Wederath im Hunsrück

Keltisch-römisches Gräberfeld

Mohrbach, Wederath, Kr. Bernkastel-Wittlich

Zu besichtigen: Topographie Gräberfeld, rekonstruierte Grabgärten, wieder errichtete Grabhügel.

Anfahrt: Auf der B327 (Hunsrückhöhenstraße) von Koblenz in Richtung Hermeskeil, vor Morbach der Ausschilderung Archäologiepark Belginum folgen.

Bei Waldarbeiten und Rodungen für Ackerflächen wurde etwa 400 m nordöstlich des Straßenvicus Belgi­num, ein ausgedehntes Brandgräberfeld ange­schnitten und von 1954 bis 1985 mit wechselnden Unterbrechungen ausgegraben. Das Gräberfeld erstreckt sich unmittelbar nördlich der Hunsrückhöhenstraße auf einer Länge von 400 m und liegt in einer Wegegabelung direkt neben der Hunsrückhöhenstraße, ursprünglich verlief hier die Römerstraße. Tausende Gräber waren auf dem knapp 33 000 qm großen Bestattungsplatz unersucht worden. Die Friedhofsgrenzen in Gestalt von Gräben wurden erfasst, etwa 90% der Wederather Nekropole sind bisher archäologisch untersucht.

Die Belegung des Gräberfeldes der Trevererbevölkerung beginnt um 250 v. Chr. und reicht mit den Körpergräbern bis in das 4. Jahrhundert n. Chr. Ausgangspunkt des Gräberfeldes war eine größere Grabhügelnekropole der eisenzeitlichen Hunsrück-Eifel-Kultur. Zwei Hügel dieser Nekropole liegen in dem jüngeren anschließenden Brandgräberfeld und wurden für Flachgräberbestattungen weiter genutzt.

Die gewaltigen Fundmengen aus dem Gräberfeld wurden im Rheini­schen Landesmuseum Trier wissenschaftlich auswertet, konserviert und restaurie­rt. Ein Teil der Funde ist im Museum des Archäologieparks Belginum zu besichtigen.

 

Innerhalb des Gräberfeldes konnten sieben Grabhügel mit Körper- und Brandgräbern der Jüngeren Hunsrück-Eifel-Kultur aus der Zeit des 4. und 3. Jahrhunderts v. Chr. nachgewiesen werden. Über 500 Grabanlagen datieren vom 3. Jahrhundert bis in die Jahrzehnte v. Chr. Etwa 2000 Gräber wurden während der frührömischen Zeit bis in das 4. Jahrhundert n. Chr. angelegt. Erwartungsgemäß gering ist die Zahl der 15 spätantiken Körpergräber aus dem 3.-4. Jahrhundert n. Chr.

Die Knochen der unverbrannt Bestatteten sind im sauren kalkarmen Boden des Hunsrücks völlig aufgelöst.

Die Gräber waren oberirdisch teils mit Steinstelen oder Steindenkmälern gekennzeichnet. Zur Wegegabelung nach Südwesten hin wurden Reste von Stein­denkmälern und Fundamente für Denkmalauf­bauten angetroffen. Insgesamt konnten16 Fundamente römischer Grabdenkmäler des 2.-3. Jahrhunderts nachgewiesen werden. Beim Bau der Provinzialstraße, wie auch zur Reparatur der alten Poststraße wurden in früherer Zeit Steine und Denkmalreste vom Gräberfeld entfernt und verbaut. Die Steindenkmäler markierten Familiengräber, die durch Gräben und leichtere Umzäunungen, später durch Mauern abge­grenzt wurden. Innerhalb der etwa 300 Grabbezirke mit Grabeneinfassung, überwiegend aus römischer Zeit des 1. und 2. Jahrhunderts, waren die Angehörigen eines Familienverbandes bestattet worden.

Bestandteile des römischen Bestattungsrituales sind etwa 500 Aschegruben des 2.-3. Jahrhunderts n. Chr. hier wurden Gefäße zerschlagen und Brandopferungen entsorgt.

Das zumeist reiche Beigabeninventar illustriert in sei­ner keramischen Vielfalt das Festhalten an Traditionen der einheimischen Bevölkerung auch während der römischen Besetzung. Keltische Gebräu­che und herkömmliche Lebens- und Wirt­schaftsformen wurden weiterhin gepflegt.

In den Gräbern und Aschegruben, auf Verbrennungsplätzen wurden gewaltige Fundmengen geborgen. Etwa 5500 bis 15 000 Tongefäße bilden den größten Fundbestand. Etwa 70 Glasgefäße und 7 Bronzegefäße wurden aus den Gräbern geborgen. Holzgefäße, ursprünglich in weit höherer Zahl beigegeben, sind nur selten in verkohlten Zustand erhalten. Unter den Schmuck- und Trachtbestandteilen stellen die Gewandspangen mit 1250 Exemplaren die größte Gruppe, gefolgt von hunderten Arm-, Fingerringen, Gürtelschließen und Amuletten. Zu den 1500 Metallobjekten zählen Waffen, Werkzeug und Haushaltsgeräte. Schließlich erlauben 773 Münzen eine genaue chronologische Einordnung der Gräber.

Form und Größe der Grabgruben und Grabkammern, informieren neben den Beigaben in den Gräbern über den sozialen Stand und die Jenseitsvorstellungen der Verstorbenen. Die Beigabensitte ermöglicht die zeitliche Eingrenzung der Gräber und gewährt den Einblick in die technologische Welt des Handwerks.

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M. Thoma


Literatur:

A. Haffner, Das Gräberfeld von Wederath-Belginum vom 4. Jahrhundert vor bis zum 4. Jahrhundert nach Christi Geburt. In: A. Haffner (Hrsg.) Gräber – Spiegel des Lebens. Zum Totenbrauchtum der Kelten und Römer am Beispiel des Treverer-Gräberfeldes Wederath-Belginum. Mit Beiträgen von A. Abegg u.a. (Mainz 1989) 37-130.