Hundheim im Hunsrück

Römische Straßen

Hundheim, Kreis Bernkastel-Wittlich

Zu besichtigen: Die römische Trassenführung.

Anfahrt: Auf der Hunsrück-Hühenstraße B327 von Koblenz nach Trier. Die römische Straße ereicht westlich von Hochscheid die Hunsrück-Höhenstraße. In Richtung Bernkastel-Kues auf der B50 abbiegen, nach ca. 800 m links eine geteerte Nebenstraße, hier parken. In Richtung Gonzerath verläuft die römische Straße durch den Wald.

 

Wenig westlich von Belginum auf der Hundheimer Bann wurde die Ausoniusstraße in einem archäologischen Aufschluss im Jahre 1957 erfasst. Das Straßenprofil zeigt zwei Perioden. Der 6,50 m breite Straßenkörper besteht zuunterst aus einer Packlage von teils schräg gesetzten Schiefer- und Grauwackensteinen, über der eine gewölbte, in der Mitte bis zu 20 cm starke Feinkiesschicht lagerte. Der Entwässerung des Straßenkörpers diente ein an der Nordseite verlaufender bis zu 1,10 m breiter Graben. In der zweiten Ausbau­phase wird die 6,5 m breite Trasse über den Graben der ersten hinweg nach Norden verlagert. Die aufgebrachte Kiesschicht ist 12-15 cm dick, die Straße wird nun beidseitig von Gräben begleitet.

Mit Einführung der römischen Verwaltung in der Gallia Comata unter Augustus beginnt auch der Ausbau und die Fortentwicklung eines Straßennetzes, das schon in vorrömischer Zeit Brücken und Dämme kannte, das Caesar weiträumige Truppenbewegungen in erstaunlich kurzer Zeit ermöglichte, dessen Fahrbahnen jedoch erst in römischer Zeit einen festen Straßenkörper erhielten.

Auch die römische Straße bei Hundheim folgte einem älteren nicht mehr bekannten Wegenetz. Deutlich wird dies an den zahlreichen eisenzeitlichen Grabhügeln entlang der römischen Straße. Die als Peutingersche Karte bekannte Kopie einer antiken Straßenkarte gibt den Streckenverlauf römischer Straßen, die Zwischenstationen und ihre Abstände an. Von Noviomagus-Neumagen an der Mosel bis nach Belginum-Wederath auf dem Hunsrück wird die Entfernung mit 10 Leugen (22 km) angegeben. Von Belginum nach Dumnissus-Kirchberg sind es 8 Leugen (18 km) und von Dumnissus-Kirchberg nach Vingum-Bingen am Rhein beträgt die Entfernung 16 Leugen (36 km). Ein spätrömisches Straßenverzeichnis gibt die Gesamtlänge zwischen Bingen und Neumagen mit 34  Leugen (76 km) an. Eine Strecke die damalige Reisende in drei Tagen bewältigten und in den Straßendörfern übernachteten.

Der vicus Wederath-Belginum liegt an der von SW nach NO über den Hunsrück verlaufenden Fernstraße von Reims über Trier nach Mainz. Durch diese Straße wurden die Provinzhaupt­städte der Belgica und der Germania Superior verbunden, entsprechend intensiv wird der Reiseverkehr gewesen sein. Kurz vor Belgi­num, nördlich von Hundheim sind zwei Streckenführungen zu beobachten. Die südliche Trasse entspricht der vorrömischen Straße und stellt die ältere Aus­baustufe dar. Südwestlich von Belginum zweigen zum Moseltal und in die Eifel und nach SO über den Idarwald zur Nahe die Nebenstrecken ab. Eine weitere Straßenkreuzung wurde 300 m nordöstlich von Belginum beob­achtet. Hier zweigt ein Weg ab, der die SO-Grenze des Gräberfeldes bil­det, sowie eine bis zu 4 m breite geschotterte Straße, die in Richtung Norden führt, heute ein Feldweg, noch im 19. Jahrhundert die Postkutschenstrecke zum Kirchspiel Kleinich.

Eine weitere wahrscheinlich schon in vorrömischer Zeit existierende Kreuzung lag nochmals l km weiter nach NO. Hier wurde 1986 ein kleiner Tempelbezirk entdeckt. Die heute nach NW und SO abzweigenden Wege sind in ihrem Verlauf identisch mit den Gemarkungsgrenzen von Hinzerath und Wederath, diese wiederum mit der Grenze zwischen Kurtrier und der Grafschaft Sponheim. Der Flur­name »Zolleiche« erinnert an diesen Grenzverlauf. Es ist darüber hinaus wahrscheinlich, dass die heutige Wegeführung letztlich dem Verlauf der Grenze zwischen den römischen Provinzen Belgica und Germania Superior folgt, dass somit die Civitas der Treverer seit Einrichtung der germanischen Provinzen in den achtziger Jahren des l. Jahrhunderts hier endete.

Schließlich gabelt sich die römische Fernstraße zwischen Wederath-Belginum und Hochscheid in eine nördliche nach Confluentes-Koblenz und eine südliche Trasse, die Ausoniusstraße, die weiter über Vingum-Bingen nach Mogantiacum-Mainz führte.

 

M. Thoma

 

Literatur:

A. Haffner, Belginum. Topographie-Verkehrssystem-Siedlungsgefüge. In: A. Haffner (Hrsg.) Gräber – Spiegel des Lebens. Zum Totenbrauchtum der Kelten und Römer am Beispiel des Treverer-Gräberfeldes Wederath-Belginum. Mit Beiträgen von A. Abegg u.a. (Mainz 1989) 13-36.