und ein verbessertes Postwesen entwickelten die ländliche Region. Doch der Drang nach einem einheitlichen deutschen Nationalstaat, der eine gemeinsame Verfassung hatte, war nach der Revolution von 1848 ungebrochen in den deutschsprachigen Gebieten vorhanden. Dies machte sich ein aufstrebender Politiker mit Namen Otto von Bismarck zu nutzen, der am 23. September 1862 zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt werden sollte. Er war einer der ersten konservativen Realpolitiker, der später im neugegründeten Reichstag die verschiedenen Parteien themengebunden zu seinen Gunsten zusammenbringen konnte. Hierbei griff er auf nicht immer unumstrittene Mittel und Wege zurück.[Anm. 1]typo3/#_edn1

Sein Ziel vor 1870 Deutschland allein unter preußischer Vorherrschaft zu vereinen, versuchte er durch gemeinsame äußere Feinde durchzusetzen. Konkret spiegelt sich diese Vorgehensweise im deutsch-dänischen Krieg, dem deutschen Krieg gegen Österreich und letztlich im deutsch-französischen Krieg wieder. Alle diese Kriege dienten dazu die besiegten Staaten Österreich, Frankreich und Dänemark in die Schranken zu weisen und gleichzeitig die restlichen deutschen Staaten im norddeutschen Bund bzw. später im deutschen Kaiserreich unter der Kaiserkrone von Wilhelm I. zu vereinen und die preußischen Interessen zu wahren. Wilhelm I. wollte zwar gar nicht die deutsche Kaiserkrone, aber auch hier setzte Bismarck sein politisches Geschick ein (unter anderem unter Zuhilfenahme bestimmter Fürstenhäuser), um den preußischen König zur Annahme dieser Kaiserwürde zu bewegen.[Anm. 2]typo3/#_edn2

Ausrufung des Kaiserreichs im Spiegelsaal von Versailles. Gemälde von Anton von Werner.[Bild: gemeinfrei]

Als am 18. Januar 1871 offiziell das Kaiserreich mit der Kaiserproklamation Wilhelms I. im Schloss Versailles ausgerufen wurde und der deutsch-französische Krieg mit dem Frieden von Frankfurt am 10. Mai 1871 endete, begann für Rheinbreitbach eine neue Ära, die bis zum Untergang des deutschen Kaiserreichs 1918 andauern sollte. Die Entwicklung dieser Phase soll hier anhand der einzelnen Themenbereiche Politik; Landwirtschaft, Infrastruktur und Weinbau; Gesellschaft, Feste und Vereine und Kriminalität, Unfälle und Armenfürsorge aufgezeigt werden.

0.1.Von Ersatzwahlen, politischen Vereinen und der Entwicklung der Gemeinde

In der Rheinbreitbacher Ortspolitik in der Kaiserreichszeit drehte es sich im Wesentlichen um die Ernennung und Abwahl von Ratskandidaten und Beigeordneten in den Gemeinderat bzw. Gemeindevorstand sowie die Wahl von Persönlichkeiten wie dem Bürgermeister von Unkel Gustav Biesenbach oder dem Ortsbeigeordneten Adolf Müller (am 08. November 1895).

Das Gemälde zeigt ein Porträt von Gustav Biesenbach.[Bild: Thomas Napp]

Der in Rheinbreitbach lebende Biesenbach war vom 30. Dezember 1897 bis in das Jahr 1917 Bürgermeister von der Amtsbürgermeisterei Unkel (heutige Verbandsgemeinde Unkel). Biesenbach war vor allem als Reichstagsabgeordneter bekannt und vertrat vor allem die Interessen von Bauern und Winzern. Unter anderem war er bis zum 09. Februar 1896 als Vorsitzender des rheinischen Bauernverbandes tätig, der sich unter anderem für die Interessen von Milchvieh und Ackerbaubetrieben einsetzte. Das seine Fachkompetenz im Reichstag in Sachen Landwirtschaft auch danach noch gefragt war, zeigt sich an der Einladung durch das Reichsgesundheitsamtes am 21. Januar 1899 nach Berlin, in der es um die Weinbaufrage ging. Da Biesenbach bis 1917 Bürgermeister der Amtsbürgermeisterei von Unkel blieb, kann davon ausgegangen werden, dass er in der Bevölkerung eine gewisse Beliebtheit genoss und das Amt behalten wollte. Umso verwunderlicher war daher ein Gerücht aus dem Februar 1901, dass Biesenbach sich nach Westfalen versetzen lassen wolle, was jeglicher faktischen Grundlage entbehrte.[Anm. 3] 

Die Wahlperioden für den Bürgermeister, die Beigeordneten und die Gemeindevorsteher lagen bei 6 Jahren und fanden nachweislich in Rheinbreitbach am 08. Januar 1900 (Wahl des Gemeindevorstehers Flohr mit dem Beigeordneten Adolf Müller), am 10. Februar 1906 (Wahl von Vorsteher Westhofen und seinem Stellvertreter Herr Johann Braun) und am 07. Februar 1912 statt. Sicherlich gab es vor 1900 ebenfalls in den Jahren 1894, 1888, 1882 sowie 1876 Wahlen. Hierbei wurde der Ortsvorsteher Flohr mehrfach gewählt, sodass er insgesamt über 25 Jahre die Geschickte der Ortsgemeinde lenkte. Bezüglich der Wahl des Gemeinderates scheint es unterschiedliche Jahresrhythmen gegeben zu haben. Immer wieder wurden dabei auch Gemeinderäte nachgewählt oder Wahlen wegen Fehlern wiederholt. Nachvollziehbar sind Gemeinderatswahlen von Ende November 1897 (Ersatzwahl), vom 22. November 1900, vom 27. November 1909 (die für ungültig erklärt wurde und 1910 wiederholt wurde) und November 1912 (Ersatzwahl). Die ständigen Ersatzwahlen lassen eine hohe Fluktuation der Gemeinderatsmitglieder ableiten, die eigentlich für 6 Jahre gewählt waren. Welchen Hintergrund dies hat, lässt sich nur noch schwer nachvollziehen.

Besonders interessant ist hierbei aber auch die Tatsache, dass gerade einmal 12 Prozent aller Wahlberechtigten zu der (Ersatz-)Wahl 1897 gegangen sind, was als Zeichen für die wenig vorhandene demokratische Wahlkultur im Kaiserreich gelten kann. Entgegen dieser Aussage scheint es bei der Wahl im Jahre 1900 eine recht lebhafte Beteiligung der Bevölkerung gegeben zu haben, was dafür spricht, dass die Anteilnahme an den Wahlen auch auf lokaler Ebene mit der Zeit zunahm.[Anm. 4]

Das steigende politische Interesse an den lokalen und nationalen Wahlen lässt sich auch darauf zurückführen, dass zahlreiche Erlasse vom Gemeinderat nun ebenfalls vorgenommen werden konnten und die Menschen direkt vor Ort betrafen. Zwei Beispiele stellen hier unter anderem die Verpachtung der gemeindeeigenen Jagd in Rheinbreitbach am 29. Oktober 1909 oder die Herabsetzung der Steuern im Februar 1912 dar. Aber auch die Beihilfe für die örtliche Feuerwehr oder die Errichtung eines Steigerturmes waren Thema im Ortsgemeinderat. Manche Unterstützungsanträge, die von örtlichen Vereinen wie dem Turnverein auch an den Rat herangetragen wurden, wurden zwar abgelehnt, aber dann von Ratsmitgliedern wie dem Besitzer des Hauses Stephan (heute Villa von Sayn) übernommen. Diese Ereignisse förderten das Interesse der Bevölkerung (vor allem der gebildeteren Menschen), da diese davon direkt betroffen waren.[Anm. 5]typo3/#_edn2

Hotel zur Post.[Bild: Heimatverein Rheinbreitbach]

Welche (teil-)demokratische Kultur im Kaiserreich herrschte, lässt sich weiterhin noch an folgendem Zeitungsartikel vom 11. Januar 1912 sehen. Dort wird beschrieben, wie die Zentrumspartei ihren Reichstagskandidaten Michael Krings anpreist und extra eine eigene zünftige Veranstaltung im „Hotel zur Post“ (heute Ecke Rheinstraße/Hauptstraße) unter der Leitung des Bürgermeister Biesenbachs dafür abhält. Das diese Form des Wahlkampfes durchaus Wirkung zeigte, lässt sich an den Ergebnissen der Wahl sehen, in welchem Krings mit über 10.000 Stimmen im Kreis Neuwied die Wahl gewann.[Anm. 6]typo3/#_ednref1

Dass Krings diese Wahl gewann, ist in der Hochzeit des Kaiserreichs vor dem 1. Weltkrieg nicht verwunderlich. Gerade im Rheinland war das christlich-katholische Zentrum zutiefst in der Bevölkerung verankert und wurde von den Kirchen und Pfarrern vor Ort unterstützt. Zudem leistete die Kirche einen sozialpolitischen Beitrag, um den ärmeren Menschen und Arbeitern vor Ort eine Stimme zu geben und somit das Gedankengut des Sozialismus (und der damit verbundenen Arbeitervereine und Gewerkschaften) unattraktiv werden zu lassen. Konkret spiegelt sich dies in der Gründung der katholischen Arbeitervereine wieder, die auch in der Amtsbürgermeisterei Unkel und Rheinbreitbach aktiv waren (wie zum Beispiel im Jahre 1907 mit dem Gastredner Klüber aus Bonn). Wie stark die Verbindungen zwischen den katholischen Arbeitervereinen sowie der katholischen Kirche waren, kann an einem Artikel aus dem Jahre 1910 gesehen werden, wo das Stiftungsfest der katholischen Arbeitervereine zusammen mit der Namenstagsfeier des örtlichen Präses im Hotel zur Post zelebriert wurde. Dass der Katholizismus in Rheinbreitbach und der Amtsbürgermeisterei Unkel sehr ausgeprägt war, lässt sich auch an den veröffentlichten Volkszählungen sehen. Hierbei entfielen in Rheinbreitbach auf insgesamt 1261 Seelen 1226 Katholiken. Die Restsumme entfiel auf 24 Protestanten, 10 Juden und einen Dissidenten (aus der Kirche ausgetretenen). Die Katholiken und die Zentrumspartei stellten somit den größten Anteil in der Amtsbürgermeisterei Unkel und in Rheinbreitbach dar.[Anm. 7]typo3/#_edn1typo3/#_ednref1

Konfessionsverteilung in der Amtbürgermeisterei Unkel, Stand 1900
Katholisch Evangelisch Jüdisch Andere Glaubensrichtung Gesamt
Amtsbürgermeisterei gesamt 4021 103 37 3 4164
Unkel 775 53 16 0 844
Rheinbreitbach 1226 24 10 1 1261
Bruchhausen 409 6 0 0 415
Erpel 908 6 9 0 923
Scheuren 277 7 0 1 285
Heister 145 0 2 0 147
Niedercasbach 74 4 0 0 78
Orsberg 207 3 0 1 211

Abschließend können wir für die Ortspolitik im Kaiserreich festhalten, dass es in dieser Zeit einen regen Wechsel an Ratsmitgliedern gab. Gleichzeitig können wir jedoch festhalten, dass es auch eine lebhafte lokalpolitische Wahlkultur in der Bevölkerung gab, die mit den Jahren immer weiter zunahm und ein Interesse an politischen Themen (und dem Ortsgemeinderat) vermuten lässt. Auch die konstante Wahl von bestimmten Bürgermeisterpersönlichkeiten, lassen die Vermutung zu, dass es überzeugte Männer gab, die auf Dauer politisch aktiv sein wollten. Hierbei gab vor allem auch die Zentrumspartei und die Katholiken den politischen Ton an. Dabei spielte vor allem die Verbindung zwischen den katholischen Arbeitervereinen und der Kirche vor Ort eine enorme Rolle, um das politisch christliche Gedankengut in die Bevölkerung zu tragen.    

0.2.Vom Bergwerksdorf zum Luftkurort

Der wirtschaftliche Zustand Rheinbreitbachs zu Beginn der Gründung des Kaiserreichs war sehr durchwachsen. Jahrzehntelang hatten die Rheinbreitbacher im ortsansässigen Kupferbergwerk Virneberg durch harte Arbeit ihren Unterhalt verdient. Andere Industriezweige, die der Bevölkerung einen sicheren Arbeitsplatz einbrachten, fehlten jedoch gänzlich. Besonders schlimm wurde die Situation nachdem das Bergwerk im Jahre 1886 endgültig wegen Unrentabilität von der englischen Minengesellschaft geschlossen wurde. Ein Grund dürfte hierbei auch ein Brand im Minenschacht im Jahre 1883 gewesen sein, wo die Verschalung des Alexanderschachtes komplett abbrannte.[Anm. 8]typo3/#_edn1

Manche Bergwerksfamilie zog nun ins aufstrebende Ruhrgebiet, um dort Arbeit zu finden oder kratzte das letzte verbliebene Geld zusammen, um auf eines der Auswandererschiffe wie die „Ernst Moritz Arndt“ zu gelangen, die regelmäßig den Rhein hinunter an die Nordsee fuhren. Von dort aus ging die Reise mit einem anderen Schiff dann weiter hinüber über den Atlantik nach Amerika.[Anm. 9]typo3/#_edn2

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Auf Auswandererschiffen wie der Germania fuhren die Menschen zur Küste hinunter.[Bild: gemeinfrei]

Andere Einwohner von Rheinbreitbach konnten sich wiederum als Kleinbauern mit Gemüse und Obst versorgen. Besonders die vielen kleinen Gartenparzellen an der fruchtbaren Rheinebene zeugen noch heute von dieser weit verbreiteten Versorgungsart in Rheinbreitbach. Auch der Anbau von Kirschen muss hierbei eine spezielle Rolle gespielt haben, da in einem Artikel über die Amtsbürgermeisterei Unkel vor allem die Erzeugung und die Verschifffung von Kirschen besondere Erwähnung findet, die für 20 Pfennig das Kilo von Händlern in Linz am Rhein gerne aufgekauft werden.[Anm. 10]typo3/#_edn1

Eine besondere Stellung nahm wie in vielen Orten am Rhein die Produktion und Herstellung von Wein ein. Während manche Kleinbauern bzw. Kleinwinzer nur einige Trauben für die Produktion eines Hausweines verwendeten, gab es aber auch andere Winzer, die sich durch den Zukauf von Weinbauflächen einen erträglichen Verdienst durch die Weinproduktion und den Traubenverkauf erreichen konnten. Welche besondere Stellung der Weinbau in Rheinbreitbach hatte, lässt sich auch an den zahlreichen Zeitungsartikeln erkennen, die unter anderem den Beginn der Traubenernte im Oktober jeden Jahres regelten. Wie hochwertig die Weine der Rheinbreitbacher waren, lässt sich auch daran erkennen, dass einige Weine nicht nur national, sondern auch international im Jahre 1901 in Paris, Marseille und Rom mit einer goldenen Medaille prämiert wurden. Eine besonders amüsante Anekdote einer „Weinbauprämierung“ stammt hierbei aus dem Jahre 1905, wo ein unabhängiger Sachverständiger die Pflege der Weinberge auszeichnen sollte. Hierbei ging der Preis gleich an 6 verschiedene Kleinbauern, die sich den Preis nun zu teilen hatten. Besonders erheiternd war jedoch die Tatsache, dass 5 Gewinner der näheren Verwandtschaft des Sachverständigen angehörten und der 6. Gewinner gar keinen Weinberg besaß, sondern Rüben anbaute.[Anm. 11]typo3/#_edn1

Wie bei allen anderen landwirtschaftlichen Produkten gibt es auch beim Wein Ungeziefer oder wetterbedingte Unwägbarkeiten, die die Weintrauben und die Ernte beeinflussen. Die Reblaus, die den Weinstock befällt, trat in Rheinbreitbach ebenso zahlreich auf wie der Traubenwickler z.B. im Jahre 1911. Meist blieb den Winzern hier keine andere Handlungsmöglichkeit als den kompletten befallenen Bestand an Rebstöcken zu vernichten und eine Entschädigung vom Staat zu bekommen. Eine besondere Unterstützung wurde den Winzern dabei vom Staat in Form von Hilfstrupps gewährt. Wie ein Artikel vom März 1911 zeigt, wurden die Schüler der Oberklasse der Volksschule in Rheinbreitbach zur Unterstützung der Winzer im Kampf gegen den Heu- und Sauerwurm eingesetzt. Hierbei kratzten die Schüler mit einer Drahtbürste die vertrocknete Rinde der Weinstöcke ab. Gleichzeitig fiel dabei das im Winterschlaf befindliche Ungeziefer auf den Boden und starb bei den darauffolgenden Pflügearbeiten im Boden.[Anm. 12]

Dennoch war die Angst der Winzer vor neuem Ungeziefer und Pilzbefall sehr groß. Dies lässt sich auch an einem Zeitungsartikel vom 10 September 1901 ersehen. Hier wird beschrieben, dass die unteren Blätter der Traubenpflanze mit einem schwarzen Überzug versehen seien. Die Erklärung für dieses Phänomen sei aber keine neue Ungeziefersorte, sondern das Ergebnis starker Schwefelung der Pflanzen. Die Winzer sollten sich daher keine Sorge um die Ernte machen.[Anm. 13]

Der Blick vom Koppel Richtung Siebengebirge mit Weinbergen.[Bild: Heimatverein Rheinbreitbach]

Das Schwefeln der Pflanzen gegen Ungeziefer und Pilzbefall war zu dieser Zeit noch eine relativ neue und aufwändige Technik, die gerade erst entdeckt worden war und sich im Rheintal verbreitete. Die Rheinbreitbacher nutzten daher genau wie die anderen Winzerortschaften neue Technologien, um den Ungezieferbefall und die naturgegebenen Unwägbarkeiten auszugleichen. Bei der Ungezieferbekämpfung setzten die Rheinbreitbacher auch auf eigene Experimente und probierten neue Technologien wie das Imprägnieren der Weinbergspfähle oder (wie bereits erwähnt) das Beschwefeln der Reben aus. All diese Maßnahmen führten unter anderem zu einer Erhöhung der Ernten wie an den hervorragenden Ergebnissen aus den Jahren 1889 und 1911 gesehen werden kann. Dennoch setzten die Rheinbreitbacher Winzer vor allem auf die Qualität der Weine. Dies garantierte einen besseren Verkauf und je nach dem auch einen höheren Preis, der die finanziellen Verluste durch fehlende Erntemengen ausglich. Finanzielle Unterstützung erfuhren die Winzer hierbei aber auch vom örtlichen Sparkassen- und Darlehensverein, der mit günstigen Zinsen Kredite an seine Mitglieder vergab.[Anm. 14]typo3/#_edn1typo3/#_ednref1

Um den Wein besser zu vermarkten gründeten die Rheinbreitbacher Winzer im September 1897 einen Winzerverein. Hauptsitz war das ehemalige Hotel zur Post der Familie Menden an der Ecke Rheinstraße und Hauptstraße. Solche Vereinigungen gab es auch in Unkel und den benachbarten Orten und dienten auch der besseren Organisation von Wirtschaftsinteressen gegenüber der Politik und der Konkurrenz. Vor der Gründung dieser Winzervereine hatten sich die Winzer immer wieder privat organisieren müssen. Ein herausragendes Beispiel stellt hier der Protest gegen die Einführung einer Weinsteuer im Jahre 1893 dar, die das preußische Militär refinanzieren sollte. Obwohl die entsprechenden politischen Stellen immer wieder betont hatten, dass die Landwirtschaft und die ärmeren Klassen diese Steuerlast nicht mit zu tragen hätten, wurden die Weinbauern dennoch zur Zahlung einer Weinsteuer für Militärausgaben herangezogen. Dies rief den Protest zahlreicher Winzer auf den Plan, sodass in einer Versammlung in Unkel ein Aufruf an die entsprechenden Stellen verfasst wurde, in welchem klargestellt wurde, dass gerade der Winzerstand schon schwer genug mit der Klimaveränderung sowie der Konkurrenz aus dem Ausland zu tragen habe. Daraus folgend gab es im November 1894 sowie im Februar 1895 eine Infoversammlung des rheinischen Bauernvereins. Dieser rief in Person des späteren Bürgermeisters Biesenbach die lokalen Winzer und Bauern dazu auf, sich in lokalen Ortsgruppen des rheinischen Bauernvereins sowie in Winzergenossenschaften zu organisieren. Zudem wurden die Forderungen aufgestellt, dass die Produktion von Kunstwein verboten wird, ein klarer Deklarationszwang als Nachweis für Weine herrscht, italienische Weißweintrauben nicht mit roten Trauben zur Rotweinproduktion genutzt werden dürfen, keine Besteuerung von Naturweinen stattfindet und das Lazarette und Offizierscasinos Weine direkt vom Produzenten zu beziehen haben.[Anm. 15]typo3/#_edn1

Dass die Rheinbreitbacher nicht nur Wein, sondern auch andere land- und forstwirtschaftliche Produkte mit hervorragender Qualität anbauen konnten, zeigt sich an folgenden Begebenheiten. Der Bürgermeister der Bürgermeisterei Unkel Gustav Biesenbach, der in Rheinbreitbach in der heutigen Parkstraße eine Villa besaß, züchtete dort mehrere Obstsorten, die seine Frau in Konserven einlegte. Herausragend waren wohl seine Äpfel, die auch bei der landwirtschaftlichen Ausstellung in Dierdorf im September 1907 prämiert wurden. Auch der Anbau von Kartoffeln und Roggen war in Rheinbreitbach als Grundversorgungsmittel sehr beliebt und brachte gute Ernten hervor, wie Pressemitteilungen aus den Jahren 1895 und 1902 zeigen.[Anm. 16]typo3/#_edn2

Neben dem Anbau von Wein, Kartoffeln, Roggen und Obst war die Züchtung und Nutzung von Vieh ein wichtiger Versorgungszweig. Zahlreiche Einwohner von Rheinbreitbach besaßen neben ihrem Fachwerkhaus einen kleinen Stall oder eine Scheune, in welcher sie eine oder mehrere Kühe oder Ziegen hielten. Die Hausbewohner lebten hierbei teilweise Tür an Tür mit dem zu versorgenden Vieh, was zu Gestank und einer gewissen Geräuschkulisse auch im Haus führte. Welchen Stellenwert das Vieh in Rheinbreitbach hatte lässt sich an einer Viehzählung im Januar 1893 in der Bürgermeisterei Unkel sehen. Hieraus lässt sich ersehen, dass die Rheinbreitbacher mit Abstand die meisten Kühe und Ziegen im gesamten Bereich der heutigen Verbandsgemeinde Unkel hatten. Vor allem der Bestand an Ziegen mit 330 Stück zeigt, welche Bedeutung die Kleinviehhaltung für die Bewohner in Rheinbreitbach hatten. Ziegen konnten in kleinen Räumlichkeiten gehalten werden, gaben hervorragend Milch ab, woraus Käse, Joghurt und Quark gewonnen werden konnte. Bei einer Einwohnerzahl von ca. 1400 Bewohnern in Rheinbreitbach, hatten somit rund 23 Prozent des Ortes eine Ziege. Insgesamt kann an dieser Stelle für die gesamte Bürgermeisterei Unkel festgehalten werden, dass die Ziegenhaltung mit einer Stückzahl von 974 (gefolgt von der Rindviehhaltung mit 635 Stück) als ein nicht zu unterschätzender Grundversorgungspfeiler der Einwohner der Bürgermeisterei Unkel gelten kann. Lediglich der heutige Unkeler Ortsteil Scheuren fokussierte sich auf die Züchtung von Schafen, die neben der Schafsmilch auch Wolle gaben.[Anm. 17]typo3/#_edn3

Viehaltung in der Amtsbürgermeisterei Unkel, Stand 1892
Pferde Rindvieh Schweine Ziegen Schafe
Gesamt 45 635 317 974 133
Unkel 7 50 39 144 0
Scheuren 5 53 24 79 132
Rheinbreitbach 11 192 87 330 0
Orsberg 8 58 28 47 0
Niederkasbach 5 26 14 9 0
Heister 0 40 9 45 0
Erpel 8 94 48 206 1
Bruchhausen 1 132 68 114 0

Ein weiterer kleinerer Wirtschaftszweig für die Bürgermeisterei Unkel stellte auch die Jagd dar. Besonders die Bejagung von Wildtieren, die der Landwirtschaft und dem Weinbau schadeten, waren wichtige Aufgaben. Ein Beispiel hierfür lässt sich an der Bitte der Winzerschaft aus Rheinbreitbach ersehen, die im April 1912 ein Gesuch an den Landrat stellte, eine Horde Stare, die jedes Jahr aufs Neue im Herbst zahlreiche Trauben abfressen würden, durch Beschuss zu reduzieren. Auch die Eröffnung der Jagd auf Hasen, die Verpachtung der Jagdrechte und die Schonzeiten stellten in den öffentlichen Anzeigen wichtige Informationen für alle Bewohner des Ortes dar. Besonders hervorgehoben wurden hierbei vor allem herausragende Leistungen bei der Jagd wie der Abschuss einer besonders großen Wildgans sowie die Fasanenjagd. Eine heitere Anekdote lieferte ein kleiner Hase, der 12 Jäger auf Trapp hielt und somit verhinderte, dass kein anderes Tier geschossen wurde. Grundsätzlich diente die Jagd jedoch dem Schutz der Felder und Weinstöcke vor den Wildtieren.[Anm. 18]typo3/#_edn1

Obwohl viele Rheinbreitbacher als Kleinbauer oder Winzer einen guten Nebenverdienst hatten und diese auch mit zahlreichen Maßnahmen von verschiedenen Organisationen unterstützt wurden, reichte ihnen das doch eher kärgliche Einkommen zur Versorgung der Familie nicht. Somit suchten die Rheinbreitbacher (gerade diejenigen mit mehreren Kindern) in den größeren Städten nach Arbeitsplätzen, um von der fortschreitendenden Industrialisierung zu profitieren. Diese neuen Arbeitsplätze erreichten sie mit der Bahn von Unkel oder Bad Honnef aus. Um die Verbindungen in die Stadt zu verbessern, strebte die Ortsgemeinde Rheinbreitbach eine eigene Bahnhaltestelle am heutigen Maarweg an. Mit großer Begeisterung wurden auch die Pläne des Landkreises Neuwied aufgenommen die Straßenbahn von Bonn-Bad Honnef nach Linz am Rhein und Neuwied weiterzuführen. Rheinbreitbach hätte in diesem Falle eine eigene Straßenbahnstation bekommen, da die Streckenführung durch die Josefstraße, direkt am Ortskern vorbeiführen sollte. Dies hätte auch einen besseren Warenverkehr zur Folge gehabt.[Anm. 19]typo3/#_edn2typo3/#_ednref1

Ein Gaggenau-Benz Automobil.[Bild: Mercedes-Benz Classic]

Aber auch private Fuhrunternehmen etablierten sich in der Region, um Geschäftsreisende mit einem der ersten Automobile komfortabel in abgelegenere Ortschaften zu fahren. Auch die Gründung einer Busgesellschaft und die Einrichtung einer Busverbindung zwischen Bad Honnef und Linz am Rhein wurde im Dezember 1909 fokussiert. Hierzu fand am 23. Dezember eine Probefahrt mit einem Gaggenauwagen der Firma Gaggenau & Benz statt, dessen Ausführung bei den Testenden auf große Gegenliebe stieß.[Anm. 20]typo3/#_edn1typo3/#_ednref1

Um einen besseren Wegeverkehr für die Fuhrunternehmen, die Omnibuslinie und den wachsenden privaten Autoverkehr in Rheinbreitbach zu gewährleisten, wurden auch zahlreiche Straßen neu gebaut oder überarbeitet. Ein Artikel aus dem Jahre 1908 beschreibt hier den Ausbau einer 8 Meter breiten Straße, die von der Provinzialstraße aus zum Villenviertel von Rheinbreitbach ging. Vermutlich handelt es sich dabei um den Bau der heutigen Gebrüder Grimm Straße, die zu zahlreichen Gründerzeithäusern in der Straße „Im Sand“ führt. Doch nicht nur der Ausbau der Straßen, sondern auch der Ausbau der Wasser- und Gasversorgung waren ein wichtiges Thema. Nachdem im April 1889 bereits eine neue Wasserleitung von der Firma Scheeden in Rheinbreitbach an fast alle Haushalte gelegt worden waren, wurde zwei Jahrzehnte später im Jahre 1908 bereits darüber diskutiert die Straßenbeleuchtung im Ort mit Gas anzutreiben. Dies hatte vor allem den Vorteil, dass die Kurgäste, die Rheinbreitbach zu dieser Zeit zahlreich beherbergte, auch im Dunkeln noch ohne Gefahr durch die Straßen gehen konnten. Auch die Kriminalitätsrate lässt sich durch eine helle und dauerhafte Abendbeleuchtung herabsetzen, was die Attraktivität des Ortes für Kurgäste, vermögende Familien und Investoren ebenfalls steigerte.[Anm. 21]typo3/#_edn1

Doch neben dem Ausbau der Infrastruktur und der Verbesserung der Wegestruktur in die Großstädte versuchte die Politik auch vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen. Hier findet sich ein schönes Beispiel aus dem Sommer 1883, wo in Rheinbreitbach eine Seidenzüchterei in der Hauptstraße gegründet wurde. Diese war im Gasthaus Heckner untergebracht (vermutlich gegenüber der heutigen Apotheke, Hauptstraße 50) Dort hingen die Seidenraupen fein säuberlich im Gastraum und boten über 30 Mädchen eine Arbeitsstelle. Welchen Stellenwert lokale Arbeitsplätze in Rheinbreitbach und Umgebung hatten, lässt sich auch an der Diskussion um die Planungen einer Seidenweberei im Dezember 1911 erkennen. Dort wird explizit die missliche Lage benannt, dass zahlreiche Menschen vor Ort keinen Arbeitsplatz in der Nähe hätten. Verschlimmert wurde diese Lage Anfang des 20. Jahrhunderts noch dadurch, dass der Abbau von Basalt vom Asberg 1901/1902 eingestellt wurde und die entsprechende Drahtseilbahn, die zahlreichen Menschen nach der Stilllegung des Bergwerks neue Arbeit gegeben hatte, nun abgebaut wurde. Die Verpachtung und der Abbau von den gemeindeeigenen Quarzitlagern konnten hier nur wenigen Menschen eine neue Arbeitsstelle bieten.[Anm. 22]typo3/#_edn2

Es ist daher nicht verwunderlich, mit welchem Feuereifer der geplante Bau der bereits im Jahre 1911 erwähnten (Textil-)Fabrik im Jahre 1912 weiter verfolgt wurde. Hierfür gründete sich sogar ein Verein, der das Ziel hatte, den barmischen Textilunternehmer und Kommerzienrat Höltering beim Bau der Fabrik zu unterstützen. Vorstandsmitglieder waren hierbei Leonhard Doll, Adolf Steeg und Julian Wenzlawiak (Besitzer des Rheinbreitbacher Hofes). Interessant in diesem Zusammenhang ist hierbei die Tatsache, dass ein Teil der Diskussion darum ging, wie die Fabrik letztlich aussehen sollte und wie diese angetrieben wird. Besonders der bauliche Stil der Beamtenwohnungen im Villenstil sowie der elektrische Antrieb der Maschinen stellten wichtige Anforderungen an den Herrn Kommerzienrat. Vermutlich hatten hier die Entscheidungsträger Angst, dass durch die Fabrikschornsteine die Landschaft verpestet werden würde so wie es z.B. im Wuppertal geschehen ist, dessen Gewässer durch die chemischen Abwässer gelb schimmernde Flecken bekommen hatten. Eventuell schlossen sich auch die Villenbesitzer in Rheinbreitbach zusammen, da sie Angst hatten, dass die gute Luft in Rheinbreitbach von rauchenden Schornsteinen verpestet würden und somit ihre Villen ruinieren würden.[Anm. 23]typo3/#_edn3

Zwei Historismusbauten in der Straße „Im Sand“.[Bild: Thomas Napp]

Denn Rheinbreitbach hatte sich seit der Gründung des Kaiserreichs 1871 zu einem Zuzugsort für Fabrikanten und Städter entwickelt, die hier die gute Luft und die wundervolle Landschaft genießen wollten. Aus diesem Grund entstanden seit 1871 zahlreiche Villen und große Häuser (z.B. in der heutigen Straße „Im Sand“), deren Besitzer häufig vermögende Fabrikanten waren.[Anm. 24]typo3/#_edn1typo3/#_ednref1

Aber auch Tagestouristen und Vereine, die die gute Luft und ein schmackhaftes Glas Wein außerhalb des Stadtgedränges suchten, fanden sich in Rheinbreitbach ein. Ein schönes Beispiel hierfür ist eine Gesellschaft des Eisenbahnervereins Köln, der im Juli 1911 mit über 1000 Personen im „Rheinbreitbacher Hof“ einkehrte. Nach der Einnahme von Kaffee und Kuchen ging die Gesellschaft auf einen Rundgang durch den Ort zum Koppelberg, wonach es eine würzige Pfirsichbowle und Tanz gab. Überhaupt war der Besitzer des Rheinbreitbacher Hofes ein sehr aktiver Gastwirt. Im Jahre 1908 organisierte er im Oktober das erste Oktoberfest in seinem Saale. Wenige Wochen später gab es ein riesiges Schlachtfest mit Tanz, wozu er das ganze Dorf einlud und das Dorf auch über seine Grenzen bekannt machte.[Anm. 25]typo3/#_edn1typo3/#_ednref1

Gasthaus Marienberg in der Hauptstraße, 1923.[Bild: Heimatverein Rheinbreitbach]

All dies kurbelte natürlich auch die örtliche Gastronomie an und verhalf einzelnen Wirtshausbesitzern zu regionaler Bekanntheit. Nicht zu verwundern ist daher die Todesnachricht des Besitzers des Hotel zur Post Wilhelm Menden, der die erste Poststation 1889 in Rheinbreitbach gegründet hatte und in dessen Gaststätte zahlreiche Vereinsveranstaltungen stattgefunden hatten. Durch die zahlreichen Kurgäste und Besucher war es natürlich auch lukrativ ein Gasthaus in Rheinbreitbach weiter zu führen, sodass im Sommer 1908 z.B. die Gastwirtschaft Flohr von der Familie Roos oder das Gasthaus Marienberg von der Familie Brahm übernommen wurde.[Anm. 26]typo3/#_edn1typo3/#_ednref1

Aber auch technische Neuerungen brachte das vermehrte Kurgästeaufkommen mit sich. Die Gäste (und auch die Einwohner Rheinbreitbachs) wollten mit der Außenwelt in Kontakt bleiben, sodass im Jahre 1902 die erste Fernsprechstelle eingerichtet wurde. Dies dürfte auch der Grund gewesen sein, warum der Rheinbreitbacher Hof im Jahre 1908 einen eigenen Telefonanschluss bekam. Auch der Bau einer Telegrafenleitung, dessen Plan öffentlich zur Einsichtnahme ausgehängt wurde, wurde im Jahre 1904 fokussiert und endete in der neuen Poststation in der Hauptstraße. Gerade der Anschluss an die Telegrafie dürfte für viele in Rheinbreitbach wohnhafte Unternehmer eine wichtige Nachrichtenleitung gewesen sein, um geschäftliche Belange an ihre Fabriken in Auftrag zu geben. Diese lagen meist weit entfernt z.B. im Ruhrgebiet.[Anm. 27]typo3/#_edn1

Abschließend können wir festhalten, dass Rheinbreitbach wirtschaftlich zur Zeit des Kaiserreichs vielfältig aufgestellt war. Nach dem Niedergang der Bergbauindustrie zogen viele Einwohner Rheinbreitbachs weg, um im Ruhrgebiet anderweitig Arbeit zu finden. Andere Bergleute fanden wiederum beim Steinbruch am Asberg, dessen Basaltsäulen über eine Drahtseilbahn an den Rhein transportiert wurden, neue Beschäftigung. Doch die meisten Einwohner von Rheinbreitbach versorgten sich als Kleinbauern und Viehzüchter selbst mit Kartoffeln, Milch und Gemüse. Manch einer versuchte seinen Unterhalt auch mit dem Verkauf von qualitativen Rheinweinen zu bestreiten. Hierzu schlossen sich die Rheinbreitbacher wie in vielen anderen Gemeinden auch zu Winzergenossenschaften zusammen, um ihre Interessen besser vertreten zu können. Zudem konnten viele kleinere Winzer zusammen auch gemeinsame Investitionen z.B. in größere Maschinen tätigen.

Doch die Industrialisierung ging auch an Rheinbreitbach nicht vorbei. Viele Einwohner fuhren mit dem Zug in die nächst größeren Städte, um dort in einer Fabrik Arbeit zu finden. Durch die zahlreichen Zuzüge von Fabrikunternehmern und dem Engagement der Einheimischen gab es immer wieder auch Projekte, um vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen. Konkret spiegelt sich dies in den Planungen einer Textilfabrik und der Gründung vieler kleinerer Manufakturen nieder. Doch die Industrialisierung setzte in Rheinbreitbach wesentlich später ein als im Rest Deutschlands, sodass die gute und saubere Luft durch Fabrikschlote nicht verunreinigt sowie die schöne Landschaft nicht verbaut wurde. Somit entwickelte sich Rheinbreitbach Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem attraktiven Luftkurort, in welchem die Gastwirte durch die Kurgäste einen sicheren Verdienst hatten. Die schöne Landschaft und die saubere Luft zogen somit auch private Investoren an, die sich größere Villen am Ortsrand bauten wie es z.B. in der Straße „Im Sand“ geschah. Durch diese rege Bautätigkeit und die Entwicklung als Luftkurort bemühte sich die Gemeinde erfolgreich auch um den Ausbau der Infrastruktur wie z.B. den Ausbau der Straßenbeleuchtung, der Einrichtung einer Busverbindung und der Installation einer Telegrafenstation. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 erlebte Rheinbreitbach als Luftkurort Anfang des 20. Jahrhunderts wirtschaftlich eine wahre Blüte, obwohl es Ende des 19. Jahrhunderts mit zahlreichen Verlusten z.B. durch den Wegfall der Bergbauindustrie und dem damit verbundenen Einwohnerverlust zu kämpfen hatte. Die Zeit des Kaiserreichs kann wirtschaftlich gesehen für Rheinbreitbach als positiv betrachtet werden, wo zahlreiche Investitionen in den Ort getätigt wurden. Gleichzeitig darf aber auch nicht die Armut der vielen Kleinbauern und Viehzüchter vergessen werden, die mit viel Mühe und Not das alltägliche Leben bestritten und nicht über größere Vermögen verfügten.

0.3.Vom lustigen Tanze, dem preußischen Militarismus und ruhmreichen Ehrenbekundungen

Das gesellschaftliche Leben Rheinbreitbachs im Kaiserreich wurde vor allem durch die vielen Vereine geprägt. Durch das aufstrebende Bürgertum im 19. Jahrhundert sowie die besseren Verdienstmöglichkeiten mancher Bauern durch bessere Bewirtschaftungstechniken und den besseren Wegeanschluss an die nächst größeren Städte, hatten die Menschen nun auch Zeit, um sich zunehmend in verschiedenen Vereinen zu organisieren. Das verstärkte Wachstum von Vereinen war dabei der Zeit des Biedermeiers geschuldet, in welcher den Bürgern und den Menschen allgemein eine politische Teilhabe z.B. in Form von Wahlen an den Geschicken des Landes verwehrt geblieben waren. Somit organisierten sich die politisch interessierten Menschen unter anderem in Vereinen, deren Ergebnis letztlich in der teilweise geglückten Revolution von 1848 endete. Das Erbe der Revolution war es jedoch sich verstärkt in Vereinen zu organisieren und auch über politische Angelegenheiten zu sprechen. Hierbei lernten die Vereinsmitglieder nebenbei sehr grundlegende Abläufe (wie die Wahl eines Vorsitzenden), die auch in einer späteren Demokratie an Wichtigkeit gewinnen sollten. Neben der Diskussion über Politik spielte natürlich die Geselligkeit und der Spaß im Verein eine große Rolle. Aber auch zunehmend wirtschaftliche Interessen ließen die Menschen in Vereine eintreten.

Einer der aktivsten und ältesten Vereine in Rheinbreitbach zur Zeit des Kaiserreichs stellte dabei der Männergesangsverein Rheinbreitbach dar. Zwar gibt es auch noch andere ältere Vereine (wie z.B. den Junggesellenverein Rheinbreitbach von 1833 oder der Sankt Josef Bürgerverein von 1773), die zu dieser Zeit ebenfalls bereits existierten, die aber hier nur am Rande gestreift werden sollen, da diese keinerlei größeren Aktivitäten von der Zeit 1870 bis 1918 vollzogen. Dennoch stellte vor allem der Sankt Josef Bürgerverein eine wichtige Organisation dar, die einst aus der Bergwerksknappschaft der Grube Virneberg entstanden war. Diese Knappschaft hatte es sich zum Ziel gesetzt, dass jede Familie, die einen Beitrag zahlte, bei einem tödlichen Grubenunglück versorgt werden würde. Dieser Gedanke setzte sich in den Vereinsstatuten des 19. Jahrhunderts bis zur Schließung des Bergwerks fort. Da durch den Wegfall des Bergwerks auch zahlreiche Bergleute wegzogen und die Einwohnerzahl von Rheinbreitbach sank, dürfte dies auch zu einer Verkleinerung der Mitgliederzahl des Bürgervereins geführt haben. Ebenso dürfte die Schließung des Bergwerks auch der Beginn einer Umorganisation des Vereins gewesen sein.

Ausgehend von diesen beiden Vereinen gründeten sich nach 1848 bzw. ab 1871 zahlreiche Vereine in Rheinbreitbach neu, die das gesellschaftliche Leben prägen sollten. Wie weiter oben schon benannt, handelt es sich hierbei um den Männergesangsverein von 1848, den Kriegerverein von 1869, der Karnevalsverein von 1902, der Schützenverein von 1847, der Verkehrsverein von 1896 und der Turnverein von 1909. Diese Vereine sowie für das gesellschaftliche Leben interessante Organisationen (z.B. die katholische Kirche und Ehrungen) sollen hier nun nach der Reihe vorgestellt werden.

0.3.1.Der Männergesangsverein „Concordia“ von Rheinbreitbach

Es ist der 18. Februar 1889. Draußen ist es noch recht kalt. Der Winter hält den kleinen Weinort Rheinbreitbach immer noch in seinem festen Griff. Die Straßen scheinen wie ausgestorben. Still und friedlich rauchen die Schornsteine in der Abenddämmerung und vereinzelt sieht man ein Licht an einem Fenster. Nur im Hotel zur Post, dem Gasthaus des Wilhelm Menden an der Ecke Rheinstraße und Steinweg, sind alle Fenster erleuchtet. Zahlreiche Menschen, darunter der Ortspfarrer, haben sich dort in dem Gastraum versammelt. Die Herren haben ihren besten Rock angezogen und die Frauen haben sich fein gekleidet. An 4er Tischen sitzen sie zusammen und betrachten das Schauspiel, welches ihnen auf einer kleinen Bühne dargeboten wird. Denn der Männergesangsverein von Rheinbreitbach hat an diesem Abend zu einer musikalischen Veranstaltung geladen, die sich bei zahlreichen Einwohnern großer Beliebtheit erfreut. Der erste Programmpunkt ist ein Männerquartett unter Leitung des Volksschullehrers Herr Dittmayer. Sie geben das Stück „Der kluge Ehemann“. Die Männer und Damen sind entzückt von dem heiteren Gesangsstück. Schallender Applaus folgt nach dem Auftritt des Quartetts, die danach der Theaterabteilung des Männergesangsverein die Bühne frei machen. Diese bringen den Schwank von dem „Bauern als König Herodes“ und „Wer sich mit Studenten einläßt“ zur Aufführung. Zahlreiche Lacher sind auf der Seite des Publikums zu hören und bis spät in die Nacht lässt sich die Gesellschaft im Hotel zur Post von weiteren musikalischen Einlagen verzaubern. Es wird geraucht, Bier und Wein getrunken und so manches gutes Gespräch über Politik, die Welt oder das Ortsgeschehen geführt. Manch einer bändelt sogar mit einer Dame an oder bekommt für die darauffolgende Woche einen Handwerksauftrag. Den Menschen gefällt die Veranstaltung so gut, dass sie sich erst zu später Stunde auflöst und nach einer Wiederholung verlangen.

Rheinbreitbacher Hof, 1915.[Bild: Heimatverein Rheinbreitbach]

So in etwa kann man sich eine der wichtigsten Veranstaltungen von Rheinbreitbach zum Ende oder zu Anfang jeden Jahres vom Männergesangsverein Rheinbreitbach vorstellen. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war der Männergesangsverein einer der wichtigsten Vereine in Rheinbreitbach, der die musikalische und literarische Kultur in Rheinbreitbach hochhielt und auch ein Stück weit Allgemeinbildung in kulturellen Angelegenheiten an den Menschen in Rheinbreitbach betrieb. Dass dieses Konzept gut bei den Rheinbreitbachern ankam, lässt sich an den zahlreichen Zuschauern zu den verschiedenen Veranstaltungen des Männergesangsverein sehen. Dass dies mit der Zeit zu einer hohen Vereinsidentifikation nicht nur seitens der Mitglieder führte, lässt sich auch an der Tatsache sehen, dass im Jahre 1892 (erst 44 Jahre nach Gründung des Vereins) eine eigene Vereinsfahne bei der Firma E. Starke bestellt und mit einem zünftigen Fest geweiht wurde. Hierzu war das ganze Dorf und die Region auf den Beinen. Mehrere Triumphbögen mit Sinnsprüchen wurden aufgestellt. Morgens donnerten die Böllerschüsse vom Koppelhang herunter und es begann der Zapfenstreich. Auch zahlreiche andere Gesangsvereine waren der Einladung zur Fahnenweihe gefolgt und rundeten das Festprogramm nach dem Festumzug durch den geschmückten Ort mit verschiedenen Gesangs- und Theateraufführungen ab. Bis auf den letzten Platz war der Garten des Herrn Clouth im Rheinbreitbacher Hof (Hauptstraße 59,61) gefüllt. Ein Ereignis, welches den Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben sollte.

Bis zur vermehrten Gründung von anderen Vereinen, war der Männergesangsverein bis ca. 1908 einer der aktivsten Vereine im Ort. Ab diesem Zeitpunkt wurde das kulturelle Leben vielfältiger und es lässt sich vermuten, dass manche Mitglieder auch aus unerklärlichen Gründen den Verein wechselten. Denn auffallend ist, dass die Veranstaltungen des Männergesangsvereines nach der Gründung des Karnevalsvereins rapide abnahmen während die Veranstaltung des Karnevalsvereins (vor allem in Bezug auf Theateraufführungen) zunahmen. Doch damit war die Ära des Männergesangsvereines noch lange nicht vorbei. Nach dem 1. Weltkrieg und der schwierigen politischen Lage zwischen den beiden Weltkriegen, gründete sich der Männergesangsverein nach dem 2. Weltkrieg neu und erlebte eine neue Blütezeit mit vielen Mitgliedern, die erst auf Grund mangelnden Interesses der Bevölkerung im Jahre 2018 mit der Auflösung des Vereins endete.[Anm. 28]typo3/#_edn1typo3/#_ednref1

0.3.2.Kriegerverein Rheinbreitbach

Ein spezieller Teil des gesellschaftlichen Lebens, der jedoch typisch für das Kaiserreich war, stellt die Bewegung des deutschen Nationalismus und dem damit verbundenen Kameradschaftssinn dar. Dieser äußerte sich auf unterschiedliche Art und Weise durch Veranstaltungen in Rheinbreitbach und manifestierte sich auch in verschiedenen Vereinen, die hier kurz vorgestellt werden sollen. Einer der aktiveren nationalistischen und patriotischen Vereine stellte der Kriegerverein von Rheinbreitbach dar. Dort organisierten sich alle ehemaligen Soldaten der Einigungskriege von 1864, 1866 und 1870/71. Der Verein gründete sich bereits 1869, sodass er im September 1898 sein 29. Stiftungsfest feierte. Ziel der Kriegervereine war es das Andenken an die gefallenen und vermissten Kameraden wach zu halten und die Kameradschaft zu fördern. Dies geschah durch Umzüge oder die Errichtung und Instandhaltung von Kriegerdenkmälern (wie z.B. auf dem Denkmalplateau Bürresheimer Straße/Rolandersecker Weg und Hauptstraße).[Anm. 29]typo3/#_edn1

Dass der Kriegerverein für diese Aufgaben nicht jede Person in den Verein mit aufnahm, lässt sich dabei aus der Einladung des Vereins zu einem seiner Stiftungsfeste entnehmen. Dort wird zwar ausdrücklich betont, dass auch Nichtmitglieder zu der Feierlichkeit willkommen sind, jedoch durch ein Vereinsmitglied eingeführt werden müssen. Dies dürfte bei einem Dorf mit damals 1300 Einwohnern wohl kein größeres Hindernis gewesen sein, da bei dieser Einwohnerzahl jeder jeden kannte. Dies belegt auch die Tatsache, dass Dorfbewohner meist aus allen sozialen Milieus in Kriegervereinigungen Mitglied waren.

Dabei machte nicht nur das Stiftungsfest des Kriegervereins den Verein für die Menschen attraktiv. Ein weiterer fester Termin waren die alljährlichen Geburtstagsfeierlichkeiten zu Ehren des deutschen Kaisers. Am 25. Januar, dem Geburtstag Kaiser Wilhelms II., trafen sich die Vereinsmitglieder nach dem Besuch der Messe zum Frühschoppen, bevor dann am Nachmittage im Hotel „Zur Post“ (Ecke Rheinstraße/Hauptstraße) ab 4 Uhr die Festfeier mit Tanz stattfand. Beendet wurde die Feierlichkeit am nächsten Tag mit einem Festessen im Elisenhof, der heutigen Burg Steineck in Rheinbreitbach. Andere Festlichkeiten, an dem der Kriegerverein zum Beispiel mit einem Festzug durch den Ort paradierte, stellte der Sedantag Ende August dar. Eine Feierlichkeit, die viele andere Kriegervereine in Deutschland ebenfalls als Erinnerung an den Sieg über Frankreich bei Sedan 1870 begingen und als eines der Hochfeste des deutschen Nationalismus gelten kann.[Anm. 30]typo3/#_edn2typo3/#_ednref1

Die Postkarte „Germans tot he front!“ zeigt den Angriff der deutschen Soldaten in China.[Bild: gemeinfrei]

Aber auch andere Feierlichkeiten wie patriotische Abende zogen nicht nur Mitglieder, sondern auch zahlreiche Gäste an. Ziel war es die Menschen für das preußische Militär, den Kaiser und den Nationalismus zu begeistern. Dies äußerte sich auch in Form von Spendensammlungen und Aufrufen wie er zum Beispiel zur Zeit der Chinaexpedition im Jahre 1900 stattfand. Nach der Hunnenrede Wilhelms II. in Bremerhaven, wo er die preußischen Soldaten zu einem grausamen Handeln gegenüber den chinesischen Aufständischen anstachelte, sammelte der Kriegerverein Rheinbreitbach als Unterstützung 152 Mark (zum Vergleich: Ein Hafenarbeiter in Hamburg verdiente im Monat ca. 61 Mark). Im Vergleich hierzu sammelte der Kriegerverein in Unkel über 400 Mark, die durch eine Spendenveranstaltung mit den Gesangsvereinen Unkel, Erpel und Unkel-Scheuren in der Stadt Unkel stattfand. Die Vereine waren dabei in einem Fahnenzug nach Unkel gekommen und durch das Blasmusikchor ehemaliger Musiker der Bonner Husaren begleitet worden. Mehrere flammende Reden vom Bürgermeister Biesenbach sowie dem ortsansässigen Pfarrer Scheltenbach und dem Gerichtsreferendar Custodis begleiteten die Feierlichkeit bevor diese in einem Feuerwerk ihren Abschluss fand.[Anm. 31]typo3/#_edn1

An diesen Beispielen lässt sich sehen, dass die Kriegervereine (und deren Besucher) durch diese Festlichkeiten politisch durch das Kaiserreich instrumentalisiert wurden. Während der Zeit der Sozialistengesetze wurden die Kriegervereine sogar gezielt als ein wichtiges politisches Instrument eingesetzt, um die Sozialdemokratie zu bekämpfen. Der Austritt vieler Sozialdemokraten aus den Kriegervereinigungen war hier die Folge. Seinen Höhepunkt fand diese Entwicklung bei den Reichstagwahlen 1907, die auch als „Hottentottenwahlen“ wegen dem Krieg in Deutsch-Südwestafrika bezeichnet wurden.

Interessant scheint hier der Aspekt, dass der Kriegerverein Rheinbreitbach wenige Tage nach der Wahl aus dem Neuwieder Kriegerbund austrat. Eventuell war die politische Stilisierung der Kriegervereine für den Wahlkampf des Bülowblockes aus Liberalen, Zentrum und Konservativen den Mitgliedern etwas zu weit gegangen.[Anm. 32]typo3/#_edn2

Aber auch ohne Mitgliedschaft im Neuwieder Kriegerbund brachte sich der Kriegerverein weiterhin lebhaft im Ortsgeschehen ein. Kaisergeburtstag, Stiftungsfest und Sedantag wurden bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges gefeiert.

Hinzu kamen Ortsbesuche von anderen Kriegervereinen wie dem Füsilierverein aus Köln oder dem Besuch der ehemaligen Ulanen mit dem Dampfer „Stadt Bonn“ im Rheinbreitbacher Hof, die regelmäßig eindrucksvolle Ereignisse und Festlichkeiten für die Bevölkerung darstellten. Vor allem für die Gastwirtschaft bedeutete der Besuch solcher großen Vereinigungen ein gutes Geschäft, da bei diesen Besuchen gut gegessen und getrunken wurde.[Anm. 33]typo3/#_edn3

Dass es im Kriegerverein Rheinbreitbach auch nicht immer harmonisch zuging, lässt sich an einem Artikel aus dem Jahre 1913 sehen. Dort wird am 10. Januar ein allgemeiner Militärverein gegründet, dem sofort 27 Mitglieder beitraten. Ein Militärverein hatte dabei letztlich dieselben Ziele wie ein Kriegerverein und es stellte nichts ungewöhnliches dar, dass sich solche Militärvereine von den Kriegervereinen abspalteten oder neu gründeten. Wie an anderen Ortschaften gesehen werden kann, spielten oftmals die Altersdifferenzen zwischen jungen und alten Mitgliedern eine nicht unerhebliche Rolle. Der Satz „Nicht jedem ist es vergönnt sein Leben für das Vaterland in einem Krieg einzusetzen“, spiegelt hier die Einstellung vieler Kriegerveteranen wieder, die gleichzeitig auch eine Abwertung des Kriegsdienstes jüngerer Generationen darstellt. Dass diese jüngere Generation jedoch 1914 in einen der schlimmsten und menschenverachtendsten Kriege der Weltgeschichte aufbrechen müsste, daran hat wohl zu dieser Zeit niemand gedacht.[Anm. 34]typo3/#_edn4

Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Kriegerverein Rheinbreitbach mit neuem Leben erfüllt, doch schon bald durch den aufkommenden Nationalsozialismus abermals wie 1907 politisch stilisiert und letztlich mit den anderen Ortsvereinen gleichgeschaltet. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde der Verein (genau wie der allgemeine Militärverein) nicht wieder gegründet. Die Vereinsunterlagen sind bis heute verschollen. Lediglich ein paar Zeitungsartikel, zwei Fotos und die Fahnenspitze des Kriegervereins im Heimatmuseum Rheinbreitbach erinnern noch heute an den einstigen Verein, der das Ortsleben über 70 Jahre so rege im Namen des Nationalismus und Militarismus mitgestaltete.

Doch nicht nur der Kriegerverein warb für den Nationalismus und den Militarismus in Rheinbreitbach. Durch die ständige Präsenz des Militärs durch Einquartierungen und Übungen sowie öffentliche Militärkonzerte (wie z.B. durch die Kapelle des rheinischen Pionierbataillions Nr. 8 aus Koblenz im Rheinbreitbacher Hof im Jahre 1909) kam die Bevölkerung immer wieder in Kontakt mit dem preußischen Militär. Nicht umsonst wurde die Aushebung der Infanterie im Jahre 1899 wahrlich zelebriert und von der Gesellschaft hochgeachtet. 14 Infanteristen, 5 Ersatz Reservisten, 3 Gardisten, 1 Kürrasiere, 2 Pioniere, 2 Jäger, 2 Eisenbahnbrigadisten, ein Matrose und ein Werftdivisionist stellte die Bürgermeisterei Unkel aus allen Ortschaften. Meist wurden diese mit einem Rekrutenabschiedsball (organisiert von den lokalen Junggesellenvereinen) z.B. im Gasthaus „Zur Post“ verabschiedet.[Anm. 35]typo3/#_edn5

Neben dieser dauerhaften Präsenz und Verherrlichung des Militärs förderten auch zahlreiche Veranstaltungen das Bild des deutschen Nationalismus in der Bevölkerung. Durch Vorträge z.B. über China (Juli 1909) und Neuseeland (Dezember 1909) durch Herrn Hundhausen sowie die Gründung eines Afrikavereins wurde der koloniale Gedanke in die einfache Dorfbevölkerung getragen. Gerade die Gründung des Afrikavereins im März 1889 sollte Menschen dazu begeistern nach Afrika zu gehen und dort wirtschaftliche Interessen zu verfolgen, das deutsche Kolonialreich zu stärken und die „Wilden“ in Afrika zu erziehen. Das pervertierte Motto des Dichters Emanual Geibels „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ passt hier zur damaligen Stimmung, die den deutschen Nationalismus und damit verbundenen Kolonialismus trieben.[Anm. 36]typo3/#_edn6typo3/#_ednref6

0.3.3.Schützenverein Rheinbreitbach

Mitglieder des Schützenvereins Rheinbreitbach mit Gewehren. [Bild: Heimatverein Rheinbreitbach]

Ein weiterer Verein, der das Schießen und militärische Rituale pflegte, stellte der Schützenverein von Rheinbreitbach dar. Der am 02. Juni 1847 gegründete Verein kann dabei in Rheinbreitbach als Träger einer nationaldemokratischen Opposition nicht nur im Vormärz (1815 bis 1848), sondern auch im Kaiserreich gesehen werden. Ähnlich wie beim Männergesangsverein organisierten sich in dem Schützenverein Menschen, um sich politisch auszutauschen. Sonderbar erscheint jedoch die Tatsache, dass der Schützenverein 1902 reaktiviert werden musste und sich vor diesem Jahr keinerlei Berichte oder Artikel über diesen findet. Warum der Verein von 1889 bis 1902 nirgendwo mehr in Erscheinung trat, lässt sich nicht mehr genau sagen. Eventuell kam der Schützenverein durch den Wegzug zahlreicher Bergleute nach der Schließung des Bergwerkes Virneberg zum Erliegen.

Mit seiner Reaktivierung am 13. Juni 1902 fanden aber nun regelmäßig wieder Schützenfeste statt, wo bei Getränken wie dem Breitbacher Wein und gutem Essen der Vogel abgeschossen wurde. Die Schützenfeste fanden hierbei regelmäßig im August statt, wo es auch durchaus attraktive Preise wie Wurst oder Fleisch, aber auch Ehren- und Geldpreise zu gewinnen gab. Aber auch andere Veranstaltungen wie das „Sauschießen“ fanden in unregelmäßigen Abständen im Herbst statt. Bei dieser Gelegenheit konnten Teile einer kompletten Sau für den eigenen Haushalt erschossen werden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass zahlreiche Schützenvereine aus der Region an dem Herbstpreisschießen teilnahmen, um den vorderen Schinken oder alternativ auch eine Ente zu schießen. Die Preise wurden dabei in den Schaufenstern der Geschäfte vorab ausgestellt.[Anm. 37]typo3/#_edn1

Die Feste fanden dabei in unterschiedlichen Gasthäusern wie dem „Marienberg“ des Herrn Peter Brahm in der Hauptstraße 49 sowie im Gasthaus „Zur Post“ statt. Dort wurde der Vogel jedoch nicht abgeschossen, sondern auf einem dafür ausgerichteten Schützenplatz im Wald, der mit der Zeit immer größer wurde und von hohen Bergen umgeben war. In den Gasthäusern gab es freies Wurstessen und einen Tanzball für alle Mitglieder und Gäste. Andere Ereignisse wie das 60. Stiftungsfest des Schützenvereines wurden zusätzlich mit einem Fackelzug durch den Ort gefeiert. Bei dieser Gelegenheit wurden auch verdiente Mitglieder für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt.[Anm. 38]typo3/#_edn2typo3/#_ednref2

0.3.4.Von Narren und Jecken

Sommerfest des Karnevalsverein, 1910.[Bild: Heimatverein Rheinbreitbach]

Ein Verein, der durchaus aus anderen Gründen militärische Avancen hatte, stellt der Karnevalsverein von Rheinbreitbach dar. Anfang des 20 Jahrhunderts, im Jahre 1902 von einigen „Jecken“ gegründet, um den rheinischen Karneval auch nach Rheinbreitbach zu bringen, stellt dieser Verein seit jeher eine wichtige Instanz dar, um politische und gesellschaftliche Entwicklungen ironisch anzuprangern. Hierzu gehörte natürlich auch der preußische Militarismus, der sich im Laufe der Zeit in den zahlreichen Karnevalsuniformen und Gardeabteilungen der rheinischen Jecken auf ironische Weise wiederfanden.

Dabei fing am Anfang alles relativ klein in Rheinbreitbach an. Wann die ersten „Jecken“ und Narren in Rheinbreitbach Karneval feierten, lässt sich aus der aktuellen Quellenlage schwerlich sagen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass bereits vor 1902 die Menschen in privaten Zusammenkünften dem rheinischen Fest nachgingen und auch von den Karnevalisten in Köln angesteckt wurden, die bereits 1804 den Slogan von „Kölle Alaaf“ prägten. Dieser Slogan setzte sich so fest in den Köpfen der Bevölkerung, sodass er auch beim Besuch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. 1848 gerufen wurde und dieser am Ende seiner Rede es ebenfalls laut dem Volke zurief. Ereignisse wie diese verstärkten den rheinischen Karneval auch im ländlichen Raum, sodass sich 1902 der Karnevalsverein von Rheinbreitbach mit Namen „Me haalen et us“ gründete. Vorab hatte es durch das Engagement und den späteren Gründer der Karnevalsgesellschaft Konrad Bornheim die Zusammenkunft vom „Club der Harmlosen“ gegeben. Bornheim betrieb zu dieser Zeit eine Gastwirtschaft in der Burg Steineck, in dessen Räumlichkeiten auch die Vereinstreffen stattfanden (was einen nicht unerheblichen Eigennutz darstellte, da die Mitglieder dann auch dort tranken). Konrad Bornheim war für seine harte Vereinsführung berüchtigt, da er keinerlei Verspätung oder Fernbleiben zum Stammtisch entschuldigte und es somit nicht selten zu Ausschlüssen aus dem Verein kam. Die kleine Schar, die trotz der harten Führung Bornheims durchhielt, gab sich daher den passenden Namen „Me haalen et us“ (Wir halten es aus).

Anzeige Maskenball 1913.[Bild: Honnefer Volkszeitung ]

Bei diesen anfänglichen Stammtischtreffen sollte es jedoch keineswegs bleiben. Ab 1906 nahmen die Aktivitäten des Karnevalsvereins immer weiter zu. Erste Veranstaltungen wie Theatervorstellungen im Dezember, bei denen Stücke wie „Der Fluch des Unglücklichen oder im Tode vereint“ gezeigt wurden, oder auch Karnevalssitzungen mit Darstellern aus den eigenen Reihen im Februar gehörten bald zum festen Programm des Vereins. Der erste Maskenzug, der wohl als Vorläufer für den heutigen Karnevalsumzug gelten kann, ist vom 20. Februar 1909 durch einen Zeitungseintrag belegt. Sicherlich dürfte es aber auch vorab schon kleinere Maskenbälle mit Umzug in den örtlichen Gastwirtschaften gegeben haben. Mit der Zeit wuchsen aber auch die freundschaftlichen Bande zu anderen karnevalistischen Vereinigungen, die dann z.B. im Sommer nach Rheinbreitbach kamen, um hier bei einem guten Glas Breitbacher Wein zu verweilen. Eine Anekdote vom 5. Juni 1912 stellt dabei der Besuch des Bonner Stadtsoldatenkorps dar, welches im „Breitbacher Hof“ ein Konzert mit Tänzchen stattfinden ließ. Um welche Art von Tänzchen es sich hier handelte, lässt sich leider nicht mehr herausfinden.[Anm. 39]typo3/#_edn1typo3/#_ednref1typo3/#_edn1

0.3.5.Christentum und Kirche

Das Christentum sowie der Katholizismus haben in Rheinbreitbach seit jeher eine lange Tradition. Seitdem Rheinbreitbach eine eigene Pfarrei im Jahre 1620 geworden war, wuchs die Anzahl der Gläubigen mit Höhen und Tiefen über die Jahrhunderte an. Auch übte die Kirche in Person des Ortspfarrers auf die Bevölkerung einen großen Einfluss nicht nur in religiöser, sondern auch in gesellschaftlicher und manchmal auch politischer Hinsicht aus. Konkret ging es hierbei um die Eindämmung des Sozialismus, die Verteidigung der kirchlichen Werte- und Entscheidungshoheit z.B. bei der Ehe sowie die Trennung von staatlichen und kirchlichen Ämtern. Dieses Ringen um Macht und Einfluss gipfelte letztlich im Kulturkampf zwischen dem preußischen bzw. neuen deutschen Staat und der katholischen Kirche, welches letztlich erst 1887 auf diplomatischem Wege beendet wurde.[Anm. 40]typo3/#_edn1

Da es den Menschen Anfang des 19. Jahrhunderts wirtschaftlich schlecht ging und viele im Laufe der Industrialisierung durch die Landfluchtbewegung heimatlos wurden, war die Religion und das Christentum aber nach wie vor eine große Hoffnung, die den Menschen Trost und Halt gaben. Zahlreich waren daher auch die Teilnehmer an den Prozessionen der katholischen Kirche wie zum Beispiel der immer wiederkehrende Gang zum Kreuzberg in Bonn. Der erste Nachweis dieser Prozession von Rheinbreitbach zur Kreuzkirche nach Bonn stammt vom September 1890. Die Kirchgänger trafen sich dabei um 5 Uhr morgens und brachen zur Fähre am Lohfeld auf, um dort auf die andere Rheinseite überzusetzen. Ab diesem Zeitpunkt wird immer wieder regelmäßig im September über diese Veranstaltung bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges berichtet.[Anm. 41]typo3/#_edn2

Weitere wichtige Festlichkeiten im Rheinbreitbacher Kirchenkalender stellten zudem die Kirchweihfeste bzw. die Kirmes zu Ehren der Kirchenheiligen dar. Da Rheinbreitbach eine Kapelle sowie eine Kirche besitzt, konnte somit auch zweimal im Jahr Kirmes gefeiert werden. Die Kirmes für den heiligen Leonhardus, den Schutzpatron der Gefangenen, wurde regelmäßig im November und die Kirmes zu Ehren der Maria Magdalena im Sommer gefeiert. Hierbei kamen aus der ganzen Region (teilweise zu Fuß) zahlreiche Menschen, um nach der Kirchmesse bei ausgelassener Stimmung ein Glas Bier oder Wein zu trinken. Bei der zunehmenden Menge an Alkohol wurde die Feierlichkeit natürlich immer lauter, sodass es bereits auch hier wegen Lärmbelästigung zu Beschwerden aus der Bevölkerung kam. Ein schönes Beispiel ist hier ein Artikel vom Ruhegesetz und Beschränkungen der allgemeinen Kirmes. Der Regierungspräsident in Koblenz ordnete an, dass jede Kirmes nur an zwei aufeinander folgenden Tagen zu feiern ist. Früh-, Nach- oder Nebenkirmes sei strengstens untersagt und werde mit 10 bis 30 Mark Strafe oder mit Gefängnishaft belegt. Dieses Beispiel zeigt doch sehr anschaulich, dass von Seiten der Regierung durchaus Handlungsbedarf bestand, da es anscheinend zu größeren Ausschreitungen bezüglich des Alkoholgenusses kam der durch bestimmte Gründe in die Länge gezogen werden sollte.[Anm. 42]typo3/#_edn3typo3/#_ednref3

Bilder der Rheinbreitbacher Pfarrer im Kaiserreich.[Bild: Heimatverein Rheinbreitbach]

Wie bei allen Pfarreien stellte der Ortspfarrer in Rheinbreitbach eine wichtige Instanz dar, die es zu ehren und zu respektieren galt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass bei der Ankunft bzw. Verabschiedung einzelner Priester, die Kirchengemeinde sich sehr viel Mühe gab, um den entsprechenden Würdenträger zu begrüßen oder zu verabschieden. Ein besonderes Beispiel stellt hier die Verabschiedung des Pfarrers Göbbel aus dem Jahre 1901 dar, der durch Pfarrer Katterbach abgelöst wurde. Göbbel verließ Rheinbreitbach, da er eine andere Stelle in Lipp angenommen hatte. Sein Abschied wurde mit einem Fackelzug und einem großen Abschiedsfest gefeiert. Zudem bekam er durch Spenden der Bürgerschaft finanziert ein großes Abschiedsgeschenk. Besonders betont wurde hierbei die liebenswürdige Art des Pfarrers, die ihm bei den Rheinbreitbachern großen Respekt eingebracht hatte. Doch auch beim Antritt des neuen Pfarrers Katterbach gaben sich die Rheinbreitbacher alle Mühe. Obwohl im Februar wohl noch Schnee lag, hatten es sich die Gläubigen nicht nehmen lassen Girlanden, Fahnen und mehrere Triumphbögen im Ort aufzustellen, um den Einzug des ehrwürdigen neuen Pfarrers zu feiern. Dieser zog unter Glockengeläut und Kanonendonner vom Koppel in den Ort ein und versprach in einer rührseligen Rede allen Gläubigen ein guter Seelenhirte zu sein.[Anm. 43]typo3/#_edn1

Außergewöhnliche Ereignisse innerhalb der katholischen Kirchengemeinde Rheinbreitbach stellten unter anderem die Besuche der Weihbischöfe Fischer (1893), Schmitz (1898) und Müller (1904) dar.  Auch diese hohen Persönlichkeiten wurden nicht nur in Rheinbreitbach mit Fahnen, Girlanden und Liedern begrüßt und begleitet. Besonders die Schulkinder werden in diesem Zusammenhang immer wieder durch das Vortragen von Versen und Gedichten hervorgehoben. Die enge Verbindung der Schulkinder mit der Kirche ist dabei nicht nur auf die Erziehung durch die Eltern zurückzuführen, sondern auch durch die intensive Arbeit der katholischen Kirche innerhalb der Volksschulen. Zudem stellten viele Pfarrer bis zum Kulturkampf den Schulinspektor dar, der die Auswahl der Lehrerschaft überwachte (und somit auch nach christlichen Gesinnungspunkten eingestellt wurde). Eine Besonderheit in Rheinbreitbach stellt dabei die Vergabe des Organistenamtes dar. Normalerweise war es so, dass einer der Lehrer zur Aufbesserung des eigenen Gehaltes die Orgel spielte und somit das Amt des Organisten inne hatte. In Rheinbreitbach war dies jedoch anders. Dort hatte seit 1788 die Familie Theisen das Amt übernommen und an die nächste Generation „vererbt“. Die Kirche stellte somit auch einen wichtigen Arbeitgeber dar.[Anm. 44]typo3/#_edn2typo3/#_ednref2

Ein weiterer wichtiger Punkt innerhalb der katholischen Kirchengemeinde dürfte auch die soziale Fürsorge der Kirche gewesen sein. Diese entwickelte sich verstärkt aus den Folgen der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts. Es gab keine Arbeitslosenversicherung, Menschen wurden bei Krankheit direkt entlassen und das Gehalt war bei den Arbeitern und Bauern meistens so kärglich, dass die Kinder in einer Familie mitarbeiten musste. Durch den Wegfall des Bergbaus in Rheinbreitbach und der zu anfangs fehlenden Industrie gab es auch in Rheinbreitbach arme Familien und Kinder. Die Kirche versuchte nach bestem Wissen und Kräften hier Einhalt zu gebieten. Aber auch die Bürgerschaft engagierte sich hier zum Beispiel durch Lichtbildvorträge, deren Einnahmen an die armen Kommunionkinder gespendet wurden. Hierbei tat sich besonders Herr Hundhausen vom Gut Hohenunkel hervor, der auch später noch zahlreiche Lichtbildvorträge zeigen sollte.[Anm. 45]typo3/#_edn1typo3/#_ednref1

0.3.6.Ein gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper – Der Turnverein von Rheinbreitbach

Es dürfte Anfang Oktober 1911 in Rheinbreitbach kein Platz mehr im Gasthaus „Rheinbreitbacher Hof“ an der Ecke Vonsbach/Hauptstraße frei gebelieben sein. Erst zum zweiten Male veranstaltete der 1909 gegründete Turnverein Rheinbreitbach ein Schauturnen, zu denen nicht nur Einheimische, sondern auch viele interessierte auswärtige Gäste strömten. Der Anlass für dieses Ereignis war dabei die Verabschiedung der örtlichen Rekruten, die zum Militärdienst eingezogen wurden. Der Turnverein Rheinbreitbach unter der sportlichen Leitung des Rentners Albert Abendroth veranstaltete Schauturnen mit dem Ziel, um einerseits Mitglieder und Spenden für den Verein zu werben und auf der anderen Seite das sportliche Können zu präsentieren, auf welches benachbarte Turnvereine mit einem gewissen Neid blickten. Der Turnverein Königswinter in Person des Oberlehrers Rathmann lobte das zweistündige Schauturnen der Rheinbreitbacher mit den Worten, dass er noch nie solche „tadellosen, mustergültigen und effektvollen Turnausführungen“ gesehen hätte. Durch solcherlei Lob war es wohl nicht verwunderlich, dass der Verein schnell unter der sportlichen Leitung von Abendroth an jungen Mitgliedern wuchs, manchen Preis beim Gauturnen erwarb und großherzige Spenden bekam. Der bekannteste Spender dürfte hierbei Dr. Stephan, der ehemalige Besitzer der heutigen Villa von Sayn in Rheinbreitbach gewesen sein, der in regelmäßigen Abständen größere Spendenbeträge dem Verein zur Verfügung stellte. Er stellte auch einen jährlichen Betrag von 50 Mark für die Anmietung eines Turnplatzes bereit. Der Turnverein machte aber auch mit Sammelaktionen zum Beispiel für die Ruhrspende Schlagzeilen, die zur Unterstützung der streikenden Arbeiter im französisch besetzten Ruhrgebiet 1923 eingeworben wurden.

Ebenso löste der Turnverein bzw. dessen Turnwart Herr Abendroth im Januar 1912 eine öffentlich viel beachtete Verhandlung vor dem Schiedsgericht in Linz am Rhein aus. Ausgangspunkt war dabei ein Festzug des Turnvereins Rheinbreitbach im Sommer 1911 gewesen, bei dem auch der Bonner Turn- und Sportverein anwesend gewesen war. Zur Belustigung aller Beteiligten hatten dabei die Bonner Turner einen Hampelmann dabei, der auf einem Stock gebunden den eigenen Reihen voran getragen wurde, jedoch gegen die Satzung der deutschen Turnerschaft verstieß. Der Turnwart Abendroth bemerkte diesen Umstand und brachte den Verstoß  auf einer Bezirks-Vorturnstunde in Unkel zur Sprache. Er stellte dabei das Verhalten der Bonner Turner als so „lümmelhaft“ dar, dass sich ein in Unkel wohnhaftes ehemaliges Mitglied des Bonner Turn- und Sportvereines auf den Schlips getreten fühlte. Dieser setzte seine ehemaligen Bonner Turnfreunde von diesem Umstand in Kenntnis, die daraufhin Strafanzeige gegen Herrn Abendroth wegen Beleidigung in Linz einreichte.

Zu dem mehrstündigen Prozess im Januar 1912 am Amtsgericht in Linz wurden zahlreiche Zeugen eingeladen, in dessen Verlauf sich herausstellte, dass der rotbäckige Hampelmann noch eine Vorgeschichte hatte. Bei einem Ausflug des Bonner Turn- und Sportvereins in die Gegend um Rheinbreitbach, waren auch einige Turner aus Rheinbreitbach zufällig an der Lagerstätte der Bonner Turner vorbeigekommen. Hierbei stellten die Bonner das erste Mal den zappelnden Hampelmann den Rheinbreitbachern vor und behaupteten, dass dies Herr Abendroth auf der Bezirksturnstunde in Kessenich sei. Auf Grund dieser Tatsache und der Klarstellung von Herrn Abendroth, dass sich seine Aussage über das „lümmelhafte Verhalten“ nur auf die Zugteilnehmer des Bonner Turn- und Sportvereins bezogen hatte, wurde dieser von der Anklage der Beleidigung vom Amtsgericht Linz freigesprochen und die Gerichtskosten dem Bonner Turn- und Sportverein aufgelegt. Eine amüsante Geschichte, die durch die Auflösung des Turn- und Sportsvereines jedoch in Vergessenheit geraten war.[Anm. 46]typo3/#_edn1typo3/#_ednref1

Heimatarchiv Rheinbreitbach, Bilduntertitel: Der Turnverein Rheinbreitbach beim „Gauturnen“ in Köln.[Bild: Heimatverein Rheinbreitbach]

Neben diesen großen Vereinen, die das dörfliche Gesellschaftseben in Rheinbreibach prägten, gründeten sich natürlich auch noch andere Vereine, die erst später zu voller Blüte aufsteigen sollten bzw. in ihren Aktivitäten zwar eine wichtige soziale Funktion einnahmen, aber nicht weiter durch Vereinsfeste oder Aktivitäten auffielen. Zu diesen Vereinen gehörte der Verschönerungsverein von Rheinbreitbach, der durch verschiedene Maßnahmen den wachsenden Luftkurort für Einheimische und Touristen verschönern und attraktiver machen wollte. Hierzu gehörte das Erstellen von Wanderrouten und das Aufstellen von Wanderbänken, aber auch die Kanalisierung des Breitbaches (was damals als sehr fortschrittlich galt). Sonderbarerweise muss es wohl in der Anfangsphase des Verschönerungsvereins Probleme gegeben haben, sodass sich nach seiner Gründung 1896 noch einmal 1905 ein Verkehrs- und Verschönerungsverein sowie 1912 ein Verkehrsverein in Rheinbreitbach gründete. Inwieweit es sich hierbei um verschiedene Vereine handelte, lässt sich dabei nicht mehr nachvollziehen. Genau wie heute auch, ist es durchaus denkbar, dass es manche Neugründungen von Vereinen gab, da sich Mitglieder nicht untereinander verstanden (da die Interessen und Ideen in eine andere Richtung verliefen).[Anm. 47]typo3/#_edn1

Weitere Vereine, die sich in der Zeit des Kaiserreichs, genauer gesagt von der Zeit 1900 bis 1914 gründeten, waren am 10. Dezember 1906 die Gründung des Obstbauernvereins im Gasthaus Menden (Hotel zur Post), die Gründung der freiwilligen Feuerwehr am 08. Oktober 1908 und die Gründung eines landwirtschaftlichen Casinos.

Besonderes Augenmerk sollte bei diesen Vereinen vor allem auf die Feuerwehr sowie den Obstbauernverein gelegt werden. Durch die Gründung der freiwilligen Feuerwehr systematisierte sich die Abwehr von Feuern institutionell, sodass diese auch gegenüber der Gemeinde ein besseres Auftreten bei Forderungen (zum Beispiel Errichtung eines Steigerturmes) an den Tag legen konnten. Die Gründung der Feuerwehr, die natürlich preußisch militärisch organisiert und auch von den Preußen angeregt worden waren, stellte einen wichtigen Baustein zur Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger des gesamten Ortes dar.

Aber auch der Obst- und Gartenbauverein spiegelt eine Entwicklung im ländlich geprägten Rheinbreitbach wieder. Viele Einwohner von Rheinbreitbach konnten von dem Lohn, den sie sich erwarben nicht leben, sodass diese als Nebenerwerb oder zur Eigenversorgung Gemüse und Obst anbauten. Dies taten die Einwohner meist auf einem geerbten Grundstück ihrer Vorfahren. Die besser gestellten Einwohner kauften sich entsprechende Flächen zu ihren Villen dazu. Der Obst- und Gartenbauverein half den Menschen durch Schulungen und Wissensweitergabe nicht zu verhungern bzw. eine gute Ernte zu ihrem eigentlichen Lohn zu erzielen. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Gründung eines landwirtschaftlichen Casinovereins, der aus den Reihen des Winzervereins Rheinbreitbach hervorgegangen ist. Dieser hatte zwar ähnliche Ziele wie der Obst- und Gartenbauverein, war aber auch eine Art politische Interessenvertretung für die Landwirte und Winzer im Ort.[Anm. 48]typo3/#_edn2typo3/#_ednref2


0.3.7.Ehrungen, Kleinvereine und verschiedene Ereignisse

Mit dem wachsenden Bürgertum in Rheinbreitbach wurde natürlich auch hier Wert darauf gelegt, dass herausragende Persönlichkeiten und Ereignisse eine besondere Ehrung und Erwähnung innerhalb des Ortes fanden. Auch gab es manchen Verein in Rheinbreitbach, der lediglich in der Kaiserreichszeit gegründet und sich erst nach dem 1. Weltkrieg als äußerst aktiver Verein in Rheinbreitbach (wie z.B. der Verkehrs- und Verschönerungsverein) entwickelte. Diese Ereignisse und Kleinvereine sollen hier kurz vorgestellt werden.

Neben den Goldenen Hochzeiten, die meist mit einem Fackelzug und großer Festlichkeit im Ort begangen wurden und in den Jahren 1883 (Eheleute Uhrmacher), 1908 (Ehepaar Prinz), 1909 (Ehepaar Theisen) und 1910 (Adolf Müller und Ida Pesch) stattfanden, wurden verschieden Persönlichkeiten auch mit Orden und Ehrungen ausgezeichnet. Eine solche Ehrung wurde einer kinderreichen Familie in Rheinbreitbach mit Namen Engels (Anton und Sophie) im Jahre 1894 zuteil. Kaiser Wilhelm II. übernahm die Taufpatenschaft für das 7. Kind. Hierbei fand besondere Berücksichtigung, dass es sich dabei um den 7. Sohn handelte, den die Familie dem Kaiserreich geschenkt habe. Hintergrund dürfte hierbei vor allem sein, dass die Söhne später als Soldaten im Militärdienst Verwendung finden konnten. Andere Ehrungen fanden auch bei Begräbnissen anerkannter oder beliebter Persönlichkeiten statt. Als Beispiel ist hier das Begräbnis des erst 45-jährigen Peter Müllers zu nennen, der durch einen Schlaganfall verstorben war und sich bei den Menschen äußerster Beliebtheit erfreut hatte. Aus diesem Grund gaben ihm zahlreiche Ortsvereine sowie ortsfremde Vereine aus Bonn das letzte Geleit. Es bildete sich ein schier endloser Trauerzug aus den Mitgliedern des Junggesellenvereins, des Veteranenvereins, des Kriegervereins, Jungfrauenverein und Gesangsverein. Die Trauermusik wurde dabei vom Verein ehemaliger Jäger und Schützen gespielt.[Anm. 49]typo3/#_edn1

Weitere besondere Ereignisse stellten die Auszeichnung mit Verdienstmedaillen statt. Hier bekam das Verdienstmädchen Adelheid Keppel am 14. Dezember 1896 für 40-jährige Dienerschaft beim Hause Strenz das goldene Verdienstkreuz mit dem entsprechenden Diplom von der Kaiserin verliehen. Eine Auszeichnung, die zeigt, dass auch die einfachsten Menschen im Kaiserreich durchaus sich Anerkennung durch „Treue“ und harte Arbeit verdienen konnten. Dies spornte natürlich auch zu guter Leistung an. Gleichzeitig muss man hier einschränkend sagen, dass dies nicht jedem vergönnt war. Ein einfacher Arbeiter musste schwer schuften und setzte nicht selten die eigene Gesundheit und das Leben aufs Spiel, um die Familie zu versorgen. Einen Orden bekam er hierfür in den seltensten Fällen.[Anm. 50]typo3/#_edn2typo3/#_ednref2

Der Schriftsteller Rudolf Herzog in der Zeit des 1. Weltkrieges.[Bild: Heimatverein Rheinbreitbach]

Menschen des bürgerlichen Spektrums wurden natürlich häufiger mit einem Orden bedacht. Einer der berühmtesten Persönlichkeiten in Rheinbreitbach stellt hier der Schriftsteller Rudolf Herzog dar, dessen Herz ganz und gar für das Kaiserreich schlug und mit seinen (Heimat-)Büchern Millionen von Lesern erreichte. Da er selbst auch persönliche Kontakte zu Kaiser Wilhelm II. pflegte, bekam er am 04. April 1913 den Roten Adlerorden 3. Klasse verliehen. Es war der zweithöchste Orden innerhalb des Kaiserreichs und hatte den titulierten „Rang“ eines Offiziers. Herzog blieb auch nach dem Untergang des Kaiserreichs weiter mit dem monarchischen Königshaus eng verbunden bevor er sich den Nationalsozialisten zuwandte, von denen er glaubte, dass diese die Größe des deutschen Reiches (und die Monarchie) wieder begründen würden.[Anm. 51]typo3/#_edn1

Eine besondere Begebenheit, die sich Ende des 19. Jahrhunderts auch in Rheinbreitbach anbahnte, stellte die Neugierde sowie das zunehmende Interesse an der eigenen (Lokal-) Geschichte dar. Durch die Gründung des deutschen Nationalstaates suchte man nach gemeinsamen Wurzeln (die vor allem in der deutschen Sprache und der gemeinsamen Geschichte lagen). Umso interessanter scheinen daher zwei Zeitungsartikel aus dem Jahre 1895 sowie 1911 zu sein. Im Oktober 1895 entdeckte man beim Umackern auf einem Feld mehrere Zinnteller und Töpfe aus dem Jahre 1320. Zu dieser Zeit wusste niemand, woher die Sachen stammen konnten. Doch mit der zunehmenden Erforschung der eigenen Geschichte, kann heute durchaus eine Theorie gewagt werden, dass es sich bei dem Fund um mögliche Überreste des einstigen Dörfchens Berg zwischen Unkel-Scheuren und Rheinbreitbach handeln könnte. Leider ist nicht überliefert, wo der Bauer seinen Acker hatte. Ansonsten könnte diese Theorie noch weiter untermauert werden.[Anm. 52]typo3/#_edn2

Eine andere interessante Geschichte aus der Vergangenheit stellt der Fund einer Gruft im Hause Stephan (heutige Villa von Sayn) dar. Dort wurde bei Umgrabungsarbeiten im Garten eine alte aus Stein aufgemauerte Gruft entdeckt, in dessen Inneren ein verrostetes Schwert sowie eine Steinurne bestattet waren. Das Schwert stellte sich später aus der Zeit der Franken heraus und ist heute in der Oberen Burg als Ausstellungsstück zu finden. Was bei diesem Fund für die Ortsgeschichte (und auch zu Zeiten des Kaiserreichs) als besonders gelten kann, ist die steinerne Urne, die durchaus auch auf eine ältere Datierung der Gruft hinweisen könnte. Hierzu fehlen aber weitere Auswertungen, die zum damaligen Zeitpunkt nicht vorgenommen wurden.[Anm. 53]typo3/#_edn3

Abschließend können wir für dieses Kapitel festhalten, dass es eine rege Vereinstätigkeit in Rheinbreitbach gab. Durch die Erfahrung der liberalen Revolution 1848 gründeten sich vor der Einrichtung des deutschen Kaiserreichs 1870/71 zahlreiche Vereine. Dort übten sich die Mitglieder in politischer Diskussionskultur, die letztlich auch das Interesse an der späteren (Lokal-)Politik stiegen ließen. Das hierbei auch Vereine und Institutionen politisch von Parteien instrumentalisiert wurden, ist dabei keineswegs abwegig wie an dem Beispiel der Kriegervereine gesehen werden kann.

Doch im Kern stand das Wohl und das gesellschaftliche Leben des Ortes im Vordergrund. Gerade der Männergesangsverein, der Turn- und Sportverein (der durchaus als Vorläufer des heutigen Fussballvereins Rheinbreitbach gelten kann), der Karnevalsverein sowie die vielen christlichen Feste und Feierlichkeiten bereicherten das Leben der Menschen in Rheinbreitbach und gaben diesen einen festen Rhythmus und Struktur.  Die Rheinbreitbacher (und sicherlich auch die anderen Ortschaften in der Bürgermeisterei Unkel) wussten, wie man bestimmte Feste feierte und auch verdiente Personen und Würdenträger ehrte. Auch die Gründung von politischen und wirtschaftlichen Interessenvertretungen spielte für die Rheinbreitbacher eine nicht unerhebliche Rolle. Im Obst- und Gartenbauverein sowie im Winzerverein und im landwirtschaftlichen Casino versammelten sich die Landwirte, Kleinbauern und Winzer, um ihre Interessen gegenüber dem deutschen Kaiserreich kundzutun (was ihnen sicherlich auch manches Mal gelang).

Doch bei all diesen positiven Aspekten darf aber auch nicht die Kehrseite des Kaiserreichs mit seiner militärischen Seite und den streng geregelten Sittenvorschriften vergessen werden. Gerade das starre Wertesystem des Kaiserreichs ließ den Menschen kaum eine Möglichkeit einen eigenen Lebensweg zu gehen. Jeder, der irgendwie von der „Norm“ abwich oder gar einem Würdenträger (wie dem Pfarrer, Ortsvorsteher oder gar dem Militär) widersprach, wurde geächtet. Hier rührte auch die Angst vor dem aufkeimenden Sozialismus, Liberalismus und Kommunismus her. Grundsätzlich lässt sich in Rheinbreitbach auch zu dieser Zeit ein Vorrang des Militärs vor der normalen Zivilgesellschaft erkennen und der Versuch bestimmte (kaisertreue) Werte zu vermitteln. Dies lässt sich durch die Feierlichkeiten der Kriegervereine und der nationalen (meist militärisch geprägten) Feiertage sehen.typo3/#_ednref3

0.4.Über Brandstifter, arme Selbstmörder und skrupellose Kriminelle

Wie in allen Epochen der Zeitgeschichte, gab es auch in Rheinbreitbach die dunklen Schattenseiten des gesellschaftlichen Lebens. Menschen, die kein geregeltes Auskommen hatten und die sich als Tagelöhner oder Dieb durch das Leben schlugen. Es sind die Menschen, die durch das soziale Raster der Gesellschaft des Kaiserreichs gefallen sind.

Welche Ereignisse, Dramen und kriminelle Ereignisse in Rheinbreitbach stattgefunden haben, soll in diesem letzten Kapitel über das Kaiserreich in Rheinbreitbach und Umgebung behandelt werden.

0.4.1.Feuer und Brandstifter

Einer der populärsten Vorfälle in Rheinbreitbach passierte im Juni 1890 am Koppelberg. Dort zündeten einige Jungen beim Spiel einige Büsche auf dem „Köppelberg“ (heute Koppel) an und brannten gleichzeitig das dort obenstehende 1844 errichtete hölzerne Kreuz nieder. Das Kreuz musste daher im Jahre 1891 erneuert werden und an Stelle eines Holzkreuzes wurde ein Kreuz aus Metall von dem Schlosser Christian Richarz errichtet. Die Gelder hierfür kamen von der Bevölkerung Rheinbreitbachs, die der Junggesellenverein einsammelte. Die Eröffnungsfeier des Koppelkreuzes wurde dabei vom Pfarrer sowie dem Gesangsverein im Clouthschen Hof (später Rheinbreitbacher Hof, Hauptstraße 59/61) zelebriert. Hierbei wurde am Abend bengalisches Feuer entzündet. Es muss eine imposante und eindrucksvolle Feierlichkeit gewesen sein, deren Ursprung jedoch in der Zündelei von ein paar „Breitbacher Jungens“ ausging.[Anm. 54]typo3/#_edn1

Doch allein bei diesem Brand blieb es in Rheinbreitbach nicht. Wie bereits im vorangegangenen Kapitel geschrieben, gründete sich 1908 eine Feuerwehr in Rheinbreitbach. Diese Gründung hatte durchaus einen ernsten Hintergrund, da es in Rheinbreitbach vor und nach 1908 zahlreiche Brände gegeben hat. Insgesamt brannte es von 1883 bis 1912 zehnmal in Rheinbreitbach. Die Schäden und die Ursachen der Brände waren hierbei unterschiedlich. Interessant ist hierbei ein Zeitungsartikel vom 16. Juli 1883 über einen Hausbrand von zwei Wohnhäusern der Dachdeckerfamilie Weber, die bis auf die Grundmauern abbrannten. Die Ursache des Brandes konnte nicht festgestellt werden, doch wird in dem Zeitungsartikel lobend erwähnt, dass beide Häuser bei der Provinzial Feuer Versicherung versichert seien und dies mindestens der 15. Brand innerhalb der letzten 15 Jahre gewesen sei.

Zu dieser Zeit konnte wohl kaum jemand ahnen, dass noch weitere Brände folgen würden. Einer fand kurze Zeit später, am 22. Juli 1883 in Rheinbreitbach bei der Witwe Schultheiß statt, deren Scheune sowie Wohnhaus abbrannte. Auch hier wurde wieder betont, dass das Haus bei der Provinzial Feuerversicherung versichert und die Ursache unklar sei.

Doch bei diesen Bränden blieb es nicht. Insgesamt achtmal sollte es in Rheinbreitbach von 1903 bis 1912 brennen. Hierbei brannte ein Hotel in Rheinbreitbach ab, mehrere Wohnhäuser, das Anwesen Korf (Standort unbekannt), das „Deutsche Haus“ am Rhein sowie die Ölmühle von Rheinbreitbach.

Blick vom Koppel mit Ruine der Ölmühle vor dem heutigen Gesindehaus der Unteren Burg. [Bild: Thomas Napp]

Besonders die beiden letztgenannten Fälle sind von besonderem Interesse. Die Ölmühle in Rheinbreitbach an der Unteren Burg, ein jahrhundertealtes Wirtschaftszentrum und Konjunkturmotor, brannte bis auf die Grundmauern ab. Bis nach dem 1. Weltkrieg sollten die Mauern der Ölmühle in der Nähe des heutigen Gesindehauses stehen bleiben, bevor der Verschönerungsverein dafür sorgte, dass die verbrannte Ruine abgerissen wurde.

Auch das „Deutsche Haus“, welches einst als Ausstellungpavillon auf der Weltausstellung in Paris gestanden hatte und nach dessen Abbau am heutigen Salmenfang wieder errichtet wurde, brannte vollständig nieder. Die Gründe hierfür sind unbekannt. Auf der einen Seite könnten die mit Öl betriebenen Lampen Schuld an einem Brand sein. Genauso könnte aber auch ein mit Holz oder Kohle befeuerte offener Ofen eine mögliche Entzündungsquelle gewesen sein. Denn trotz der Industrialisierung lebten viele ärmere Menschen immer noch wie zu den Anfangszeiten des 19. Jahrhunderts. Neben dem Feuer stellte auch die Baufälligkeit von manchem Gebäude eine große Gefahr dar, wie ein Artikel aus dem Jahre 1901 zeigt, in welchem das Haus Adele in der Frankfurter Straße einstürzte und deren Reste durch die Feuerwehr niedergelegt werden musste. Es grenzt dabei an ein Wunder, dass bei den Bränden und auch bei den Hauseinstürzen niemand verletzt wurde.[Anm. 55]typo3/#_edn1 typo3/#_ednref1

0.4.2.Unfälle

Doch neben dem Feuer gab es auch andere Arten von Unfällen. Besonders tragisch ist dies, wenn dabei Menschen schwer verletzt oder gar zu Tode kamen. Einer dieser Unfälle stammt dabei aus dem Jahre 1885. Am 7. Juni sprang ein Soldat namens Kern des Artillerieregimentes Nr. 8 aus Koblenz in den Rhein bei Rheinbreitbach. In Unkenntnis der Strömungsverhältnisse kam er in eine Untiefe und ertrank. Erst später konnte der Gastwirt Vollmer, der am Rhein ein Gasthaus betrieb, den Leichnam bergen. Von besonderer Tragik war dieser Vorfall vor allem durch die Beliebtheit des Mannes. So ist überliefert, dass Kerns vorgesetzter Offizier bei Überbringung der Todesnachricht in Unkel bitterlich geweint habe. Eine doch eher untypische emotionale Regung im preußisch-deutschen Militär, das auf Strenge und Disziplin aufgebaut war und somit keine Gefühlsregung zuließ.[Anm. 56]typo3/#_edn1

Bei diesem einen Badeunfall sollte es jedoch nicht bleiben. Wenige Wochen später ertrank im Juli 1885 ein Familienvater aus Rheinbreitbach. Weitere Badeunfälle gab es im Mai 1892 (Untergang des 17. Jährigen Jungen Johann Herzmann), im August 1892 (zwei Jungen), im August 1895 (Junge Josef Dahm) und im Juli 1899. Bei dem letzten Fall ist der Unfall besonders tragisch, da ein Matrose des Schaufelraddampfers „Fürst von Hohenlohe“ von dem Schleppdraht eines vorbeifahrenden Schiffes in die Fluten gerissen wurde und bei der Rolandsmühle ertrank. Hintergrund der Unfälle war überwiegend die Unterschätzung der Rheinströmung, in welchem die Ertrunkenen ein kühles Sommerbad nehmen wollten.[Anm. 57]typo3/#_edn2

Weitere schwere Unfälle (teilweise mit Todesfolge) ergaben sich in Rheinbreitbach durch die normale Arbeit. Ein besonders krudes Beispiel stellt der Unfall eines Müllerknechtes im September 1892 oder ein schwerer Unfall des Müllers Schneider bzw. seiner Frau und seinem Kind dar. Das Kind des Müllers wurde vom Gestänge der oberen Mühle (Platz an der Hans Dahmen Halle) erfasst und herumgeschleudert. Schwer verletzt kam die Mutter des Kindes zur Hilfe und wurde ebenfalls von dem Gestänge erfasst, wobei sie ein Bein verlor und sich das andere brach. Beide mussten in der Klinik in Bonn versorgt werden.[Anm. 58]typo3/#_edn3

Andere Beispiele für Betriebsunfälle waren im August 1906 ein Unfall im heutigen Weinkeller des Heimatmuseums Rheinbreitbach. Dort wurde beim Schrötern eines Weinfasses in den Keller ein Mann von dem sich losgelösten Fass auf der Treppe überrollt. Der Mann überlebte den Unfall schwer verletzt. Auch der Rheinbreitbacher Dachdecker Nilles erlitt im November 1907 einen schweren Unfall, indem er von einem Baum herunterfiel. Auf diesen war er geklettert, um einen in den Weg herausragenden Ast abzusägen, der ihn bei der Arbeit störte.[Anm. 59]typo3/#_edn4

Besonders tragisch stellte sich auch der Tod eines jungen Mannes auf dem Neujahrschießen von 1905 dar. Dieser hatte eine Gewehrkugel in den Kopf bekommen. Vermutlich hatte man auf der Festlichkeit zu viel Alkohol getrunken, wodurch dieser Unfall zustande kam.[Anm. 60]typo3/#_edn5

Auch Verkehrs- und Transportunfälle waren an der Tagesordnung im Orte Rheinbreitbach. So ereignete es sich im Jahre 1892 , dass ein vierjähriger Junge sich an einen mit Eisenstangen beladenen Wagen hing. Beim Rumpeln des Wagens über das Pflaster löste sich eine der Stangen, sodass der Junge am Kopf getroffen wurde und schwer verwundet wenige Stunden später starb. Ein anderer Vorfall beschreibt einen 12-Jährigen Jungen, der auf der Weide ein Pferd hütete. Als dieser die Fliegen vom Schweif des Pferdes entfernen wollte, trat dieses aus und verletzte den Jungen schwer am Auge und an seinen Beinen. Zum Glück überlebte der Junge den Unfall.[Anm. 61]typo3/#_edn6

Ein merkwürdiger Todesfall ereignete sich am 30. Oktober 1892 in Rheinbreitbach. Mehrere Passanten entdeckten im Gemeindewald von Rheinbreitbach einen jungen Burschen, der sich dort an einem Baume aufgehangen hatte. Welche Hintergründe zu dem Tod des jungen Mannes führten, lässt sich nicht mehr erschließen. Doch wie bereits an anderer Stelle geschrieben, waren die moralischen Vorschriften im Kaiserreich sehr streng geregelt, sodass Menschen, die nicht in dieses System passten, auf die Dauer krank wurden. Gerade junge Soldaten, die den Drill des preußischen Militärs nicht standhalten konnten, flüchteten sich in den Freitod. Inwiefern dies bei diesem Todesfall der Realität entspricht, sei dahingestellt.[Anm. 62]typo3/#_edn7typo3/#_ednref7

0.4.3.Von Dieben, Wilderern und Sachbeschädigung

Wie in fast allen Jahrhunderten vor dem Kaiserreich und auch bis heute, wurde auch immer wieder gestohlen. Räuberbanden zogen durch die Lande und so manch kuriose Anekdote ereignete sich dabei auch in Rheinbreitbach. Ein äußerst interessanter Fall stellt hierbei ein Obstdiebstahl aus dem Jahre 1885 dar. Im Frühjahr des Jahres wurden zwei Jungen im Alter von 10 und 12 Jahren dabei ertappt, wie diese von einem Obstbaum die Früchte pflückten und aus der Baumkrone herabwarfen. Zugleich wurden beide Jungens verhaftet und auf Anordnung des Bürgermeisters ins Gefängnis nach Linz am Rhein gebracht. Im November 1885 wurde dann festgestellt, dass diese Maßnahme nur ergriffen worden war, da der Vater der Jungen die Strafe nicht zahlen wollte (oder nicht konnte?). Doch im Nachgang stellte es sich nun heraus, dass diese Art der Bestrafung vor allem gegen den 10-jährigen Jungen rechtswidrig war, da Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren nicht strafmündig waren. Zudem handelte es sich bei dem Pflücken von Obst nicht um einen Diebstahl im eigentlichen Sinne, sondern um Mundraub, da es lediglich einige Früchte gewesen waren, die die beiden Jungen gepflückt hatten.[Anm. 63]typo3/#_edn1

Andere Diebstähle waren dagegen weitaus schlimmer. Neben dem Diebstahl von Holz (wie im Jahre 1883) waren auch Wilderer ein ernsthaftes Problem in den örtlichen Waldungen. Wie ein Beispiel vom Oktober 1883 zeigt, gab es durchaus Menschen in Rheinbreitbach, die zu bestimmten Festivitäten sich auch einen leckeren Wildbraten schießen wollten. Hierbei rechneten die Wilderer jedoch nicht damit, dass die Jäger und Förster des Waldes regelmäßig den Wand kontrollierten und so manchen Wilderer aufgriffen, das Gewehr einzogen und den Wildschützen zur Anzeige brachten. Sicherlich dürfte es bei den Wilderern auch Menschen gegeben haben, die aus (Hungers-)Not gehandelt haben. Ein Beispiel ist hier eine Zeitungsanzeige von 1903, wo ein Arbeiter wegen Wilderei verhaftet worden ist und ins Gefängnis nach Neuwied gebracht wurde. Um alternativ diese Not zu lindern, gründete im Jahre 1890 ein sehr vermögender Mann (Franz Weyermann) eine Stiftung. Er verfügte, dass ein Teil seines Vermögens nach seinem Tod zur Armenfürsorge in Rheinbreitbach verwendet werden sollte. Sicherlich war dies eine kleine Maßnahme, die manchem armen Menschen half, jedoch das Grundproblem der Armut durch schlechte Löhne (und der damit folgenden Wilderei) nicht lösen konnte.[Anm. 64]typo3/#_edn2

Doch nicht nur im Wald wurden Tiere geschossen. Die einfachste Weise, um an einen leckeren Braten zu kommen, war der Diebstahl von Kleingeflügel oder Kleinvieh. Dies ereignete sich im März 1909 auf dem Elisenhof (heutige Burg Steineck in der Simrockstraße). Dort wurden in der Nacht elf Enten gestohlen, die niemals wieder aufgefunden wurden. Auch der Klau von Saatgut (wie von Kartoffeln) war eine beliebte Sache, um das eigene Überleben zu sichern. Doch die örtliche Polizei in der Amtsbürgermeisterei Unkel war keineswegs auf den Kopf gefallen. So holten die Polizisten den Bonner Antiquitätenhändler Joseph Jansen und seine Polizeihündin „Hexe“ herbei. Mit deren Hilfe fanden die Polizisten das verschwundene Saatgut am anderen Ende des Ortes in einem Haus.[Anm. 65]typo3/#_edn3

Neben diesen Straftaten gab es natürlich auch noch schwerwiegendere Diebstähle. Durch die zahlreichen Villen in Rheinbreitbach kam es natürlich immer wieder zu Einbrüchen (wie in der Villa Schneider 1898), wo eine Anzahl alter Münzen sowie Wertsachen gestohlen wurden, während der Eigentümer im Hause war. Auch wurde in kaiserliche Amtsgebäude eingebrochen wie die örtliche Poststelle. Dort entwendete man eine goldene Taschenuhr, das Dienstsiegel und Briefmarken im Wert von 50 Mark. Eingestiegen waren die Diebe durch ein Fenster, welches mit einem Diamanten geöffnet wurde. Beide Diebstähle wurden nie aufgeklärt.[Anm. 66]typo3/#_edn4

Besonders kurios scheint auch ein Vorfall zu sein, der sich im Juni 1900 ereignete. Ein Mann wurde in Rheinbreitbach von der Polizei mit auf die Amtsstube genommen. Hierbei wurde er als gesuchter Uhrendieb enttarnt, sodass dieser die Flucht ergriff. Auf seinem Weg durch den Ort versuchten zahlreiche Bewohner ihn aufzuhalten. Mit Hilfe einer wertlosen Uhr, die er der Menge hinwarf, konnte er letztlich entkommen.[Anm. 67]typo3/#_edn5

Im Gegensatz hierzu konnte die Polizei in Rheinbreitbach im Jahre 1898 zwei Diebe festnehmen, die in Neuwied eine Kirche ausgeraubt und die Kirchengegenstände entwendet hatten. Ebenso gelang es der Polizei 1909 einen Arbeiter in der Ziegelei von Rheinbreitbach zu überführen, der aus den Spinden mit Vorhängeschloss einen Geldbetrag entwendet hatte. Er wurde (nachdem er beim Neuwieder Gericht die Straftat zugegeben hatte) zu 9 Monaten Haft verurteilt.[Anm. 68]typo3/#_edn6

Weitere Gerichtsprozesse aus Rheinbreitbach ereigneten sich im Oktober 1885 sowie 1909. Gerade der Gerichtsprozess aus dem Jahre 1885 stellt einen interessanten Sachverhalt dar, da hier über die Verfälschung des Weines durch Wasser oder andere Flüssigkeiten (z.B. eine dünne Zuckerlösung) Recht gesprochen wurde. Angeklagt waren hier der Gastwirt Friedrich Wilhelm Clouth, Johann Josef Bornheim, Anton Bornheim sowie die Bonner Weinhändler Karl Joseph Clouth und Jakob Rönz. Im Wesentlichen wurden den vier Angeklagten vorgeworfen mit einer dünnen Zuckerlösung Weine gestreckt zu haben. Hierbei kam es jedoch im Verlauf des Prozesses zu Schwierigkeiten, da es unterschiedliche Meinungen gab, wie die Testung des (angeblich) verdünnten Weines vorzunehmen sei. Letztlich wurde der Gutachter Herr Dr Salmelson zur Analyse herangezogen, der mit deutlicher Sicherheit feststellte, dass ein Wein von Karl Joseph Clouth und einer von Bornheim gefälscht sei. Nach allerlei Zeugenaussagen und verschiedenen Ansichten bezüglich Kunstwein und Naturwein wurde Friedrich Wilhelm sowie Karl Joseph Clouth mit einer Geldstrafe von 750 Mark und Jakob Rönz mit einer Strafe von 80 Mark belegt. Die beiden Bornheims wurden jedoch freigesprochen, da diese den Wein nicht verkauft hatten. Die Geldstrafen hätten auch im Gefängnis abgesessen werden können (1 Tag war gleichbedeutend mit 10 Mark).[Anm. 69]typo3/#_edn7

Ein weiterer Betrugsfall in Rheinbreitbach ereignete sich im Jahre 1909. Da Rheinbreitbach wenig Industrie hatte, war jeder Unternehmer bzw. jede Unternehmensgründung willkommen. Aus diesem Grund gründete sich im Herbst 1909 eine Harzfabrik, die einigen Menschen in Rheinbreitbach Arbeit gab. Kurios war jedoch die Tatsache, dass die Angestellten Geld bezahlen mussten, um in der Firma arbeiten zu dürfen. Die „Rheinische Harzproduktenfabrik“ wurde dabei von einem Hochstapler aus Unkel-Scheuren gegründet, der bereits vor 1909 polizeilich durch verschiedene Schiebereien (z.B. zwei Klaviere, Konversationslexikon) bekannt gewesen war. Durch das betrügerische Kautionsgeschäft mit seiner Harzproduktionsfabrik wurden dem Scheurener für 5 Jahre die Ehrenrechte aberkannt sowie 3 Jahre und 6 Monate Gefängnishaft angeordnet.[Anm. 70]typo3/#_edn8

Villa Biesenbach in der heutigen Parkstraße mit großzügigem Garten.[Bild: Heimatverein Rheinbreitbach]

Doch nicht alle Straftaten landeten vor Gericht. So ereignete es sich im Jahre 1897 und 1899, dass in Rheinbreitbach mehrere Nussbäume einmal in der Provinzialstraße (Verbindungsstraße zwischen Bad Honnef und Rheinbreitbach) und in mehreren Privatgärten beschädigt wurden. In beiden Fällen wurde eine Belohnung für die Ergreifung der „Frevler“ ausgesetzt, die jedoch erfolglos blieb. Auch Bürgermeister Biesenbach wurde einst selbst Opfer von Sachbeschädigung. Im Juli 1899 sägten einige Übeltäter die Apfelbäume in seinem Garten ab. 8 Jahre später sollte Biesenbach dennoch mit seiner Apfelzüchtung in Dierdorf die landwirtschaftliche Messe gewinnen. Auch hier wurden die Übeltäter jedoch nie gefasst.[Anm. 71]typo3/#_edn1typo3/#_ednref1

0.4.4.Krankheiten

Natürlich gab es im Kaiserreich ebenso wie vor der Gründung des Kaiserreichs Krankheiten, die für die Bevölkerung gefährlich werden konnten. Hierzu wurden auch bestimmte Notverordnungen erlassen, an die sich die Bevölkerung zu halten hatte. Ein Beispiel stellt hier der Ausbruch der Cholera 1892 in Hamburg dar. In der Honnefer Volkszeitung wurde veröffentlicht, dass alle Gastwirte, die Gäste aus Hamburg beherbergten dies sofort beim Bürgermeisteramt zu melden hätten. Auch Pakete oder Waren aus Hamburg sollten zeitweise nicht angenommen werden.

Eine andere Erkrankung, die erst nach dem 2. Weltkrieg in den Industriestaaten so gut wie ausgerottet wurde, waren die Masern. In Rheinbreitbach gab es im Mai 1903 einen massiven Masernausbruch in der lokalen Volksschule, der die Hälfte der Schülerschaft befiel. Obwohl der überwiegende Teil der Masern ohne große Symptome verlief, gab es aber auch Fälle mit Lungenentzündungen, die auch durchaus tödlich enden konnten.[Anm. 72]typo3/#_edn1

Abschließend lässt sich folgendes festhalten. Oftmals wird in einer nachromantischen Sichtweise in Bezug auf das Kaiserreich gerne gesagt, dass dort Zucht, Ordnung und Sicherheit geherrscht habe und die Kriminalitätsrate niedrig gewesen sei. Doch an den aufgezählten Vorfällen allein in Rheinbreitbach kann gesehen werden, dass dies keineswegs der Fall war. Kriminalität gab und gibt es in jedem Staatensystem. Die Unfälle, die in Rheinbreitbach geschahen (wie beim Müller Schneider oder das vom Pferd getroffene Kind) sind vorwiegend Industrie- und Arbeitsunfälle, die jedoch von einer mangelnden Arbeitssicherheit herrührten. Diese kam auf Grund fehlender Vorbildung sowie fehlender Sicherheitsvorschriften zustande (und selbst dann passieren solche Unfälle immer noch heute). Besonders schwer wurde Rheinbreitbach von einigen Feuern und Bränden getroffen. Wie diese entstanden sind, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Jedoch war es für die Hauseigentümer ein Segen zu dieser Zeit schon eine entsprechende Feuerversicherung zu haben.typo3/#_ednref1

0.5.Das Ende des Kaiserreichs und der 1. Weltkrieg

Da bereits in dem Heimatheft „Ein Dorf im Großen Krieg: Rheinbreitbach 1914 bis 1918“ ein größerer Beitrag über den 1. Weltkrieg in Rheinbreitbach erschienen ist, soll an dieser Stelle nur sehr kurz auf den Untergang des Kaiserreichs eingegangen werden. Als weiterführende Literatur sei Ihnen das oben genannte Heimatheft (auch als Quellensammlung) empfohlen.

Als im August 1914 Kaiser Wilhelm II. den Krieg gegen Frankreich, Russland und England ausrief, war dies der erste Schritt zum Untergang des deutschen Kaiserreichs. Eingekesselt von damaligen Großmächten erbrachte das deutsche Kaiserreich enorme menschliche und materielle Leistungen, um dieser Übermacht etwas entgegenzustellen. Hierbei waren die einfachen Bauern (wie sie in Rheinbreitbach lebten) keinesfalls davon begeistert. Niemand wusste, ob er auf seine Felder zurückkehren könnte und ob er seine Familie jemals lebend wiedersehen würde.

Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges begann auch die Kriegswirtschaft, die die durchaus positive Entwicklung Rheinbreitbachs als Luftkurort unterbrach. Unter anderem wurde die Straßenbahnstrecke von Bad Honnef nach Linz am Rhein wegen fehlender Bauarbeiter und Baumaterialien nicht fertiggestellt. Mit zunehmender Zeit wurden Leder und Lebensmittel immer knapper und nicht nur bei den Soldaten, sondern auch in Teilen der Zivilbevölkerung begann es gegen das Kaiserreich und Wilhelm II. zu rumoren. Grund hierfür waren auch die hohen Verlustzahlen, die täglich an großen Brettern öffentlich ausgehangen wurden.

Mit dem Kieler Aufstand im November 1918, der Errichtung von Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräten sowie dem Untergang des Kaiserreichs durch die Abdankung des Kaisers am 09. November 1918 und dem Waffenstillstandsvertrag am 11. November 1918 endete das deutsche Kaiserreich auch in Rheinbreitbach. Eine Zeit des Umbruches begann, die nicht nur für Deutschland und das Rheinland, sondern auch für das Dörfchen Rheinbreitbach eine aufregende sein sollte.

Nachweise

Verfasser: Thomas Napp

Literatur- und Quellenverzeichnis:

  • Honnefer Volkszeitung (01.01.1870 bis 30.12.1918): General-Anzeiger Archi.v
  • Müller, Helmut: Schlaglichter der deutschen Geschichte. Bonn 2007.
  • Napp, Thomas: Ein Dorf im Großen Krieg. Rheinbreitbach 1914 bis 1918. Rheinbreitbach 2014
  • Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1866 bis 1918. Bd. 1: Arbeitswelt und Bürgergeist. München 1990.
  • Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1866 bis 1918. Bd. 2: Machtstaat vor der Demokratie. München 1992.

Erstellt am: 18.02.2021

Anmerkungen:

  1. Vgl. Müller (2007, S. 165 ff); Nipperdey (1992, S. 55). Zurück
  2. Vgl. Müller (2007, S. 199); Nipperdey (1992, S. 55 ff). Zurück
  3. Vgl. HVZ (21. Januar 1899; 5. Februar 1901; 12. Februar 1901). Zurück
  4. Vgl. HVZ (28. November 1897; 22. November 1900; 27. November 1909; 24. Oktober 1909; 13. Januar 1910; 18. Februar 1910; 02. November 1912; 06. Dezember 1912). Zurück
  5. Vgl. (15. Februar 1912; 29. Oktober 1909). Zurück
  6. Vgl. HVZ (08. Januar 1900; 10. Februar 1906; 07. Februar 1912; 11. Januar 1912; 12. Januar 1912); Nipperdey (1992, S. 377 ff). Zurück
  7. Vgl. HVZ (22. August 1907; 26. August 1907; 1. Februar 1910; 18. Dezember 1900). Zurück
  8. Vgl. HVZ (15. November 1883). Zurück
  9. Vgl. HVZ (28. Juni 1883) Zurück
  10. Vgl. HVZ (28. Juni 1883) Zurück
  11. Vgl. HVZ (27. Oktober 1897; 26. Februar 1901; 07. Mai 1901; 10. Oktober 1909); Nipperdey (1990, S. 192 ff). Zurück
  12. Vgl. HVZ (30. September 1907; 14. März 1911). Zurück
  13. Vgl. HVZ (10. September 1901). Zurück
  14. Vgl. HVZ (22. Oktober 1883; 22. September 1889; 06. Oktober 1890; 17. Oktober 1902; 5. Oktober 1900; 25. September 1901; 4. März 1891; 05. Oktober 1892; 26. Juli 1900; 03. Juli 1893; 15. Januar 1896; 10. April 1911; 11. Oktober 1907; 29. September 1889; 07. April 1907); Nipperdey (1990, S. 192 ff, S. 201). Zurück
  15. Vgl. HVZ (27. September 1897; 06. November 1893; 22. November 1894; 26. November 1894; 11. Februar 1895). Zurück
  16. Vgl. HVZ (18. September 1907; 4. Oktober 1895; 19. Juli 1902). Zurück
  17. Vgl. HVZ (10. Januar 1893). Zurück
  18. Vgl. HVZ (12. Januar 1891; 21. August 1891; 24. Oktober 1893; 28. Dezember 1898; 11. Oktober 1900; 09. April 1912). Zurück
  19. Vgl. HVZ (13. Dezember 1912; 14. Dezember 1912); Nipperdey (1990, S. 260-262). Zurück
  20. Vgl. HVZ (10. November 1900; 18. Dezember 1909; 23. Dezember 1909). Zurück
  21. Vgl. HVZ (19. August 1908; 10. Mai 1908; 2. April 1889; 24. Juni 1889), Nipperdey (1990, S. 260-262). Zurück
  22. Vgl. HVZ (08. Januar 1900; 12. März 1901; 14. Juni 1902; 17. Juli 1907). Zurück
  23. Vgl. HVZ (25. Juni 1883; 08. November 1912; 08. Dezember 1912), Nipperdey (1990, S. 251). Zurück
  24. Vgl. HVZ (5. Juni 1902). Zurück
  25. Vgl. HVZ (13. Juli 1911; 24. Oktober 1908; 05. Dezember 1908). Zurück
  26. Vgl. HVZ (12. Februar 1902; 07. Juli 1908). Zurück
  27. Vgl. HVZ (09. Mai 1900; 26. September 1900; 6. November 1899; 24. Oktober 1899; 23. August 1902; 02. Mai 1889; 15. Februar 1906; 29. Juni 1902; 20. April 1904; 08. Juli 1908). Zurück
  28. Vgl. HVZ (13. Februar 1889; 18. Februar 1889; 7. Dezember 1889; 30. Dezember 1889; 28. Januar 1891; 02. März 1892; 13. Mai; 23. Mai; 25. Mai 1892; 10. Oktober 1892; 28. Januar 1898; 4. Februar 1898; 15. Juni 1898; 20. Juni 1898; 08. Februar 1900; 30. Januar 1902; 23. Dezember 1902; 30. Januar 1903; 19. Dezember 1905; 03. Januar 1906; 20. Mai 1908). Zurück
  29. Vgl. HVZ (30. Juli 1902; 5. September 1898). Zurück
  30. Vgl. HVZ (28. August 1909; 25. Januar 1913; 31. Januar 1912; 24. August 1906; 23. Januar 1909). Zurück
  31. Vgl. HVZ (4. September 1900; 15. August 1900; 22. August 1900; 27. August 1900). Zurück
  32. Vgl. HVZ (20. Februar 1907). Zurück
  33. Vgl. HVZ (6. Juli 1899; 19. März 1909; 6. August 1899; 05. Juni 1909; 12. Juli 1909; 30. September 1911). Zurück
  34. Vgl. HVZ (10. Januar 1913). Zurück
  35. Vgl. Nipperdey (1992, S. 230 ff). Zurück
  36. Vgl. HVZ (7. März 1889; 07. Dezember 1909; 11. Dezember 1909). Zurück
  37. Vgl. HVZ (13. Juni 1902; 16. Juni 1903; 24. August 1905; 11. Oktober 1905; 30. Juni 1906; 24. Mai 1910; 4. Juni 1910; 23. September 1911; 16. April 1912; 19. Mai 1911). Zurück
  38. Vgl. HVZ (28. Mai 1908; 22. Mai 1907; 1. Juni 1907; 19. September 1907; 31. Mai 1908; 26. September 1908; 03. Oktober 1908; 07. Oktober 1908; 25. September 1909; 27. September 1909). Zurück
  39. Vgl. HVZ (03. Februar 1906; 30. Dezember 1908; 20. Februar 1909; 02. Februar 1913; 16. Februar 1912; 16. Januar 1912; 05. Juni 1912). Zurück
  40. Vgl. Nipperdey (1992, S. 364 ff.). Zurück
  41. Vgl. HVZ (12. September 1890; 09. September 1892; 06. September 1897; 14. September 1899; 11. September 1901; 09. September 1903; 09. September 1908), Nipperdey (1990, S. 220 ff). Zurück
  42. Vgl. HVZ (5. November 1883; 08. November 1901; 5. November 1904; 10. November 1906; 03. November 1909; 20. Juli 1906; 24. Juli 1900); Nipperdey (1990, S. 428 ff). Zurück
  43. Vgl. HVZ (1. Januar 1901; 7. Januar 1901; 15. Februar 1901); Nipperdey (1990, S. 428 ff). Zurück
  44. Vgl. HVZ (25. Juli 1893; 1. September 1898; 23. Februar 1900 Rheinbreitbach; 13. Juli 1904). Zurück
  45. Vgl. HVZ (02. Dezember 1911; 05. Dezember 1911; 24. April 1908). Zurück
  46. Vgl. HVZ (23. März 1909; 01. Oktober 1909; 04. Oktober 1909; 09. April 1910; 05. Januar 1911; 15. Januar 1911; 12. September 1911; 06. Oktober 1911; 09. Oktober 1911; 19. Februar 1912; 20. April 1912; 23. April 1912). Zurück
  47. Vgl. HVZ (4. März 1896; 21. April 1905; 16. Dezember 1912; 24. Oktober 1911). Zurück
  48. Vgl. HVZ (10. Dezember 1906; 08. Oktober 1908; 18. Januar 1909 Rheinbreitbach). Zurück
  49. Vgl. HVZ (10. Juli 1894; 17. November 1883; 12. April 1908; 24. November 1909; 1. April 1910; 03. Mai 1910; 23. Oktober 1900). Zurück
  50. Vgl. HVZ (14. Dezember 1896). Zurück
  51. Vgl. HVZ (4. April 1913). Zurück
  52. Vgl. HVZ (30. Oktober 1895). Zurück
  53. Vgl. HVZ  (16. April 1911). Zurück
  54. Vgl. HVZ ( 8. Juni 1891; 15. Juni 1891). Zurück
  55. Vgl. HVZ (16. Juli 1883; 22. Juli 1883; 14. August 1890; 11. Mai 1903; 07. November 1904; 24. August 1905; 08. August 1907; 12. Januar 1909; 27. September 1911; 15. Juli 1912; 13. Mai 1901). Zurück
  56. Vgl. HVZ (7. Juni 1885). Zurück
  57. Vgl. HVZ (13. Juli 1885; 29. Mai 1892; 1. Juni 1892; 21. August 1892; 20. August 1895; 20. Juli 1899). Zurück
  58. Vgl. HVZ (08. August 1900; 27. September 1892). Zurück
  59. Vgl. HVZ (08. März 1906; 21. November 1907). Zurück
  60. Vgl. HVZ (1. Januar 1905). Zurück
  61. Vgl. HVZ (08. September 1908; 5. Juni 1892). Zurück
  62. Vgl. HVZ (30. Oktober 1892). Zurück
  63. Vgl. HVZ (1. November 1885). Zurück
  64. Vgl. HVZ (24. Juli 1899; 19. Oktober 1903; 08. Juli 1890). Zurück
  65. Vgl. HVZ (11. Oktober 1883; 03. März 1909; 30. April 1912), Nipperdey (1992, S. 125 ff.). Zurück
  66. Vgl. HVZ (12. Mai 1908; 4. Mai 1889; 29. Mai 1903), Nipperdey (1992, S. 125 ff.). Zurück
  67. Vgl. HVZ (16. Juni 1900). Zurück
  68. Vgl. HVZ (22. November 1898; 24. Februar 1909). Zurück
  69. Vgl. HVZ (28. Oktober 1885; 29. Oktober 1885). Zurück
  70. Vgl. HVZ (28. September 1909; 25. März 1910). Zurück
  71. Vgl. HVZ ( 10. Juli 1897; 1. Mai 1899; 17. Juli 1899). Zurück
  72. Vgl. HVZ (18. Mai 1903). Zurück