Hirzenach am Mittelrhein

St. Bartholomäus

Bei der Kirche handelt es sich um die ehemalige Benediktiner-Propsteikirche St. Maria und Johannes Evangeliste. Die Propstei, neben der eine ältere Kapelle bestehen blieb, ist wohl vor dem Jahr 1100 eingerichtet worden.

Zur Baugeschichte der St. Bartholomäuskirche fehlen jegliche Daten. Sie ist in ihrem ursprünglichen Zustand nahezu gleich mit der in Oberpleis/Rheinland. Dadurch werden beide Kirchen als Filiationen der Abtei Siegburg erkennbar. Die Anlage in Hirzenach hat jedoch keine Krypta. Um 1250 ersetzte ein frühgotischer Chor mit 5/8-Schluß die ursprüngliche, etwas kleinere Choranlage aus rechteckigem Vorjoch und Halbkreisapsis. In den Jahren 1968-70 erfolgte eine durchgreifende Restaurierung und neue Farbgebung.

Baubeschreibung nach Dehio

Bildstrecke zur Kirche[Bild: Alexander Wißmann]

Romanische Pfeilerbasilika mit mächtigem dreigeschossigem Westturmund kaum vorspringendem Querhaus, an das sich ein frühgotischer Choranschließt.
Der Westturm portallos, seine Seitenwände bis zu den Fenstern deszweiten Geschosses mit breiten Lisenen (Anfang 12.Jh.), dann Übergangzu einer spätromanischen Gliederung, um 1220/30. Diese besteht aushohen, die beiden Untergeschosse zusammenfassenden Spitzbogenblenden,im dritten und vierten Geschoss aus Lisenen und Rundbogenfriesen; dieSchallarkaden barock verändert, West- und Ostwand des Turmes in vollerHöhe spätromanisch mit kräftig profiliertem Sockel; die Ostwand öffnetsich wie bei den verwandten Bauten mit zwei kreuzgratgewölbtenGeschossen in großen Rundbögen zum Langhaus. Dieses und das nur umhalbe Mauerstärke vorspringende Querhaus ohne Außengliederung. Innenfünf Rundbogenarkaden. Bei der Restaurierung 1968/69 die in gotischerZeit abgefasten Pfeiler wieder auf viereckige, die gleichzeitigspitzbogig veränderten Obergadenfenster wieder auf rundbogige Formgebracht, neue hölzerne Flachdecken eingezogen, der Fußboden auf dasursprüngliche Niveau abgesenkt und nach dem romanischen Befund neu mitSchieferplatten belegt.
Die Vierung ist durch Rundbögen auf Rechteckvorlagen abgegrenzt undwie die kurzen Kreuzarme mit spätgotischem Rippennetz gewölbt; derwestliche Vierungsbogen abgekragt. Von den zum ursprünglichen Plangehörigen Rundtürmen in den Chorwinkeln zeugen heute nur noch dieabgerundeten Ecken am Außenbau sowie vermauerte Türen zum Chor undQuerhaus.
Gewölbter Chor, frühgotisch, undatiert, nach den Formen gegen 1250(nicht 1224). Der Meister gehört in den Kreis der in Trier und Marburgtätigen Bauleute; er hatte in Frankreich eine gute Schulung bekommen,vor allem Reimser Formen sind ihm geläufig. Für den rechteckigenVorchor ist die bis einschließlich des Gesimses erhaltene romanischeMauer benutzt worden. Das Chorhaupt als 5/8-Schluß mit genauerGleichheit der Seiten. Die nur wenig vorspringenden Strebepfeilerschließen in Kämpferhöhe der Fensterbögen mit Pultdach, darüber flacherWandstreifen, der sich mit dem (größtenteils erneuerten) Hauptgesimsverkröpft. Im Innern Blendarkatur aus paarweise gekuppelten Spitzbögenüber Säulen, die auf hohe Sockelsteine gesetzt sind. Darüber, nur durchein leichtes Gesims getrennt, die den ganzen Raum zwischen den Pfeilerneinnehmenden Fenster. Das Maßwerk aus Teilungsbögen und Ring in derKrönung; dieser kleiner als z.B. in Karden und Münstermaifeld, waseiner jüngeren Entwicklungsstufe entspricht; Mittelpfosten und Leibungnach innen und außen mit Rundstäben besetzt; die äußeren habenSchaftringe. Gewölbe ohne Schlußstein; jede Rippe ruht auf einemkräftigen Dienst mit eigener Basis und eigenem Kapitell; im Chorquadratsind die Dienste gebündelt. Kapitelle mit Knospen- und Blattornament.Alles in allem eine vollkommen klare Disposition und straffe, in derkleinen Raumabmessung äußerst kraftvolle Formgebung.
In den gleichen frühgotischen Formen wie der Chor das Hauptportalder Kirche am südlichen Seitenschiff, spitzbogig mit säulenbesetztemGewände, und die zugehörige quadratische Vorhalle mit doppeltenSpitzbogenöffnungen nach den Seiten (1969 freigelegt),Kreuzrippengewölbe über gebündelten Ecksäulen und schmucklosenKelchkapitellen.
Kanzel 1. Drittel 18.Jh.; Muttergottes und hl. Johann von NepomukEnde 17. Jahrhundert; Neugotischer Taufstein; Bildnisgrabsteine 1390,1574 und 1700.

Quelle: Dehio; Ohrenschall; redakt. Bearb. S.G.