Auen im Naheland

Geschichte von Auen

Ortsansicht Auen[Bild: Giggel (CC BY 3.0)]

In der Gemarkung Auen gab es schon in der jüngeren Steinzeit Spuren menschlicher Besiedelung. Im Auener Flurteil „Unter der Hubstatt“ wurden 1973 aus der Epoche des Neolithikum (5500 - 2200 v. Chr.) Steinbeile und Knochenreste gefunden. 1984 gelang ein vielfältiger Fund mit Keramikgefäßen und anderen Fragmenten, die auf eine Abfallgrube aus der Hallstattzeit (850-475 v. Chr.) hindeuten. Aus der keltischen Zeit sind zahlreiche Funde in der Region Auen belegt. 1976 wurden Tonscheiben und Fruchtkörner aus der Zeit von 600-499 v. Chr. entdeckt.

Aus der römischen Besiedlungsphase an der Nahe, die bis ins 5. Jahrhundert reichte, sind vielfältige Funde aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. in der Region Auen gemacht worden. In der Nähe verlief damals eine Römerstraße. Zu den Funden gehört beispielsweise ein Teil einer Wasserleitung oder Spuren römisch eingefasster Brunnenschächte. [Anm. 1]

Nach allgemeiner Auffassung entstand der Ort Auen im 9. und 10. Jahrhundert durch die Rodung eines Waldgebietes. [Anm. 2] Insgesamt ist das genaue Alter des Dorfes nicht sicher zu fassen. [Anm. 3] Schriftliche Belege zum Ort sind erst ab dem hohen Mittelalter zu finden. [Anm. 4] Im Jahr 1044 erscheint der Ort bei der Beurkundung in der Liste einer Stiftung. [Anm. 5]

Zur Entwicklung des Ortsnamens sind verschiedene Schreibweisen bekannt: Für das Jahr 1047 wird ein Ort namens „Auwen“ genannt, 1488 ist ein „dorff awen“ und über weitere Entwicklungen des Ortsnamens, wie beispielsweise 1720 „gemeind Awen“ kam es ab 1758 zur heutigen Schreibweise des Ortsnamens „Auen“. Hierzu gibt es die Deutung als „Siedlung am fließenden Wasser“ oder man könnte auch eine „Au-Lage“ annehmen: eine landschaftlich freie Stelle. [Anm. 6]

1203 wird Auen in einer Urkunde der Grafen von Sponheim genannt, der Ort geht aber immer wieder als Lehen an andere Eigentümer. Es gibt wechselnde Nennungen von Eigentümern, denen Fruchterträge oder andere Natural- oder Geldleistungen aus Auen zustehen. [Anm. 7] Um 1439 finden sich beispielsweise die Ritter von Löwenstein bei Niedermoschel und die Ritter vom Stein bei Münster darunter. [Anm. 8] Im Jahr 1487/88 geht Auen zusammen mit anderen Orten der Region als Mitgift von Simon Boos von Waldeck (ca. 1444-1502) und seiner Ehefrau Catharina von Lewenstein an ihre Tochter Ursula. [Anm. 9] Während 1437/28 in einer Aufzeichnung nur „8 Herdstätten“ in Auen genannt werden, lebten zwischen 1580 und 1600 circa 81 Einwohnerinnen und Einwohnern in 18 Häusern im Ort. [Anm. 10]

Im 16. Jahrhundert hatte ein Herrengeschlecht der Koppensteiner, eine von den Grafen von Sponheim abstammende Linie, zahlreiche Güter und Rechte in Auen. [Anm. 11] Durch den 30-jährigen Krieg (1618-1648) kam es auch in der Region Auen zu Verwüstungen und Not. Auen verlor in der Zeit ein Drittel seiner Bevölkerung. [Anm. 12]

Willigis-Kapelle (Auen)[Bild: Speifensender (Public domain)]

Verwaltungstechnisch gehörte Auen von 1437 bis 1708 zum pfälzisch-badischen Oberamt Kreuznach. 1707 wurde beschlossen, Auen der Kurpfalz zuzuordnen (Verwaltungsstelle = „Schaffnei“ Sobernheim). [Anm. 13] Aus dem Jahr 1731 ist die Darstellung eines Ortssiegels von Auen bekannt. [Anm. 14]

Eine Aufstellung von Grundstückseigentümern nennt 1791 89 Eigentümer, die zu der Zeit 1674 Äcker, 502 Wiesen und 3 Weinberge besaßen. [Anm. 15] 1798 wurde Auen im Rahmen einer französischen Neugliederung zusammen mit anderen Orten dem „Kanton Sobernheim, Mairie Monzingen“ zugeordnet, der in der Zeit insgesamt 6.670 Einwohnerinnen und Einwohnern umfasste. Auen kam dabei auf 129 Personen, die nach einer Statistik aus 24 Familien mit 6 Zugpferden und 7 Ochsenpaaren bestanden. Die Zugtiere wurden damals als wichtige Information für Materiallieferungen erhoben. [Anm. 16]

Die nördlichen Gemeinden der Nahe gelangten im Zuge der Regelungen des Wiener Kongresses (1814/15) im Jahr 1815 an Preußen. Ab 1817 gehörte Auen zum Amt Monzingen im Kreis Kreuznach. [Anm. 17] In den 1840er Jahren kam es in der gesamten Region durch Unwetter und Mißernten auch in Auen zu Not. [Anm. 18] Aufgrund lückenhafter Überlieferungen gibt es nur wenig weitere Informationen aus dem 19. Jahrhundert über Auen. Bekannt ist, dass es 1808/09 in Auen 152 Einwohnerinnen und Einwohnern gab. [Anm. 19] Im 19. und 20. Jahrhundert waren die Auener Steinbrüche als eine der wenigen Erwerbsquellen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Auen. [Anm. 20] Ab 1872 ging es mit Auen durch den örtlichen Wege- und Brückenbau wirtschaftlich bergauf. [Anm. 21]

Willigis-Kapelle: Fassade (Auen)[Bild: Speifensender (Public domain)]

1888 wurde der Bau der evangelischen Kirche fertiggestellt. Sie basierte auf einem 1784 gekauften Haus, das 1880 vergrößert wurde. Seit dem Zweiten Weltkrieg fand der evangelische Gottesdienst im 1953 errichteten Gemeindehaus statt, das 1965 um einen Kirchturm ergänzt wurde. [Anm. 22] Die kleine Kirche wurde 1967 abgerissen, weil sie für die Bedürfnisse der Gemeinde nicht mehr ausreichte. [Anm. 23] 1912 wurde die Willigis-Kapelle mit rechteckigem Chor in Auen eingeweiht. Ihre Wurzeln hat sie auf der Ruine einer von Bischof Willigis 980/990 gegründeten sogenannten "Willigis-Kapelle / Geh in Kirche", die um 1510 abgebrannt sein soll und dann nur noch als Steinbruch diente. [Anm. 24]

Der Kriegerverein Auen wurde 1914 gegründet, die Dauer seines Bestehens ist nicht bekannt. [Anm. 25] Zum Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurden im ersten Schritt 52 Soldaten aus Auen einberufen. 15 russische Kriegsgefangene wurden in Auen bewacht und mussten dort arbeiten. [Anm. 26] Von den später insgesamt 61 im Krieg eingesetzten Auener Männern starben 10 im Laufe oder an den Folgen des Krieges. [Anm. 27] Aus der Zwischenkriegszeit ist aus Auen 1920 bekannt, dass es dort 33 vierrädrige Wagen und eine Droschke gab. [Anm. 28]

Die nationalsozialistische Zeit ergriff auch Auen. Nach Eintragungen in der Schulchronik sind ab 1934 Auener Frauen in der NS-Frauenschaft organisiert, 36 Männer gehörten der SS oder der SA an und die Auener beteiligten sich an Festen und Umzügen der NS-Massenorganisationen. [Anm. 29] Von den damaligen 210 Ortsansässigen wurden 62 Männer als Soldaten in den Zweiten Weltkrieg (1939-1945) eingezogen. [Anm. 30] 27 Männer starben im Laufe des Krieges.  [Anm. 31] 6 Soldaten kehrten bis 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. 20 Vertriebene, die in Auen zunächst eine Unterkunft gefunden hatten, verließen den Ort im Laufe der Jahre bis auf eine Familie wieder. [Anm. 32] Am Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Auen nur noch 189 Einwohnerinnen und Einwohnern. [Anm. 33]

Die ersten Wasserleitungen wurden erst 1957 im Dorf verlegt, 1968 gehörte Auen zu den Fremdenverkehrsorten im Landkreis und 1970 wurde es zum „anerkannten Erholungsort“ benannt. [Anm. 34] 1990 erlangte Auen mit 275 Bewohnerinnen und Bewohnern seinen Bevölkerungshöchststand. [Anm. 35]

 Ab 1968 war Auen noch ein Teil der Verbandsgemeinde Monzingen, Landkreis Kreuznach, [Anm. 36] und seit 1970 der Verbandsgemeinde Sobernheim. [Anm. 37] Seit 2020 gehört Auen zur Verbandsgemeinde Nahe-Glan. Die Verbandsgemeinde Nahe-Glan entstand zum 1. Januar 2020 aus der Fusion der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden Bad Sobernheim und Meisenheim. 

NACHWEISE

Verfasserin Text: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

o   Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 1987, S. 5, https://denkmallisten.gdke-rlp.de/Bad_Kreuznach.pdf  (Aufruf: 05.08.2022).

o   Seil, Rainer: Auen. Ein Dorf im Soonvorland. Ortsgemeinde Auen 1993.

Erstellt am: 05.08.2022

Anmerkungen:

  1. Seil 1993, S. 27. Die Fundstücke sind auf der S. 26 abgebildet. Weitere römische Funde nennt der Autor auf der Seite 28.  Zurück
  2. Seil 1993, S. 24.  Zurück
  3. Seil 1993, S. 29.  Zurück
  4. Seil 1993, S. 24.  Zurück
  5. Seil 1993, S. 29. Nach einer Beschreibung von Abt Johannes Trithemius von Sponheim (1462-1560) habe ein Graf Eberhard „im Jahr 1044 auf dem ´mons campi` bei seiner Burg Sponheim eine Kirche St. Marien gestiftet, die 1047 durch Bischov Bardo von Mainz geweiht wurde“. Bei den für die Kirche gestifteten Gütern wird u.a. Auen genannt.   Zurück
  6. Seil 1993, S. 24.  Zurück
  7. Seil 1993, S. 30-31.  Zurück
  8. Seil 1993, S. 31.  Zurück
  9. Seil 1993, S. 32.  Zurück
  10. Seil 1993, S. 80.  Zurück
  11. Seil 1993, S. 34.  Zurück
  12. Seil 1993, S. 38-39. Seil nennt einen Bevölkerungsrückgang von 87 auf 29 Personen in den Jahren 1601 bis 1625. Vgl. ebd., S. 82.  Zurück
  13. Seil 1993, S. 39.  Zurück
  14. Seil 1993, S. 40.  Zurück
  15. Seil 1993, S. 43.  Zurück
  16. Seil 1993, S. 45 und 75.  Zurück
  17. Seil 1993, S. 75.  Zurück
  18. Seil 1993, S. 47.  Zurück
  19. Seil 1993, S. 82.  Zurück
  20. Seil 1993, S. 52.  Zurück
  21. Seil 1993, S. 51.  Zurück
  22. Seil 1993, S. 142.  Zurück
  23. Seil 1993, S. 140-141.  Zurück
  24. Seil 1993, S. 138-139. Der Name „Gehinkirche“ soll von der Mahnung zum häufigen Kirchgang von Bischof Willigis stammen ("Geh in Kirche"). Andere Namensdeutungen und Weiteres zur Willigis-Kapelle: siehe auch Webseite der Ortsgemeinde Auen: https://www.auen.de/index.php/ortsgemeinde/menu-styles Zurück
  25. Seil 1993, S. 52.  Zurück
  26. Seil 1993, S. 56.  Zurück
  27. Seil 1993, S. 57.  Zurück
  28. Seil 1993, S. 60.  Zurück
  29. Seil 1993, S. 62.  Zurück
  30. Seil 1993, S. 64.  Zurück
  31. Seil 1993, S. 69. Eine Gedenktafel wurde in der 1954 eingeweihten Leichenhalle angebracht. Vgl. ebd., S. 70.  Zurück
  32. Seil 1993, S. 60.  Zurück
  33. Seil 1993, S. 83.  Zurück
  34. Seil 1993, S. 71.  Zurück
  35. Seil 1993, S. 85.  Zurück
  36. Seil 1993, S. 75-76.  Zurück
  37. Seil 1993, S. 76.  Zurück