Hundheim im Hunsrück

Frühkeltische Wagengräber

Hundheim, Kreis Bernkastel-Wittlich

 Zu besichtigen: Topographie, die Grabhügel sind bei Flurbereinigungsmaßnahmen untersucht und abgetragen worden.

 Anfahrt: Nördlich von Hundheim, geteerter Feldweg zwischen der B327 und B50. Von der B327 auf dem Weg ca. 700 m nach Norden, der Weg führt kurz nach Osten dann nach Norden die Grabhügelgruppe lag im Bereich der nächsten Wegekreuzung.

 

Im Jahre 1937 wurden bei Ausgrabungen des Landesmuseums Trier im Grabhügelfeld „Kühonner“ von Hundheim nur wenige Meter nördlich einer vorrömischen Straße zwei Wagengräber freigelegt. Die Wagengräber fanden sich in den Hügeln 1 und 2 einer Gruppe von neun Grabhügeln.

Hügel 1 hatte einen Durchmesser von 13 m und war vom Ackerbau verschliffen nur noch 0,25 hoch. Im Zentrum des Hügels fand sich eine nur 0,15 m in den gewachsenen Boden eingetiefte 3,5 x 2,5 m große Steinkammer. Die Steinkammer umgab vermutlich eine hölzerne Grabkammer. In der Westhälfte des SW-NO orientierten Grabes fand sich ein zweirädriger Wagen. Von dem unzerlegt beigegebenen Wagen hatten sich, neben anderen Wagenteilen, die eisernen Felgenreifen der hölzernen etwa 0,95 m großen Räder erhalten. Pferdegeschirr war nicht beigegeben worden. Das Skelett des Bestatteten war im sauren Boden völlig vergangen, die Position der Beigaben lässt die Lage des Kopfes im Westen vermuten. In der Mitte der Grube fand sich ein Bronzegefäß eine Situla, ein etwa 30 cm hohes, aus einem einzigen Bronzeblech zusammen gebogenes und vernietetes Gefäß, das aus Etrurien stammt und in dem vermutlich Alkoholika serviert wurde. Als einzige Ausstattung der Tracht fand sich eine eiserne Kropfnadel.

Auch der Hügel 2 war durch den steten Ackerbau auf die Höhe von 0,2 m abgeflacht. Der Durchmesser betrug 14 m. In der Mitte des Hügels befand sich eine ungefähr rechteckige NW-SO orientierte Grabgrube von 2,8 x 1,9 m Größe, etwa 0,4 m in den gewachsenen Boden eingetieft. Spuren von verkohltem Holz deuten auf eine hölzerne Grabkammer hin, die außen eine Steinummantelung umgab. In der Nordhälfte der Kammer stand ein zweirädriger Wagen. Die Lage zweier eiserner Radreifen von 0,9 m Durchmesser, sie waren über die vergangenen hölzernen Speichenräder gezogen worden, zeigen, neben eisernen Nabenringen und zahlreichen Eisenteilen, dass der Wagen unzerlegt in die Grabkammer gestellt worden war. Der Tote war auf einem Scheiterhaufen verbrannt worden, der ausgelesene Leichenbrand wurde in der südlichen Hälfte des Grabes niedergelegt. Zu den Beigaben des Bestatteten gehören neben dem Wagen drei eiserne Pfeilspitzen, eine Lanzenspitze und ein bronzener Armring.

Durch die Beigaben können die beiden Männergräber an das Ende der späthallstattzeitlichen  Älteren Hunsrück-Eifel-Kultur (zwischen 500 und 450 v. Chr.) datiert werden. Die Hundheimer Wagen sind der ältesten Belege für den leichten zweirädrigen Streit- und Reisewagen im Hunsrück. Mit der Wagenbeigabe wird eine Bestattungssitte sichtbar, die in keltischer Zeit bis in das letzte Jahrhundert v. Chr. beim Tod der keltischen Führungsschicht eine wichtige Rolle gespielt hatte.

Durch die Beigabe einer Situla werden die weitreichenden Handelsbeziehungen zwischen den frühen Kelten im Hunsrück und den Etrusker in Norditalien deutlich. Die Etrusker nutzten ihren direkten Zugang von der Po-Ebene über die wichtigsten Al­penpässe zur Kontrolle des Zinnhandels entlang der wichtigen Nordroute über die Alpenpässe und entlang des Rheins. Diese Strecken erwiesen sich als günstig, da die Zuflüsse des Rheins bis an den Alpenhauptkamm heranreichen. Am Mittel­rhein hatte sich eine kleine Gruppe von wirtschaftlich erfolgreichen Fami­lienoberhäuptern oder Anführern herauskristallisiert und begonnen, ihre höhere soziale Position in Bewaffnung, Festen und Bestat­tungssitten öffentlich darzustellen. Als Vorbild für diese so genannte Ältere Hunsrück-Eifel-Kultur wirkte die keltische Gesellschaft in Südwestdeutschland, unter anderem auch in ihrer Vorliebe für mediterrane Importe als Symbole für Status und Ansehen. Beliebt im Mittelrheingebiet waren die Situlen, die Gefäße stammten aus dem Tessin und wurden auf direktem Wege an die Mosel gebracht.

 

M. Thoma

 

Literatur:

A. Haffner, Die westliche Hunsrück-Eifel-Kultur. Römisch Germanische Forschungen 36 (Berlin 1976) 188 ff. Abb. 39-44 u. Taf. 5.