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VI. Ambivalenz von Heimat

[Bild: © Paddy Robin - https://500px.com/paddyrobin]

Doch Heimat speist sich nicht nur aus den schönen, in der Familie oder mit Freunden erzählten Geschichten, sondern kann auch anders empfunden werden.

Der Begriff Heimat kann mit seinen verschiedenen Bedeutungsebenen auch ambivalent, einengend oder negativ wahrgenommen werden.

In den folgenden Sprichwörtern klingen einige durchaus ambivalente Erfahrungen zum Thema Heimat an:[Anm. 1]

„Die Liebe zur Heimat ist die Erinnerung an etwas, das es so nicht mehr gibt." [Anm. 2]

„Heimat ist ein Ort, von dem wir meinen, gewesen zu sein und wir waren doch immer nur auf dem Weg dorthin." [Anm. 3]

„In der Kindheit war die Heimat grenzenlos, in der Jugend wurde sie zu eng, im Alter zum Gefängnis.“[Anm. 4]

„In Wahrheit sind wir doch alle Suchende – nach einem Ort, der sich Heimat nennt."[Anm. 5]

Heimat als zwiespältige Erfahrung - auch das ist möglich. Als Empfindung von etwas, was erdrücken oder festklammern kann.

Etwas, was einem die Luft zum Atmen nehmen kann und was einen auch an Wachstum und Entfaltung hindern kann – etwas, was sich eng anfühlt. Dagegen kontrastiert die Konsumwelt mit zum Beispiel Wohlfühl-Postkarten mit dem Satz „Feeling at home", die man häufig in Läden mit nostalgischer Aufmachung findet. Oder auch Wohn- Accessoires wie: „Home-sweet-Home“-Kissen für ein kuscheliges, warmes Sofa-Erlebnis, „Home is where your heart is"-Schilder oder Kaffeebecher mit dem Aufdruck „Home-Family-Friends“. Für die digitale Generation gibt es beispielsweise Aufkleber mit der Aufschrift „Home is, where WIFI connects automatically"….

Die romantisch-nostalgische Wohlfühl-Verklärtheit des Heimatbegriffs scheint also genauso dazu zu gehören, wie seine ambivalente oder zwiespältige Seite – als die zwei Seiten einer Medaille.


Ein Zwischenfazit: Eine Heimat zu finden oder für sich zu definieren kann schwierig sein, wenn Traditionen als leblos und starr erfahren werden, oder Schwieriges und Widersprüchliches darin erfahren wurde.

[Bild: © Paddy Robin - https://500px.com/paddyrobin]

NACHWEISE

Verfasserin Text: Marion Nöldeke

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

  • Bernecker, Walther L./Thomas Fischer: Deutsche in Lateinamerika. In: Klaus J. Bade (Hg.): Deutsche im Ausland – Fremde in Deutschland. Migration in Geschichte und Gegenwart. München 1993.
  • Klose, Joachim: Heimatschichten: Anthropologische Grundlegung eines Weltverhältnisses. Wiesbaden 2013.
  • Mitzscherlich, Beate: Heimat. Kein Ort. Nirgends. In: Joachim Klose: Heimatschichten: Anthropologische Grund-legung eines Weltverhältnisses. Wiesbaden 2013, S. 47-67.

Abbildungsverzeicnis

Erstellt am: 13.02.2021

Anmerkungen:

  1. Aphorismen zum Thema „Heimat“ (https://www.aphorismen.de/suche?f_thema=Heimat, Aufruf 13.02.2021). Zurück
  2. Vgl. ebd., © Stefan Rogal (*1965), Autor, Herausgeber und Kolumnist (https://www.aphorismen.de/zitat/208556, Aufruf 13.02.2021). Zurück
  3. Vgl. ebd., © Anke Maggauer-Kirsche (*1948), deutsche Lyrikerin, Aphoristikerin und ehemalige Betagtenbetreuerin in der Schweiz (https://www.aphorismen.de/zitat/189026, Aufruf 13.02.2021). Zurück
  4. Vgl. ebd., © Stefan Rogal (*1965), Autor, Herausgeber und Kolumnist (https://www.aphorismen.de/amp/zitat/208096, Aufruf 13.02.2021). Zurück
  5. Vgl. ebd., © Roswitha Bloch (*1957), deutsche Lyrikerin, Quelle: Brand, Meschalim. Zweitausend Aphorismen, Gregor Brand Verlag 2007 (https://www.aphorismen.de/zitat/191038, Aufruf 13.02.2021). Zurück