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Cruciniacum, Zelemochum, Bad Kreuznach - Eine Einführung in die Stadtgeschichte

von Horst Silbermann

Vorbemerkung

Wer es unternimmt, eine Einführung in die Geschichte einer Stadt zu geben, sieht sich augenblicklich mit einer Vielzahl methodischer Probleme konfrontiert: Da ist zunächst einmal eine schier unendliche und zudem sehr komplexe Fülle gewesener Wirklichkeit, aus der eine sachlich angemessene Auswahl getroffen werden muss. Wie groß ist dabei der Bereich unverzichtbarer Grundinformationen? Welche Prioritäten sind zu setzen, für welche Sachverhalte genügt eine kurze Übersicht, wo ist schwerpunktmäßige Vertiefung erforderlich und was kann ganz beiseite bleiben, ohne dass die Lücken das Gesamtbild zu sehr verfälschten?

Des weiteren stellt sich das Problem, inwieweit auch eine Einführung wissenschaftlichen Erfordernissen genügen kann, wo sie doch im ganzen nur einen dünnen Auszug dessen zu bieten imstande ist, was über Generationen hinweg an stadtgeschichtlicher Forschung geleistet wurde. Schließlich sind da die unterschiedlichen Kenntnisvoraussetzungen und Erwartungen der Leser. Wird einerseits dem Kenner der Materie eine Einführung nur schwerlich etwas Neues bringen können, dürfte andererseits der am Thema Interessierte ohne ein Mindestmaß allgemeingeschichtlicher und lokalhistorischer Vorkenntnisse mit einem Jahrhunderte überspannenden, auf knappem Raum dargelegten stadtgeschichtlichen Überblick seine Verständnisschwierigkeiten haben.

Was kann und soll dann aber angesichts der skizzierten Problemlage die Zielsetzung einer stadtgeschichtlichen Einführung, wie ich sie im folgenden versuche, überhaupt sein?

Mein Hauptanliegen ist es, den an der Geschichte der Stadt Bad Kreuznach interessierten historischen Laien im Sinne schlichter Kenntnisvermittlung die wichtigsten lokalhistorischen Sachverhalte in den Grundzügen zu erschließen. Die damit verbundenen Hinweise zu einschlägigen Forschungsarbeiten sollen dem Leser ein weiterführendes Selbststudium ermöglichen. Alle genannten Titel sind in der Heimatwissenschaftlichen Zentralbibliothek des Landkreises Bad Kreuznach (HWZB), Hospitalgasse 6, 55543 Bad Kreuznach, Tel.: 0671-27571, einzusehen bzw. auszuleihen. Die Bibliothek hat folgende Öffnungszeiten: dienstags und donnerstags 15.00 – 17.00 Uhr, mittwochs und freitags 10.00 – 12.00 Uhr.

Um die eingangs erwähnte, schier unendliche Fülle gewesener stadtgeschichtlicher Wirklichkeit wenigstens einigermaßen in den Griff zu bekommen, habe ich eine besondere Art des Zugriffs auf mein Thema gewählt: Ich folge der Vorstellung, dass es zwischen dem Leben eines Menschen und der Geschichte einer Stadt einige grundlegende Analogien gibt, die es erlauben, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden. Jeder Mensch ist geprägt durch die Anlagen, die ihm mitgegeben sind, durch das Vorbild seiner Vorfahren, durch frühkindliche Erlebnisse, die sein weiteres Leben bestimmen, und durch vielerlei Kräfte, die hemmend oder fördernd auf seine Entwicklung Einfluss nehmen. Jeder Mensch kennt gute und schlechte Lebensphasen, Zeiten stürmischer Entwicklung, Zeiten der Krise sowie unvergessliche Erfahrungen tiefsten Leides und Momente höchsten Glücks. Vergleicht man damit die Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, so lässt sich diese in die folgenden zwölf Kapitel gliedern:

  1. Die „vom Himmel geliebte schöne Vaterstadt“ - Naturräumliche Vorgaben
  2. Die siedlungsgeschichtlichen Vorstufen der Stadt Bad Kreuznach von der Steinzeit bis zur Völkerwanderung
  3. Das Werden der sponheimischen Stadt bis zur „königlichen Mündigkeitserklärung“ des Jahres 1290
  4. Kreuznach im Zeitalter der Territorialherren (1290 bis 1796)
  5. Die große Franzosenzeit (1796 bis 1815)
  6. (Bad) Kreuznach als preußische Kreisstadt (1816 bis 1947)
  7. Bad Kreuznach als rheinland-pfälzische Kreisstadt (seit 1947)
  8. Tiefpunkte und Krisenzeiten
  9. Die großen Entwicklungsschübe
  10. Das Stadtbild – Das Gesicht der Stadt
  11. „Nix wie enunner“ - Aspekte einer Kreuznacher Mentalität
  12. Glück und Unglück als stadtgeschichtliche Kategorien

Im folgenden wird versucht, das Wesentliche zu diesen zwölf Kapiteln wenigstens überblickshaft zu skizzieren.

Literatur

- Karl Geib: Historische Topographie von Kreuznach. Bd. 1 und 2. Bad Kreuznach 1929 und 1937. Nachdruck Bad Kreuznach 1981.

- Karl Geib: Geschichte der Stadt Kreuznach. Eine Festschrift zur Erinnerung an die Stadtrechtsverleihung vor 650 Jahren. Kreuznach 1940.

- Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Herausgegeben von der Stadtverwaltung Bad Kreuznach aus Anlaß der 700-Jahr-Feier der Verleihung der Stadtrechte. Bad Kreuznach 1990 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, Bd. 1).

- Werner Vogt: Zur Geschichte der Stadt Bad Kreuznach (Überblick). In: Naheland-Kalender 1990, S. 243 ff.

- Rolf Ebbeke: Aus der Geschichte Bad Kreuznachs. In: Rolf Ebbeke. Bad Kreuznach. Kur- und Heilbad. Bad Kreuznach 1990, S. 70 – 93.

1. Die „vom Himmel geliebte schöne Vaterstadt“ – Naturräumliche Vorgaben

Schon das älteste erhaltene Stadtsiegel von 1261 bezeichnet Kreuznach als „civitas amena“, als „wonnevolle“, d.h. von der Natur verwöhnte Stadt, und wer kennt nicht die hymnischen Verse des in Kreuznach geborenen Malers und Dichters Friedrich Müller(1749 – 1825), der im 18. Jahrhundert schrieb: „Vorzüglich vom Himmel geliebet bist du, schöne Vaterstadt, gesegnet vor tausend anderen Städten. Freude und Überfluß wohnen bei dir … Der Bauherr, der den Eckstein zu deinen Toren gelegt, war ein Günstling des Himmels … Geöffnet war ihm von Gott das Auge, zu schauen der Lieblichkeit Heimat.“

Geologischer Reichtum und topographische Vielfalt machten die Stelle, an der später die heutige Stadt Bad Kreuznach entstand, seit der jüngeren Steinzeit zu einem bevorzugten Siedlungsplatz, an welchem sich bald wichtige Wegeverbindungen vom Mainzer Becken und dem rheinhessischen Hügelland in Richtung Hunsrück-Moseltal und Lothringer Senke kreuzten. In enger Nachbarschaft gelegene fruchtbare Lößböden, Weideflächen und Waldgebiete ließen Ackerbau, Viehzucht und Holznutzung auf überschaubarem Raum zu, und auch erzhaltige Gesteine und Salzquellen dürften früh genutzt worden sein. Die im Schutz von Soonwald und Nordpfälzer Bergland klimatisch begünstigte Lage machte nicht zuletzt den wohl schon vor der Römerzeit eingeführten Weinbau möglich. Die Nahe und der im Stadtgebiet in sie einmündende Ellerbach sicherten die Wasserversorgung der frühen Siedler und luden zum Fischfang ein; sie konnten bei Hochwasserkatastrophen aber auch zu einer schlimmen Bedrohung der Anwohner werden. Die hochwasserbedingten Verwüstungen der Jahre 1725, 1784, 1918, 1981, 1993 und 1995 sind Beispiele hierfür aus den letzten drei Jahrhunderten.

Literatur

- Friedrich Müller: Kreuznach. In: Mahler Müllers Werke. Bd. 1. Heidelberg 1811 (Faksimile-Nachdruck. Heidelberg 1982), S. 347 – 374).

- Otto Atzbach: Geologische Verhältnisse der Naheregion. Die Entwicklung unserer heimatlichen Landschaft und ihrer Böden. In: Beiträge zur Geschichte des Landkreises Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 2000 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 31), S. 13 – 36.

- Friedrich Schmitt: Geschichte des Weinbaus an der Nahe. Wiesbaden 2004 (Schriften zur Weingeschichte. Herausgegeben von der Gesellschaft für Geschichte des Weines, Nr. 148). Auch in: Bad Kreuznacher Heimatblätter 2005, Hefte 5 – 8.

- Edgar E. Wagner: Der Weinbau an der Nahe. Bad Kreuznach 1982. (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 12).

- Marita Peil: Die große Flut. Hochwasserkatastrophen in Bad Kreuznach und dem Landkreis im 20. Jahrhundert. Gutenberg 2009.

2. Die siedlungsgeschichtlichen Vorstufen der Stadt Bad Kreuznach von der Steinzeit bis zur Völkerwanderung

Aus zahlreichen Bodenfunden (Siedlungsreste, Gräber, Gebrauchsgegenstände, Schmuck usw.) wird deutlich, dass im Kreuznacher Raum seit der jüngeren Steinzeit, d.h. seit Ende des 5. Jahrtausends v.Chr. bis heute ohne Unterbrechung gesiedelt wurde. An die jungsteinzeitlichen Funde schließen sich solche aus der Bronzezeit und der beginnenden Eisenzeit an. Die einschlägigen Bestände und Exponate des Bad Kreuznacher Schlosspark-Museums vermitteln davon ein beeindruckendes Zeugnis.

Als die Römer um die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts unseren Raum besetzten, trafen sie auf eine keltisch-germanische Mischbevölkerung, aus deren dörflicher Siedlung ein römischer vicus entstand, dem spätere Forschung den Namen „Cruciniacum“ beilegte. Dies geschah in der Annahme, dass ein historisch allerdings nicht fassbarer Crucinius (latinisierter keltischer Personenname) bei der Siedlungsgründung eine wichtige Rolle spielte. Man verband den Namen Crucinius mit der Endung „-acum“, die soviel wie „fließendes Wasser“ bedeutet, und konstruierte so „Cruciniacum, d.h. „am Wasser gelegener Ort des Crucinius“, als ursprünglichen, aber in keiner Quelle belegten Namen unserer Stadt. Der römische vicus lag im Umkreis des später errichteten Kastells östlich des heutigen Stadtkerns und hatte sowohl wirtschaftliche als auch militärische Funktion im Hinterland der römisch-germanischen Rheingrenze.

Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr. entstand die glanzvolle Römervilla, deren Mosaikböden (Gladiatoren- und Oceanus-Mosaik) zum Schönsten gehören, was auf diesem Gebiet nördlich der Alpen gefunden wurde. Die beiden Fußböden sowie zahlreiche Fundstücke aus Bad Kreuznachs römischer Vergangenheit sind in der 1985 eröffneten „Römerhalle“ (Hüffelsheimer Straße 5) zu besichtigen. Die archäologisch geborgenen und gesicherten Reste der römischen Palastvilla sind in unmittelbarer Nähe zugänglich.

Angesichts der zunehmenden Bedrohung durch rechtsrheinische Germanen wurde im 4. Jahrhundert das mächtige Militärkastell errichtet, von dem noch heute beträchtliche Überreste vorhanden sind. Die dafür gängige Bezeichnung „Heidenmauer“ ist im übrigen irreführend, da zur Bauzeit das Christentum an der Nahe schon verbreitet war und durch die damaligen römischen Kaiser sogar ausdrücklich geschützt wurde.

Die West- und Südverlagerung germanischer Stämme in der um 375 einsetzenden Völkerwanderung machte auch im Nahegebiet der römischen Herrschaft ein Ende, ohne dass die Siedlung Cruciniacum gänzlich aufgehört hätte zu existieren. Ab etwa 500 n.Chr., d.h. mit Beginn des frühen Mittelalters, wurden die Franken zur beherrschenden Kraft im Kreuznacher Raum.

Literatur

- Otto Guthmann: Kreuznach und Umgebung in römischer Zeit. Bad Kreuznach 1969.

- Walburg Boppert: Römische Steindenkmäler aus dem Landkreis Bad Kreuznach.

Mainz 2001.

- Sabine Hornung: Luxus auf dem Lande. Die römische Palastvilla von Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 2008.

3. Das Werden der sponheimischen Stadt bis zur „königlichen Mündigkeitserklärung“ des Jahres 1290

Wie auch andernorts in Mittel- und Westeuropa wurden die fränkischen Könige die Rechtsnachfolger des Römischen Reiches im Kastellbezirk des heutigen Bad Kreuznach, oder – mittelalterlich gedacht – sie machten sich zu obersten Grund- und Lehensherren des betreffenden Gebietes. Den Weg der hier weiterbestehenden Siedlung hat Dr. Werner Vogt aus Bad Sobernheim (1924- 2006) über mehr als vier Jahrzehnte seines Lebens erforscht und in einer Vielzahl von Publikationen dargestellt. Die Ergebnisse seiner Forschungen ermöglichen es, die komplizierte Entstehungsgeschichte der sponheimischen Stadt Kreuznach ganz vereinfacht in sechs Abschnitten zu skizzieren:

a) Die zu fränkischem Königsland gewordene Siedlung römischen Ursprungs im Umkreis des ehemaligen Kastells, jetzt Osterburg genannt, wird den Grafen im Nahegau – im 10. Jahrhundert sind das die Emichonen – zur Verwaltung übertragen. Bei der Auflösung des Emichonen-Besitzes geht das Lehen Kreuznach bzw. Osterburg an die Grafen von Veldenz über, die ihre Lehensrechte den Rittern vom Stein über Münster, d.h. den Rheingrafen überlassen.

b) Auf dem Gelände des Römerkastells entsteht, wohl in Nachfolge einer kleinen christlichen Kirche aus der Römerzeit, die älteste, dem Heiligen Martin geweihte Kirche Kreuznachs. Sie wird im 8. Jahrhundert durch den Frankenkönig Karlmann dem Hochstift Würzburg übertragen, das seine Patronatsrechte an die Grafen im Nahegau abtritt, von welchen sie ebenfalls an die Rheingrafen gelangen.

c) Um 1045 schenkt der Salier-Kaiser Heinrich III. dem Bischof von Speyer ein wohl eng begrenztes Gelände am Fuße des Kauzenbergs und auf dem jenseits gelegenen Südufer der Nahe. Die Speyerer Bischöfe übertragen dieses Grundstück als Lehen an die Grafen von Sponheim, welche dort mit dem Aufbau einer durch sie beherrschten Siedlung beginnen. Eine Urkunde des Grafen Meginhard von Sponheim aus dem Jahre 1127 ist ausgefertigt in seiner „villa Crucinach“, die wir uns in dem kleinen Winkel zwischen Ellerbach und Nahe vorstellen müssen und welche zur Keimzelle der heutigen Stadt Bad Kreuznach wurde. Schon damals hat auch vielleicht der Bau der sponheimischen Kauzenburg begonnen. Erstmals sicher erwähnt wird sie 1205.

d) Neben dieser sponheimischen „Neustadt“ – der Name existiert für das nördlich der Nahe gelegene Stadtgebiet bis heute – bestand „Osterburg“, die alte, unter rheingräflicher Hoheit befindliche Siedlung, weiter fort. Die Anziehungskraft der neuen Sponheimer Stadt verlockte jedoch viele Bewohner der rheingräflichen „Altstadt“, ihren Wohnsitz um einige hundert Meter naheaufwärts, d.h. auf den Teil des Naheufers zu verlegen, auf dem der südliche Teil der sponheimischen Stadtgründung entstand. Da diese Bürger aus der „Altstadt“ kamen, blieb diese Bezeichnung für den von ihnen bewohnten Teil der Stadt bis heute erhalten.

Die erstarkende Stadt der Sponheimer Grafen brachte diese in wachsenden Gegensatz einerseits zu den Bischöfen von Speyer als ihren Lehensherren und andererseits zu den Rheingrafen, deren Untertanen die Siedlung Osterburg verließen und in die benachbarte sponheimische Stadt zogen. Nach beiden Seiten hin vermochten sich die Sponheimer Grafen zu arrangieren, doch erwuchs ihnen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in den Erzbischöfen von Mainz eine Konkurrenz, gegen die sie sich nur mühsam behaupten konnten.

e) Im Juli 1279 konnte der Mainzer Erzbischof Werner II. infolge sponheimischer Erbauseinandersetzungen einen Teil der Grafschaft Sponheim käuflich erwerben und nahm dies zum Anlass, gegen den Kreuznacher Stadtherrn, den Grafen Johannes von Sponheim, zu Felde zu ziehen, um ihm eventuell auch die Herrschaft über Kreuznach zu entreißen. Obwohl die erzbischöflichen Truppen im September 1279 das sponheimische Aufgebot in der Schlacht bei Sprendlingen besiegten, gelang es ihnen nicht, Kreuznach einzunehmen. Graf Johannes, dem der legendäre Kreuznacher Metzger Michel Mort in der Schlacht das Leben rettete, blieb Stadtherr in Kreuznach, doch fiel seine Rolle als Territorialherr wie die seiner Nachkommen von da an bescheidener aus als erhofft. Die Zukunft gehörte den in seiner Nachbarschaft aufstrebenden Kurfürsten von Mainz, Trier und der Pfalz.

f) Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts hatten die Grafen von Sponheim ihrer neuen Siedlung in zunehmendem Umfang städtische Rechte gewährt. Aus den 40er Jahren des 13. Jahrhunderts, wohl gegen 1248, stammt eine im Stadtarchiv Bad Kreuznach aufbewahrte Originalurkunde, in welcher Graf Simon I. und seine Ehefrau Margarete mit den Kreuznacher Bürgern eine Rechtsvereinbarung trafen, der man stadtrechtlichen Charakter zuschreiben muss. Der Sponheimer Graf durfte danach als seinen bevollmächtigten Vertreter einen Stadtschultheißen bestimmen und Abgaben einziehen, für deren Aufbringung bürgerliche Geschworene zuständig waren. Diese bildeten gleichzeitig das Stadtgericht. Die Bürgerschaft war dem Stadtherrn zur Heeresfolge verpflichtet und musste für die Errichtung von Mauern und Toren zur Stadtbefestigung sorgen. Um dafür die nötigen Mittel zu haben, behielten sie weiterhin die ihnen bereits zustehenden Holzrechte in den umliegenden Wäldern, das Recht, Zölle zu erheben sowie das sogenannte Ungeld, eine Weinverkaufssteuer. Zwei weitere sponheimische Stadtrechtsurkunden aus den Jahren 1270 und 1277 erweiterten die 1248 getroffenen Rechtsvereinbarungen.

Faktisch war Kreuznach damit längst zur Stadt geworden, als die am 9. Januar 1290 ausgefertigte Urkunde König Rudolfs I. von Habsburg diese Entwicklung formal bzw. reichsrechtlich zum Abschluss brachte. Wird Kreuznach in der Forschung vielfach erst ab diesem Datum als wirkliche Stadt angesehen, so spricht doch vieles für Vogts Auffassung, dass die vorausgehenden „Sponheimer Urkunden wesentlich bedeutsamer und nachwirkender sind“.

Literatur

- Werner Vogt: Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter. Diss. Mainz 1955. Düsseldorf 1956.

- Werner Vogt: Stadtrechte und Verwaltung (Kreuznachs) im 13. Jahrhundert. In: Bad Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Bad Kreuznach 1990 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, Bd. 1), S. 1 – 26.

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4. Kreuznach im Zeitalter der Territorialherren (1290 – 1796)

Die bis zu ihrem Aussterben 1437 in der Vorderen Grafschaft Sponheim regierenden sponheimischen Grafen aus der Linie Starkenburg bauten Kreuznach als ihre Haupt- und Residenzstadt nach spätmittelalterlichem Standard aus: Waren die ummauerten, nördlich und südlich der Nahe gelegenen beiden Stadtteile zunächst durch eine Holzbrücke verbunden gewesen, so trat an deren Stelle um 1300 eine auf sieben Pfeilern ruhende steinerne Bogenbrücke, auf der wohl ab Mitte des 15. Jahrhunderts auch die zum Kreuznacher Wahrzeichen gewordenen Brückenhäuser entstanden.

Neben der neuen Brücke erbauten die Grafen von Sponheim im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts auf der Insel zwischen den beiden Stadtteilen eine Kirche für ihre Bürger. Die rheingräfliche Kirche im Bezirk des alten Römerkastells verlor dadurch an Bedeutung; im Jahre 1590 wurde sie abgerissen. Die neue Kirche wurde der Jungfrau Maria sowie den Heiligen Martin und Kilian geweiht. Als Pauluskirche besteht sie nach einer wechselvollen Geschichte bis heute.

Auch zwei der drei Kreuznacher Klöster standen unter dem Patronat der Sponheimer: das Ende des 13. Jahrhunderts eingerichtete Karmeliterkloster St. Nikolaus am Kornmarkt und seit 1340 das westlich vor den Mauern der Altstadt gelegene, bereits etwa 1140 durch die Ritter vom Stein gegründete Augustinerinnen-Kloster St. Peter. Das dritte Kreuznacher Kloster wurde erst 1472, d.h. nach dem Aussterben der Sponheimer, durch Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz gegründet und den Franziskanern übertragen. Es wurde dem Heiligen Wolfgang geweiht. Der erhalten gebliebene bzw. restaurierte Chor der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Klosterkirche beherbergt heute die Heimatwissenschaftliche Zentralbibliothek des Landkreises Bad Kreuznach.

Noch zu sponheimischer Zeit begann ein reich gegliedertes Handwerk aufzublühen und sich in Zünften zu organisieren, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts auch eine wichtige stadtpolitische Rolle spielen sollten. Auch das in Resten bis heute fortlebende Marktwesen der Stadt hat in dieser Zeit seine Wurzeln. Heute ausgestorbene Märkte sind wenigstens topographisch und mit ihren Namen noch gegenwärtig: Eiermarkt, Holzmarkt, Salzmarkt, Fischmarkt, Dippemarkt (Töpfermarkt) und Kornmarkt.

Dass Kreuznach aus zwei Stadthälften bestand, schlug sich auch in der städtischen Verfassung nieder, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts vielfachen Änderungen unterlag. Immer wieder gab es zwei Bürgermeister, von denen je einer aus der Altstadt und der Neustadt stammen musste. Auch der sogenannte 28er Rat, der als Beratungsgremium ohne Beschlusskompetenz den eigentlichen Stadtrat ergänzte, und auch eine Art Kontrollinstanz darstellte, war paritätisch aus den beiden Stadtteilen zu besetzen.

Im frühen 16. Jahrhundert (1507/08) soll für kurze Zeit der Magier Dr. Johann Faustus als Lehrer in Kreuznach tätig gewesen sein, doch ist dies - wenngleich von hoher Wahrscheinlichkeit - in der Wissenschaft nach wie vor umstritten. Das mit dem legendären Gast in Verbindung gebrachte Dr.-Faust-Haus stammt aus deutlich späterer Zeit (1590: Keller und Erdgeschoss, 1764: Obergeschoss mit Fachwerk).

Nach dem Aussterben der Sponheimer (1437) wurde Kreuznach zeitweise durch drei, dann durch zwei Stadtherren gemeinschaftlich regiert. Seit 1558 waren dies die Kurfürsten von der Pfalz und die Markgrafen von Baden mit drei bzw. zwei Fünfteln Anteil am Regiment und an den diversen Abgaben der Stadt. Dass die konkurrierenden Eigeninteressen dieser Stadtherren der Entwicklung Kreuznachs nicht unbedingt förderlich sein konnten, liegt auf der Hand. Hinzu kamen die konfessionellen Gegensätze im Gefolge der Reformation und die verheerenden Kriegsereignisse des 17. Jahrhunderts, der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) und der Pfälzer Erbfolgekrieg (1688 – 1697). Erst nachdem Kreuznach im Jahre 1708 unter die alleinige Herrschaft der Kurpfalz gefallen war, bahnte sich eine ruhigere Entwicklung an, die die Stadt seit Mitte des 18. Jahrhunderts erneut aufblühen ließ. (Vgl. die Kapitel 8 und 9).

Noch waren – obwohl inzwischen ein volles Jahrhundert vergangen war – die Rückschläge des 17. Jahrhunderts nicht völlig überwunden, da geriet Kreuznach erneut in den Strudel kriegerischer Verwicklungen und bedrohlicher Zeitläufte, die einen folgenschweren Einschnitt in der Stadtgeschichte mit sich brachten.


Literatur

- Bad Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. (Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, Bd. 1). Bad Kreuznach 1990. S. 27 – 51: Werner Vogt, Die Stadt im 14. und 15. Jahrhundert. S. 53 – 92: Winfried Dotzauer, Die Verfassung der Stadt Kreuznach zur Zeit der Gesamtherrschaft 1437 – 1707/08. S. 93 – 144: Friedrich Schmitt, Verfassung und Verwaltung der Stadt Kreuznach im 18. Jahrhundert.

- Friedrich Schmitt: Stadtrechte und Territorialherrschaft im 18. Jahrhundert, dargestellt am Beispiel der kurpfälzischen Oberamtsstadt Kreuznach. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte. 26 (2000), S. 81 – 98.

- Felix Maurer: Verwaltung und Verfassung Kreuznachs von 1558 bis 1789.

Diss. Masch. Mainz 1954.

- Karl Geib: Die Zünfte (in Kreuznach). In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1937, Hefte 1 – 5, 8 – 12, 14 – 18 und 1939, Heft 2.

- Helmut Otte: Beitrag zur Geschichte der Kreuznacher Zünfte. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1980, Hefte 11/12; 1081, Hefte 1 – 4 und 1982, Hefte 3 – 5.

- Horst Silbermann: St. Peter, St. Nikolaus, St. Wolfgang. Ein kleiner Ausflug in die Bad Kreuznacher Klostergeschichte. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 2008, Heft 4.

- Philipp de Lorenzi: Beiträge zur Geschichte sämtlicher Pfarreien der Diöcese Trier. Bd. II. Trier 1887. Nachdruck Trier 1984. S. 259 – 269: Pfarrei Kreuznach.

- Wolfgang Seibrich: Die katholische Kirchengemeinde in Bad Kreuznach. In: Heilig-Kreuz-Kirche Bad Kreuznach. Festschrift. Bad Kreuznach 1997, S. 13 – 71.

- J. F. G. Goeters: Die Reformation in Kreuznach. In: 425 Jahre Reformation an Nahe und Glan. Hrsg. von Hans-Christian Brandenburg und Johannes Polke. Köln 1983, S. 1 – 25.

- Albert Rosenkranz: Geschichte der evangelischen Gemeinde Kreuznach.

Bad Kreuznach 1951.

- Frank Baron und Richard Auernheimer (Hrsg.): War Dr. Faustus in Kreuznach? Realität und Fiktion im Faust-Bild des Abtes Johannes Trithemius. Alzey 2003.

5. Die große Franzosenzeit (1796 – 1814)

Im Sommer 1789 war in Frankreich die Große Revolution ausgebrochen und bald auf den Widerstand der konservativen Monarchien Europas gestoßen. Aus dem Bemühen, sich gegen diesen Widerstand zu behaupten, aber auch aus dem Bestreben heraus, die freiheitlichen revolutionären Ideen zu verbreiten, resultierte eine zunächst defensive, dann aggressive französische Außen- und Kriegspolitik, die unter anderem das schon alte Ziel Frankreichs verfolgte, den Rhein zur französischen Ostgrenze zu machen.

Während der 1792 vor diesem Hintergrund beginnenden Revolutionskriege besetzten französische Truppen in mehreren Anläufen auch die Stadt Kreuznach, welche infolge der Friedensschlüsse von Basel (1795), Campo Formio (1797) und Lunéville (1801) zunächst faktischer, schließlich auch völkerrechtlicher Bestandteil des französischen Staates wurde und bis 1814 blieb. Die wichtigsten Wirkungen und Folgen dieser als große „Franzosenzeit“ in die Bad Kreuznacher Stadtgeschichte eingegangenen Jahre lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Wie alle gewaltsamen Umwälzungen brachte die Franzosenzeit zunächst einmal viel persönliches Leid über die Bürger der Stadt Kreuznach. Der Stadt wurden harte und zum Teil kurzfristig zu leistende Kontributionen auferlegt. Die letzte Rate der sich daraus ergebenden Schuldenlast wurde erst 1914 - d.h. ein volles Jahrhundert später - gezahlt.

Durch die französische Verwaltungsneugliederung verlor Kreuznach nicht nur seine zentralörtliche Bedeutung als Oberamtsstadt sondern wurde im Süden auch von einem Teil seines bisherigen, auch wirtschaftlich bedeutsamen Umlandes abgeschnitten. Maßgeblich hierfür war, dass die Nahe zur Grenze zwischen den Departements Mont-Tonnerre (Donnersberg) und Rhin-Moselle (Rhein-Mosel) gemacht wurde.

Kreuznach wurde dem Departement Rhin-Moselle zugeschlagen und geriet dadurch in eine wirtschaftliche und verwaltungsmäßige Randlage. Obendrein wurde es auch zur Kantonshauptstadt, etwa im Range eines heutigen Verbandsgemeindesitzes, zurückgestuft, während Simmern der Hauptort des zuständigen Arrondissements wurde, d.h. die Rolle einer heutigen Kreisstadt übernahm.

Nach dem Ende der Franzosenzeit wurde die Nahe sogar zur Staatsgrenze zwischen der preußischen Rheinprovinz und der bayerischen Pfalz, wodurch Kreuznach vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1969 von einem wichtigen Teil seines einstmals traditionellen Umlandes verwaltungsmäßig getrennt blieb. Die östlich der unteren Nahe gelegenen Teile des ehemaligen sponheimisch-kurpfälzischen Oberamtes Kreuznach gelangten an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Auch hier bildete die Nahe die neue Staatsgrenze.

Manche Bürger entwickelten aber auch deutliche Sympathien für die französische Herrschaft und manche Errungenschaft dieser Jahre wurde nicht nur von den Zeitgenossen als positiv angesehen sondern überdauerte den Zusammenbruch des aus dem revolutionären Frankreich hervorgegangenen napoleonischen Reiches bis auf unsere Tage.

So schreibt Friedrich Schmitt: „Eine Rückkehr zur Kleinstaaterei und damit eine Wiedereinsetzung der ehemaligen Herrschaften mit ihren Vorrechten war nicht mehr möglich und wurde auch von der Bevölkerung nicht mehr gewünscht. Dagegen beklagten die Kreuznacher die Einrichtung einer Zoll-Linie an der Nahe, die den Handel mit dem rheinhessischen und rheinpfälzischen Umfeld erschwerte oder sogar ganz unterband […]. Besonderen Wert legte man auf die Beibehaltung der französischen Rechtsprechung, wie sie im Code Napoléon oder Code Civil festgelegt war. Die Gleichheit vor dem Gesetz, die Mündlichkeit der Gerichtsverhandlungen und die Schnelligkeit bei der Abwicklung der Verfahren fand die Zustimmung der Bevölkerung. Tatsächlich blieb der Code Napoléon im Rheinland bis zur Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches im Jahre 1900 in Kraft […].

In Kreuznach gehen besonders zwei Einrichtungen auf die Franzosenzeit zurück: Aus der Sekundärschule, die im Jahre 1803 gegründet und der das Franziskanerkloster als Schulgebäude zugewiesen wurde, ist das heutige ‚Gymnasium an der Stadtmauer' hervorgegangen. Der Kreuznacher Jahrmarkt auf der Pfingstwiese fand zum ersten Male im Jahr 1810 statt. Die beiden Jahrmärkte der vorfranzösischen Zeit im Mai und November wurden nicht genügend besucht und waren bedeutungslos geworden […]. Deshalb richtete Maire Burret einen eigenen Jahrmarkt ein, der zum ersten Male vom 19. bis 21. August 1810 auf der Pfingstwiese stattfand. Er verlief zur allgemeinen Zufriedenheit, so dass er zu einer jährlichen Einrichtung bis auf den heutigen Tag geworden ist.“

Noch im Jahre 1837, also bereits tief in der sich anschließenden preußischen Zeit, bildete sich eine „Gesellschaft der Kreuznacher Veteranen Napoleons“ und dies mit Genehmigung der preußischen Regierung, des Landrats und des Oberbürgermeisters. 61 ehemalige Kreuznacher Soldaten der Armee Napoleons traten dem Verein bei, welcher fünf Jahre später auf dem Kreuznacher Friedhof sogar ein bis heute existierendes Ehrenmal „für die unter Napoleons Fahnen gedienten Kreuznacher“ errichten durfte.

Am 1. Januar 1814 setzten Preußen und Russen unter Feldmarschall Blüchers Führung bei Bacharach über den Rhein und beendeten damit die Franzosenzeit in den linksrheinischen Gebieten Deutschlands. Am Tag darauf zogen um 6 Uhr abends preußische Truppen in Kreuznach ein. Blücher selbst machte vom 3. bis zum 6. Januar Station in der Stadt.

Über die unmittelbare Folgezeit schreibt Friedrich Schmitt: „Die befreiten deutschen Gebiete auf dem linken Rheinufer zwischen Rhein, Mosel und französischer Grenze wurden vorerst einer österreichisch-bayerischen Kommission unterstellt, die das Land provisorisch verwalten sollte. Diese 'Landesadministrationskommission' nahm am 16. Juni 1814 ihre Tätigkeit in Kreuznach auf. Damit war Kreuznach für kurze Zeit Verwaltungsmittelpunkt des Gebietes zwischen Koblenz – Zweibrücken und Speyer – Trier. Aufgrund der Beschlüsse des Wiener Kongresses kam das Gebiet kam das Gebiet nördlich der Nahe am 28. Mai 1815 an Preußen. Kreuznach wurde Sitz des neu gebildeten preußischen Kreises Kreuznach.“

Literatur

- Gerd Massmann: Die Verfassung der Stadt Kreuznach unter der französischen Herrschaft von 1796 bis 1814. Boppard 1963.

- Friedrich Schmitt: Kreuznach während der französischen Herrschaft 1792/96 bis 1814. In: Bad Kreuznach der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Bad Kreuznach 1990, S. 145 – 210.

- Otto Kohl: Blücher in Kreuznach. In: Antiquarisch-historischer Verein zu Kreuznach. XXXIV. Veröffentlichung. Kreuznach 1914, S. 20-40.

- Friedrich Schmitt: Die provisorische Verwaltung des Gebietes zwischen Rhein, Mosel und französischer Grenze durch Österreich und Bayern in den Jahren 1814 – 1816. Diss. Mainz. Meisenheim am Glan 1962.

6. (Bad) Kreuznach als preußische Kreisstadt (1816 – 1947)

Das Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Coblenz teilte in seiner Nr. 6 vom 14. Mai 1816 mit: „Der Bezirk der Königl. Regierung zu Coblenz besteht aus 16 Kreisen, welchen, […] bis zur definitiven Ernennung als Landräthe, folgende Kreis-Commissarien vorgesetzt sind:

5) Kreis Kreuznach: Herr Staats-Prokurator Bitter“.

Zwar verblieb Kreuznach an der Südgrenze der preußischen Rheinprovinz auch weiterhin in einer wirtschaftlich ungünstigen Randlage, doch konnte es als preußische Kreisstadt anknüpfen an seine kurpfälzische Oberamtsvergangenheit. Trotz wirtschaftlicher und sozialer Probleme und Rückschläge, die allein 1854 zur Auswanderung von 132 Personen führten, nahm Kreuznach unter preußischer Herrschaft zumindest bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges eine insgesamt gedeihliche Entwicklung. Hatte Kreuznach bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine im wesentlichen agrarisch und handwerklich geprägte Wirtschaft gehabt, so begannen nun der Kurbetrieb, der Handel und die Industrie zu den bis heute tragenden Säulen des Kreuznacher Wirtschaftslebens zu werden.

Tatkräftige Landräte wie Ludwig Philipp Hout (1818 – 1846) oder Otto Agricola (1861 – 1902) setzten mit einer zukunftsorientierten Verwaltung des Kreises auch positive Entwicklungsimpulse für die Stadt Kreuznach. Fähige Bürgermeister wie z.B. Franz Xaver Buß (1817 – 1845) oder Rudolf Kirschstein (1897 – 1909) taten dazu das Ihre.

Die zunehmende Prosperität schlug sich nicht zuletzt in der Bevölkerungsentwicklung nieder: Die Einwohnerschaft der Stadt, die am Ende der Franzosenzeit ca. 6500 Personen betragen hatte, verdoppelte sich bis zum Jahr 1871 auf knapp 13000. Bis zum Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts verdoppelte sich die Einwohnerzahl ein weiteres Mal auf ca. 26000 und erreichte am 31.12.2008 den Stand von 43730.

Die maßgeblichen politischen Ereignisse des 19. Jahrhunderts wirkten sich auch in Kreuznach aus: Blieb es im Gefolge des Hambacher Festes von 1832 bei geringfügigen Unruhen, so engagierte sich zumindest das Kreuznacher Kleinbürgertum während der Revolution des Jahres 1848 entschieden im Sinne der liberal-revolutionären Forderungen. In einer „Petition der Stadtverordneten und Bürger von Kreuznach an seine Majestät den König“ vom 6. März 1848 forderte man die Anerkennung der Menschenrechte, die Pressefreiheit, eine Volksvertretung auf der Grundlage freier und gleicher Wahlen und die Wiederherstellung der deutschen Einheit unter preußischer Führung. Im übrigen schreibt Hein-Frieder Pfalz zu den Kreuznacher Vorgängen von 1848: „Direkt bewaffnete Aktionen zur Durchsetzung dieser Forderungen dürfen wir von dem sozial überschaubaren und geordneten Städtchen nicht erwarten; es war schon revolutionär, wenn man ‚nur von Freiheit und Gleichheit' sprach und Freiheitslieder absang.“

Von den Kriegen im Vorfeld der deutschen Reichsgründung von 1871 war Kreuznach zwar nicht durch direkte Kampfhandlungen oder Zerstörungen betroffen, durch andere Auswirkungen aber in unterschiedlichem und wachsendem Ausmaß. War es im deutsch-dänischen Krieg 1864 bei der Sammlung von Sachspenden und der Aufnahme kriegsverwundeter Soldaten geblieben, so kam es im Deutschen Krieg von 1866 zu massiven Militäreinquartierungen, welche die Stadt wirtschaftlich stark belasteten. Die Stadtverwaltung sah sich gezwungen, zweimal eine Anleihe von je 6000 Talern aufzunehmen. Die Nachricht vom Ausbruch des deutsch-französischen Krieges im Juli 1870 erreichte die Stadt auf dem Höhepunkt der Kur- bzw. Badesaison und brachte die Wirtschaft der Stadt binnen kurzem weitgehend zum Stocken. Da man das baldige Herannahen französischer Truppen fürchtete, reisten die Kurgäste in überstürzter Flucht ab.

Ergebnis des rasch beendeten Krieges war die Reichsgründung vom 18. Januar 1871, die auch in Kreuznach jubelnd begrüßt wurde. Am 9. März konnten die Kreuznacher Reichskanzler Otto von Bismarck bei seiner Durchreise vom Bahnsteig aus feierlich begrüßen, und am 15. März machte der neue Kaiser Wilhelm I. mit Gefolge im Kreuznacher Bahnhof Station und leerte einen ihm „dargebotenen Willkommensbecher voll Naheweines auf das Wohl Aller“. Fünfzehn junge Kreuznacher kehrten aus dem Krieg nicht mehr zurück.


Im Ersten Weltkrieg war Kreuznach vom 2. Januar 1917 bis zum 8. März 1918 Sitz des Großen Hauptquartiers. Während dieser Zeit kamen neben Kaiser Wilhelm II. und hochrangigen deutschen Militärs wie Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Generalquartiermeister Erich Ludendorff auch bedeutende Vertreter anderer Staaten nach Kreuznach. So trafen im Juni 1917 der päpstliche Nuntius Eugenio Pacelli (der spätere Papst Pius XII.) und im Dezember 1917 Kemal Mustafa Atatürk (seit 1923 erster Staatspräsident der Türkei) mit dem deutschen Kaiser zusammen. Seit 1997 gibt es im Bad Kreuznacher Kurhaus einen „Salon Atatürk“, in dem Dokumente und Fotos an den Besuch des türkischen Politikers erinnern und über die Geschichte der deutsch-türkischen Beziehungen informieren.

Die unmittelbaren Kriegsauswirkungen hielten sich für die Kreuznacher Bevölkerung dank der leistungsfähigen Landwirtschaft der Naheregion in Grenzen, direkte Kampfhandlungen oder Zerstörungen fanden nicht statt. Die Zahl der Gefallenen war mit 544 aber deutlich größer als in den Kriegen des vorangegangenen Jahrhunderts zusammengenommen.

Die eigentliche Krise (vgl. Kapitel 8) stand der Stadt indessen noch bevor; sie sollte über das Ende des Zweiten Weltkrieges hinaus dauern und lässt sich durch folgende Stichworte kennzeichnen:

- Revolution 1918 mit der kurzzeitigen Herrschaftsübernahme durch einen Arbeiter- und Soldatenrat

- Besetzung Kreuznachs durch französische Truppen von Dezember 1918 bis Ende Juni 1930

- Separatistische Umsturzversuche 1923/24

- Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1929/30

- Nationalsozialistische Diktatur und Zweiter Weltkrieg (1933 – 1945).

Zum Durchbruch für die NSDAP in Bad Kreuznach wurde die Wahl zum preußischen Landtag am 24. April 1932. Hatte sie noch vier Jahre vorher bei der Reichstagswahl nur 96 Stimmen (0,9%) in der Stadt erreicht, so kam sie nun auf 3449 Stimmen (24,9%) und ließ damit die übrigen Parteien erstmals hinter sich. Der Landtagswahl am 24. April 1932 war am 21. April eine Hitler-Rede auf der Bad Kreuznacher Pfingstwiese vorausgegangen, die von beträchtlicher Wirkung auf die lokale Wählerschaft gewesen sein dürfte, gleichwohl aber von den Zuhörern sehr unterschiedlich bewertet wurde.

Der Bad Kreuznacher Museumsdirektor und Gymnasiallehrer Karl Geib schrieb darüber 1941 in einem offiziellen Rückblick auf „zehn Jahre nationalsozialistischer Arbeit im Kreise Kreuznach“: „[…] der Führer sprach […] aus der Tiefe eines Wesens, mit der Leidenschaft und Überzeugungskraft, die aus eisernem Willen kommt und die der Herrgott nur wenigen Auserwählten in der Geschichte verleiht.“ Studienrat Paul Dehn, ein langjähriger Kollege Geibs, schrieb dagegen 1960 in seinen handschriftlichen Erinnerungen: „Endlich kam Hitler. […] Er hatte wohl einen schlechten Tag. Ich sagte hinterher zu meiner Begleiterin: ‚Schade, dass Sie kein Mann sind, ich würde mich sonst mit Ihnen zusammen jetzt betrinken'.“

In der letzten freien Reichstagswahl am 5. März 1933 kam die NSDAP in Bad Kreuznach zwar auf 5413 Stimmen (32,7%), blieb damit aber weit von der absoluten Mehrheit entfernt. Mit 4136 Stimmen (31,6%) erreichte sie wenige Tage später in der Stadtratswahl vom 12. März 1933 bei etwas geringerer Wahlbeteiligung ein vergleichbares Ergebnis, stellte von den 31 Stadtverordneten aber nur 10 (Zentrum: 6, KPD: 6, SPD: 3, Schwarz-Weiß-Rot: 3, Bürgerliste: 3). Obwohl die NSDAP bis zur Ausschaltung der anderen Parteien im Sommer 1933 in Bad Kreuznach bei keiner Wahl die absolute Mehrheit erreichte, nahm sie unter der Führung von Kreisleiter Ernst Schmitt zunehmend beherrschenden Einfluss auf die politischen Geschicke der Stadt.

Franz-Josef Heyen schreibt, dass in Bad Kreuznach wie auch andernorts, „die Akzeptanz nationalsozialistischen Gedankengutes auf sehr vielen Gebieten des öffentlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens bemerkenswert groß war und nur geringen, […] abnehmenden Widerstand gefunden hat“. Er weist aber auch darauf hin, dass Menschen wie der evangelische Pfarrer Gustav Lahusen, der für seine christliche Überzeugung fast neun Monate in Haft saß, oder Lina Hilger, die wegen regimekritischer Äußerungen vorzeitig aus ihrem Amt als Lyzeumsdirektorin ausscheiden musste, standhaft geblieben sind und dem Nationalsozialismus die Stirn geboten haben.

Mitte März 1945 besetzten amerikanische Truppen die Stadt. Die preußische Stadtherrschaft war damit zunächst faktisch, zwei Jahre später durch die am 25. Februar 1947 von den Siegermächten verfügte Auflösung Preußens auch formal beendet.

Literatur

- Kurt Becker (Hrsg.): Heimatchronik des Kreises Kreuznach. Bad Kreuznach 1966.

- Walter Krumm: Die Landräte des Kreises Kreuznach im 19. Jahrhundert (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 15). Bad Kreuznach 1983.

- Karl M. Buss: Oberbürger Franz Xaver Buss, eines Mannes Schicksal. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1967, Heft 9.

- Hein-Frieder Pfalz: Bad Kreuznach. Stadtgeschichte von 1789 – 1871 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, Bd. 2). Bad Kreuznach 1991.

- Bodo Zapp: Stadtentwicklung von Bad Kreuznach (ab 1800). In: Naheland-Kalender 1990, S. 85 – 95.

- Helmut Schwindt: Kreuznach in der Revolution 1848/49 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 17). Bad Kreuznach 1984.

- Elke Schowalter: Bad Kreuznach als Sitz des großen Hauptquartiers im Ersten Weltkrieg (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 10).

Bad Kreuznach 1981.

- Helmut Schwindt: Bad Kreuznach in der Revolution 1918/19. In: Bad Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Bad Kreuznach 1990, S. 211 – 224.

- Helmuth Schwindt: Die Kommunistische Bewegung in Stadt und Landkreis Kreuznach 1918/20 – 1933 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 33). Bad Kreuznach 2004.

- Der Kreuznacher Separatistenputsch. Aus den Erinnerungen des Ersten Beigeordneten Dr. Fritsch. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1984, Hefte 10 und 11.

- Franz-Josef Heyen: Mit dem Hakenkreuz. Zwölf Jahre nationalsozialistischer Herrschaft (in Bad Kreuznach). In: Bad Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Bad Kreuznach 1990, S. 225 – 253.

- Horst Silbermann: Vor 75 Jahren: „Kreuznachs Gymnasiasten verbrennen Bücher“. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 2008, Heft 5.

- Horst Silbermann: Lina Hilgers Ausscheiden aus dem Amt der Schulleiterin am Städtischen Lyzeum Bad Kreuznach im Jahre 1933. Ein Beitrag zur Bad Kreuznacher Stadtgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus. In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 39 (1993), Heft 2, S. 77 – 98.

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7. Bad Kreuznach als rheinland-pfälzische Kreisstadt (seit 1947)

Dass die Besetzung der Stadt durch amerikanische Truppen kampflos geschah und somit nach den vorangegangenen schweren Bombardierungen weitere Zerstörungen vermieden werden konnten, ist das Verdienst von Oberstleutnant Johann Kaup, des letzten Bad Kreuznacher Stadtkommandanten vor der Kapitulation. Er befolgte nicht den Befehl, die Stadt bis zum letzten Mann zu verteidigen, und wählte angesichts des ihm deswegen drohenden Kriegsgerichtsverfahrens den Freitod. Auf dem Ehrenfriedhof „Lohrer Wald“ bei Bad Kreuznach fand er mit vielen Gefallenen seine letzte Ruhestätte.

Zunächst bestimmte eine amerikanische Militärregierung die Geschicke der Stadt. Sie betraute am 5. Juli 1945 den elf Jahre zuvor durch die Nationalsozialisten entlassenen Bürgermeister Dr. Robert Fischer wieder mit seinen früheren Amtsgeschäften. Die am 10. Juli 1945 einrückende französische Besatzung, die zweite innerhalb von nicht einmal drei Jahrzehnten, gestand der Bevölkerung Ende 1945 einen Bürgerrat zu, der die Besatzungsmacht angesichts der Wohnungsnot und der Versorgungsprobleme unterstützen sollte und dies auch mit großem Einsatz tat.

Am 30. August 1946 wurde Bad Kreuznach Teil des durch Verordnung der französischen Militärregierung gebildeten neuen Landes Rheinland-Pfalz. Über dessen Verfassung, die am 18. Mai 1947 in Kraft trat, wurde zeitweise im Bad Kreuznacher Dr.-Faust-Haus beraten. Bereits am 15. September 1946 fand die erste freie Gemeinderatswahl nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Von den damals 28 Stadtratssitzen erhielten 16 die CDP (seit 1947: CDU), 8 die SPD, 3 die KPD (1956 verboten), 1 eine parteilose Liste. Von 1956 bis 1979 waren nur CDU, SPD und FDP im Stadtrat vertreten. Seit 1952 stellte die SPD für lange Zeit fast ausnahmslos die stärkste Fraktion. Die Grünen waren erstmals 1985 im Stadtrat vertreten, Die Linke ist es seit 2009.

Bis 2009 gab es fast vier Jahrzehnte lang eine Große Koalition zwischen SPD und CDU, und in die führenden Positionen an der Stadtspitze wurden ganz überwiegend Mitglieder dieser beiden Parteien berufen. Die Stadtratswahl des Jahres 2009 machte diesem von den Bad Kreuznacher Bürgern eher ungeliebten Dauerzustand ein Ende und führte zu einer sogenannten „Jamaika-Koalition“ aus CDU (14 Sitze), FDP (6 Sitze) und den Grünen (5 Sitze). Von den übrigen Sitzen errangen die SPD 12, die Bürgerliste 2, die Liste faires KH 2, Die Linke 2 und die FWG 1.

Nach dem Abzug der französischen Besatzung im Jahre 1951 wurde die 1. US-Panzerdivision in Bad Kreuznach stationiert. Fünfzig Jahre lang bildete nun die amerikanische „Community“ mit ihren 4200 Soldaten und deren Familien nicht zuletzt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Etwa 300 Zivilisten, meist Deutsche, fanden dort einen Arbeitsplatz und für viele Firmen der Region war die Army ein wichtiger Auftraggeber.

Das Inkrafttreten des Deutschland-Vertrages bzw. der „Pariser Verträge“ am 5. Mai 1955 beendete das Besatzungsregime in der Bundesrepublik Deutschland und brachte damit auch für Bad Kreuznach die volle Selbstverwaltung. Die durch die Währungsreform von 1948 angebahnte Aufwärtsentwicklung konnte sich nun in allen Wirtschaftsbereichen voll entfalten (vgl. Kapitel 9). Am 1. April 1960 erhielt Bad Kreuznach den Status einer „Großen kreisangehörigen Stadt“; das Stadtoberhaupt durfte sich künftig Oberbürgermeister nennen, was in der preußischen Zeit nur in Ausnahmefällen als besondere Anerkennung von der Regierung genehmigt worden war. Im Jahre 1969 wurden die Vororte Bosenheim, Ippesheim, Planig und Winzenheim eingemeindet, und auch die Kreisstadt Bad Kreuznach wurde durch eine Vergrößerung des Kreisgebiets im nordpfälzischen und rheinhessischen Raum aufgewertet. Zur selben Zeit wurde Bad Kreuznach auch Verwaltungssitz einer aus 9 Ortsgemeinden bestehenden Verbandsgemeinde.

Bei einem Treffen von Bundeskanzler Konrad Adenauer mit dem wenig später zum französischen Staatspräsidenten gewählten Charles de Gaulle am 26. November 1958 im Bad Kreuznacher Kurhaus wurde die fünf Jahre später auch formell vollzogene deutsch-französische Aussöhnung eingeleitet. Die 1984 in Bad Kreuznach durchgeführte 44. deutsch-französische Konsultation zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl und Staatspräsident François Mitterand hatte nach Jahrhunderten blutiger Nachbarschaftskriege wohltuenden freundschaftlichen Routinecharakter. Durch Partnerschaften bzw. freundschaftliche Beziehungen mit Bourg-en-Bresse, Kiryat Motzkin, Berlin-Schöneberg, Neuruppin und Staraja Russa öffnete sich Bad Kreuznach einem größeren Beziehungshorizont, und am 3. Oktober 1989 beging die Kreuznacher Bürgerschaft in einer nachdenklich-frohen, würdigen Feier am Kurhaus die Wiedervereinigung Deutschlands.

Das letzte Jahrzehnt des 20. und das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts stellten die Stadt Bad Kreuznach mit den verheerenden Hochwassern der Jahre 1993 und 1995 sowie mit dem 2001 erfolgten Abzug der Amerikaner vor zwei sehr unterschiedliche, gleichwohl große Herausforderungen, deren Bewältigung mit viel Tatkraft angegangen wurde.

Mit erheblicher staatlicher Unterstützung entstand von 1998 bis 2004 in sieben Bauabschnitten eine technisch bewundernswerte und landschaftsarchitektonisch höchst attraktive Hochwasseranlage, die in der Lage sein dürfte, drohenden Hochwasserkatastrophen künftig wirkungsvoll vorzubeugen.

Der Abzug der Amerikaner stellte die Stadt Bad Kreuznach vor die Notwendigkeit einer umfassenden Konversion (d.h. Umwandlung militärischer in zivile Nutzung) eines 160 großen Geländes und der darauf befindlichen Gebäude und sonstigen Einrichtungen. Zu diesem Zweck wurde ein Rahmenplan für die künftige Nutzung aller Konversionsobjekte festgelegt, die Bad Kreuznacher Entwicklungsgesellschaft (BKEG) gegründet und ein städtebaulicher Vertrag zwischen der Stadt, dem Land Rheinland-Pfalz und der BKEG geschlossen. Einige Flächen konnten bereits gewerblicher Nutzung zugeführt werden, ein Teil der Gebäude wurde aufwändig saniert und zu anspruchsvollen Privathäusern oder Eigentumswohnungen umgestaltet. Die auf dem Gelände befindliche Kirche dient seit 2002 als neue Synagoge der jüdischen Gemeinde.

Literatur:

- Gerd Michael Kneib: 1945 – und wie es weiterging. In: Bad Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Bad Kreuznach 1990, S. 255 – 321.

- Werner Vogt: Wir stellen vor: Große kreisangehörige Stadt Bad Kreuznach. In: Naheland-Kalender 1979, S. 221 ff.

- Werner Vogt: Wir stellen vor: Verbandsgemeinde Bad Kreuznach. In: Naheland-Kalender 1989, S. 229 ff.

- Hochwasserschutz Bad Kreuznach. Ein Projekt des Landes Rheinland-Pfalz.

Bad Kreuznach o.J.

- 50 Jahre Amerikanische Streitkräfte in Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 2001.

8. Tiefpunkte und Krisenzeiten

Als die großen Krisenzeiten der Kreuznacher Stadtgeschichte haben das 17. Jahrhundert und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zu gelten.

Im 17. Jahrhundert brachte zunächst der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) viel Leid über die Stadt und ihre Menschen. Bereits im August 1620 wurde Kreuznach im Auftrag des aus Spanien stammenden kaiserlichen Generalissimus Ambrogio Spinola besetzt. Im Februar 1632 eroberten schwedische Truppen die Kauzenburg und die Stadt, um sie Ende 1635 wieder an die kaiserlichen Streitkräfte abzutreten. Von 1639 bis 1641 war die Stadt in französischen Händen, dann wurde sie erneut von den Spaniern erobert. Kurz vor Kriegsende bekam sie wieder eine französische Besatzung, die bis 1650 in der Stadt verblieb. Am Ende des Krieges hatte Kreuznach nur noch halb so viele Einwohner wie vor dem Krieg.

Der Prior des Klosters St. Peter klagte: „Der Krieg hat nun reiche Burger und Bauren zu armseligen Bettlern gemacht, Städte und Dörfer verheert und verderbet, die volckreiche Unterpfalz (etwa die heutige Pfalz am Rhein) an Inwohnern ausgelehret, daß itzo mehr Wölf und Unthiere in den Wäldern herumlaufen als Untersaßen (Untertanen) sich uff dem platten Landt befinden, den überwältigen Hunger also herrschen lassen, daß noch vor sieben und acht Jahren, viele Hundert gesunder Menschen nur aus solcher Angst stinckend Aaß aus den Schindgruben für Leckerbißlein uffgehoben, Leder, Kräuter und andere unmenschliche Speiße gegessen, Brod gerufen und keines gehaben mögen, darumb zuletzt in Hecken, Sträuchern und Felder auch wohl in Städten uff den Gassen erliegen und elendiglich in terra propria & fertilissima (auf bestem und fruchtbarstem eigenem Land) den Geist uffgeben müssen.“

Verheerend waren auch die negativen Auswirkungen des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688 – 1697) auf Kreuznach. Französische Truppen eroberten 1688 die Stadt und zerstörten 1689 die Kauzenburg. Hatte während des gesamten Dreißigjährigen Krieges trotz der Kriegsereignisse jeder Weinjahrgang noch einen wenigstens kleinen Ertrag gebracht, so kam der Weinbau nun für etwa zehn Jahre fast völlig zum Erliegen. Bis zur Überwindung der im 18. Jahrhundert ausgelösten Kriegsfolgen sollten knapp hundert Jahre vergehen. Die Aufbauarbeit der kurpfälzischen Alleinregierung seit 1708 wurde durch die Franzosenzeit der Jahre 1796 bis 1814 teils unterbrochen, teils weitergeführt und ausgebaut und mündete in die Aufwärtsentwicklung der preußischen Zeit des 19. Jahrhunderts (vgl. Kapitel 9).

Die zweite, ganz große Krisenzeit der Kreuznacher Stadtgeschichte begann 1914 mit dem Ersten Weltkrieg. Der Krieg selbst brachte mit der zeitweiligen Verlegung des Großen Hauptquartiers in das Kreuznacher Kurhaus der Stadt vorübergehend zwar eine gewisse Glanzzeit, doch wirkte er sich nach seiner Beendigung durch wirtschaftliche Not, französische Besatzung und separatistische Unruhen bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts äußerst belastend auf die Bevölkerung aus.

Der Nationalsozialismus führte abermals in den Krieg, der dieses Mal für Kreuznach die schlimmsten Folgen haben sollte: Sechs Bombenangriffe legten einen Großteil der Stadt in Schutt und Asche; die schlimmsten davon erfolgten an Weihnachten 1944 und am 2. Januar 1945. Etwa 300 Zivilisten kamen dabei ums Leben, fast alle öffentlichen Gebäude wurden zerstört und große Schäden im Versorgungs-, Kanal- und Verkehrsnetz angerichtet; alle Hauptbrücken über die Nahe wurden beim Herannahen der Amerikaner am 15. März 1945 gesprengt. Die Industriebetriebe waren zu 75% zerstört, 18% der Wohngebäude waren total vernichtet, 22% schwer und 25% geringer beschädigt, wobei die Folgen des Bombardements im Umkreis der Eisenbahnlinien am heftigsten waren.

Die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg bescherten der Kreuznacher Stadtgeschichte auch drei singuläre Tiefpunkte, die nicht vergessen werden dürfen:

- Seit dem Mittelalter hatten die Kreuznacher Juden als Geldverleiher, als Wein- und Viehhändler, später auch als Ärzte, Rechtsanwälte, Verwaltungsbeamte und mittelständische Unternehmer eine nicht immer spannungsfreie, aber doch im wesentlichen geachtete Rolle in der Bevölkerung gespielt. Die jiddische Bezeichnung für Kreuznach lautete „Zelemochum“, d.h. die Siedlung mit dem „Zeichen“ im Namen. Gemeint war das christliche Kreuzeszeichen, das die Juden aber nie direkt ansprachen.

Seit 1933 wurden die Kreuznacher Juden zunächst boykottiert und mit Gewaltakten schikaniert, 1938 ihre Synagoge verbrannt; ab 1942 wurden sie in ein Gemeinschaftslager in der Kurhausstraße verbracht und schließlich von dort in die Vernichtungslager deportiert. Edgar Mais nennt in seinem Buch über die Judenverfolgung an der Nahe für Kreuznach 60 Opfer. Heute erinnern Gedenktafeln an den Standort der Synagoge und an die Sammelstelle für die Deportationen.

- Gegen Kriegsende beherbergte Bad Kreuznach mit dem „Bauzug Nr. 11“ ein „Wanderndes Konzentrationslager“. Ein Artikel des Oeffentlichen Anzeigers aus dem Jahr 1984 berichtet darüber: „Um die Toten zu bergen, die Trümmer zu beseitigen und zerstörte Gleisanlagen wieder instandzusetzen, wurde ein Güterzug an der Rotlay stationiert. Dieser ‚Bauzug Nr. 11' war als ‚wanderndes Konzentrationslager' aus Oranienburg gekommen. In den zwanzig Wagen hausten 500 Lagerinsassen: ausgemergelte, zerlumpte Gestalten in dünnen gestreiften ‚Zebra-Anzügen', in Holzschlappen, die Füße mit Lumpen umwickelt. Drei Viertel von ihnen waren russische Kriegsgefangene, zum Teil noch mit Uniformfetzen bekleidet. Alle ohne Mäntel trotz der damals herrschenden Kälte […]

Sie, die Grauen erlebten, mussten im zerbombten Kreuznach Grauen beseitigen, zerfetzte, blutige Leichen bergen. Abends ging es wieder zurück zu dem in Deckung stehenden ‚Bauzug 11', in dem je 50 Mann in einem Waggon hungrig und ohne Heizung eingepfercht nächtigten. Nacht für Nacht starben einige von ihnen, verhungert oder zu Tode geprügelt. Auf dem Jüdischen Friedhof zwischen Kreuznach und Bretzenheim wurden die Toten verscharrt. Nach Kriegsende ließ die französische Militärregierung 37 Reste von Skeletten ausgraben und auf den Friedhof umbetten.“

Auch sonst wurden Zwangsarbeiter aus den von Deutschland eroberten Gebieten in Bad Kreuznach und seiner Umgebung unter oft menschenunwürdigen Umständen ausgebeutet.

- Diese menschenverachtende Handlungsweise schlug nach Kriegsende zwangsläufig auf die Deutschen selbst zurück. Nun waren sie es, die in Lagern furchtbaren Lebensumständen ausgesetzt waren, denen viele erlagen. Eines der entsetzlichsten Beispiele hierfür war das Lager Bretzenheim vor den Toren von Bad Kreuznach.

Karl Kuhn, einer der führenden Bad Kreuznacher Kommunalpolitiker der unmittelbaren Nachkriegszeit, erinnerte sich: „Das Lager galt und gilt auch heute noch als eine der schlimmsten Stätten der Gefangenschaft deutscher Soldaten auf deutschem Boden zu Ende des Zweiten Weltkrieges. Es wurde Anfang März 1945 als Stammlager mit Stacheldrahtzäunen und Wachtürmen auf freiem Felde von den Amerikanern errichtet. Entlang der Bundesstraße 48 breitete es sich in einer Tiefe von 400 m im Abstand von ca. 40 m vom Straßenrand aus. Einer amerikanischen Quelle zufolge waren hier 166 000 kriegsgefangene Deutsche eingepfercht. Kurzfristig waren auch auf dem Galgenberg bei Bad Kreuznach 80 000 Menschen hinter Stacheldrahtzäunen in gleicher Weise den Unbilden des Wetters und der unversorgten Lagerhaltung ausgesetzt.

Der Himmel war ihr Dach, die offenen Felder ihre Lagerstatt. Regen und Schneewolken verwandelten im April und Mai große Flächen des Lagers in ein Schlammfeld. Viele entkräftete, hungernde und entnervte Gefangene wurden durch Nässe und Kälte, z.T. durch Epidemien, dahingerafft. 1200 Tote wurden in den beiden Monaten gezählt. Allein am 11. Mai starben ca. 100 Lagerinsassen.“

Literatur:

- Eduard Fritsch: Kreuznach im Dreißigjährigen Krieg. Diss. Gießen 1929.

- Martin Senner: Kleine Geschichte Zelemochums (d.h.: des jüdischen Kreuznach). Bad Kreuznach 2002.

- Edgar Mais: Die Verfolgung der Juden in den Landkreisen Bad Kreuznach und Birkenfeld 1933 – 1945 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 24). Bad Kreuznach 1988.

- Alfred Behrens: Tagebücher 1940 – 1946. Bad Kreuznach und Idar-Oberstein 1999.

- Ulrike Winkler: Der Einsatz von Zwangsarbeitskräften in den Einrichtungen der kreuznacher diakonie von 1940 – 1945. Bad Kreuznach 2002.

- Helmut Schnatz: Zu den Luftangriffen auf Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein 1944/45. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte. 26 (2000), S. 363 – 419.

- Rudolf Stumpf: Überrollt – Besetzt. Südwestdeutsche Kleinstadt-Saga in den Jahren 1945 bis 1950. 2 Bände. Gelterkinden 2008.

- Erich Werner: Kriegsgefangenenlager Bretzenheim. Ein Bericht. Simmern 1984.

- Gertrude Maria Schuster: Die Kriegsgefangenenlager Galgenberg und Bretzenheim. Kriegsgefangene berichten. Bad Kreuznach 1989.

9. Die großen Entwicklungsschübe

Wie jedes Menschenleben, so hatte auch die Stadt Bad Kreuznach Phasen positiver Entwicklung. Als besonders wichtig können dabei gelten: die Aufwärtsentwicklung in der Zeit der kurpfälzischen Alleinherrschaft (1708 – 1792), die Aufbruchszeit nach Gründung des preußischen Landkreises im 19. Jahrhundert und der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.

Wenn Hein-Frieder Pfalz zur Situation am Ende des 18. Jahrhunderts schreibt: „Das Manufakturwesen als Vorbote industrieller Warenproduktion hatte im Naheraum noch nicht Fuß gefaßt. Die absolutistische Regierungsweise der kurpfälzischen Fürsten war wirtschaftlich ohne nennenswerte Impulse geblieben“, so kann dies nicht unwidersprochen bleiben; denn die Kreuznacher Oberamtsverwaltung hatte in den vorausgegangenen Jahrzehnten allen unternehmerischen Initiativen grundsätzlich positiv gegenübergestanden.

Zwischen 1770 und 1785 entstanden in Kreuznach eine Tabakfabrik, eine Woll-, Leinen- und Baumwollspinnerei, eine Tuchfabrik, zwei Seifenfabriken, eine Puder- und Stärkefabrik sowie eine Eisenwarenfabrik. Der Ausbau des Salinenwesens und der Salzgewinnung wurde gar zu einem Glücksfall merkantilistischer Wirtschaftsplanung.

Erreichten die positiven Wirkungen der kurpfälzischen Politik das untere Nahegebiet auch nur unvollständig und mit einer gewissen zeitlichen Phasenverzögerung, so brachten sie doch erhebliche und zukunftweisende wirtschaftliche Strukturveränderungen mit sich. Mit dem Wandel der Agrarverhältnisse (Einführung der Verbesserten Dreifelderwirtschaft und der Stallfütterung) und der Durchbrechung des Zunftzwanges begannen sich jahrhundertealte, den wirtschaftlichen Fortschritt hemmende Bindungen zu lösen.

Die Landwirtschaft und der Weinbau, dessen Aufschwung im 19. Jahrhundert sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts sich allenfalls zaghaft andeutete, blieben für Kreuznach und sein Umland zwar die deutlich dominierenden Wirtschaftsbereiche, doch signalisierten in der Stadt selbst die ersten Ansätze zur Industrialisierung die kommende Bedeutungszunahme und weitreichende Umstrukturierung des sekundären Wirtschaftssektors.

Landesherrliche Wirtschaftspolitik des 18. Jahrhunderts hat in Kreuznach die bis dahin noch weitgehend mittelalterlich geprägten Wirtschaftsstrukturen aufgebrochen und neuen Entwicklungen den Weg bereitet. Das 18. Jahrhundert ist damit auch für unsere Stadt trotz ihrer wirtschaftsräumlichen Abseitslage innerhalb des kurpfälzischen Territoriums „ein bedeutendes Übergangs- und Vorbereitungszeitalter gewesen“.

An die Gründung des preußischen Landkreises Kreuznach schloss sich nach 1816 in der Stadt Kreuznach eine regelrechte Aufbruchszeit an, deren Errungenschaften im wesentlichen auf drei Gebieten liegen: der Bade- und Kurbetrieb entstand, die Verkehrsverbindungen wurden ausgebaut und die Industrialisierung vorangetrieben.

Die Solequellen des unteren Nahetals waren bis zum Ende des 18. Jahrhunderts fast ausschließlich zur Kochsalzgewinnung genutzt worden. Seit 1817 begann der aus Wiesbaden stammende Arzt Dr. Johann Prieger die Sole medizinisch zu nutzen und begründete damit das Heilbad Kreuznach, das im übrigen erst ab 1924 die offizielle Bezeichnung „Bad“ führen durfte. 1843 wurde das erste Kurhaus eingeweiht und zog viele illustre Kurgäste aus dem europäischen Adel und Besitzbürgertum in die Stadt. Dass damit nicht nur die Kreuznacher Wirtschaft, sondern auch das kulturelle Leben nachhaltige Impulse erfuhren, liegt auf der Hand. Im Kurviertel entstanden imposante Hotels wie der Oranienhof oder Fürstenhof und die Bildhauer-Dynastie Cauer schmückte die Stadt mit zahlreichen bemerkenswerten Denkmälern.

Im Jahre 1904 eröffnete sich für das Heilbad Kreuznach eine weitere zukunftsträchtige Perspektive, als der einheimische Apotheker Dr. Karl Aschoff im Wasser der Solequellen radioaktive Eigenschaften nachwies. Im wissenschaftlichen Zusammenwirken mit Dr. Aschoff entwickelten die Badeärzte zur therapeutischen Nutzung der neuen Entdeckung ein spezielles „Kreuznacher Verfahren“ der Radiumtherapie, das sich bis heute bewährt. Eine wichtige Rolle spielt dabei das aus dem Zerfall des Radiums entstehende Edelgas Radon, das, in der Sole gelöst, bei Bädern und Trinkkuren seine Wirkung entfaltet.

Das zweite große Ereignis der preußischen Aufbruchszeit war die Einbeziehung Kreuznachs in das Eisenbahnzeitalter. Von 1858 bis 1860 entstand die Eisenbahnlinie Bingen-Kreuznach-Kirn-Idar-Oberstein-Saarbrücken, die bis 1902 vier Anschlusslinien erhielt: 1871 die Alsenztalbahn nach Kaiserslautern, 1889 die Hunsrückbahn von Langenlonsheim nach Simmern und Hermeskeil, 1897 die Glantalbahn über Meisenheim nach Homburg/Saar und 1902 die nach Gau-Algesheim führende Anschlussbahn an die Rheinstrecke Richtung Mainz.

An der durch die Einrichtung der letztgenannten Linie auf Kreuznacher Stadtgebiet entstehenden Gabelung wurde 1910 der heutige Bahnhof errichtet. Der Bahnhof „Kreuznach-Bad“ an der Rheingrafenstraße wurde daraufhin geschlossen, der ursprüngliche „Staatsbahnhof“ an der Pfingstwiese verlor an Bedeutung. 1896 entstanden die bis 1936 betriebenen Kleinbahnlinien nach Wallhausen und Winterburg, 1906 bis 1913 die Straßenbahnverbindungen nach Bad Münster a.St., Langenlonsheim und St. Johann. Die dadurch erhöhte Mobilität trug mit zur industriellen Aufwärtsentwicklung Kreuznachs bei.

Auch hier kam es nämlich seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer regelrechten „Gründerzeit“. In diesem Zusammenhang entstanden:

1840: Lederwerke Carl Ackva (bis 1959)

1865: Glashütte (bis 1919)

1871: Lederwerke Rothe (bis 1962)

1872: Chemische Fabrik Dr. Jacob (bis 1962)

1879: Lederfabrik Eckenroth und Emmerich (bis 1960)

1886: Lederwerke Gebr. Schneider (bis 1976)

1892: Seitz-Werke

1913: Optische Werke Josef Schneider.

Es folgte die große Krisenzeit vom Beginn des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Als dessen unmittelbare Folgen überwunden waren, setzte mit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine stürmische Phase des Wiederaufbaus und eine neue Blütezeit der Stadt ein. Im folgenden seien dazu einige wichtige Aspekte zusammengefasst.

Die Bemühungen um die Beseitigung der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg mündeten in den sechziger Jahren in die Entstehung völlig neuer Wohngebiete vor allem im Osten, Süden und Westen der Stadt. Beispiele sind etwa der Stadtbezirk Korellengarten, die Neubauzone zwischen südlicher Mannheimer Straße und Kuhberg sowie die neuen Wohngebiete zwischen Rüdesheimer und Hüffelsheimer Straße. In derselben Zeit erfuhr auch das Kreuznacher Industriegebiet beiderseits des Schwabenheimer Weges und später daran anschließend in Richtung Planig eine beträchtliche Erweiterung. Neben die Seitz-Werke und Die Optischen Werke trat als dritter industrieller Großbetrieb 1966 eine Großzweigstelle der französischen Michelin-Reifenwerke, die heute rund 1850 Menschen beschäftigt. Durch die Ansiedlung von Großkaufhäusern, Supermärkten und die Entstehung einer großen Vielfalt von Einzelhandelsgeschäften wurde Bad Kreuznach zum Einkaufszentrum für ein weites Umland.

Tut sich Bad Kreuznach auch bis heute schwer mit einem optimalen Ausbau seines Verkehrs- und Straßennetzes, so ist doch auch in diesem Bereich Wichtiges geleistet worden. Als erste der zerstörten Brücken konnte die Wilhelmsbrücke bereits 1948 wieder dem Verkehr übergeben werden. 1955 war die Alte Nahebrücke nach langjährigem Fußgänger-Provisorium wieder voll befahrbar. Erst 1974 wurde auch die Landfuhrbrücke wieder für den Straßenverkehr freigegeben. 1951 wurde über der Einmündung von Kreuzstraße und Viktoriastraße in die Wilhelmstraße ein Farbkreis mit Drehzeiger als erste Verkehrsampel installiert und 1971 wurde im mittleren Bereich der Mannheimer Straße die erste Fußgängerzone eingerichtet.

Eine in den fünfziger Jahren gebaute Nord- und Ostumgehung nahm einigen Durchgangsverkehr aus der Stadt. Ihr folgten ab den späten 90er Jahren eine Nord-Süd-Trasse (Konrad-Adenauer-Straße/Charles-de-Gaulle-Straße) zur weiteren Entlastung der Innenstadt und die Umgehung von Winzenheim über den „Hungrigen Wolf“. Die seit langem geplante Anlage einer Ost-West-Trasse entlang der innerstädtisch verlaufenden Bahnlinie zur Entlastung der Salinenstraße ist nach wie vor umstritten.

Etliche Behörden erhielten neue Verwaltungsgebäude, so etwa die Städtischen Werke, das Gesundheitsamt, das Polizeiamt, das Finanzamt, die Kreisverwaltung, das Arbeitsamt, die Post und das Fernmeldeamt. Mit dem Ausbau reich gegliederter Bildungseinrichtungen des allgemeinen und des beruflichen Schulwesens wurde Bad Kreuznach zum zentralen Schulort einer weiten Region.

Im kulturellen Bereich ist auf das Angebot der Volkshochschule zu verweisen, auf die Stadtbücherei, die Heimatwissenschaftliche Zentralbibliothek (HWZB) sowie auf die drei Museen im Rittergut Bangert: Schlossparkmuseum, Römerhalle und Museum für Puppentheaterkultur (PUK). Auch vielen Vereinen kommt kulturelle Bedeutung zu (z.B. Gesangvereine, Karnevalsvereine, Cauer-Gesellschaft, Casino-Gesellschaft, Weinorden an der Nahe, Verein für Heimatkunde).

Zwar schlugen wiederholte Versuche, in Bad Kreuznach ein eigenes Schauspielhaus bzw. Theater zu begründen, auf Dauer fehl, doch bietet die VHS-Theatergruppe immer wieder beachtliche Aufführungen, und die Stadt verpflichtet regelmäßig Tournee-Theatertruppen und Musik-Ensembles zu Aufführungen und Konzerten im Großen Kursaal. Mit der Einrichtung einer kleinen, aber feinen Kleinkunstbühne im ehemaligen Freimaurer-Logengebäude und eines modernen Vortragssaals im Haus des Gastes wurden die Möglichkeiten zur Durchführung kultureller Veranstaltungen deutlich erweitert.

Die Beschlagnahmung aller Kurgebäude durch die Besatzungstruppen brachte 1945 das Bad Kreuznacher Kurwesen völlig zum Erliegen. Es dauerte immerhin vier Jahre, bis am 1. Juli 1949 der Kurbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Von da an ging es mit dem Kreuznacher Kurwesen bis zum Anfang der achtziger Jahre steil aufwärts. Zahlreiche Kliniken und Hotels wurden wiedereröffnet oder entstanden neu, wie beispielsweise die Rheumaklinik (1958), die Karl-Aschoff-Klinik (1976) und das Hotel Caravelle (1974). Das 1912/13 erbaute zweite Kurhaus wurde mehrfach – so 1976 bis 1978 und zuletzt 2009 – aufwändig renoviert und bildet heute als Domina Hotel Kurhaus & Conference Park zusammen mit dem benachbarten, jüngst entstandenen Hotel Fürstenhof, das seinerseits an eine bedeutende Hoteltradition anknüpft, die Spitze des Bad Kreuznacher Hotelgewerbes. Mit den „Crucenia-Kurthermen“ (1979) und dem Bäderhaus (2000), einem der schönsten Sauna- und Wellnessbäder Deutschlands besitzt das Bad Kreuznacher Kurleben zwei besonders attraktive Einrichtungen.

Begleitet wurde die Aufwärtsentwicklung Bad Kreuznachs in den zurückliegenden Jahrzehnten allerdings durch eine wachsende Verschuldung der Stadt, die sich 2008 auf insgesamt 174,3 Millionen Euro belief, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 3986 Euro entsprach.

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Literatur

- Horst Silbermann: Die wirtschaftliche Entwicklung des unteren Nahegebiets im 18. Jahrhundert. (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 8). Bad Kreuznach 1980.

- 150 Jahre Heilbad Bad Kreuznach. Eine Dokumentation seiner Geschichte und seines Bestandes 1817 – 1967. Bad Kreuznach 1967.

- Rolf Ebbeke: Bad Kreuznach. Kur- und Heilbad. Gestern – Heute – Morgen.

Bad Kreuznach 1990.

- 175 Jahre Heilbad Bad Kreuznach. Festschrift. Bad Kreuznach 1992.

- Heinz Koch: Kurmusik in Kreuznach und Münster am Stein im 19. und frühen 20. Jahrhundert (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 36). Bad Kreuznach 2009.

- Anne Tesch: Kunstberühmte Hände. Biographie der Bildhauerfamilie Cauer.

Bad Kreuznach 1967.

- Elke Masa: Die Bildhauerfamilie Cauer. Berlin 1989.

- Andrea Fink: Die Bildhauerfamilie Cauer. Auf Schritt und Tritt. Denkmäler in Bad Kreuznach 1867 – 1936 (Schriftenreihe der Cauer-Gesellschaft Bad Kreuznach e.V., Bd. 2). Bad Kreuznach 2009.

- Helmut Schwindt: Arbeiterbewegung und Industrialisierung in Stadt und Landkreis Bad Kreuznach von 1848 bis 1918 Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 30; zugleich: Schriftenreihe der Stadt Bad Kreuznach, Bd. 3).

Bad Kreuznach 1999.

- Degenhard May: Die Flaschenfabrik Kreuznacher Glashütte 1865 – 1919. Ein Beitrag zur regionalen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Koblenz 2001.

- Werner Vogt: Das Verkehrswesen. In: Beiträge zur Geschichte des Landkreises Bad Kreuznach (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 31). Bad Kreuznach 2000, S. 208 – 223.

- 150 Jahre Verein für Heimatkunde für Stadt und Kreis Bad Kreuznach e.V. 1856 – 2006. Dokumente und Abhandlungen zur Vereinsgeschichte. Bad Kreuznach 2006.

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10. Das Stadtbild – Das Gesicht der Stadt

Bad Kreuznach mit Salinental - Farblithographie 1902

Wie jeder Mensch, so hat auch jede Stadt ihr ganz spezifisches Aussehen, das sich mit der Zeit wandelt, das Falten und Narben bekommt und in dem sich schließlich alle Entwicklungsphasen spiegeln und ihm einen unverwechselbaren Charakter verleihen. Eine fundierte Abhandlung Fritz Senners zur baulichen Stadtentwicklung erlaubt es, die Wandlungen im Bad Kreuznacher Stadtbild in groben Zügen nachzuzeichnen:

Das erste Bild der Stadt Kreuznach prägten die Sponheimer im hohen und späten Mittelalter. Die Burg auf dem Kauzenberg, die beiden ummauerten Stadtteile, verbunden durch die Alte Nahebrücke mit den Brückenhäusern, Mauer- und Kirchtürme, Klöster und Märkte beherrschten dieses Stadtbild, das sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nicht wesentlich geändert hat und dessen Aussehen uns durch die beiden bekannten Merian-Stiche von 1633 und 1645 überliefert ist. Mit der Ausweitung der Salzgewinnung und der Anlage von Gradierwerken und Salinengebäuden entstand im 18. Jahrhundert im Salinental ein Stadtbezirk eigener Prägung.

Durch die Entstehung des Kurviertels wuchs die Stadt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal nennenswert über den mittelalterlichen Mauerring, der damals weitgehend abgerissen wurde, hinaus. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgende Stadterweiterung war verursacht durch den Eisenbahnbau und die zunehmende Industrialisierung. Nun entstanden neue Stadtviertel östlich der Wilhelmstraße und südlich der Salinenstraße bzw. im Bereich von Mannheimer Straße und Rheingrafenstraße.

Bewahrte die Stadt trotz der Erweiterungen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts doch noch eine gewisse Geschlossenheit, so erfolgte zwischen den beiden Weltkriegen und vollends nach dem Zweiten Weltkrieg eine fortschreitende Auflösung des Stadtbildes. Fritz Senner schreibt: „Das Endergebnis zeigte […] ein räumlich aus den Fugen geratenes Stadtwesen, das sich in wuchernder Ausbreitung die natürliche Umgebung unterwarf, die einstmals seine Anfänge bestimmt und in einen so unvergleichlich schönen Rahmen eingebettet hatte“.

Im alten Stadtkern fügten Sanierungsmaßnahmen und Straßenerweiterungen vor allem in den siebziger Jahren dem Stadtbild herbe und noch längst nicht vernarbte Wunden zu, als im Neustadtbereich zahlreiche alte und stadtgeschichtlich bedeutungsvolle Gebäude wie beispielsweise das Haus Brandenburg aus der Renaissance-Zeit der Spitzhacke weichen mussten. Senner spricht hier sicher zu Recht von einem „traurigen Stück Stadtgeschichte“ inmitten des allgemeinen Aufschwungs.

Heute ist der Blick erfreulicherweise wieder eher auf die Erhaltung des überkommenen Stadtbildes gerichtet. Vieles ist in den letzten Jahren liebevoll restauriert worden; manches spätmittelalterliche Fachwerkhaus der Neustadt, mancher spätklassizistische Bau im Brückes und im Kurviertel, manches der über die Stadt verstreuten Jugendstilgebäude erstrahlt in neuem Glanz und trägt zum weithin schmucken Aussehen unserer Stadt bei. Nicht zuletzt verleihen zahlreiche gut gepflegte Gärten und Parks (Schlosspark, Kurpark, Oranienpark, Roseninsel, Salinental) sowie die landschaftsästhetisch bestens integrierten Hochwasserschutzbauten dem Stadtbild eine Attraktivität besonderer Art.

Literatur:

- Karl Geib: Die Entwicklung des mittelalterlichen Stadtbildes von Kreuznach. In: Festschrift zur Jahrhundertfeier des Gymnasiums und Realgymnasiums zu Kreuznach. 1819 – 1919. Bad Kreuznach 1920, S. 40 – 65.

- Friedrich Senner: Grundzüge der Stadtentwicklung Kreuznachs vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart. In: Studienbuch zur Regionalgeschichte des Landkreises Bad Kreuznach (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 21). Bad Kreuznach1986, S. 128 – 183.

- Friedrich Senner: Ein trauriges Stück Stadtgeschichte. Zehn Jahre Neustadtsanierung – Eine Bilanz. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1982, Heft 11.

- Rolf Schaller: Der Neubau der Alten Nahebrücke. Die Zerstörung eines historischen Stadtbildes. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 2008, Hefte 10 und 11.

- Edith Ruser und Herbert Dellwing: Denkmaltopographie der Stadt Bad Kreuznach. Düsseldorf 1987.

- Wolfgang Reiniger: Alte Stiche von Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein-Ebernburg. Bad Kreuznach 1980.

- Wolfgang Reiniger: Landkarten und Ortspläne des Kreises Bad Kreuznach.

Bad Kreuznach 1987.

- Wolfgang Reiniger: Stadt- und Ortsansichten des Kreises Bad Kreuznach 1523 – 1899.

Bad Kreuznach 1990.

- Wolfgang Mohr: Bad Kreuznach in alten Ansichtskarten. Bad Kreuznach 1981.

- Eduard H. Gampper: Bad Kreuznach und Umgebung in frühen Photographien von Nelli Schmithals. 2 Bände. Bad Kreuznach 1985 und 1989.

- Vergangen, aber unvergessen. Zeitzeugnisse in Bild und Text aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von der Sparkasse Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 1990.

- Steffen Kaul: Bad Kreuznach damals und heute. Bildband. Ingelheim 2008.

(Steffen Kaul hat noch 4 weitere Bildbände mit alten Fotos aus Bad Kreuznach herausgegeben).

- Bodo Zapp: Bad Kreuznach mit feiner Feder. Zeichnungen. Bad Kreuznach 2007.

- Bad Kreuznach wie es grünt und blüht. Spaziergänge durch die Parks in der Stadt der Rosen und Nachtigallen. Bad Kreuznach 2006.

11. „Nix wie enunner“ – Aspekte einer Kreuznacher Mentalität

Städtisch-bürgerliche Gemeinschaft erfährt sich in Sprache und Brauchtum, zumal bei den großen Festen, die ihrerseits wieder wurzeln in den besonderen Gegebenheiten einer Stadt und ihres Umlandes. Dies trifft natürlich auch auf Bad Kreuznach zu. Die Einheimischen verbindet zunächst einmal das „Kreiznacher Platt“, eine Sonderform des Rheinfränkischen oder – anders ausgedrückt – eine eigene Art des Pfälzischen. Die sprachliche Tradition weist auch darauf hin, dass die Kreuznacher Bevölkerung trotz der langen Zugehörigkeit zum preußischen Rheinland nach wie vor dem pfälzischen Volkstums- und Brauchtumsraum angehört.

Als der 31jährige Dr. Gerd Eilers 1819 aus Bremen nach Kreuznach kam, um hier als erster Direktor das eben gegründete Königlich Preußische Gymnasium zu leiten, stellte er mit dem treffenden Blick des Fremden fest: „In der Stadt begegneten wir überall fröhlichen Gesichtern. […] Selbst die Misthaufen vor den Thüren und die Schweine und Gänse, die sich in aller Zügellosigkeit in den Straßen herumtrieben, schienen das Bild eines freien, behaglichen landstädtischen Lebens zu vollenden. In den Wirthshäusern offenbarte sich der pfälzische Lustigkeits- und Freiheitssinn beim Genusse des edlen Weins. […]

Wenn es zum Verwundern ist, daß das deutsche Volk in seiner Gesammtheit alle die Leiden und Krankheiten, welche die Geschichte desselben uns vor Augen stellt, glücklich hat überstehen können, so mußte man sich doppelt wundern, dass der pfälzische Stamm jetzt so frisch und kräftig, so fröhlich und hoffnungsvoll in die Zukunft schaute. […] Es kann keinen verführerischern Ort für junge Leute geben als Kreuznach, wie es damals war. Der heitere gesellige Sinn der Einwohner, der wohlfeile und, wie die Pfälzer sagen, siffige Wein, die schöne Gegend, Alles fordert zu Lebensgenuß in munterer Geselligkeit auf; jeder Weg außerhalb der Stadt führt zu einem Wirtshause, wo man solche muntere Gesellschaft zu siffigem Wein findet. Nun waren aber die Lehrer fast alle junge und zum Theil noch sehr junge Männer. […] Einer der Lehrer, der viele Ansprüche machte, aber wenig leistete, verweilte oft zu lange im Wirthshause und ließ sich dann am andern Morgen krank melden. Das geschah häufig, nicht selten wöchentlich zwei bis drei mal.“

Auch im Tagebuch des Kreuznacher Kaufmannes Johann Jacob Beinbrech (1799 – 1834), eines Zeitgenossen von Eilers, finden sich vergleichbare Aussagen.

In einer landeskundlichen Beschreibung des Kreises Kreuznach aus dem Jahre 1954 stehen über „Wesen und Charakter der Bevölkerung“ folgende Sätze: „Der liebenswürdigste Zug ist der Humor, der sich vor allem immer wieder in gesundem Mutterwitz äußert. Man könnte den pfälzischen Menschen als oberflächlich bezeichnen, wenn nicht auch wieder der Hang zur kleinen ‚Alltagsphilosophie' zu bemerken wäre.

Der Realismus ist zwar ausgeprägt, daneben kann man aber auch Menschen treffen, die wir eigentlich nur als ‚Sinnierer' bezeichnen können. Das Auffallendste ist jedoch zweifellos die ‚Heiterkeit'. Der Pfälzer will leben und leben lassen. […] Goethe schreibt schon 1814 über Land und Leute in ähnlichem Sinne. Auf dem Rochusfest in Bingen habe er ‚angenehmste und liebenswürdigste Nachbarschaft (aus dem Nahetal) gehabt; sogar die Kinder tranken Wein wie die Alten. Niemand schämte sich der Weinlust'.“

Dass der Wein und die mit ihm verbundenen Lebensformen für die Mentalität der Kreuznacher von entscheidender Bedeutung sind, kann nicht genug unterstrichen werden.

Das Fest schlechthin, an dem sich Kreuznacher Lebensart offenbart, ist der 1810 begründete, jährlich im August stattfindende Jahrmarkt. An ihm, nicht an Silvester, vollzieht sich der eigentliche Bad Kreuznacher Jahreswechsel. „Nix wie enunner“ ist der magische Schlachtruf, der Tausende auf die Jahrmarktsstraßen der Pfingstwiese zieht. Daneben spielt die „Kreiznacher Fassenacht“ eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Fundgruben zum Auffinden von Elementen einer spezifischen Kreuznacher Mentalität sind Rudolf Hornbergers mundartliche Glossen und Erzählungen sowie Martin Senners „Geschichten aus Kreuznachs Geschichte“ („Mir sin kee Radauvolk, mir sin bloß leschär“). Mit dem „Schambes Klappergässer“, der Kreuznacher Lebenslust gar ins Fegefeuer brachte, hat Karl Eugen Schmidt 1895 in seinem Roman „Leben und Thaten des fürtrefflichen und gestrengen Hernn Schambes Klappergässer aus Kreuznach nach seinem Tode“ die Kreuznacher Symbolfigur schlechthin geschaffen und der Volkszeichner Jakob Thon hat eine Fülle von Szenen festgehalten, die typische Kreuznacher Lebensart widerspiegeln.

Die liebenswerten Eigenheiten der Sprache und des Brauchtums, welche eine Stadt erst so recht zur Heimat ihrer Bewohner machen, sind in einer Zeit unausgesetzter und weltweit verflochtener Medienpräsenz vom Aussterben bedroht. Es ist daher höchste Zeit, systematisch das zu erforschen und darzustellen, was die Kreuznacher Mentalität im einzelnen und in der Summe ausmacht.

Literatur:

- Harald Uhlig: Landkreis Kreuznach. Landeskundliche Kreisbeschreibung. Speyer 1954.

S. 126 – 129: Wesen und Charakter der Bevölkerung.

- Karl M. Buss und Karl Westermann: So redd merr in Zelemochum. Mehr als tausend Wörter und Redewendungen der Bad Kreuznacher Mundart und ihre Deutung. Bad Kreuznach 1978 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 4).

- Clemens Schneider: Der fröhliche Grundkurs „Kreiznacherisch“. Bad Kreuznach o.J.

- Gerd Eilers: Meine Wanderung durchs Leben. Teil 2. Leipzig 1857.

- Franziska Blum-Gabelmann: Der Kreuznacher Johann Jacob Beinbrech.

Bad Kreuznach 2006 (S.70- 201: Beinbrechs Tagebuch).

- Rudolf Hornberger: Em Hombes in die Fiiß gelaaf. Schdiggelcher aus 'em Kreiznacher Alldaach. Glossen aus 'em Oeffentliche. Bad Kreuznach 1997.

- Martin Senner: Geschichten aus Kreuznachs Geschichte. 4 Bände mit jeweils 52 Geschichten. Bad Kreuznach 2006-2009.

- Wilhelm K. Krämer: Jakob Thon der Kreuznacher Volkszeichner. Bad Kreuznach 1979 (mit zahlreichen Abbildungen).

- Richard Walter: Fassenacht in Alt-Kreiznach. Bad Kreuznach 1990.

12. Glück und Unglück als stadtgeschichtliche Kategorien

Der große Schweizer Kulturhistoriker und Geschichtsphilosoph Jacob Burckhardt (1818 – 1897) schrieb in einem Essay „Über Glück und Unglück in der Weltgeschichte“: „In unserem eigenen Leben sind wir gewöhnt, das uns Gewordene teils als Glück, teils als Unglück aufzufassen und wir tragen dies wie selbstverständlich auf die vergangenen Zeiten über. Obwohl uns von Anfang an dabei Zweifel aufsteigen müßten, indem je nach Lebensaltern und Erfahrungen unser Urteil in eigenen Sachen sich stark ändern kann; erst die letzte Lebensstunde gewährt den abschließenden Spruch über diejenigen Menschen und Dinge, mit welchen wir in Berührung gekommen sind; - und dieser Spruch kann ganz verschieden lauten, je nachdem wir im vierzigsten oder achtzigsten Jahre sterben; - und er hat doch nur eine subjektive Wahrheit für uns selbst und keine objektive. Das erlebt vollends Jeder, daß ihm früher gehegte Wünsche später als Torheit vorkommen. Trotz allem aber haben sich geschichtliche Urteile über Glück und Unglück in der Vergangenheit gebildet, sowohl solche über einzelne Ereignisse, als solche über ganze Zeiten und Zustände […]. Als eminent unglücklich gelten natürlich alle Zeiten großer Zerstörung, indem man das Glücksgefühl des Siegers (und zwar mit Recht) nicht zu rechnen pflegt.“

Überträgt man diese Sichtweise auf die Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, so lassen sich vielleicht folgende Aussagen wagen:

Gewiss waren auch für die Kreuznacher Bürger die oben beschriebenen Kriegs- und Zerstörungsphasen qualvolle Zeiten des Unglücks; auch manches Andere, durch Natur oder Politik Verursachte oder Aufgedrungene (vielleicht auch bereitwillig Mitgemachte) gehört in diesen Zusammenhang. Zu bedenken ist allerdings, dass die Verarbeitung solcher Entwicklungen und Ereignisse immer auch positive Kräfte freisetzte. Zu den glücklichen Umständen der Stadtgeschichte gehören ganz sicher die natürlichen Segnungen des Nahelandes, die Identifizierung der Grafen von Sponheim mit „ihrer“ Stadt und die dadurch bedingten Entwicklungsimpulse; die lange, fast ungetrübte 100jährige lokale Friedensperiode von 1814 bis 1914, der Aufbau des Bade- und Kurwesens, die Zugehörigkeit zum westlichen Deutschland nach 1945, der damit verbundene Wiederaufbau und die Emanzipation zu einem demokratischen Gemeinwesen.

Als besonders glückliche Fügung kann die durch Konrad Adenauer und Charles de Gaulle im Bad Kreuznacher Kurhaus angebahnte deutsch-französische Versöhnung und schließlich Freundschaft gelten. Als die beiden Staatsmänner sich am 26. November 1958 trafen, war es gerade einmal 13 Jahre her, dass die französische Besatzungsmacht den Kreuznachern die „Erschießung von 10 Deutschen für einen getöteten oder verwundeten Franzosen“ angedroht hatte.

Der frühere Landrat Hans Schumm (1927 – 2007) und der jüdische Gastwirt Andre Beitner (1926 – 1996), dessen Angehörige Opfer des Holocaust wurden, haben sich großem Engagement für die deutsch-israelische Verständigung eingesetzt und sind dafür zu Recht hoch geehrt worden. Hans Schumm wurde 1984 Ehrenbürger der Stadt Kiryat Motzkin in Israel und Andre Beitner wurde 1995 als rheinland-pfälzischer Landesdelegierter in die Bundesversammlung des Zentralrates der Juden in Deutschland gewählt. Das Wirken dieser beiden Männer entsprang einer vorbildhaften Humanität, wie sie für den Bestand eines Gemeinwesens, in dem zunehmend Menschen unterschiedlichster Herkunft und Kultur zusammenleben, unabdingbar ist.

Die heute in der Nahestadt Lebenden durften im Schatten des Zweiten Weltkrieges eine nun 65jährige Friedensperiode genießen, über Jahrzehnte wachsenden Wohlstand erfahren, sich über die deutsche Wiedervereinigung freuen, die Jahrtausendwende feiern und beim Rheinland-Pfalz-Tag, der im Juli 2009 erstmals hier stattfand, Bad Kreuznach als eine strahlende und glückliche Stadt erleben.

Vor diesem Hintergrund erwächst der Bürgerschaft und nicht zuletzt gerade auch der jüngeren Generation besondere Verantwortung für die Gestaltung einer menschenwürdigen Zukunft, damit aus der „Gnade der späten Geburt“ nicht ein Fluch, sondern eine Chance der späten Geburt wird. Dies kann aber nur gelingen, wenn die Erkenntnis, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, nicht aus dem Blick gerät und wichtige Zeichen der Zeit nicht übersehen werden. Gerade die 2008 ausgelöste weltweite Wirtschaftskrise kann vielleicht auch in unserer Stadt Impulse für eine materielle und ethische Neuorientierung geben.

Johann Peter Kling, ein leitender kurpfälzischer Beamter, der im 18. Jahrhundert als Forstreformer in unserem Raume tätig war, schrieb sicher nicht ohne Grund: „Unter den Schicksalen, welche ihren Urkeim in dem Plane des Weltgebäudes haben, liegen auch diese: Daß oft, wo Verbesserung hervorkeimt, Verschlimmerung heranwächst; und der entstehende Überfluß bald fühlbaren Mangel zur Folge hat.“

Dieser eher fatalistischen Sichtweise seien zum Schluss aber noch einmal Worte des ebenfalls im 18. Jahrhundert lebenden Friedrich Müller über seine Heimatstadt an der Nahe entgegengestellt, deren lebensbejahende Grundhaltung man sich in Bad Kreuznach auch heute und in Zukunft gewiss zu eigen machen darf: „Ja du bist es […], schöne vortreffliche Gegend, die Kummer verjagen, Freude dem Herzen bringen kann. Sanfter doch fließet das Leben in dir, milder doch wölbet sich der Himmel über dir; freundlicher schweben die Jahre; die Wolken, sie leuchten und fahren sanfter, wenn sie spielend der Wind hinträgt an deinen Gebirgen.“

Literatur:

- Jacob Burckhardt: Weltgeschichtliche Betrachtungen. München 1978, S. 181 – 196.

- Denise Mathieu: „Bad Kreuznach hat alle Ehre eingelegt“ – Die erste Begegnung zwischen

Konrad Adenauer und Charles de Gaulle auf deutschem Boden. In: Bad Kreuznacher

Heimatblätter 1998, Hefte 11 und 12.

- Hansjörg Rehbein: Andre Beitner. Vorbild der Versöhnung. Ein Leben als Jude in

Deutschland. Bad Kreuznach 1997.

- Rheinland-Pfalz-Tag 2009. Bad Kreuznach. Bildband. Bad Kreuznach 2009.

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Nachweise

Verfasser: Dr. Horst Silbermann

Redaktionelle Bearbeitung: Dominik Kasper

Literatur:

  • 150 Jahre Heilbad Bad Kreuznach. Eine Dokumentation seiner Geschichte und seines Bestandes 1817 – 1967. Bad Kreuznach 1967.
  • 150 Jahre Verein für Heimatkunde für Stadt und Kreis Bad Kreuznach e.V. 1856 – 2006. Dokumente und Abhandlungen zur Vereinsgeschichte. Bad Kreuznach 2006.
  • 175 Jahre Heilbad Bad Kreuznach. Festschrift. Bad Kreuznach 1992.
  • 50 Jahre Amerikanische Streitkräfte in Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 2001.
  • Otto Atzbach: Geologische Verhältnisse der Naheregion. Die Entwicklung unserer heimatlichen Landschaft und ihrer Böden. In: Beiträge zur Geschichte des Landkreises Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 2000 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 31), S. 13 – 36.
  • Bad Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. (Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, Bd. 1). Bad Kreuznach 1990. S. 27 – 51: Werner Vogt, Die Stadt im 14. und 15. Jahrhundert. S. 53 – 92: Winfried Dotzauer, Die Verfassung der Stadt Kreuznach zur Zeit der Gesamtherrschaft 1437 – 1707/08. S. 93 – 144: Friedrich Schmitt, Verfassung und Verwaltung der Stadt Kreuznach im 18. Jahrhundert.
  • Bad Kreuznach wie es grünt und blüht. Spaziergänge durch die Parks in der Stadt der Rosen und Nachtigallen. Bad Kreuznach 2006.
  • Frank Baron und Richard Auernheimer (Hrsg.): War Dr. Faustus in Kreuznach? Realität und Fiktion im Faust-Bild des Abtes Johannes Trithemius. Alzey 2003.
  • Kurt Becker (Hrsg.): Heimatchronik des Kreises Kreuznach. Bad Kreuznach 1966.
  • Alfred Behrens: Tagebücher 1940 – 1946. Bad Kreuznach und Idar-Oberstein 1999.
  • Franziska Blum-Gabelmann: Der Kreuznacher Johann Jacob Beinbrech. Bad Kreuznach 2006 (S.70- 201: Beinbrechs Tagebuch).
  • Walburg Boppert: Römische Steindenkmäler aus dem Landkreis Bad Kreuznach. Mainz 2001.
  • Jacob Burckhardt: Weltgeschichtliche Betrachtungen. München 1978, S. 181 – 196.
  • Karl M. Buss: Oberbürger Franz Xaver Buss, eines Mannes Schicksal. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1967, Heft 9.
  • Karl M. Buss und Karl Westermann: So redd merr in Zelemochum. Mehr als tausend Wörter und Redewendungen der Bad Kreuznacher Mundart und ihre Deutung. Bad Kreuznach 1978 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 4).
  • Der Kreuznacher Separatistenputsch. Aus den Erinnerungen des Ersten Beigeordneten Dr. Fritsch. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1984, Hefte 10 und 11.
  • Rolf Ebbeke: Aus der Geschichte Bad Kreuznachs. In: Rolf Ebbeke. Bad Kreuznach. Kur- und Heilbad. Bad Kreuznach 1990, S. 70 – 93.
  • Rolf Ebbeke: Bad Kreuznach. Kur- und Heilbad. Gestern – Heute – Morgen. Bad Kreuznach 1990.
  • Gerd Eilers: Meine Wanderung durchs Leben. Teil 2. Leipzig 1857.
  • Andrea Fink: Die Bildhauerfamilie Cauer. Auf Schritt und Tritt. Denkmäler in Bad Kreuznach 1867 – 1936 (Schriftenreihe der Cauer-Gesellschaft Bad Kreuznach e.V., Bd. 2). Bad Kreuznach 2009.
  • Eduard Fritsch: Kreuznach im Dreißigjährigen Krieg. Diss. Gießen 1929.
  • Eduard H. Gampper: Bad Kreuznach und Umgebung in frühen Photographien von Nelli Schmithals. 2 Bände. Bad Kreuznach 1985 und 1989.
  • Karl Geib: Die Entwicklung des mittelalterlichen Stadtbildes von Kreuznach. In: Festschrift zur Jahrhundertfeier des Gymnasiums und Realgymnasiums zu Kreuznach. 1819 – 1919. Bad Kreuznach 1920, S. 40 – 65.
  • Karl Geib: Die Zünfte (in Kreuznach). In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1937, Hefte 1 – 5, 8 – 12, 14 – 18 und 1939, Heft 2.
  • Karl Geib: Historische Topographie von Kreuznach. Bd. 1 und 2. Bad Kreuznach 1929 und 1937. Nachdruck Bad Kreuznach 1981.
  • Karl Geib: Geschichte der Stadt Kreuznach. Eine Festschrift zur Erinnerung an die Stadtrechtsverleihung vor 650 Jahren. Kreuznach 1940.
  • J. F. G. Goeters: Die Reformation in Kreuznach. In: 425 Jahre Reformation an Nahe und Glan. Hrsg. von Hans-Christian Brandenburg und Johannes Polke. Köln 1983, S. 1 – 25.
  • Otto Guthmann: Kreuznach und Umgebung in römischer Zeit. Bad Kreuznach 1969.
  • Franz-Josef Heyen: Mit dem Hakenkreuz. Zwölf Jahre nationalsozialistischer Herrschaft (in Bad Kreuznach). In: Bad Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Bad Kreuznach 1990, S. 225 – 253.
  • Hochwasserschutz Bad Kreuznach. Ein Projekt des Landes Rheinland-Pfalz. Bad Kreuznach o.J.
  • Rudolf Hornberger: Em Hombes in die Fiiß gelaaf. Schdiggelcher aus 'em Kreiznacher Alldaach. Glossen aus 'em Oeffentliche. Bad Kreuznach 1997.
  • Sabine Hornung: Luxus auf dem Lande. Die römische Palastvilla von Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 2008.
  • Steffen Kaul: Bad Kreuznach damals und heute. Bildband. Ingelheim 2008. (Steffen Kaul hat noch 4 weitere Bildbände mit alten Fotos aus Bad Kreuznach herausgegeben).
  • Gerd Michael Kneib: 1945 – und wie es weiterging. In: Bad Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Bad Kreuznach 1990, S. 255 – 321.
  • Heinz Koch: Kurmusik in Kreuznach und Münster am Stein im 19. und frühen 20. Jahrhundert (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 36). Bad Kreuznach 2009.
  • Otto Kohl: Blücher in Kreuznach. In: Antiquarisch-historischer Verein zu Kreuznach. XXXIV. Veröffentlichung. Kreuznach 1914, S. 20-40.
  • Wilhelm K. Krämer: Jakob Thon der Kreuznacher Volkszeichner. Bad Kreuznach 1979 (mit zahlreichen Abbildungen).
  • Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Herausgegeben von der Stadtverwaltung Bad Kreuznach aus Anlaß der 700-Jahr-Feier der Verleihung der Stadtrechte. Bad Kreuznach 1990 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, Bd. 1).
  • Walter Krumm: Die Landräte des Kreises Kreuznach im 19. Jahrhundert (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 15). Bad Kreuznach 1983.
  • Konrad Adenauer und Charles de Gaulle auf deutschem Boden. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1998, Hefte 11 und 12.
  • Philipp de Lorenzi: Beiträge zur Geschichte sämtlicher Pfarreien der Diöcese Trier. Bd. II. Trier 1887. Nachdruck Trier 1984. S. 259 – 269: Pfarrei Kreuznach.
  • Edgar Mais: Die Verfolgung der Juden in den Landkreisen Bad Kreuznach und Birkenfeld 1933 – 1945 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 24). Bad Kreuznach 1988.
  • Elke Masa: Die Bildhauerfamilie Cauer. Berlin 1989.
  • Gerd Massmann: Die Verfassung der Stadt Kreuznach unter der französischen Herrschaft von 1796 bis 1814. Boppard 1963.
  • Denise Mathieu: „Bad Kreuznach hat alle Ehre eingelegt“ – Die erste Begegnung zwischen
  • Felix Maurer: Verwaltung und Verfassung Kreuznachs von 1558 bis 1789. Diss. Masch. Mainz 1954.
  • Degenhard May: Die Flaschenfabrik Kreuznacher Glashütte 1865 – 1919. Ein Beitrag zur regionalen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Koblenz 2001.
  • Wolfgang Mohr: Bad Kreuznach in alten Ansichtskarten. Bad Kreuznach 1981.
  • Friedrich Müller: Kreuznach. In: Mahler Müllers Werke. Bd. 1. Heidelberg 1811 (Faksimile-Nachdruck. Heidelberg 1982), S. 347 – 374).
  • Helmut Otte: Beitrag zur Geschichte der Kreuznacher Zünfte. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1980, Hefte 11/12; 1081, Hefte 1 – 4 und 1982, Hefte 3 – 5.
  • Marita Peil: Die große Flut. Hochwasserkatastrophen in Bad Kreuznach und dem Landkreis im 20. Jahrhundert. Gutenberg 2009.
  • Hein-Frieder Pfalz: Bad Kreuznach. Stadtgeschichte von 1789 – 1871 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, Bd. 2). Bad Kreuznach 1991.
  • Hansjörg Rehbein: Andre Beitner. Vorbild der Versöhnung. Ein Leben als Jude in Deutschland. Bad Kreuznach 1997.
  • Wolfgang Reiniger: Alte Stiche von Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein-Ebernburg. Bad Kreuznach 1980.
  • Wolfgang Reiniger: Landkarten und Ortspläne des Kreises Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 1987.
  • Wolfgang Reiniger: Stadt- und Ortsansichten des Kreises Bad Kreuznach 1523 – 1899. Bad Kreuznach 1990.
  • Rheinland-Pfalz-Tag 2009. Bad Kreuznach. Bildband. Bad Kreuznach 2009.
  • Albert Rosenkranz: Geschichte der evangelischen Gemeinde Kreuznach. Bad Kreuznach 1951.
  • Edith Ruser und Herbert Dellwing: Denkmaltopographie der Stadt Bad Kreuznach. Düsseldorf 1987.
  • Rolf Schaller: Der Neubau der Alten Nahebrücke. Die Zerstörung eines historischen Stadtbildes. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 2008, Hefte 10 und 11.
  • Friedrich Schmitt: Die provisorische Verwaltung des Gebietes zwischen Rhein, Mosel und französischer Grenze durch Österreich und Bayern in den Jahren 1814 – 1816. Diss. Mainz. Meisenheim am Glan 1962.
  • Friedrich Schmitt: Geschichte des Weinbaus an der Nahe. Wiesbaden 2004 (Schriften zur Weingeschichte. Herausgegeben von der Gesellschaft für Geschichte des Weines, Nr. 148). Auch in: Bad Kreuznacher Heimatblätter 2005, Hefte 5 – 8.
  • Friedrich Schmitt: Kreuznach während der französischen Herrschaft 1792/96 bis 1814. In: Bad Kreuznach der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Bad Kreuznach 1990, S. 145 – 210.
  • Friedrich Schmitt: Stadtrechte und Territorialherrschaft im 18. Jahrhundert, dargestellt am Beispiel der kurpfälzischen Oberamtsstadt Kreuznach. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte. 26 (2000), S. 81 – 98.
  • Helmut Schnatz: Zu den Luftangriffen auf Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein 1944/45. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte. 26 (2000), S. 363 – 419.
  • Clemens Schneider: Der fröhliche Grundkurs „Kreiznacherisch“. Bad Kreuznach o.J.
  • Elke Schowalter: Bad Kreuznach als Sitz des großen Hauptquartiers im Ersten Weltkrieg (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 10). Bad Kreuznach 1981.
  • Gertrude Maria Schuster: Die Kriegsgefangenenlager Galgenberg und Bretzenheim. Kriegsgefangene berichten. Bad Kreuznach 1989.
  • Helmut Schwindt: Arbeiterbewegung und Industrialisierung in Stadt und Landkreis Bad Kreuznach von 1848 bis 1918 Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 30; zugleich: Schriftenreihe der Stadt Bad Kreuznach, Bd. 3). Bad Kreuznach 1999.
  • Helmut Schwindt: Bad Kreuznach in der Revolution 1918/19. In: Bad Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Bad Kreuznach 1990, S. 211 – 224.
  • Helmut Schwindt: Die Kommunistische Bewegung in Stadt und Landkreis Kreuznach 1918/20 – 1933 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 33). Bad Kreuznach 2004.
  • Helmut Schwindt: Kreuznach in der Revolution 1848/49 (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 17). Bad Kreuznach 1984.
  • Wolfgang Seibrich: Die katholische Kirchengemeinde in Bad Kreuznach. In: Heilig-Kreuz-Kirche Bad Kreuznach. Festschrift. Bad Kreuznach 1997, S. 13 – 71.
  • Friedrich Senner: Ein trauriges Stück Stadtgeschichte. Zehn Jahre Neustadtsanierung – Eine Bilanz. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1982, Heft 11.
  • Friedrich Senner: Grundzüge der Stadtentwicklung Kreuznachs vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart. In: Studienbuch zur Regionalgeschichte des Landkreises Bad Kreuznach (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 21). Bad Kreuznach1986, S. 128 – 183.
  • Martin Senner: Geschichten aus Kreuznachs Geschichte. 4 Bände mit jeweils 52 Geschichten. Bad Kreuznach 2006-2009.
  • Martin Senner: Kleine Geschichte Zelemochums (d.h.: des jüdischen Kreuznach). Bad Kreuznach 2002.
  • Rudolf Stumpf: Überrollt – Besetzt. Südwestdeutsche Kleinstadt-Saga in den Jahren 1945 bis 1950. 2 Bände. Gelterkinden 2008.
  • Horst Silbermann: Die wirtschaftliche Entwicklung des unteren Nahegebiets im 18. Jahrhundert. (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 8). Bad Kreuznach 1980.
  • Horst Silbermann: Lina Hilgers Ausscheiden aus dem Amt der Schulleiterin am Städtischen Lyzeum Bad Kreuznach im Jahre 1933. Ein Beitrag zur Bad Kreuznacher Stadtgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus. In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 39 (1993), Heft 2, S. 77 – 98.
  • Horst Silbermann: St. Peter, St. Nikolaus, St. Wolfgang. Ein kleiner Ausflug in die Bad Kreuznacher Klostergeschichte. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 2008, Heft 4.
  • Horst Silbermann: Vor 75 Jahren: „Kreuznachs Gymnasiasten verbrennen Bücher“. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 2008, Heft 5.
  • Anne Tesch: Kunstberühmte Hände. Biographie der Bildhauerfamilie Cauer. Bad Kreuznach 1967.
  • Harald Uhlig: Landkreis Kreuznach. Landeskundliche Kreisbeschreibung. Speyer 1954. S. 126 – 129: Wesen und Charakter der Bevölkerung.
  • Vergangen, aber unvergessen. Zeitzeugnisse in Bild und Text aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von der Sparkasse Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 1990.
  • Werner Vogt: Das Verkehrswesen. In: Beiträge zur Geschichte des Landkreises Bad Kreuznach (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 31). Bad Kreuznach 2000, S. 208 – 223.
  • Werner Vogt: Stadtrechte und Verwaltung (Kreuznachs) im 13. Jahrhundert. In: Bad Kreuznach von der Stadterhebung bis zur Gegenwart. Bad Kreuznach 1990 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, Bd. 1), S. 1 – 26.
  • Werner Vogt: Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter. Diss. Mainz 1955. Düsseldorf 1956.
  • Werner Vogt: Wir stellen vor: Große kreisangehörige Stadt Bad Kreuznach. In: Naheland-Kalender 1979, S. 221 ff.
  • Werner Vogt: Wir stellen vor: Verbandsgemeinde Bad Kreuznach. In: Naheland-Kalender 1989, S. 229 ff.
  • Werner Vogt: Zur Geschichte der Stadt Bad Kreuznach (Überblick). In: Naheland-Kalender 1990, S. 243 ff.
  • Edgar E. Wagner: Der Weinbau an der Nahe. Bad Kreuznach 1982. (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Bd. 12).
  • Richard Walter: Fassenacht in Alt-Kreiznach. Bad Kreuznach 1990.
  • Erich Werner: Kriegsgefangenenlager Bretzenheim. Ein Bericht. Simmern 1984.
  • Ulrike Winkler: Der Einsatz von Zwangsarbeitskräften in den Einrichtungen der kreuznacher diakonie von 1940 – 1945. Bad Kreuznach 2002.
  • Bodo Zapp: Bad Kreuznach mit feiner Feder. Zeichnungen. Bad Kreuznach 2007.
  • Bodo Zapp: Stadtentwicklung von Bad Kreuznach (ab 1800). In: Naheland-Kalender 1990, S. 85 – 95.

Erstellt: 05.07.2010