Altenglan in der Pfalz

Altenglan

0.1.Allgemeine Angaben

Ein gar alter Ort

Ortsteil der Ortsgemeinde Altenglan mit den weiteren Ortsteilen Mühlbach und Patersbach, Sitz der Verbandsgemeinde Altenglan mit 16 Ortsgemeinden

Einwohner (gesamte Ortsgemeinde 2006): 3096, ev. 74 %, röm. kath. 10,8 %, ohne Rel. 11,8 %, ohne Angabe 2,5 %, sonstige 8,2 %

49 der Bewohner (2,86%) besitzen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit

Einwohner (2007): 2948

Einwohner (2010): 2835

Einwohner der Ortsteile (2003): OT Altenglan 1.741, OT Mühlbach 996, OT Patersbach 492, insgesamt: 3.229, zusätzlich 158 Bewohner in Nebenwohnungen]

Gemarkung: 1362 ha, davon 237 ha Wald (für die gesamte Ortsgemeinde)

Eingemeindungen in die Ortsgemeinde: Mühlbach (1969) und Patersbach (1969)

Weitere Wohnplätze: Dreikönigszug, Kellerhäuschen, Streitmühle, Welzensteinerhof

0.2.Lage

Altenglan liegt im Westpfälzer Bergland am Glan in etwa 200 Metern über NN in der Tallage, wobei innerhalb der Gemarkung der gesamten Ortsgemeinde Höhen von fast 400 Metern über NN erreicht werden (Bistersberg 387m links des Glans, Kalmet 390 m rechts des Glans) und an den Hängen des Potzbergs in der früher selbständigen Gemeinde Mühlbach fast 500 Meter. Das Tal bildet hier einen weiten Kessel bedingt durch den Zufluss zweier Bäche auf beiden Seiten des Glans (Kuselbach und Reichenbach). Altenglan hat Teil an dem Massiv des Potzbergs und am lang gezogenen Kamm des Remigiusberges. Die Gipfel dieser Berge liegen jedoch außerhalb der Gemarkung von Altenglan. Folgende Gemarkungen benachbarter Ortschaften grenzen an die Gemarkung der heutigen Ortsgemeinde Altenglan: im Norden Erdesbach und Bedesbach, im Osten Welchweiler und Bosenbach (Friedelhausen), im Süden Föckelberg, Rutsweiler und Theisbergstegen, im Westen Rammelsbach, Kusel und Blaubach.

0.3.Siedlung und Wohnung

Wohnhaus in der Glanstraße

Die ursprüngliche Siedlung Altenglan erstreckte sich auf der linken Glanseite und auf der linken Seite des Kuselbachs über einem Hochufer entlang der heutigen Glanstraße vom Friedhof mit der alten Kirche her bis hin zur Einmündung der heutigen Bahnhofstraße. Dies ist deutlich nach einem Lagerbuch zu erkennen, das Mitte des 18. Jahrhunderts angelegt wurde. Siedlungen an der Bahnhofstraße bis hin zum Kuselbach entstanden ebenfalls schon im 18. Jahrhundert. Letztes Haus vor der Brücke war das heutige Pfarrhaus, und jenseits der Brücke (Pfarrbrücke oder Schmiedebrücke) lag noch eine Schmiedewerkstatt. Ebenfalls schon im 18. Jahrhundert entstanden Häuser im Bereich der heutigen Ringstraße, die im Lagerbuch noch als ein "gemeiner Weg" bezeichnet wurde. Somit war bei der Erstellung des Urkatasters 1848 ein großes Dreieck zwischen Glan und Kuselbach besiedelt. Die Besiedlung setzte sich im 19. Jahrhundert fort im Bereich von Eckstraße und Tränkstraße, Neuwiesenstraße und heutiger Schulstraße. Im frühen 20. Jahrhundert wurden Häuser an der Kuseler Straße erbaut. Der Bahnhof entstand 1868 beim Bau der Eisenbahnlinie Kusel-Landstuhl. Neue größere Siedlungsgebiete entwickelten sich nach dem Zweiten Weltkrieg westlich der Bahnhofstraße (Bildstock, Am Köpfchen, Gartenstraße) und seitlich der Kuseler Straße (Alte Straße, Am Heiligen Spiegel, An den Rödwiesen). Ein neues Pfarrhaus wurde 1934 an der Kuseler Straße erbaut, nachdem das alte Pfarrhaus verkauft worden war. Das Rathaus in seiner ursprünglichen Form ließ die damalige Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg erbauen, Erweiterungsbauten erfolgten nach Gründung der Verbandsgemeinde. Die Mehrzahl der Geschäfte, Supermärkte, Banken und Gasthäuser stehen an der Hauptstraße mit Austraße und an der Glanstraße, die Schule mit Turn- und Festhalle sowie das Gebäude der Verwaltung der Verbandsgemeinde (Rathaus) in der Schulstraße. An die Schule ("Gustav-Schäffner-Schule" als Regionale Schule) schließt sich ein Sportgelände an. Das Sport- und Freizeitbad liegt im Osten des Ortes in der Gondersbach seitlich der Straße in Richtung Bosenbach. Die Kirche aus dem Mittelalter steht inmitten des Friedhofs im Nordosten des Ortes am Ende der Glanstraße und jenseits der Kuseler Straße.

0.4.Gemarkung

Als sehr altes Dorf besitzt Altenglan eine verhältnismäßig große Gemarkung, aus der nach dem Zweiten Weltkrieges große Flächen als Bebauungsgebiet erschlossen wurden. Größte Waldfläche ist der "Bruderwald", ein typischer Mischwald, der früher im Besitz des Klosters Remigiusberg war. Neben Ackerbau und Viehzucht betrieb die Gemeinde bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg in geringem Umfang noch den Weinbau. Einige Flurnamen seien nachfolgend aufgeführt: Baumberg, ursprünglich Beienberg oder Bienenberg, Bildstock, die Flur an einem Wegkreuz, Bernspieß, die ungleichmäßige Gewanne an einem Brunnen, Dicktensteinchen, eine steinige Flur nahe der Gemarkung von Welchweiler. Dimpel, die ursprüngliche Bezeichnung für einen Tümpel (natürlicher Aufstau) am Kuselbach, gilt heute als Bezeichnung für das gesamte Steinbruchgelände. Weitere Fluren: Frühwingert, ursprünglich ein sonniges Weinberg- später Obstanbaugelände, Hirschfeld, ursprünglich wohl Hirsenfeld, Lüß, ein fruchtbares Gartengelände, dessen Parzellen früher von der Gemeinde verlost wurden, Ölteich, ursprünglich Aalteich, Trifft, ein Weg, über den das Vieh getrieben wurde, Weltzenstein, früher "Wilzen Steingen", ein steiniger Acker, der einem Wilzo oder Wilhelm gehörte.

0.5.Name

Die älteste Form "Gleni" erscheint in der Geschichte des Erzbistums Reims des mittelalterlichen Geschichtsschreibers Flodoard, und zwar in einem gefälschten Remigiustestament, das wahrscheinlich durch den Reimser Erzbischof Hinkmar verfasst wurde. (Monumenta Germanica Historica, Historum Merovincarum) Auch in einer Urkunde König Ludwigs d. Deutschen von 865/66 finden wir diese Namensform. Gleni ist ein keltisches Wort für fließende Gewässer. Der Name des Ortes bezieht sich also auf den vorbeifließenden Fluss. Die Form Altenglan führt zu der Vermutung, dass es am Glan als spätere Gründung auch einen Ort "Neuenglan" gab, den M. Dolch mit dem Ort Hundheim identifiziert. (s. d) Weitere Namensformen sind: Aldenglane (992), Glene (1124), Glana (1138), Glannam (1154), Glayna (1342), Alden Glane (1364), Alttenglahn (1629) (Vgl. Dolch/Greule 1991 S. 39)

0.6.Wappen

Das Wappen der Verbandsgemeinde

Das Wappen des Ortsteils Altenglan ist identisch mit dem der Ortsgemeinde. Es zeigt im oberen Bereich links ein blaues Feld mit dem Bischof Remigius in einem silbernen Gewand mit goldener Mitra und einem goldenen Bischofsstab. In der rechten Hand hält der Bischof ein rotes Buch. Neben seinem Kopf erscheint eine Taube, Sinnbild für die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig durch Remigius. Rechts oben erscheint in einem silbernen Feld ein blauer Löwe mit goldener Zunge und goldener Krone als Hinweis auf die frühere Zugehörigkeit zu der Pfalzgrafschaft Zweibrücken. Ein unteres rotes Feld ist in die beiden oberen Felder eingepfropft und zeigt die ineinander verschlungenen Großbuchstaben A und V, die auf den Namen Altenglan und auf den Sitz der Verbandsgemeinde hinweisen.


0.7.Abriss der Ortsgeschichte

0.7.1.Vor- und Frühgeschichte

Die Umgebung von Altenglan war schon seit der letzten Periode der Jungsteinzeit bis hin zur gallo-römischen Epoche besiedelt, wie durch Bodenfunde belegt ist. Da der Name Glan keltischen Ursprungs ist, bestand möglicherweise hier eine Siedlungskontinuität bis hin zur Fränkischen Landnahme. Auch aus römischer Zeit sind Spuren nachzuweisen, so eine Frauenskulptur, die so genannte "Venus von Glan", die inzwischen verschwunden ist.

 

0.7.2.Mittelalter

Der Name Gleni erscheint ebenso wie der Name Cosla in dem Geschichtswerk des Erzbistums Reims, das durch den frühmittelalterlichen Geschichtsschreiber Flodoard verfasst wurde. Nach dem dort eingefügten größeren Remigiustestament wäre das so genannte Remigiusland mit Kusel und Altenglan schon von König Chlodwig dem Heiligen Remigius als Geschenk vermacht worden. Diese Fälschung erfolgte wohl in der Absicht, den Anspruch auf den Reimser Besitz in der heutigen Westpfalz durch einen Verweis auf den berühmten Bischof Remigius zu bekräftigen. Mit großer Wahrscheinlichkeit übergab König Childebert II. das Remigiusland mit den Orten Cosla und Gleni um das Jahr 590 an Erzbischof Ägidius. Aus diesem Grund feierte die Ortsgemeinde Altenglan 1989 ihr 1400-jähriges Jubiläum. Sicher übte Altenglan neben Kusel in dem Remigiusland eine wichtige Mittelpunktfunktion aus.

In der Folgezeit stimmt die Geschichte des Ortes Altenglan mit der Geschichte des Remigiuslandes überein, das 1112 durch die Grafen von Veldenz als Vogtei übernommen wurde, 1444 als Vogtei an die Pfalzgrafschaft Zweibrücken kam und von dieser im Jahre 1552 durch Kauf in Besitz genommen wurde. Im Zusammenhang mit dem Remigiusland wird Altenglan auch in einer Urkunde Ludwigs des Deutschen erwähnt, die 865 ausgestellt wurde, jedoch nur in einer Kopie aus dem 13. Jahrhundert erhalten geblieben ist. In einem Dokument über einen Gütertausch des Bischofs von Worms aus dem Jahre 992 erscheint der Name Altenglan zum ersten Mal in einer Originalurkunde.

Nach dem Urbar von Prüm besaß das Kloster in der Eifel bei einem Ort "Glan" eine größere Besitzung. Es ist heute jedoch umstritten, ob es sich dabei um den Ort Altenglan handelte (s. oben) Ebenso ist es umstritten, ob ein Ritter "Straßenraub" in Altenglan oder in dem wahrscheinlich mit Neuenglan identischen Hundheim zu Hause war. Der echte Familienname Straßenraubs war jedoch Hettenberg. Da in Altenglan Güter der Adelsfamilie Hettenberg nachzuweisen sind, kann Straßenraub dennoch in Altenglan zu Hause gewesen sein.

Ein erster Schultheiß, Dylen (Till), wird im Jahr 1388 genannt. Noch in der Urkunde von 1364, in der Graf Heinrich I. von Veldenz den Unterhalt für seinen Sohn Heinrich und dessen Ehefrau Lauretta regelte, wird Altenglan neben dem Ort Brücken bei Ulmet als ein Amtssitz erwähnt. Es ist anzunehmen, dass Altenglan diese Funktion eines Amtssitzes seit der Begründung der Grafschaft Veldenz in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts inne hatte. Im Jahre 1410 wurden beide Ämter zusammengelegt, und neuer Amtssitz wurde Pilsbach, ein Ort rechts des Glans, der später in Ulmet aufgegangen ist. Damit verlor Altenglan eine Mittelpunktfunktion, die dem Ort wahrscheinlich vom frühen Mittelalter her zugekommen war.

 

0.7.3.Neuzeit

Johannes Hoffmanns Beschreibung von Altenglan aus dem Jahr 1588 mag überzogen sein, übermittelt uns dennoch einen kleinen Abglanz von der ursprünglichen Bedeutung des Ortes: "Allein es geht eine alte Sage, dass das Dorf Alten-Glan ein gar alter Ort sei, der mit Trier und anderen Städten mehr von den Heyden zu bauen angefangen worden sei, von welchem die Heyden eine sehr große Stadt haben machen und den Glan mit den Ringmauern zu beiden Seiten einschließen wollen, dass also der gemelte Glan mitten durch die Stadt hat fließen sollen."

Eine erste Gemeindeordnung von Altenglan ist aus dem Jahr 1567 erhalten geblieben. Sie wurde 1581 erneuert. Noch bei der Kirchenvisitation von 1609 wurden im Ort 37 Familien gezählt. Infolge der Pest ging die Bevölkerung schon vor dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges stark zurück. Nach dem Huberweistum von 1630 gab es nur noch 30 Familien im Dorf. Schon 1630 wurde Altenglan durch kaiserliche Truppen geplündert. So wie der ganze Landstrich rings um Kusel vor allem nach den Kriegsereignissen von 1635 vollkommen ausblutete, überlebten auch in Altenglan nur wenige Menschen den schlimmen Krieg, und fast alle Häuser waren zerstört. Es lohnte sich für lange Zeit nicht mehr, in der Kirche den Gottesdienst abzuhalten. Nachdem sich erste Zuwanderer niedergelassen hatten, kam es zu neuen Zerstörungen durch die Eroberungskriege König Ludwigs XIV. Um 1680 galt Altenglan als "verbrannt". Dennoch wuchs die Bevölkerung während des 18. Jahrhunderts durch Zuwanderungen und durch natürliches Bevölkerungswachstum schnell wieder an, und nach dem Lagerbuch von 1742 gab es wieder 47 Häuser im Dorf.

In der Zeit der Französischen Revolution plünderten die französischen Truppen den Ort (1794), ohne ihn jedoch zu zerstören. Einmal wurde hier einem französischen Offizier die Kriegskasse gestohlen. Der Ort gehörte nun innerhalb des Saardepartements zum Arrondissement Birkenfeld, zum Canton Kusel und zur Mairie Ulmet.

0.7.4.Neueste Zeit

Nachdem der Bildung des baierischen Rheinkreises verblieb Altenglan innerhalb des Königreichs Bayern im Kanton Kusel, wurde jetzt aber selbst der Sitz einer Bürgermeisterei, zu der neben Altenglan auch Patersbach gehörte. Das Urkataster von 1845 weist 85 Häuser aus. In der Zeit der Industrialisierung begannen Kuseler Tuchweber in Altenglan ihre Tuche zu walken. Die Maschinenfabrik Schleip errichtete eine Drahtzieherei. Ab 1870 expandierte die Hartsteinindustrie. Neben Menschen, die in der Landwirtschaft ihr Brot verdienten, wuchs die Zahl der Arbeiter in Steinbrüchen und Fabriken beständig an. 1890 wurde ein Arbeiterverein gegründet. Die Arbeiterschaft hielt auch nach dem Beginn der Nazidiktatur noch lange an ihrer ursprünglichen Gesinnung fest. Bei den Reichstagswahlen vom November 1933, als im ganzen Reich bereits 99%-Wahlen üblich waren, stimmten hier noch immer 15% der Wähler gegen Hitler.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges hatte der Ort unter beständigen Angriffen der Jagdbomber zu leiden, und es kam zu Verlusten unter der Bevölkerung. Am 9. März 1945 marschierten die amerikanischen Truppen ein. Die Nachkriegszeit brachte eine neue territoriale Ordnung durch die Gründung des Landes Rheinland-Pfalz. Die Bürgermeisterei Altenglan innerhalb des Landkreises Kusel blieb zunächst fortbestehen. 1968 kam es jedoch zur großen Territorial- und Verwaltungsreform. Das Dorf Altenglan wurde nun zum Ortsteil einer neuen Ortsgemeinde Altenglan mit zusätzlich Patersbach und Mühlbach. Ursprünglich sollte auch Bedesbach in diese neue Ortsgemeinde eingemeindet werden, wogegen sich die dortigen Bewohner jedoch mit Erfolg zur Wehr setzten. Zugleich wurde Altenglan 1972 Sitz einer Verbandsgemeinde, zu der insgesamt 16 Ortsgemeinden gehören.

Geschäftshaus am Kuselbach

0.8.Wahlergebnisse

RT März1924Dt. BlockKPDSPDZentr.DVPBVPUSPD
Stimmen14162023101 6 56
in Prozent3,5%4,0%50,8%0,8%25,4%1,5%14,1%
RT Sept.1930 SPDDNVPBVPKPDDStPDVPWP
Stimmen18551311723363
in Prozent34,300,9%2,4%21,7%0,4%6,1%11,7%
RT März 1933SPDKPDNSDAPZentr./BVPKampfbd.DVPübrige
Stimmen16714136614111111
in Prozent23,4%9,8%51,3%2%1,5%1,5%1,5
LT 2001SPDCDUFDPGrüneSonstige
in Prozent60,5%17,9%5,0%5,4%11,2%
LT 2006SPDCDUFDPGrüneLinkeREPSonstige
in Prozent59,216,25,23,81,45,38,9
LT 2011SPDCDUFDPGrüneLinkeREPSonstige
in Prozent49,218,92,915,94,21,37,9
BT 2002SPDCDUFDPGrüneSonstige
Zweitstimmen57,0%25,3%5,3%6,4%6,0%
BT 2005SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Zweitstimmen49,320,58,05,910,45,9
BT 2009SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Zweitstimmen35,219,012,29,416,86,7
BT 2013SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Zweitstimmen44,127,03,25,79,110,9

0.9.Zeittafel

JahrEreignis
589Schenkung des Remigiuslandes an Erzbischof Ägidius von Reims durch König Childebert II.
865/66Gleni wird in einer Urkunde Ludwigs des Deutschen erwähnt
870Ein Ortsname "Glan" erscheint im Urbar von Prüm. Es ist zweifelhaft, ob sich dieser Name auf Altenglan bezieht
877Gleni erscheint in dem wahrscheinlich durch Hinkmar gefälschten Remigiustestament
992Der heutige Name Altenglan erscheint als "Aldenglane" zum ersten Mal in einer Urkunde
1152Erste Erwähnung der Kirche in Altenglan
1290Nikolaus wird als erster Priester von Altenglan erwähnt
1310Der Raubritter "Johannes Straßenraub", der sehr wahrscheinlich in Altenglan zu Hause war, wird in einer Urkunde erwähnt
1364In einer Urkunde des Grafen Heinrich I. von Veldenz wird Altenglan als Sitz eines Unteramtes genannt
1365Jakob von Glayn ist Erzpriester des Glankapitels
1388Dylen (Till) wird als Schultheiß von Altenglan genannt
1410Der Sitz des Unteramts wird nach Pilsbach verlegt. Pilsbach ist heute in Ulmet aufgegangen
1537Endgültige Einführung der Reformation
1567Erste Gemeindeordnung von Altenglan, 1581 erneuert
1609In Altenglan wohnen 37 Familien
1620Erste Versuche, in Altenglan eine Schule zu gründen
1630Schriftliche Niederlegung des Huberweistums von Altenglan
1630Altenglan wird von kaiserlichen Truppen geplündert
1635Verwüstung der Westpfalz durch kaiserliche Truppen. Auch Altenglan wird vollkommen zerstört
1671/92Eroberungskriege Ludwigs XIV. Altenglan wird erneut zerstört
1694Endgültige Eröffnung einer Schule
1720Neubau des Kirchenschiffs, der Turm bleibt noch erhalten
1740Erster Schulhausbau
1746111 Jahre nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg erhält Altenglan wieder einen Pfarrer
1747 Erbauung eines Pfarrhauses (heute Haus Lotter)
1749Anlegung eines Lagerbuchs
1794Plünderung Altenglans durch Revolutionstruppen
1805Abriss des Kirchturms, anschließend Bau des heute noch bestehenden Dachturms der Kirche
1817Altenglan gehört zum Königreich Bayern und wird Sitz eines Bürgermeisteramtes
1828Das bestehende Schulhaus wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt
1842Ausbau der Glantalstraße
1861/62Die Kirche erhält neue Glocken
1866Beginn des Eisenbahnbaus
1868Eröffnung der Eisenbahnlinie Kusel-Landstuhl
1869Altenglan erhält eine Postexpedition
1872Vertrag zwischen einer Eisenbahngesellschaft und der Gemeinde zur Erschließung eines Steinbruchs
1873Die Kirche erhält eine Orgel
1875 Einführung der Kirchweih
1877Erweiterung des Schulhauses
1890Gründung des Arbeitervereins
1901Bau einer Drahtseilbahn zum Schneeweiderhof
1904Eröffnung der Glantalbahn
1905/06 Bau der Wasserleitung
1912Bau der Tierbeseitigungsanlage (1986 geschlossen)
1918/19 Elektrizitätsversorgung für Altenglan und Mühlbach
1925Einweihung des Kriegerdenkmals
1933Bei den Reichstagswahlen stimmen 15% der Wähler mit "nein"
1934Verkauf des alten Pfarrhauses und Bau des neuen Pfarrhauses
1945Am 19. März Einmarsch der amerikanischen Truppen
ab 1950Erschließung größerer Baugebiete
ab 1952Erschließung von Industriegelände
1952 Weihe der neuen Glocken
1955/56 Bau des neuen Schulhauses
1962Die Kirche erhält eine neue Orgel
1969Zusammenschluss der Ortsteile Mühlbach und Patersbach mit dem Ortsteil Altenglan
1972Gründung der Verbandsgemeinde Altenglan
1972Bau der Ortsentwässerung
1989Ausbau der Gasversorgung
1995Einrichtung der Regionalen Schule

0.10.Religiöse Verhältnisse

Wahrscheinlich war Altenglan in der Zeit des frühen Mittelalters für den Bereich zwischen Rammelsbach und Erdesbach schon ein kirchlicher Mittelpunkt. Es ist indessen nicht bekannt, wann das Kirchspiel seine erste Kirche erhielt. Zum ersten Mal wurde im Jahre 1252 die Kirche von Altenglan erwähnt, und aus dem Jahr 1290 erfahren wir, dass ein Priester Nikolaus im Ort Pfarrer war. Auch wurde Altenglan lange als Residenz des mittelalterlichen Glankapitels angesehen. Es ist jedoch nur ein Erzpriester des Glankapitels bekannt, der in Altenglan seinen Sitz hatte. Es handelt sich dabei um Jakob von Glayn, der 1365 erwähnt wurde. Wir nehmen an, dass sich die Bezeichnung Glankapitel auf die gesamte Glanregion bezog und nicht auf den bestimmten Sitz des Erzpriesters.

Bei der Einführung der Reformation 1537 war der streitbare Pfarrer Nikolaus Dieburg im Amt, der sich vor allem dagegen zur Wehr setzte, dass der Pfarrer neben seiner Amtsführung auch noch das Pfarrland bebauen und die Weinberge im Besitz der Kirche betreuen sollte. 1558 wurde die erste Kirchenvisitation nach Einführung der Reformation durchgeführt, weitere Visitationen erfolgten nun in Abständen von 7 Jahren. Da nur wenige Bewohner den Dreißigjährigen Krieg überlebten, war über 111 Jahre hinweg, also bis zum Jahr 1746, kein Pfarrer am Ort, und es gab auch keinen Gottesdienst mehr. Gegen Ende dieser Vakanz ließ die Kirchengemeinde jedoch die Kirche erneuern, wobei ein alter romanischer Kirchturm zunächst noch erhalten blieb. 1747 wurde am damaligen Ortsende am Kuselbach ein Pfarrhaus erbaut, heute Autohaus Lotter. 1805 musste der alte Kirchturm wegen Baufälligkeit niedergerissen werden. Anschließend wurde der heute noch bestehende große Dachturm errichtet. 1860/61 erhielt die Kirche neue Glocken und 1873 auch zum ersten Mal eine Orgel. 1934 wurde das alte Pfarrhaus verkauft, ein neues in der Kuseler Straße erbaut. 1952 erhielt die Kirche neue Glocken, 1962 auch eine neue Orgel.

Katholische Christen ließen sich in geringer Zahl wieder seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert nieder. Sie wurden zunächst durch die katholische Kirche der Stadt Kusel betreut, seit etwa 1954 durch die Kirche von Rammelsbach.

Eine kleine jüdische Gemeinde etablierte sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Beim Beginn der Judenverfolgungen ab 1933 lebten jedoch keine Juden mehr im Ort. Eis gab keine Synagoge.

0.11.Bevölkerung

1609 lebten 37 Familien in Altenglan und demnach hatte der Ort damals etwa 100 Einwohner. Bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges ging die Einwohnerzahl aber schon zurück, wahrscheinlich durch die Pest und durch andere Epidemien. So lebten 1630 nur noch 30 Familien im Ort. Den Dreißigjährigen Krieg hatten weniger als zehn Menschen überlebt. Es setzte eine Neubesiedlung ein, die während der Kriege Ludwigs XIV. unterbrochen oder sogar rückgängig gemacht wurde. Schon im Anfang des 18. Jahrhunderts kam es zu einem raschen Bevölkerungswachstum. Bei Aufstellung des Lagerbuchs von 1749 lebten rund 50 Familien im Dorf mit etwa 200 Einwohnern. In den folgenden 100 Jahren hatte sich die Einwohnerschaft wiederum verdoppelt, denn bei der Eröffnung des Urkatasters von 1835 wohnten etwa 400 Menschen im Dorf.

Gasthaus in der Bahnhofstraße

0.12.Einwohnerzahlen

Jahr1825183518711905193919612007
Einwohner455509621979108818402948*
kath.12 176
ev.422 1648
isr.21
sonst. 26
* gesamte Ortsgemeinde

0.13.Schule, Vereinswesen und Brauchtum

0.13.1.Schule

Erste Bemühungen, eine Schule einzurichten, unternahm die Gemeinde schon vor dem Dreißigjährigen Krieg. Weil es an geeigneten Unterrichtsräumen fehlte und auch kein geeigneter Schulmeister gefunden wurde, erlahmten diese Bestrebungen wieder. Erst 1694 wurde der Unterricht endgültig aufgenommen, und 1740 konnte das erste Schulhaus am Ortsende vor dem Friedhof eingeweiht werden. Während in den Dörfern ringsum nur Winterschulen existierten, wurde in Altenglan das ganze Jahr über unterrichtet, und so besuchten auch Kinder aus Nachbarorten während des Sommers die Schule in Altenglan. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts erhielt die Schule eine dritte Klasse. An der Stelle des alten Schulhauses entstand 1828 ein größeres, neues Gebäude. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte eine vierte Klasse eingeführt werden. Ab 1962 besuchten wieder Kinder aus mehreren Nachbardörfern den Unterricht in Altenglan, als Versuche zur Einrichtung einer Zentralschule durchgeführt wurden. Die Schulreform von 1969 trennte Grund- und Hauptschule. Alle Kinder der Hauptschulen aus dem Bereich der Verbandsgemeinde wurden in den 18 Klassen des neuen Schulhauses zusammengefasst. Eine zentrale Grundschule entstand in Rammelsbach. Die Hauptschule Altenglan führte schon früh das freiwillige 10. Schuljahr ein und besitzt heute den Status einer Regionalen Schule. Für die Erwachsenenbildung besteht am Ort eine Filiale der Kreisvolkshochschule Kusel.

0.13.2.Volksfeste, kulturelle Einrichtungen und Vereinswesen

Das Dorf Altenglan feiert seit 1876 jährlich am 3. Wochenende im August seine Kirchweih. Zusätzlich gibt es noch zwei Märkte im Jahr, den "Herzdriggermarkt" am ersten Wochenende im Juni und den Weihnachtsmarkt in der zweiten Adventswoche. Zahlreiche Vereine fördern das Gemeinschaftsleben. Der "Altenglaner Carneval-Verein" zeichnet sich alljährlich durch anspruchsvolle Sitzungen aus. Das "Katastrophenorchester" ist als Juxkapelle überregional bekannt geworden. Weitere wichtige Vereine sind der "Gewerbeverein Altenglan", der DRK Ortsverein, der "Sportverein Altenglan", der "Sportfischerverein Mittleres Glantal", die "DLRG Ortsgruppe Altenglan", der "Imkerverein Altenglan", der "Gesangverein Liederkranz Altenglan".

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Am Ort praktizieren drei Allgemeinärzte, zwei Zahnärzte ein Diplompsychologe und ein Tierarzt. Im Bereich der Kranken- und Altenpflege unterstützt der "Krankenpflegeverein Altenglan" die Arbeit der Sozialstation Kusel. Der Ort besitzt am Gondersbach seitlich der Straße nach Bosenbach ein großes Warmwasserfreibad in landschaftlich schöner Umgebung.

 

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaft:

Von alters her war Altenglan ein ländlich geprägtes Dorf mit bestimmten Verwaltungsfunktionen. Heute spielt die Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle. Industrielles Gewerbe entstand schon in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, als Kalkvorkommen in der Gemarkung genutzt wurden. Der Kalkabbau kam in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg vollkommen zum Erliegen. 1835 übernahmen Kuseler Tuchhersteller die Altenglaner Mühle und richteten hier eine Walkmühle ein. Auch die Errichtung einer Drahtzieherei geht auf die Initiative Kuseler Fabrikanten zurück. Das Drahtwerk arbeitet heute nicht mehr, die Gebäude wurden inzwischen abgerissen. 1872 schloss die Gemeinde mit der Eisenbahn einen Vertrag zur Nutzung des Steinbruchs ab, und seitdem wird auch in Altenglan Schotter und Splitt für den Eisenbahn- und Straßenbau abgebaut. Ab 1952 kam es zu neuen Industrieansiedlungen, unter denen Mainmetall und ein Betonwerk hervorzuheben sind. Mainmetall stellt in einer Gießerei Legierungen von besonderer Qualität her, die für den Maschinenbau weiter verarbeitet werden, so für spezielle Wagenachsen. Im Übrigen haben sich am Ort viele Geschäfte niedergelassen, darunter auch Großmärkte.

Verkehr:

Da hier zwei größere Bäche in den Glan einmünden, war Altenglan durch die Lage an mehreren Tälern stets ein Verkehrsknotenpunkt. Die Autobahn A 62 Landstuhl-Trier führt etwa 10 km weit am Ort vorüber. Wichtigste Straße, die den Ort direkt berührt, ist die B 420, die hier das Glantal verlässt und in Richtung Kusel und Neunkirchen/Saar weitergeführt wird. Die B 423 zweigt im Ort von der B 420 ab und führt durch das mittlere Glantal über Homburg und Zweibrücken zur französischen Grenze bei Saargemünd. Durch das Tal des Reichenbachs verläuft eine Landesstraße nach Kaiserslautern. Altenglan liegt außerdem an der Eisenbahnlinie Kusel - Landstuhl, die seit 1866 besteht. Auf dieser Strecke fahren heute stündlich Züge nach Kaiserslautern und nach Kusel. Die 1904 erbaute Linie Altenglan-Staudernheim (Glantalbahn) wurde 1985 geschlossen.

Modernes Bankhaus

0.15.Persönlichkeiten

Diepurg, Nikolaus (1504-1587)

Er wurde als Sohn des letzten Erzpriesters des Glaner Stuhls in Glan-Münchweiler geboren. In Leipzig studierte er Theologie, kam 1537 als Pfarrer nach Altenglan. Zu seiner Amtszeit wurde in Altenglan die Reformation eingeführt. Diepurg war Vater von 16 Kindern aus zwei Ehen, doch nur wenige dieser Kinder überlebten den Vater.

 

Müller, Gustav Adolf (1861- 1938)

Vom Jahr 1888 an wirkte Müller 38 Jahre lang als Lehrer in Altenglan, war gleichzeitig Gemeindeschreiber. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er zum Schulrat ernannt, und er trat 1926 in den Ruhestand.

 

Schäffner, Gustav (1902 - 1969)

Von Beruf Bruchmeister in der Steinindustrie kandidierte er 1933 als SPD-Mitglied vergeblich zum Amt des Bürgermeisters. 1936 wurde er zum 2. Bürgermeister ernannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er von 1948 bis 1969 Bürgermeister in Altenglan. Auf seine Initiative hin wurde das Schwimmbad in Altenglan gebaut.

 

0.16.Nachweise

Verfasser: Ernst Schworm

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Beck, Armand: Predigt anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen Croissy-sur-Seine und Altenglan [mit französischer Übersetzung], in: Westrichkalender Kusel 2002, S. 151-154.
  • Horbach, Erich: Der Imkerverein Altenglan, in: Westrichkalender Kusel 1996, S. 219-223.
  • Jacob, Robert: Unser Kriegerdenkmal, in: Westrichkalender Kusel 1959, S. 112-115.
  • Lanzer, Rudi: Die Mainmetall-Gießerei in Altenglan, in: Westrichkalender Kusel 1967, S. 139-142.
  • Lanzer, Rudi: Ein Naturdenkmal - Zwei mächtige Ulmen, in: Westrichkalender Kusel 1975, S. 72-73.
  • Lanzer, Rudi: Partnerschaft Danbury - Altenglan, vorerst auf privater Basis, in: Westrichkalender Kusel 1982, S. 35-37.
  • Lanzer, Rudi: Partnerschaft Danbury - Altenglan perfekt, in: Westrichkalender Kusel 1983, S. 39-42.
  • Latterner, Brigitte: Das rote Fähnchen und der 1. Mai, in: Westrichkalender Kusel 1997, S. 185-188.
  • Rebennack, Heinrich: Die Steuer- und Gemeindeeinnehmerei Altenglan, in: Westrichkalender Kusel 1965, S. 44-46.
  • Schworm, Ernst / Seitz, Karl - Ernst / Seitz, Ludwig: Altenglan, Geschichte eines alten Dorfes, Altenglan 1989.
  • Seitz, Ludwig: Aus der Geschichte der Glangemeinde Altenglan, in: Westrichkalender Kusel 1991, S. 48-55.
  • Soyke, Karl Heinz und Stirnemann, Johannes: Summm, summ, summm, Bienchen summ herum - Altenglaner Imkerverein feiert 125 - jähriges Bestehen, in: Westrichkalender Kusel 2002, S. 160-167.