Winterbach im Naheland

Geschichte von Winterbach

Winterbach am Soonwald[Bild: Markus Braun (gemeinfrei)]

Eine erste urkundliche Erwähnung liegt vom 8. Juni 1295 für Winterbach vor. [Anm. 1] Man nimmt jedoch eine frühere Besiedelung zwischen 900 und 1250 am oberen Ellerbach an. [Anm. 2] Aus der Römerzeit wurden im Jahr 1927 Grabfunde in der Gemarkung Winterbach gemacht. [Anm. 3]

Die Entstehung des Ortsnamens wird nach dem „Bach vom Winterberg“ bzw. dem „Wintergerbach“ gedeutet. [Anm. 4]

Winterbach gehörte 1295 den Grafen von Sponheim, und kam nach der Aufteilung in eine Vordere und eine Hintere Grafschaft zu letzteren. Nach dem Aussterben der Grafen von Sponheim gingen beide Grafschaften an mehrere Herrschaften in Baden, Pfalz-Zweibrücken und die Kurpfalz. [Anm. 5]

Im 14. Jahrhundert bildeten mehrere Dörfer inklusive dem Ort Winterbach und der Stadt Winterburg das „Hintersponheimische Amt Winterburg“ und die Pfarrei Pferdsfeld. [Anm. 6]

Ehemalige Schule in Winterbach[Bild: Waluga (CC BY-SA 3.0)]

1557 wurde an Nahe und Glan die Reformation eingeführt. Die Katholiken von Winterbach wurden der Pfarrei Rehbach zugeordnet, die Lutheraner bildeten ab 1412 die neue Pfarrei Winterburg. [Anm. 7] Ab 1571 werden Taufen, Trauungen und Sterbefälle in den Kirchenbüchern von Winterburg verzeichnet, zu der auch Winterbach gehört. Nach der Einführung einer katholischen Pfarrei in Spabrücken gehörten ab 1730 drei katholische Haushalte aus Winterbach gemeinsam mit Familien aus anderen Dörfern der Umgebung dorthin. [Anm. 8]

Im Jahr 1560 wird die St. Nikolaus-Kapelle erwähnt, aus der später die Winterbacher Kirche wird. Ab 1575 besteht in Winterburg eine Kirchspielschule, zu der auch die Kinder von Ippenschied und Rehbach kommen. Zwischen 1580 und 1600 bewohnten 63 Einwohner 14 Häuser in Winterbach. [Anm. 9] Im Jahr 1607 sind 14 Familien dokumentiert, im Jahr 1716 sind es 44 Familien. [Anm. 10]

Aus dem Jahr 1596 ist eine „Winterburger Pestverordnung“ bekannt, die Maßnahmen zur Eindämmung der Pest enthielt. Zu der Zeit bis Ende des 18. Jahrhunderts wüteten immer wieder Seuchen in dem Gebiet. [Anm. 11] 1781 ist beispielsweise in der ganzen Gegend eine Ruhrepidemie bekannt. [Anm. 12]

Während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) waren ab November 1620 einige spanische Truppen in den zum Amt Winterburg gehörigen Dörfern, somit vermutlich auch in Winterbach, einquartiert. Später zogen schwedische Soldaten plündernd durch die Gegend und die Pest wütete, was einige Dörfer in der Umgebung von Winterbach bis zu 10 Jahre lang unbewohnt machte. [Anm. 13]

Zwischen 1688 und 1697 wurde das ehemalige Schloß in Winterburg durch Truppen im französisch-deutschen Erbfolgekrieg zerstört. Viele weitere Dörfer aus der Region Hunsrück-Nahe wurden ebenfalls geschädigt oder zerstört. [Anm. 14]

Die Auswanderungsbewegungen erfassten 1741 auch Winterbach, als drei Familien der Dörfer Winterbach, Ippenschied und Gebroth mit insgesamt 23 Personen nach Nordamerika auswanderten. [Anm. 15]

Ab 1776 gehört das Amt Winterburg und mit ihm auch Winterbach zur Markgrafschaft Baden. [Anm. 16] Nach der französischen Eroberung der linksrheinischen Gebiete 1792 wird die Verwaltung französisch ausgerichtet, so dass es ab 1798 eine Mairie Winterburg gibt, und Standesämter sowie eine neue Zeitrechnung von den Franzosen eingeführt werden. Im Jahr 1809 werden „163 Einwohner“ in Winterbach ausgewiesen. Ab 1815 gehörte das Winterburger Amt nach den Befreiungskriegen als Teil der Rheinprovinz zu Preußen. [Anm. 17]

In den Jahren 1848 bis 1850 wurde die Winterbacher Kirche gebaut. Sie wurde am 22.9.1850 eingeweiht. 1886 wurde die bis 1936 bestehende Winterbacher Kleinbahn für Fahrten zwischen Winterbach und Bad Kreuznach eingeweiht. [Anm. 18] 1906 wurde ein Kriegerverein mit 36 Mitgliedern in Winterbach gegründet, der bis 1945 bestand. [Anm. 19]

Während des Ersten Weltkriegs wurden 214 Soldaten der Bürgermeisterei Winterburg eingezogen. [Anm. 20]

Im Anschluss an den Ersten Weltkrieg wird von dreizehn Gefallenen berichtet. [Anm. 21]

Durch den Zweiten Weltkrieg sind 96 Gefallene für die Zeit von 1939-1945 aus der Gegend bekannt. 29 weitere Soldaten starben bei einem Kampf im Soonwald am 16.3.1945. [Anm. 22]

1950 erhielt die Winterbacher Kirche eine neue Glocke, die alte Glocke war im Zweiten Weltkrieg zu Kriegszwecken abgegeben worden. 1951 entstand das heutige Wappen von Winterbach. [Anm. 23] 1954 wurde ein Kriegerdenkmal auf dem Kirchengrundstück für die Gefallenen beider Weltkriege errichtet. [Anm. 24]

1970 wird die Verbandsgemeinde Winterburg, die bis dahin älteste Verbandsgemeinde der Naheregion, aufgelöst. Nach einer Verwaltungsreform, bei der 1970 die Verbandsgemeinde Rüdesheim/Nahe entstand, gehörte Winterbach zu jener Verbandsgemeinde. Der Verbandsgemeinde Rüdesheim gehören 32 eigenständige Ortsgemeinden an, der Verwaltungssitz ist in der namensgebenden Gemeinde Rüdesheim an der Nahe. [Anm. 25]

NACHWEISE

Verfasserin Text: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Finzel, Hans: 700 Jahre Winterbach. 1295-1995. Gemeinde Winterbach 1995.

Erstellt am: 12.03.2021

Anmerkungen:

  1. Finzel 1995, S. 15.  Zurück
  2. Finzel 1995, S. 18.  Zurück
  3. Finzel 1995, S. 55  Zurück
  4. Finzel 1995, S. 20.  Zurück
  5. Finzel 1995, S. 20.  Zurück
  6. Finzel 1995, S. 30.  Zurück
  7. Finzel 1995, S. 28.  Zurück
  8. Finzel 1995, S. 30.  Zurück
  9. Finzel 1995, S. 29.  Zurück
  10. Finzel 1995, S. 30.  Zurück
  11. Finzel 1995, S. 29.  Zurück
  12. Finzel 1995, S. 34. Die transkribierte Pestverordnung ist auf den S. 161-164 dargestellt.  Zurück
  13. Finzel 1995, S. 30. Bei den durch die Pest zu der Zeit ausgerotteten Dörfer handelt es sich um Allenfeld, Daubach und Rehbach.  Zurück
  14. Finzel 1995, S. 31.  Zurück
  15. Finzel 1995, S. 31. Die einzelnen Namen listet der Autor auf den Seiten 117-118 auf.  Zurück
  16. Finzel 1995, S. 34.  Zurück
  17. Finzel 1995, S. 35.  Zurück
  18. Finzel 1995, S. 39 und S. 199-200.  Zurück
  19. Finzel 1995, S. 194.  Zurück
  20. Finzel 1995, S. 51.  Zurück
  21. Finzel 1995, S. 59. Finzel führt die Namen der Gefallenen auf.  Zurück
  22. Finzel 1995, S. 60. Finzel führt die Namen der Gefallenen auf.  Zurück
  23. Finzel 1995, S. 69.  Zurück
  24. Finzel 1995, S. 70.  Zurück
  25. Finzel 1995, S. 75. 1993 wohnten in Winterbach 504 Menschen. Vgl. ebd., S. 82  Zurück