Offenbach-Hundheim in der Pfalz

Offenbach-Hundheim

0.1.Allgemeine Angaben

Ortsteile am Glan

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Lauterecken, bestehend aus zwei Ortsteilen

Einwohner (2000): 1419

Einwohner (2007): 1243 

Einwohner (2010):  1321

Wohnplätze: Ortsteil Offenbach und Ortsteil Hundheim

Gemarkung: 971 ha, davon 78 ha Siedlungsfläche (Ortsteil Offenbach ca. 42 ha, Ortsteil Hundheim ca. 36 ha) und 45 ha Wald

0.2.Ortsteil Offenbach

0.2.1.Lage

Innerhalb der Gemarkung der gesamten Ortsgemeinde liegt der Ortsteil Offenbach im nördlichen Bereich beiderseits des Glans, mit dem alten Ortskern jedoch links des Flusses. Hier mündet der kleine  Gölschbach in den Glan. Der Glan hat innerhalb der Gemarkung ein Gefälle von ca. 10 Metern zwischen 174 m über NN an der Grenze zur Gemarkung von Glanbrücken und 164 m an der Gemarkungsgrenze zu Wiesweiler. Oberhalb des Dorfes bildete der langgezogene Steilhang des Kesselbergs auf der linken Flussseite noch bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg eine ausgedehnte Weinberglage. Der Hang ist heute als Wald angelegt. Die Berge erreichen im Bereich rechts des Glans Höhen von fast 300 Metern (Feistenberg 292 m über NN) links des Glans von etwa 350 Metern (Trimschenberg 344 m über NN).   

0.2.2.Siedlung und Wohnung

Die katholische Kirche

Offenbach war ursprünglich ein Straßendorf auf der linken Glanseite, bei dem im Tal des Gölschbachs ein Kloster entstanden war. Erweiterungen bildeten sich nach Westen hin zum Kloster und nach Osten hin zur  rechten Seite des Flusses, wo die Klostermühle stand. 1906 entstand zwischen Dorfstraße und Glan die Eisenbahnlinie, 1938 parallel zu dieser die Umgehungsstraße der heutigen B 420. Zwischen Straße und Bahnlinie steht der ehemalige Bahnhof, heute ein Wohnhaus, an einem Verbindungsstück zwischen der alten Dorfstraße und der B 420 das ehemalige evangelische Schulhaus. Ein ehemaliges katholisches Schulhaus, erbaut 1844, stand an der Klosterstraße. Nördlich der alten Klosterkirche steht die katholische Pfarrkirche, die 1888 im neugotischen Stil erbaut wurde. Ein mittelalterliches Fachwerkhaus in der Hauptstraße mit schönem Erker blieb erhalten, darunter eine Fratze über dem ehemaligen Pranger. Neubaugebiete entstanden rechts des Glans in einer sanften Hanglage und links des Glans an steileren Berghängen, auch im Tal des Gölschbachs. Vom alten Kloster blieb lediglich ein Torso der Kirche erhalten, der im 19. Jahrhundert durch Anbauten gesichert wurde und seither als evangelische Pfarrkirche dient. Auch bei diesem Restbau der alten Klosterkirche handelt es sich um ein kunsthistorisch bedeutsames Bauwerk, an dem die Übergänge von der Romanik zur Gotik in mehreren Bauabschnitten zu erkennen sind. Gegenüber der Klosterkirche steht das alte Schaffneihaus, in dem zu nachreformatorischer Zeit das Klostergut durch Beamte der Pfalzgrafschaft Zweibrücken verwaltet wurde. Heute dient dieses Gebäude als Schwesternhaus. Ein imposanter neuer Bau gegenüber dem Hauptportal der Kirche ist das neue evangelische Gemeindehaus. Im Neubaugebiet rechts des Glans entstand 1967 ein neues Schulhaus, ursprünglich als Zentralschule für mehrere Dörfer gedacht, das jedoch inzwischen geschlossen wurde und als medizinisches Zentrum genutzt wird. Der Friedhof von Offenbach liegt im Tal des Gölschbachs an der Straße, die zu den Dörfern auf der Höhe führt. Es blieben auch zwei jüdische Friedhöfe erhalten, der alte jüdische Friedhof außerhalb des Ortes am Trimschenberg, der neue jüdische Friedhof (eingerichtet 1887) neben der ehemaligen Hauptschule. Der Sportplatz des Ortsteils Offenbach liegt am Ende des Neubaugebiets rechts des Glans.

0.2.3.Wüstungen

Ein Teil der heutigen Gemarkung von Offenbach gehörte im Mittelalter zu der Gemarkung des untergegangenen Dorfes Niederaschbach. Dieses Dorf lag im Tal des Aschbachs, der zwischen Offenbach und Wiesweiler in den Glan mündet. (Vgl. Aschbach)

0.2.4.Name

Nach Dolch und Greule geht das Bestimmungswort Offen- auf einen Personennamen Offo oder Uffo zurück. Demnach habe es sich um eine frühere Siedlung am Bach des Offo oder Uffo gehandelt. Zum ersten Mal erscheint der Name in einer Urkunde von 1150 als Offenbach. Bei der gleichlautenden Nennung von 1135 handelt es sich um eine Fälschung aus dem 13. Jahrhundert. Weitere Namensformen sind: Ophimbach (1215), Ovphenbach (1255), Uffinbach (1259), Offembach (1343).

0.2.5.Wappen

Das Wappen der früheren selbständigen Gemeinde Offenbach ist auch das Wappen der heutigen Ortsgemeinde Offenbach-Hundheim. Bei Debus wird dieses Wappen wie folgt beschrieben: „In Blau ein silberner Schrägwellenbalken, begleitet oben von einem sechsstrahligen Stern, unten von einer goldenen Rose.“  (Debus 1988 S. 166)  Stern, Rose und Wellenband waren schon die Kennzeichen eines Offenbacher Gerichtssiegels aus dem 16. Jahrhundert. Dieses Gerichtssiegel diente als Vorlage bei der Erstellung des Wappens im Jahre 1934, wobei der Gemeinde die Wahl der Farben freigestellt wurde. Es wurde durch das preußische Ministerium des Innern bereits genehmigt. Die Weiterführung für die 1968 neu gegründete Ortsgemeinde Offenbach-Hundheim bestätigte die Bezirksregierung Neustadt im Jahre 1976.

0.3.Abriss der Ortsgeschichte

0.3.1.Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit

Nach zahlreichen vorgeschichtlichen Funden in der weiteren Umgebung von Offenbach ist zu schließen, daß die direkte Umgebung des Dorfes ebenfalls während der Bronze- und der Eisenzeit, vielleicht auch schon während der jüngeren Steinzeit bewohnt war. Funde aus der gallo-römischen Zeit hat Offenbach selbst aufzuweisen, einen Grabstein, einen Hausaltar und eine Handmühle. Diese Funde wurden früher in der ehemaligen Propsteikirche ausgestellt, und sie werden heute in einem Lapidarium nahe der Kirche aufbewahrt.

0.3.2.Mittelalter

Tympanon der katholischen Kirche

Es ist nicht mehr festzustellen, wann das heutige Dorf Offenbach gegründet wurde. Für die Ortsnamen mit dem Grundwort -bach können wir einen weit gefassten Zeitraum für die Siedlungsentstehung annehmen, und es ist wenig sinnvoll, über ein genaues Entstehungsdatum des Ortes zu spekulieren. Mit Sicherheit wissen wir, dass es 1150 den Ort gab. Doch da kann er schon verhältnismäßig alt gewesen sein. Nach der Ersterwähnungsurkunde bestätigte Erzbischof Heinrich von Mainz (1142-1153) dem Edelfreien Reinfried, dass er dem Kloster Sankt Vinzenz in Metz ein Stück Land geschenkt hatte. Ein Sohn von Reinfried war in das Kloster Metz eingetreten. Das verschenkte Land lag bei dem Dorf Offenbach am Glan, und auf ihm sollte bald ein neues Kloster entstehen, ein Filialkloster der Abtei St. Vinzenz in Metz. Reinfried wurde Vogt über das von ihm gestiftete Kloster, und es stand ihm die Gerichtsbarkeit über die Märkte in Offenbach zu. In dem Dorf gab es damals vier Märkte im Jahr, die am Neujahrstag, an Ostermittwoch, am Pfingstsonntag und an Mariä Geburt (8. September) abgehalten wurden. Nach einer späteren Inschrift im Kloster Offenbach wurde der Stifter Reinfried als ein Reinfried von Rüdesheim angesehen. Dabei dachte man weniger an die Stadt Rüdesheim am Rhein als an das Dorf Rüdesheim in der Nähe von Bad Kreuznach. Allerdings zweifeln die Historiker daran, ob Reinfried wirklich aus Rüdesheim kam. Dass er selbst an einem Kreuzzug teilgenommen und nach geglückter Rückkehr auf Grund eines Gelübdes das Kloster gestiftet hatte, ist zumindest eine schöne Legende. Auf jeden Fall können außer dem Mönch in Metz  keine weiteren Nachkommen dieses Reinfried nachgewiesen werden. (Vgl. Fabricius 1905 S. 114 ff.)

Offenbach gehörte im Mittelalter zu dem Hochgericht auf der Heide, in dem die Wildgrafen die Gerichtsbarkeit ausübten. Nach einem Rechtsweistum von 1318 müsste aber das Kloster Offenbach eigene Befugnisse und sogar eine eigene Rechtsprechung erhalten haben. Als Gerichtsherr fungierte damals Wenz von Moilenstein (Mühlenstein), ein Vasall der Wildgrafen. Durch Weistümer aus dem 16. Jahrhundert erfahren wir aber, dass das „Offenbacher Recht“ im Laufe der Jahrhunderte nach und nach eingeschränkt wurde. Im Jahre 1330 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer (1314-1347) dem Ort das Stadtprivileg nach dem Recht der Stadt Kaiserslautern. Dieses wurde nur bedingt wahrgenommen, indem die Bürger auf die Anlage großer Befestigungen verzichteten. Im Zuge der Entwicklung des wildgräflichen Hauses gehörte Offenbach dann während des 15. Jahrhunderts zu dem Amt Grumbach. Die dort residierenden Wildgrafen (später Rheingrafen) sahen sich als die Nachkommen des Reinfried an und versuchten infolgedessen auch das Marktrecht auszuüben. Dagegen setzte sich der Propst zur Wehr. Die Vogtei über das Kloster ging 1479 an die Pfalzgrafen (Herzöge) von Pfalz-Zweibrücken über. 1486 kam es zu einem Vertrag zwischen dem Kloster und den Wildgrafen, in dem die beiderseitigen Rechte genau festgelegt wurden. Danach konnte die Propstei ihre alten Eigenrechte weitgehend behaupten, während die Bewohner ganz dem wildgräflichen Haus unterworfen waren. Der Propst musste nach dem Vertrag einer althergebrachten Pflicht weiter nachkommen, nämlich den Galgen zu liefern.

0.3.3.Neuzeit

Ein Pranger aus der guten, alten Zeit

Aus den Weistümern der Jahre 1515 und 1519 ersehen wir, dass die Bewohner ganz dem Grafen von Grumbach unterworfen blieben. Die Pfalzgrafen von Zweibrücken verzichteten indessen nicht auf ihr Schutzrecht über die Propstei. Damit unterstand der Ort grundsätzlich zwei Herrschaften, das Kloster der Pfalzgrafschaft und der übrige Marktflecken den Wild- und Rheingrafen. Wohl war noch auf das alte Offenbacher Recht die Zusammensetzung der Schöffen zurückzuführen, sieben mussten von Offenbach gestellt werden und sieben weitere von Grumbach. Grundherren von Offenbach waren jetzt noch immer die Herren von Mühlenstein, die bald von den Herren Cratz von Scharfenstein abgelöst wurden. Diese Cratz von Scharfenstein waren auch die Stellvertreter der Rheingrafen im Eßweiler Tal. Als 1656 die Rheingrafen die Propstei von deren Mutterkloster, der Abtei Sankt Vinzenz zu Metz abkaufen wollten, scheiterte dies an dem Widerspruch der pfalzgräflichen Schutzherren. 1609 wurde das ungenutzte Stadtprivileg von 1330 durch die Grafen Johann den Jüngeren von Grumbach und Adolf von Rheingrafenstein erneuert. Danach sollten alle Bürger und Einwohner des Fleckens Offenbach samt Weibern und Kindern von aller Leibeigenschaft in Ewigkeit befreit und ledig sein. (Vgl. Fabricius 1905 S. 118)

Im Dreißigjährigen Krieg hatte auch Offenbach viel zu leiden, und wir kennen sogar mehr Einzelheiten des Geschehens als von den meisten anderen Orten. In den Rechnungen der Klosterschaffnei hat der Schaffner manche Begebenheit aufgezeichnet, worüber verschiedene heimatgeschichtliche Veröffentlichungen vorliegen (Zink 1929, Baum 1926/27) Beispielsweise heißt es 1628: „Das Kloster wird immer häufiger von reisenden Herrschaften und durchziehenden Soldaten und Reitern in Anspruch genommen. 1629: Der Wein ist mir von den Colaltischen Reitern, so acht Tage im Kloster Quartier genommen, ausgesoffen worden.“ 1630: „Ist abermal etlich Kriegsvolk durchgezogen, derohalben der Landschreiber zu Lichtenberg und Amtsknecht zu mir ins Kloster über Nacht eingekehrt, die Offiziere um gute Disziplin anzusprechen.“ 1631: „Zu Hohenroth hat das Kloster ein Erbhofgut. Die Leut aber sind gestorben, deren Kinder verdorben, etliche an anderen Ort gezogen und liegt das Gut noch ungebaut.“ 1633: „Die drei Weiherlein des Klosters wurden durch die Soldaten mit Quecksilber verderbt.“ 1635: alle Pferde sind sowohl den Klösterlichen als den Fürstlichen Untertanen durch die schwedische und kaiserliche Soldateska abgenommen. ... Die Leibeigenen des Klosters sind mehrenteils gestorben und verdorben. Insgesamt ist festzuhalten, daß durch die Kriegsereignisse und durch Krankheit ein großer Teil der Bewohner ums Leben kam. Der Wiederaufbau zog sich lange hin, und nur allmählich wurde der Ort neu besiedelt. Dann hatte Offenbach wieder unter den Kriegen des französischen Königs Ludwig XIV. zu leiden. Aber im 18. Jahrhundert waren die Einwohnerzahlen aus der Zeit vor den bösen Kriegen bald wieder erreicht.

Keineswegs galt es alle die Jahrhunderte hindurch als ein guter Zustand, dass der Ort Offenbach im Besitz der Rheingrafen war, dass aber die Propstei mit allen ihren Besitzungen, seit der Reformationszeit die Kirchenschaffnei, unter dem Schutz der Pfalzgrafen von Zweibrücken stand. So kam es im Jahre 1754 zwischen Pfalzgraf (Herzog) Christian von Pfalz-Zweibrücken und Rheingraf Karl Walrad Wilhelm zu einem Vertrag, der diesen Zustand beendete. Die Pfalzgrafschaft übergab die Kirchenschaffnei Offenbach mit allen ihren Besitzungen, außerdem die Dörfer Hundheim, Nerzweiler, Oberweiler, Hinzweiler und Aschbach der Rheingrafschaft und erhielt dafür von der Rheingrafschaft deren dritten Anteil an Alsenz und die ganzen Dörfer Hochstetten, Winterborn und Niederhausen. Diese Besitzverhältnisse dauerten fort bis zum Ende der alten Feudalherrschaft im Zusammenhang mit der Französischen Revolution.

0.3.4.Neueste Zeit

Die Fratze des Prangers

Während der Zeit der Französischen Revolution und der Regierungszeit des Kaisers Napoleon wurde das linksrheinische Deutschland von Frankreich annektiert. Dabei beseitigten die Franzosen alle bis dahin bestehenden Landesgrenzen und gründeten neue Départements. Grob gesehen bildete der Glan die Grenze zwischen dem Saardépartement und dem Département Donnersberg. Offenbach wurde nun als ein Ort der hauptsächlich links des Glans lag innerhalb des Départements Saar und innerhalb des Kantons Grumbach Sitz einer Mairie (Bürgermeisterei), zu der auch die Dörfer Wiesweiler, Buborn, Deimberg, Niedereisenbach (Ortsteil von Glanbrücken), St. Julian, Eschenau und Niederalben gehörten. Nach dem Sieg über Kaiser Napoleon entstand durch den Wiener Kongress nach einer gewissen Übergangszeit  wiederum eine neue Grenzziehung. Zwischen 1816 und 1834 gehörte Offenbach zu dem Fürstentum Lichtenberg (Kreis St. Wendel) des Fürstentums Sachsen-Coburg, anschließend bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zu dem Königreich Preußen. Die Mairie war aufgelöst, Offenbach lag nun im Amt Grumbach der preußischen Rheinprovinz. Durch die Abtrennung des Saargebietes vom Deutschen Reich ergab sich die Situation, dass der Kreis St. Wendel aufgeteilt wurde in den saarländischen Kreis und in den preußischen so genannten Restkreis St. Wendel-Baumholder. Dieses Gebilde wurde 1937 mit dem bis dahin oldenburgischen Kreis Birkenfeld vereinigt. Die Situation änderte sich zunächst nicht, als nach dem Zweiten Weltkrieg das Land Rheinland-Pfalz gegründet wurde. Das Amt Grumbach blieb bis zur Gebiets- und Verwaltungsreform von 1968 innerhalb des Landkreises Birkenfeld erhalten. Dann entstand die Verbandsgemeinde Lauterecken, der 1972 die meisten Dörfer des früheren Amtes Grumbach angeschlossen wurden, auch Offenbach. 

0.4.Wahlergebnisse in Prozent

Offenbach
Reichstag 1930
SPDDNVZentr.KPDDVPCSVDSPRPMNSDAPBauern
25,00,113,01,89,41,610,13,4 26,06,5
Ortsgemeinde
SPDCDUFDPGrüneLinkeSonst.
Landtag 200153,421,47,13,9---14,1
Landtag 200656,518,07,85,05,57,2
Landtag 201143,424,73,414,55,28,8
Bundestag 200250,725,18,98,5---6,8
Bundestag 200543,823,610,96,49,35,8
Bundestag 200930,721,112,67,418,49,9
Bundestag 201335,630,02,75,86,012,1

0.5.Zeittafel

1150Ersterwähnung / Gründung eines Filialklosters der Abtei St. Vinzenz in Metz
1220Beginn des Baues der Propsteikirche
1318Rechtsweistum von Offenbach
1330Erstmalige Verleihung der Stadtrechte durch Ludwig den Bayern
1479Die Pfalzgrafen von Zweibrücken übernehmen Vogtei über das Kloster, das Dorf bleibt bei der Wild- und Rheingrafschaft
1486Vertrag zwischen dem Kloster und den Wildgrafen
1515/1519Zwei neue Weistümer aus Offenbach
1535Auflösung des Klosters, St. Julian Mutterkirche von Offenbach
1656Die Rheingrafen bemühen sich vergeblich um den Ankauf der Propstei
1609Erneuerung des Stadtprivilegs
1754Der frühere Klosterbesitz im Besitz der Wild- und Rheingrafschaft
1800Offenbach wird eine Mairie im Kanton Grumbach, im Arrondissement Birkenfeld und im Departement Saar der Französischen Republik
1816Offenbach im Fürstentum Lichtenberg von Sachsen-Coburg
1834Offenbach gehört zu Preußen (Kreis St. Wendel, Amt Grumbach)
1937Offenbach im Kreis Birkenfeld
1946Offenbach im Land Rheinland-Pfalz
1972Offenbach Ortsteil der Ortsgemeinde Offenbach-Hundheim in der Verbandsgemeinde Lauterecken

0.6.Religiöse Verhältnisse

Wann in Offenbach zum ersten Mal eine Kirche erbaut wurde, ist nicht bekannt. Mit Sicherheit wissen wir, daß vor der Kirche, deren Überreste bis heute erhalten blieben, am selben Ort eine romanische Kirche stand, deren Fundamente bei den Renovierungsarbeiten von 1963 entdeckt wurden. Nach der Schenkungsurkunde von 1150 soll auf dem von Reinfried gestifteten Gut sogar eine "Cella" bestanden haben. Wiewohl das Kloster der Abtei in Metz gestiftet worden war, unterstand es im Sinne der Kirchenorganisation dem Erzbistum Mainz. Die Kirche war der Jungfrau Maria geweiht. Sie entstand in ihren Ursprüngen um das Jahr 1225 (Romanischer Chor und Apsiden) und wurde in mehreren zeitlich voneinander abgesetzten Bauabschnitten fortgeführt. Durch die verhältnismäßig lange Baugeschichte lassen sich unterschiedliche Stilelemente aus dem Übergang von der Romanik zur Gotik deutlich unterscheiden. Das Querhaus, im Süden nach französischem Vorbild und im Norden entsprechend der Eigenentwicklung in Deutschland, war um 1250 vollendet, das Langhaus, in seiner Ausführung der Klosterkirche in Otterberg verwandt, um 1300. Zuletzt entstand der achteckige Vierungsturm, der in seiner Konzeption dem Vierungsturm des Domes von Limburg a. d. Lahn verwandt ist. Der Konvent wurde im Zuge der Reformation nach hartnäckigem Widerstand des Propstes aufgelöst. Das Klostervermögen kam in den Besitz der Pfalzgrafen (Herzöge) von Pfalz-Zweibrücken, die es durch eine Schaffnei verwalten ließen. Die örtliche Kirchengemeinde wurde nun bis zum Jahr 1800 von der lutherischen Kirchengemeinde Sankt Julian mitbetreut. Nachdem sich ab dem Ende des 17. Jahrhunderts auch wieder katholische Christen im Ort niedergelassen hatten, diente das große Gotteshaus als Simultankirche. Allerdings geht aus einer neuesten Veröffentlichung hervor, dass es im 18. Jahrhundert neben der Klosterkirche eine „Stadtkirche“ gab, über die Nachforschungen anzustellen wären. [Vgl. Hein 2000] Das Gebäude der Propsteikirche verfiel nach und nach, und das ungenutzte Langhaus wurde von der Zeit der Französischen Revolution an sogar als Steinbruch benutzt. Schließlich standen nur noch die Vierung mit dem Vierungsturm  und der Chor mit den Apsiden. Aber dieser Restbau drohte einzustürzen. In der Frage für entweder einen totalen Abriss oder für eine Erneuerung entschieden sich die Verantwortlichen dafür, den Rest des Gebäudes zu retten. So entstand 1894 ein neuer Abschluss, und die noch vorhandenen Teile des ursprünglichen Gebäudes blieben erhalten. Ein besonderes Verdienst in dieser Entwicklung war dem damaligen evangelischen Pfarrer und späteren Superintendenten Karl Georg Merz zuzuschreiben. Weitere umfangreiche Restaurationsarbeiten erfolgten in den Jahren von 1962 bis 1970 unter der Hauptverantwortung von Pfarrer Erich Renk.

Bereits 1884 wurde nördlich der Propsteikirche die katholische Pfarrkirche Peter und Paul erbaut, so dass die Evangelische Pfarrgemeinde die Klosterkirche wieder als eigene Pfarrkirche übernehmen konnte. Die nachreformatorische katholische Pfarrei in Offenbach wurde 1684 als Filiale von Lauterecken gegründet. Bis heute wohnen die meisten ihrer Mitglieder in Offenbach selbst, nur wenige in den benachbarten Dörfern. Etwa 15 % der gesamten Bevölkerung bekannten sich vor dem Zweiten Weltkrieg zu der katholischen Konfession. Es besteht zwischen den beiden christlichen Konfessionen ein gutes Einvernehmen, immer wieder kommt es zu ökumenischen Veranstaltungen. Die evangelische Pfarrei, zuvor Filiale von St. Julian, erhielt 1800 den Status einer selbständigen Kirchengemeinde. Ihr gehörten einige Filialgemeinden in der Umgebung an. Nach 1815 kam es infolge der politischen territorialen Veränderungen zu einer Neuordnung. Offenbach, Niedereisenbach (Ortsteil von Glanbrücken) und Wiesweiler bilden seither eine gemeinsame Kirchengemeinde. Seit 1950 besteht in Offenbach das Evangelische Rentamt des Kirchenkreises St. Wendel, das dessen Finanzen verwaltet. Bis zur Vertreibung und Ermordung der Juden während der nationalsozialistischen Zeit lebten in Offenbach Jahrhunderte hindurch auch viele Juden. Erste Juden sind im 16. Jahrhundert nachzuweisen. Von kaum mehr als 400 Einwohnern im Jahre 1800 bekannten sich etwa 100 zum mosaischen Glauben. Die meisten in Offenbach lebenden Juden waren Geschäftsleute, die großen Anteil hatten am Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens. Das zahlenmäßige Verhältnis zwischen jüdischer und christlicher Bevölkerung hatte sich schon vor der Nazizeit verändert. 1938 lebten in Offenbach 33 Juden in acht Familien. Es gab eine Synagoge (erbaut 1832) und eine jüdische Schule am Ort im Bereich des heutigen Marktplatzes. Die Gemeinde Offenbach kaufte 1936 die Synagoge an, in der schon länger kein Gottesdienst mehr gehalten wurde, und die durch diesen Ankauf während des Pogroms von 1938 vor der Niederbrennung bewahrt wurde. Dennoch wurde das auch baugeschichtlich beachtenswerte Gebäude 1955 abgerissen. An seiner Stelle entstand das heutige Gemeindehaus.

Propsteikirche, zumeist Abteikirche genannt[Bild: Ernst Schworm]

0.7.Bewohner

Der Ort Offenbach kam schon während des hohen Mittelalters durch die Gründung der Propstei zu besonderem Ansehen. Die Propstei selbst besaß das Recht zum Abhalten der Märkte, und die Märkte von Offenbach erlangten früh überörtliche Bedeutung. Darüber hinaus gab es während des hohen und späten Mittelalters eine rege Wallfahrt. Dies bedeutet, dass das Berufsbild der Bewohner durch den Handel geprägt war. Es gab aber auch Landwirte wie in allen anderen Orten, doch hier in Offenbach erfuhr die Landwirtschaft durch die zahlreichen Weinberge eine besondere Ausprägung. Wie schon bemerkt, erlitt die Bevölkerung während des Dreißigjährigen Krieges und auch durch die Kriege Ludwigs XIV. empfindliche Verluste. Wegen des relativ hohen Anteils katholischer Bewohner ist anzunehmen, dass gerade durch die Peuplierungs- oder Siedlungspolitik der Franzosen zu dieser Zeit Zuwanderer aus Frankreich in Offenbach angesiedelt wurden. Die Bevölkerung stieg in verstärktem Maße vor allem durch hohe Kinderzahlen weiter an, und im Verlauf des 18. Jahrhunderts kam es in beträchtlichem Ausmaß zu Auswanderungen, die sich auch im 19. Jahrhundert fortsetzten. Bevölkerungsverluste entstanden später durch die beiden Weltkriege, 31 Kriegstote im Ersten Weltkrieg, 58 im Zweiten Weltkrieg. Abgesehen von leichten Bevölkerungsrückgängen vor und nach dem Ersten Weltkrieg ist trotz der Auswanderungen während des 19. und 20. Jahrhunderts ein beständiger Anstieg der Bevölkerungszahlen festzustellen. Wiewohl viele Bewohner in der einheimischen Geschäftswelt und im einheimischen Gewerbe beschäftigt sind, muss der weitaus größte Teil der unselbständigen Erwerbstätigen zur Arbeit auspendeln. Somit hat auch Offenbach weitgehend den Charakter einer ländlichen Wohngemeinde, allerdings mit aufstrebendem Fremdenverkehr.

0.8.Einwohnerzahlen, 2007 gesamte Ortsgemeinde

181518601900190519251930195819882007
466749833751819825100714191243

0.9.Bevölkerungszahlen nach den religiösen Verhältnissen (Quelle Voß 1993)

gesamtev. kath.isr.
192879364611631
192981565513030
193082566912529
193180564313329

0.10.Schulen, Kultur, Vereinswesen

0.10.1.Schulen

Das Schulwesen erfuhr allgemein seit der Reformationszeit einen Aufschwung und kam während des Dreißigjährigen Krieges wieder zum Erliegen. Über die Anfänge der Schule in Offenbach liegen schon aus dem 16. Jahrhundert Nachrichten vor, nach denen die Kinder zu einem Schulmeister Johannes Matthias Faber in die lutherische "Kinderlehre" kommen mussten. 1692 unterrichtete Lehrer Pauly Schmidt. Im 18. Jahrhundert bestand durchgehend eine Winterschule. Es kam beständig zwischen Lehrern und Gemeinde zu Streitereien wegen der Lehrerbesoldung. Unterrichtet wurde in einem Privathaus mit sehr kleinen Fenstern, und dem Winterlehrer stand eine sehr kleine Wohnung in der Klosterstraße zur Verfügung. Im 19. Jahrhundert bestanden drei Schulen in Offenbach, eine evangelische, eine katholische und eine jüdische. Vor der Gründung einer katholischen Schule in Offenbach zu Beginn des 19. Jahrhunderts besuchten katholische Schüler den Unterricht ab 1720 in Hundheim und ab 1750 in Niedereisenbach. Erst 1855 ließ die Gemeinde ein katholisches Schulhaus erbauen, in dem auch Schüler aus den benachbarten Dörfern unterrichtet wurden. Das Gebäude wurde 1905 erweitert. Heute sind in diesem Haus Wohnungen untergebracht. Von 1937 bis zum Kriegsende gab es keine konfessionellen Schulen. 1945 wurde die „Christliche Konfessionsschule“ eingeführt. Zwischen 1952 und 1954 gab es in der katholischen Schule sogar zwei Klassen. Neben der Synagoge entstand bereits 1832 das jüdische Schulhaus, in dem allerdings nur dann Unterricht stattfand, wenn auch ein jüdischer Lehrer angestellt war. So dies nicht der Fall war, mussten die jüdischen Schüler den Unterricht in der evangelischen Schule besuchen. Ab 1808 begann der Ganzjahresunterricht in der evangelischen Schule mit Lehrer Andreas Dessauer aus Sachsen, der musikalisch sehr begabt war. 1834 ließ die Gemeinde ein neues Schulhaus mit einer besseren Wohnung für den Lehrer bauen. In diesem Haus waren später Finanzamt und evangelisches Gemeindehaus untergebracht, es wurde 1981 bis 1984 durch den Neubau des evangelischen Gemeindehauses ersetzt. Lehrer Dessauer starb noch 1834. Nun unterrichtete sein damals 18-jähriger Sohn Karl Andreas. Bis zur Einführung einer zweiten Lehrerstelle im Jahre 1875 musste der jüngere Dessauer zeitweilig 120 Kinder in einer Klasse unterrichten. Ihm folgte in der dritten Generation Karl Adolf Dessauer. 1902 entstand ein neues evangelisches Schulhaus mit drei Klassenräumen und zwei Lehrerdienstwohnungen. Doch nur 1937/38 und 1966/67 wurden dritte Klassen geführt. 1957/58 erfolgten umfangreiche Erweiterungen. Im evangelischen Schulhaus wurden nun auch Berufsschulklassen unterrichtet, und gleichzeitig kam es zur Einrichtung eines Kindergartens.

Im Zug der Bestrebungen zur Einrichtung von zentralen Schulen nach 1960 entstanden Pläne zum  Bau eines Schulhauses für eine "Verbandsschule Offenbach" als Christliche Gemeinschaftsschule für evangelische und katholische Schüler aus Offenbach und aus den  Dörfern der Umgebung, die damals noch zum Kreis Birkenfeld und damit zum Regierungsbezirk Koblenz gehörten. Das neue Schulhaus wurde 1967 eingeweiht und entsprechend der Planungen eingerichtet. Inzwischen kam es jedoch zur Gebietsl- und Verwaltungsreform und zum Zusamenschluss der Gemeinden Offenbach und Hundheim  zur neuen Ortsgemeinde Offenbach-Hundheim. Es entstand zunächst die Hauptschule Offenbach-St. Julian mit Hauptschulklassen in beiden Orten, 1974 dann die Hauptschule Offenbach Lauterecken, ebenfalls mit Klassen an beiden Orten. Nachdem 1995 in Lauterecken ein neues großes Hauptschulgebäude entstanden war, wurde die neue Schule Offenbach als Schulgebäude aufgegeben und verkauft. Seitdem besuchen alle Hauptschüler der Verbandsgemeinde Lauterecken die Hauptschule am Sitz der Verbandsgemeinde. Die Grundschüler aus Offenbach werden in St. Julian unterrichtet. Das neue Schulhaus in Offenbach dient seither als medizinisches Zentrum. Ein nahe gelegenes Gymnasium können Schüler aus Offenbach in Lauterecken besuchen. Weitere Möglichkeiten bieten sich an in Kusel und in Meisenheim. Die nächst gelegene Universitätsstadt ist Kaiserslautern. 

Ehemaliges Schulhaus

0.10.2.Feste und Brauchtum

Kirchweih und Markt werden am 2. Wochenende im Mai gefeiert. Ein großes Winzerfest von überörtlicher Bedeutung im September erinnert noch an die Zeit, als in Offenbach in großem Umfang Weinbau betrieben wurde. Ein Weihnachtsmarkt wird am 2. Samstag im Dezember abgehalten.

0.10.3.Vereine in der gesamten Ortsgemeinde

Angelsportverein, Evangelischer Posaunenchor und Kirchenchor, Flötengruppe, Förderverein der Feuerwehr, Gemischter Chor Hundheim, Judoclub, Katholischer Kirchenchor, Männergesangverein, MC Glantal Riders, Pfälzerwaldverein, Tennisclub, Theaterverein, Turnverein, Verein für Rasenspiele, Vereinsgemeinschaft, Verkehrsverein, Vogelschutzverein, Waldbauverein, Landfrauenverein, SPD-Ortsverein, DRK, Förderverein des Kindergartens, Höllen-Teufel, VdK.

0.11.Gesundheits- und Sozialwesen

Das Schaffneihaus

Im Ort gibt es drei Allgemeinärzte, einen Zahnarzt und eine Apotheke. Außerdem besteht das Medizinische Zentrum in der früheren Hauptschule mit Psychotherapie, Krankengymnastik, Rehabilitation, Ergotherapie, Sauna und Bewegungsbad. Die nächsten Krankenhäuser sind die Westpfalzkliniken in Kusel und in Kaiserslautern, sowie das Krankenhaus Meisenheim.  Zuständige Sozialstation  ist die von Lauterecken. Die Gemeinde unterhält in der Hauptstraße einen Kindergarten.

0.11.1.Wirtschaft und Verkehr

Neben der Landwirtschaft und dem Weinbau war in Offenbach seit jeher das Geschäftsleben von großer Bedeutung. Ältester Industriebetrieb war zweifellos die Klostermühle, die nach Auflösung des Klosters von den Pfalzgrafen von Zweibrücken im Erbbestand vergeben wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Mühlrad durch eine Turbine ersetzt, die Gemeinde übernahm die Mühle und begann für kurze Zeit Strom zu produzieren. 1907 kam der Betrieb wieder in Privatbesitz, produzierte etwa ab 1920 nur noch Elektrizität, ab 1928 nur noch für das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE). Seit etwa 1993 werden die Gebäude in Privatinitiative von Grund auf renoviert. Weitere Produktionsbetriebe gab es früher in Offenbach nicht. In neuerer Zeit entstand jedoch rechts des Glans eine Elektrogerätefabrik. Weiterhin gibt es viele Einzelhandelsgeschäfte, und Offenbach gilt als ein kleines Einkaufszentrum. Der Tourismus entwickelt sich in erfreulicher Weise. Es gibt gepflegte Gaststätten und Pensionen. Offenbach liegt an der B 420 Oppenheim - Neunkirchen / Saar. Nach Süden hin zweigt die L 273 ab, die Offenbach mit dem Lautertal verbindet. Eine Kreisstraße (K 63) führt zu den Dörfern auf den Höhen links des Glans. Die Autobahnauffahrten Kusel und Kaiserslautern sind 20 bzw. 35 km weit entfernt. Seit 1906 lag Offenbach an der Eisenbahnlinie Bad Münster am Stein - Homburg, die um 1985 nach und nach stillgelegt wurde. Nächste Bahnhöfe sind  heute die von Lauterecken (5 km) und Altenglan (12 km). 

Ehemaliger Bahnhof

0.12.Persönlichkeiten

Gauch, Sigfrid

geb. 1945 in Offenbach. Schriftsteller, Pädagoge und Germanist, Promotion 1985, seit 1991 Referatsleiter im Ministerium für Bildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz. Veröffentlichungen u. a.: Vaterspuren (1979), Friedrich Joseph Emerich - ein deutscher Jakobiner (1986), Buchstabenzeit (Gedichte 1987), Zweiter Hand (Roman 1987)

Renner, Erich

geb. 1936 in Offenbach. Professor für Erziehungswissenschaften an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt. Veröffentlichte neben wissenschaftlichen Abhandlungen auch belletristische Arbeiten.

0.13.Ortsteil Hundheim

0.13.1.Lage

Im Bereich der beiden Ortsteile von Offenbach-Hundheim liegt der Ortsteil Hundheim südlich des Glans im Tal des Talbachs, der hier in den Mühlkanal der Klostermühle von Offenbach einmündet. Im Glanbett bei der Brücke zwischen Offenbach und Hundheim wird die Höhe 171,3 m über NN gemessen. Der Talbach hat von der Gemarkungsgrenze bei Nerzweiler her bis zu seiner Mündung ein Gefälle von fast 10 Metern Höhenunterschied. Die Berge beiderseits des Talbachs erreichen im Osten Höhen von fast 300 Metern (Feistenberg 290 m) und im Westen von ca. 250 Metern (Dumpf 244,9 m NN).

0.13.2.Siedlung und Wohnung

Hundheim liegt im Glantal und am untersten Lauf des Talbachs. Der Ort war ursprünglich ein Straßendorf an einer Straße, die sich in einem Bogen vom Glantal her (Weg zur Hirsauer Kirche) zum Talbach hinzog. Das Dorf erweiterte sich zunächst zum südöstlichen Berghang hin und zur Glanbrücke, dann im Fortgang der ursprünglichen Straße in Richtung Nerzweiler, schließlich am östlichen Berghang in einem Neubaugebiet. Markantestes Gebäude ist die außerhalb des Ortes im westlichen Glantal gelegene Hirsauer Kirche aus dem frühen 12. Jahrhundert inmitten des alten Friedhofs. In der Straße, die zur Kirche hinführt, steht das ehemalige Schulhaus mit Jugendstilelementen, erbaut 1907. Als Besonderheit gilt auch ein Bauernhaus in der Hirsauer Straße, das erst 1926 erbaut wurde und in Anlage und Gestaltung von den Bauernhäusern der Westrich-Landschaft abweicht. Der Ortsteil Hundheim besitzt einen eigenen Sportplatz, er liegt in der Nähe der Hirsauer Kirche.

0.13.3.Wüstungen

Ein Teil der Gemarkung von Hundheim gehörte im Mittelalter zu der Gemarkung des untergegangenen Dorfes Niederaschbach. Dieses Dorf lag im Tal des Aschbachs, der zwischen Offenbach und Wiesweiler in den Glan mündet. (Vgl. Aschbach) Zwischen Hundheim und Nerzweiler rechts des Talbachs gab es früher ein kleines Dorf  "Letzweiler", das nach dem Dreißigjährigen Krieg nicht mehr genannt wurde. Allgemein wird auch von einem Dorf Hirsau rings um die Hirsauer Kirche gesprochen. Wahrscheinlich war Hirsau nie ein richtiges Dorf, sondern lediglich der geistliche und weltliche Mittelpunkt des gesamten Tals, wobei nur Herrenhaus, Pfarrhaus, Gebäude für das Personal und Wirtschaftsgebäude im Umkreis der Kirche standen. Immerhin erscheint diese „Wüstung“ schon seit 1150 in Urkunden: Hornesowe (1150 Reinfriedurkunde), Hurnishowen (1196), Hurresouwe (1289) usf. (Vgl. Dolch/Greule 1994 S. 215) Dabei soll der Name nicht, wie vielfach erwähnt, auf eine „Hirschau“ zurückzuführen sein, sondern auf die Au (Wiesengelände am Wasser) eines Mannes mit dem frühfränkischen Namen Hurni, wobei dieser Name sonst nicht belegt ist.

0.13.4.Name

Die Ortsnamenforschung nimmt an, dass der heutige Ortsteil Hundheim der Ortsgemeinde Offenbach- Hundheim ursprünglich Glana oder Glene hieß, vielleicht Neuenglan im Unterschied zu Altenglan. Jedenfalls wird der Ort in einer Urkunde von 870, überliefert in einer Kopie aus dem 10. Jahrhundert, als Glena bezeichnet. Der Name Glene erscheint dann in einem (verschollenen) Urbar (Güterbuch) von Prüm aus dem Jahre 893, von dem u. a. eine Abschrift von 1222 erhalten geblieben ist. Um dieses Glene entstand eine wissenschaftliche Diskussion, die erst jetzt einen gültigen Abschluss findet. U. a. bezog Ernst Christmann dieses Glene des Urbars auf Altenglan. Alfred Wendel wollte eine Identität mit Medard erkennen. (Vgl. unten: Geschichte, Mittelalter). Beides kann nicht zutreffen, da Altenglan damals ein Besitz des Erzbistums Reims bzw. der Abtei Saint Remi war und Medard Besitz des Bistums Verdun war. Eine Namensveränderung vollzog sich im 12. Jahrhundert insofern, als Glene-Hundheim Sitz eines Untervogts wurde, im damaligen Sprachgebrauch als „Hun“ bezeichnet. Entsprechend erscheint in der Urkunde des Reinfried von 1150 (Vgl. Offenbach) der Name „Huntheim“, während der Ort in einer Urkunde von 1310 noch immer als Glana bezeichnet ist. Demnach hat sich die Namensumwandlung nur allmählich vollzogen. Weitere Nennungen sind Huntheym (1363), Hontheim (1436), Hundtheim (1480), Hontum (1515). Der ursprüngliche Name Glene bezog sich also auf den keltischen Gewässernamen Glan, der spätere und heute noch gültige Name Hundheim hingegen ist als ein Ort mit dem Verwaltungssitz des Hun zu deuten.

0.13.5.Wappen

Die früher selbständige Gemeinde Hundheim führte kein eigenes Wappen. Gültiges Wappen ist daher das Wappen der heutigen Ortsgemeinde Offenbach-Hundheim. (s. Offenbach)

0.14.Geschichte

0.14.1.Vor- und Frühgeschichtem, Römerzeit

Vorgeschichtliche Funde können für Ort und Gemarkung Hundheim direkt nicht nachgewiesen werden. Dicht jenseits der östlichen Gemarkungsgrenze liegen jedoch die vorgeschichtlichen Gräber und Fundstellen in den Gemarkungen von Wolfstein und von Lohnweiler (s. d.). Eine Reihe römerzeitlicher Spolien weist jedoch die Hirsauer Kirche bei Hundheim auf. Am bekanntesten ist wohl das Relief eines Schwertkämpfers (42 mal 39 cm) in der Südmauer des Langhauses. An der Südwest-Ecke der Kirche ist ein Sandsteinquader mit Kreuzblumen eingefügt (1,22 mal 0,35 m). Eine weitere Spolie mit einem Winkelmuster finden wir in der Nord-West-Ecke (56 mal 22 cm). Innerhalb des Kirchenraums steht ein quadratischer Stein, der einen Kantharos mit einer Lilie darstellt, flankiert von zwei Delphinen. Es ist unsicher, ob es sich bei diesen Römersteinen um Überreste von Grabmälern handelt, oder ob in der Nähe der Standort eines römischen Heiligtums war.


0.14.2.Mittelalter

Der ursprünglich keltische Ortsname Glene könnte auf vorchristliche Besiedlung hinweisen. Wahrscheinlicher ist, dass der Ort nach dem Fluss Glan benannt ist, dessen keltischer Name fortbestand. Schon sehr früh, nach einigen Intervallen immer wieder, war Hundheim Verwaltungssitz für das ganze Eßweiler Tal. Zu diesem Bezirk gehörten die Dörfer Hachenbach, Hinzweiler, Aschbach, Horschbach, Oberweiler, Elzweiler, Eßweiler und die inzwischen untergegangenen Dörfer (Wüstungen) Letzweiler, Niederaschbach, Nörweiler, Mittelhofen, Zeizelbach, Füllhof, Neideck und Lanzweiler. Nach der Urkunde der Ersterwähnung des Ortes von 870 bestätigte Kaiser Ludwig der Deutsche (* um 805, † Frankfurt am Main 876) die Schenkung eines Gebietes "in locis que vocantur Glena" (mit Orten, die Glena genannt werden) an die Abtei Prüm. [Genauer Text: In Nomine Sanctae et individuae trinitatis. Hludouuicus divina favente gratia rex. Notum sit omnibus sanctae dei ecclesiae fidelibus nostrisque praesentibus scilicet et futuris, qualiter quidam nobilis vir nomine Heririh tradidit quasdam res proprietatis suae ad monasterium Primiae, quod est constructum in honore sancti Salvatoris, coram istis fideiussoribus, quorum nomina sint: Megingaudus comes, Milo, item  Megingaudus vicedominus, Brunicho, Hunaldus, Ratadus, id est in Locis, que vocantur glena, seu quod ipse . . . (Die weiteren Ausführungen beziehen sich auf Windesheim und auf Bingen ) In: Monumenta Germaniae Historica, Diplomata, Die Urkunden Ludwigs des Deutschen (1932-1934) S. 182/183]

Im 893 angelegten Urbar von Prüm ist dann ein großer Grundbesitz von 46 Hufen in Glene verzeichnet, der ohne Zweifel mit der Hererichschenkung identisch ist. Verschiedene Historiker (Lamprecht, Geysseling, Christmann, Seibrich) versuchten, diesen Komplex unterschiedlichen Orten zuzuweisen (Odenbach, Glan-Münchweiler, Altenglan, Hundheim). Dabei blieben für den Vorschlag von Wolfgang Seibrich, die Hererichschenkung bzw. den Komplex des Urbars von Prüm dem Ort Hundheim zuzuordnen, die besten Chancen.  Nach allen Erwägungen kann nur Hundheim mit dem Glena des Hererich oder dem Glene des Urbars von Prüm identisch sein. (Vgl. Dolch 1987 bzw. 1989)

Glena/Glene wurde Sitz eines „Hun“, eines weltlichen Verwalters oder Untervogts für das gesamte Gebiet, das nach und nach an 14 Lehnsherren vergeben wurde. Bei diesen Lehnsherren handelte es sich um den Junker Mühlenstein von Grumbach als dem Vasallen der Rheingrafen, um die Pfalzgrafschaft Zweibrücken, um die Klöster Offenbach, Remigiusberg, Tholey und Enkenbach und die Johanniterkommende Sulzbach, um die Kirchen von Zweibrücken, St. Julian und Hinzweiler (Hirsau), um den Stangenjunker von Lauterecken, um die Blick von Lichtenberg, um die Herren von Mauchenheim und um die Herren von Mickelheim. Geistlicher Mittelpunkt dieses Gebietes war zunächst die Hirsauer Kirche bei Hundheim. Hier wurde der Gottesdienst gehalten, hier fanden Trauungen und Beerdigungen statt, hier war der Ort des Dings und der Märkte. Die Hochgerichtsbarkeit lag vom hohen Mittelalter an bei den Wild- und Rheingrafen, die ihrerseits durch Vasallen vertreten waren, zunächst durch die Herren von Mühlenstein, später durch die Herren Cratz von Scharfenstein, die ihre Stützpunkte zeitweise bei der Hirsauer Kirche hatten, zeitweise auch in der Springeburg zwischen Oberweiler im Tal und Eßweiler. Die Grafen von Veldenz als Lehensherren der "armen Leute" des Tals (ab 1444 die Pfalzgrafen oder Herzöge von Zweibrücken) erwählten aber Nerzweiler zu ihrem Amtssitz. Zwischen 1350 und 1451 wird Nerzweiler in einer Reihe von Urkunden stets als Sitz des „Nerzweiler Amtes“ genannt. So nehmen  wir an, dass von  der Mitte des 12. Jahrhunderts an bis um die Mitte des 14. Jahrhunderts Hundheim Amtsort des gesamten Tales war (also Sitz des Hun), dass die Funktion des Hun aber von der Mitte des 14. Jahrhunderts an bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts bei Nerzweiler lag. Anschließend ist dann von der „Hundheimer Pflege“ die Rede. Hundheim war also im ausgehenden Mittelalter erneut Amtssitz geworden. Während die Hochgerichtsbarkeit nach wie vor bei den Wild- und Rheingrafen lag, blieben die „armen Leute“ des Tals Untertanen der Grafen von Veldenz bzw. der Pfalzgrafen (Herzöge) von Zweibrücken. Der Wandel von Veldenz zu Zweibrücken kam dadurch zu Stande, dass Pfalzgraf Stephan, ein Sohn des deutschen Königs und Kurfürsten Ruprecht, die Tochter Anna des Grafen Friedrich III. von Veldenz heiratete. Anna war Friedrichs einzige Tochter, und so erbte Stephan 1444 bei Friedrichs Tod die gesamte Grafschaft Veldenz. Er vereinigte diese mit seinem von der Kurpfalz ererbten Eigenbesitz und gründete damit die Pfalzgrafschaft Zweibrücken, die später zumeist als Herzogtum bezeichnet wird. Die Abhängigkeit von einer Vielzahl von Lehnsherren ließ im Eßweiler Tal offensichtlich größere Freiheiten walten als in anderen Gebieten, in denen einheitliche Macht- und Regierungsverhältnisse vorherrschten. Rechtliche Fragen innerhalb des Eßweiler Tals regelten eine Reihe von Weistümern, die schon im Mittelalter gültig waren, aber erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts aufgeschrieben wurden. Sie sind erhalten geblieben und gelten heute als Musterbeispiele für mittelalterliche Rechtsprechung. Es handelte sich um ein Gerichts- und Grenzweistum, um ein Kanzelweistum, um ein Huberweistum und um ein Gemeindeweistum. (Vgl. Mehl 1979)

Wandmalerei in der Hirsauer Kirche

0.14.3.Neuzeit

1537 bereits führten die Pfalzgrafen von Zweibrücken im Oberamt Meisenheim die Reformation ein, was sich auch auf das Eßweiler Tal auswirkte. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts wütete die Pest, die Dörfer wurden entvölkert. In Hundheim selbst lebten 1575 nur noch 16 Menschen. Hinsichtlich der herrschaftlichen Verhältnisse kam es im Jahr 1595 dadurch zu einer Änderung, dass die Hochgerichtsbarkeit, die bis dahin die Wild- und Rheingrafen etwa 250 Jahre lang inne hatten, an die Pfalzgrafen (Herzögen) von Zweibrücken übergeben wurde. Als Gegenleistung dafür überließ Herzog Johannes I. von Zweibrücken den Rheingrafen das Dorf Kirchenbollenbach bei Idar-Oberstein. Damit waren Hochgerichtsbarkeit und Herrschaft über die „armen Leute“ in einer Hand, wenngleich die übrigen genannten Lehensherren nach wie vor berechtigt waren, ihren Anteil am Zehnten in den verschiedenen Dörfern einzuziehen. 1614 tauschte Pfalzgraf Johannes II. seine Leibeigenen in Teschenmoschel gegen Leibeigene des Freiherrn Johann Gottfried von Sickingen in Schallodenbach ein, die diesem im Eßweiler Tal gehörten. Auch im Dreißigjährigen Krieg hatte Hundheim zu leiden. Einzelheiten liegen uns nicht vor. Eine neue grundsätzliche Änderung hinsichtlich der territorialen Zugehörigkeit erfolgte 1755. Jetzt übergab Pfalzgraf (Herzog) Christian IV. das Kloster Offenbach mit den Dörfern Hundheim, Nerzweiler, Hinzweiler; Oberweiler, Ober- und Niederhaschbach sowie die Hirsauer Kirche an die Rheingrafen von Grumbach, die bereits bis 1595 in diesen Dörfern die Hochgerichtsbarkeit ausgeübt hatten. Hundheim blieb nun in der Rheingrafschaft bis zum Zusammenbruch des alten Feudalsystems im Zusammenhang mit dem Ausbruch der Französischen Revolution.

0.14.4.Neueste Zeit

Während der Zeit der Französischen Revolution und der Regierungszeit des Kaisers Napoleon wurde das linksrheinische Deutschland von Frankreich annektiert. Dabei beseitigten die Franzosen alle bis dahin bestehenden Landesgrenzen und gründeten neue Départements. Grob gesehen bildete der Glan die Grenze zwischen dem Saardepartement und dem Département Donnersberg. Hundheim als ehedem Rheingräflicher Amtssitz wurde nun der Mittelpunkt einer Mairie (Bürgermeisterei). Zu ihr gehörten die weiteren Dörfer Nerzweiler, Aschbach, Hinzweiler, Hachenbach und Gumbsweiler. Nach dem Sieg über Kaiser Napoleon entstand durch den Wiener Kongress nach einer gewissen Übergangszeit der baierische Rheinkreis des Königreichs Bayern, die spätere bayerische Rheinpfalz. Hundheim blieb Sitz der neu gegründeten Bürgermeisterei mit den Dörfern Hundheim, Nerzweiler, Aschbach, Hinzweiler und Hachenbach. Die Bürgermeisterei gehörte zum Kanton (Distrikt) Lauterecken und zum Landkommissariat (Bezirksamt, Landkreis) Kusel. Nur in der Zeit zwischen 1880 und 1892 war Nerzweiler Sitz der Bürgermeisterei. Weitere Veränderungen ergaben sich durch die Gebiets- und Verwaltungsreform von 1968. Die Bürgermeisterei Hundheim wurde aufgelöst, der Ort selbst wurde mit dem Nachbarort Offenbach zu der neuen Ortsgemeinde Offenbach-Hundheim vereinigt, die seit 1972 zur Verbandsgemeinde Lauterecken gehört. 

0.15.Wahlergebnisse Hundheim bis 1933, spätere Ergebnisse s. Offenbach

SPDKPDDNVPDVPNSDAP
192817,90,94,559,86,3
1930327,17,15,347,3
193325,92,8------64,0

0.16.Zeittafel zu Hundheim

RömerzeitSpolien in Hirsauer Kirche
870Kaiser Ludwig der Deutsche bestätigt die Hererichschenkung Glena an die Abtei Prüm, nach dem Urbar von Prüm umfasst Glene einen Grundbesitz von 46 Hufen
um 1100Bau der Hirsauer Kirche
1350Ersterwähnung des Namens Hundheim als Sitz des Hun
um 1350Hundheim verliert seinen Amtssitz an Nerzweiler
1444Gründung der Pfalzgrafschaft Zweibrücken
um 1450Hundheim erneut Amtssitz
1537Einführung der Reformation in der Pfalzgrafschaft Zweibrücken
1595Die hohe Gerichtsbarkeit geht an die Pfalzgrafschaft Zweibrücken über
1614Austausch der Leibeigenen im Eßweiler Tal und in Teschenmoschel zwischen der Pfalzgrafschaft Zweibrücken und der Herrschaft Sickingen
1755Das Eßweiler Tal kommt in den Besitz der Rheingrafen von Grumbach.
1801Hundheim Sitz einer Mairie im Arrondissement Kaiserslautern und im Canton Lauterecken des Départements Donnersberg
1816Hundheim Sitz eines Bürgermeisteramts in der bayerischen Rheinpfalz
1972Hundheim Ortsteil der Ortsgemeinde Offenbach-Hundheim in der Verbandsgemeinde Lauterecken

0.17.Religiöse Verhältnisse

Ursprünglich war die Hirsauer Kirche Mutterkirche für alle Dörfer des Eßweiler Tals. Wann zum ersten Mal am Ort der Hirsauer Kirche eine Vorgängerkirche entstanden war, ist heute nicht mehr festzustellen. Wir nehmen an, dass es schon lange vor der Gründung des Klosters Offenbach und vor der Erbauung des heute noch bestehenden Gebäudes (1106) eine Kirche am selben Ort gab, vielleicht ein Gebäude aus Holz. Aus dem ganzen Tal zogen die Menschen nach Hirsau zum Gottesdienst, alle Hochzeiten wurden bei der Kirche  gefeiert, alle Toten auf dem Friedhof rings um die Kirche beerdigt. Zudem trafen sich die Männer zur Abhaltung des Dings, und an bestimmten Tagen wurde Markt gehalten. Die Tatsache, dass das Eßweiler Tal im frühen und hohen Mittelalter im Besitz des Klosters Prüm war, dürfte sich auf das kirchliche Leben vor Ort kaum ausgewirkt haben. Ursprünglich entstand die Kirche als eine kleine romanische Dorfkirche, erfuhr aber um 1250 größere Umbauten im Sinne der Gotik. Im Chorraum entstanden die berühmten Malereien mit Darstellungen aus der Biblischen Geschichte, aus der Apostelgeschichte und aus den Marienlegenden. Sie wurden im ausgehenden Mittelalter mit einem Kalkputz überzogen, nach dem Zweiten Weltkrieg wiederentdeckt, um 1962 freigelegt und restauriert. Umfangreiche Umbaumaßnahmen erfolgten immer wieder im Laufe der Jahrhunderte, zuletzt 1929, 1961 und 1990. Die Hirsauer Kirche verlor ihre zentrale Bedeutung, als 1451 auch in Hinzweiler eine Kirche gebaut wurde. Hinzweiler war zunächst nur eine Filialkirche von Hirsau. In der Folgezeit kam es zu einem Konkurrenzstreben zwischen beiden Kirchen, indem Hinzweiler die Funktion einer Mutterkirche anstrebte. Bereits 1537 führte die Pfalzgrafschaft von Zweibrücken in der Kirche des Oberamtes Meisenheim die Reformation nach der Lehre von Martin Luther ein, wodurch auch im Eßweiler Tal der Gottesdienst nach und nach im reformierten Sinne durchgeführt wurde. Das Kloster Offenbach, von dem auch die Kirche Hinzweiler abhängig war, widersetzte sich zunächst den reformatorischen Bestrebungen. Doch 1555 führten auch die Rheingrafen von Grumbach die Reformation ein, und 1588 kam es zur Auflösung des Klosters Offenbach. Nachdem die Pfalzgrafen von Zweibrücken 1595 unumschränkte Lehnsherren über das Eßweiler Tal geworden waren, mussten die Gläubigen gemäß der Entwicklung in der Pfalzgrafschaft zum reformierten Glauben nach Calvin übertreten. Diese Maßnahme wurde für Hundheim nicht so konsequent durchgeführt wie in den sonstigen Gebieten der Pfalzgrafschaft Zweibrücken. Ab 1601 wurde Hinzweiler zunächst vorübergehend Mutterkirche, doch schon 1610 musste der Ort diese Funktion wieder an Hirsau zurückgeben. Während des Dreißigjährigen Krieges erlitt die Hirsauer Kirche große Schäden, und nach dem Ende des Krieges ging die Funktion einer Mutterkirche erneut an Hinzweiler über. Dieses Verhältnis blieb bis zum heutigen Tag bestehen. Alle Pfarrer der Hirsauer Kirche sind namentlich bekannt. (Mahler S. 30 ff.) Nach ihrer religiösen Zugehörigkeit waren die Einwohner Hundheims seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert nur teilweise vom Luthertum zur Reformation nach der Lehre Calvins übergetreten, und die Lutheraner konnten sich auch in der Folgezeit zahlenmäßig etwas stärker behaupten als die Calvinisten. Lutheraner und Calvinisten vereinigten sich 1818 in der protestantischen Union. Ab dem ausgehenden 17. Jahrhundert gab es in geringerem Umfang katholische Christen im Ort. Im frühen 19. Jahrhundert ließen sich vereinzelt Juden nieder, die in den ausgewählten Jahren der Statistik nicht zu erkennen sind.

Die Hirsauer Kirche

0.18.Einwohnerzahlen von Hundheim

151517751802182718351850187518851900191019391962
17 Fam.90172275381362405420413467477439

0.19.Schulen, Kultur

0.19.1.Schulen

Während im 16. Jahhrhundert in vielen Dörfern Schulen entstanden, liegen aus dieser Zeit für Hundheim keine Unterlagen für die Gründung einer Schule vor. Das Herzogtum Zweibrückischen förderte während des 17. Jahrhunderts allgemein reformierte Schulen. Da im Eßweiler Tal die Reformation nach Calvin nicht eingeführt wurde,  blieben auch die Schulen der lutherische Konfession verbunden. Im 18. Jahrhundert waren wieder alle Konfessionen erlaubt, folglich auch die unterschiedlichen Konfessionsschulen. 1754 wurde gemeldet, dass die lutherische Schule in Hundheim kein Schulgebäude besessen hatte. Diese Aussage besagt jedoch, dass  zumindest Unterricht nach lutherischer Ausrichtung gehalten wurde. 1757 heißt es dann, dass im Zuge des Austauschs von 1755 die Schule nach Bosenbach verlegt worden sei. Schulakten des Landesarchivs Speyer aus dem 19. Jahrhundert (H 38 1236) weisen aus, dass 1849 Peter Scherer aus Nußbach als Verweser den Unterricht leitete. Anschließend unterrichtete ein Abraham Ruth aus Blaubach, und 1855 wurde Wilhelm Frick aus Duchroth eingestellt, der zuvor sechs Jahr lang Lehrer in Obereisenbach war. Er beschwerte sich 1868 darüber, dass die zusätzlichen Einsätze des Lehrers bei Beerdigungen, Hochzeiten und Kindtaufen nicht in seinem Jahresgehalt von 249 Gulden honoriert wurden. Fricks erste Frau (Margarethe geb. Ginkel) war in Obereisenbach verstorben, und er suchte jetzt darum nach, Philippine Braun aus Becherbach heiraten zu dürfen. 1886 hatte Frick 68 Schüler zu unterrichten. Bei einer Inspektion wurde moniert, dass die Anschauungsbilder über das Eichhörnchen und über den Raben nicht vorhanden seien. Für längere Zeit wurde 1878 Karl Mann eingestellt. Er bekam Probleme mit der geistlichen Schulaufsicht wegen eines zu lange andauernden Verlobungsverhältnisses. Mann heiratete 1880 Henriette Volles. Dieser Lehrer galt als streitsüchtig, und er musste sich dafür verantworten, dass er den Sohn des Polizeidieners misshandelt hatte. Weitere Probleme erhielt er dadurch, daß sein Sohn 1912 eine liberale Versammlung leitete. Die Gemeinde zahlte dem alten Mann deshalb vorübergehend keine Zulage mehr. Seit 1910 war Mann krank. Er wurde noch 1922 zum "Oberlehrer" befördert und trat 1923 in den Ruhestand. 1824 kam Albert Koch, der in Hundheim selbst geboren war. Heute besuchen die Grundschüler und Hauptschüler die entsprechenden Schulen in Lauterecken. In Lauterecken besteht auch ein Gymnasium. Nächste Universitätsstadt ist Kaiserslautern.

Vereine

Siehe Offenbach.

0.20.Wirtschaft und Verkehr

Die Bewohner von Hundheim waren bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zum großen Teil Bauern und Landwirte. Bei einer Viehzählung von 1928 gab es 21 Pferde, 373 Rinder,  29 Schafe, 148 Schweine, 66 Ziegen, 1229 Hühner und 23 Bienenvölker. (Mahler S. 5) Nach Weber stand Mitte des 18 Jahrhunderts am Talbach eine Mahlmühle, die um eine Ölmühle erweitert werden sollte. (Erbbestandsbrief von 1744) Außerdem stand am Talbach eine kleine Gerberei. An Handwerksberufen, die neben der Landwirtschaft ausgeübt wurden, gab es im 18.  Jahrhundert: einen Schuhmacher, zwei Schneider und zwei Leinenweber. Schneider und Schuhmacher gab es noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Inzwischen gibt es diese Handwerksberufe nicht mehr. Schon seit dem  18. Jahrhundert wurden mit mäßigem Erfolg an den Berghängen beiderseits des Talbachs Steinkohlengruben betrieben, auch in Gruben auf  dem Teil der ehemaligen Gemarkung von Niederaschbach, der zeitweise zu Offenbach gehört hatte und dann an Hundheim abgetreten wurde. Zeitweise waren während des 19. Jahrhunderts in den Gruben 12 Bergleute beschäftigt. (Vgl. Kluding 1976 S. 82/83)  Insgesamt gilt Hundheim heute als eine ländliche Wohngemeinde mit Zukunftschancen vor allem im Bereich des Tourismus. Hundheim  liegt an der Einmündung der L 273 (Rothselberg - Offenbach-Hundheim) in die B 420, ist also am Glan das Tor zu den Dörfern im Talbach mit Verbindungen in das Lautertal und durch das Bergland nach Altenglan. Die Autobahnauffahrten Kusel und Kaiserslautern sind 20 bzw. 30 km weit entfernt. Nächste Bahnhöfe sind die von Lauterecken (5 km) und Altenglan (10 km)

0.21.Nachweise

Verfasser für Offenbach: Gerhard Voß 

Verfasser für Hundheim: Karl Köhler

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm 

0.21.1.Literatur zu Offenbach

  • Anacker, Hans: Der Glan in und bei Offenbach, in: Westrichkalender Kusel 1979, S. 69-70.
  • Baum, Ludwig Heinrich: Streiflichter vom Dreißigjährigen Krieg aus Kuseler Archiven, in: Heimatblatt des Remigiuslandes 1926/1927.
  • Cappel, Michael: Aus der Geschichte der Klosterschaffnei Offenbach zwischen  1630 und 1650, in: Westrichkalender 2004, S. 157-163.
  • Cappel, Michael: Aus der Geschichte der Klosterschaffnei Offenbach zu Beginn des 30-jährigen Krieges, in: Westrichkalender 2009, S. 150-181.
  • Fabricius, Wilhelm: Das Hochgericht auf der Heide, in: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Trier 1905.
  • Fath, Manfred: Die Baukunst der frühen Gotik im Mittelrheingebiet 1200-1250, Sonderdruck aus: Mainzer Zeitschrift 53, 1968.
  • Hein, Thomas: „Die evangelisch Lutherische Pfarrey betreffend“, ein Beitrag zur Geschichte des mittleren Glantals, in: Westricher Heimatblätter Jg. 31, Kusel 2000, S. 196-210.
  • Karsch, Otto: Geschichte des Amtes Grumbach, Birkenfeld 1959.
  • Schworm, Ernst: Die ehemalige Klostermühle in Offenbach am Glan, in: Westricher Heimatblätter Jg. 29, Kusel 1998, S. 152-162.
  • Stemler-Schilo, Udo: Der alte jüdische Friedhof in Offenbach am Glan, in: Westricher Heimatblätter Jg. 26 (=Heft 3) Kusel 1995, S. 17-31.
  • Voß, Gerhard: Aus Vergangenheit und Gegenwart der evangelischen Abteikirche, in: Westrichkalender Kusel 1963.
  • Voß, Gerhard: Die Höhen und Tiefen des Weinbaus um Offenbach, in: Westrichkalender Kusel 1964, S. 45-46.
  • Voß, Gerhard: Kleine Geschichte des Offenbacher Bahnhofs, in: Westrichkalender Kusel 1964, S. 78-80.
  • Voß, Gerhard: Über die Entwicklung von Handel und Wandel in Offenbach, in: Westrichkalender Kusel 1964, S. 97-102.
  • Voß, Gerhard: Aus Vergangenheit und Gegenwart der ehemaligen Propsteikirche in Offenbach/Glan, Birkenfeld 1968.
  • Voß, Gerhard: Kleine Geschichte der Schulen von Offenbach-Hundheim 1, in: Westrichkalender Kusel 1977, S. 88-101.
  • Voß, Gerhard: Die jüdischen Bürger von Offenbach am Glan, in: Westricher Heimatblätter Jg. 24, Kusel 1993, S. 156-231.
  • Zink, Albert: Der Dreißigjährige Krieg im Glantal nach den Rechnungen der Klosterschaffnei Offenbach, in: Heimatblatt des Remigiuslandes 1929.

0.21.2.Literatur zu Hundheim

  • Dolch, Martin /Greule, Albrecht: Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz, Speyer 1991.
  • Dolch, Martin:  Hundheim am Glan - Hintergründe eines Namenswechsels im hohen Mittelalter, in: Westricher Heimatblätter Jg. 20 Kusel 1989, S. 72-93.
  • Frey, Michael: Historisch-geographische Beschreibung des  bayerischen Rheinkreises, Band III, Speyer 1836.
  • Hofmann, Johannes: Gründliche und wahrhaftige Beschreibung des Eßweiler Tals von 1595, Transkription Otto Lißmann, o. O. und o. J. (Skriptum der Kreisverwaltung Kusel)
  • Kluding, Jakob: Die geschichtliche Entwicklung des Steinkohlenbergbaus in der Pfalz bis 1920, insbesondere im Kreis Kusel, in: Westricher Heimatblätter, Jg. 7 Kusel 1976, S. 44-90.
  • Mahler, Ludwig: Hachenbach am Glan und die nähere Umgebung im Wandel der Zeiten, Hachenbach 1966.
  • Mehl, Elisabeth: Die rechts- und sozialgeschichtliche Bedeutung der Weistümer im Eßweiler Tal, in: Westricher Heimatblätter Jg. 10 Kusel 1979, S. 4 - 22. (Manuskriptvorlage 1959)
  • Schworm, Ernst: Die Hirsauer Kirche, in: Westricher Heimatblätter, Jg. 25 Nr. 4, S. 4-34.
  • Staab, Franz: Gegenstand und Kommentar des Prümer Urbars von 893 aus der Perspektive von einigen bisher unterschiedlich identifizierten Ortsnamen, in: Landesgeschichte, Fachdidaktik Lehrerbildung, Landau 1998, S. 35 - 66.
  • Weizsäcker, Wilhelm: Pfälzische Weistümer Band I, Speyer 1962, S. 467 - 483.