Mittelfischbach im Rhein-Lahn-Kreis

Geschichte von Mittelfischbach

Mittelfischbach - Historische Ansicht um 1900[Bild: Gemeinde Mittelfischbach]

Von den drei Fischbach-Orten ist Oberfischbach nach den urkundlichen Quellen das älteste Dorf, das 1195 erstmals als „in superiori Visebach“ erwähnt wird. Im Jahr 1329 wird Niederfischbach angegeben. Mittelfischbach wird erstmals im Jahr 1348 urkundlich genannt.

In dieser Schenkungsurkunde vom 23.12.1348 von einer Burgfrau namens Liese Kellerhals aus Katzenelnbogen an den „Predigerorden zu Koblenz“ wird Mittelfischbach beschrieben mit: „zussin den zwein Visebachen“. Das spielt auf die Ortslage zwischen Oberfischbach und Niederfischbach an. Bei der Schenkung ging es um die Übertragung von zwei Wiesen aus Mittelfischbach, die von Thiele von Brunnenbach, dem aus Bremberg stammenden Amtmann des zuständigen Vierherrengerichts an einen neuen Eigentümer übertragen wurden.

In einer zweiten Urkunde vom 06.07.1361 wird mitgeteilt, dass Mittelfischbach – darin genannt „Mittelfissschebach“ – und Niederfischbach zum Vierherrengericht auf dem Einrich in Kördorf gehören. [Anm. 1]

Mittelfischbach - Historische Ansicht um 1900[Bild: Gemeinde Mittelfischbach]

Zum Begriff „vierherrisch“ ist als Erläuterung zu sagen: Circa 1260 teilten sich die Grafen von Nassau und Katzenelnbogen in jeweils zwei weitere Linien. So wurde der Einrich als „Vierherrengericht auf dem Einrich“ von zwei Nassauer und zwei Katzenelnbogener Linien regiert. [Anm. 2] Ab 1444 lautete die Bezeichnung von Mittelfischbach „Fischpach“. [Anm. 3]

Kirchlich gesehen gehörte Mittelfischbach zur Pfarrei des hessischen Klingelbachs. Anderen Aufzeichnungen zufolge gab es eine Zuordnung zum Kirchspiel Katzenelnbogen, und damit auch zum Gericht Katzenelnbogen. Um 1520 gehörte Mittelfischbach und ein Teil von Niederfischbach offiziell noch zum Vierherrengericht in Kördorf, während seit 1505 die Landeshoheit von Hessen beansprucht wurde. Im Katzenelnbogener Raum – und somit auch in Mittelfischbach – wurde um 1530, wie nach und nach in ganz Hessen, die Reformation eingeführt. [Anm. 4]

Aus einem Verzeichnis des Jahres 1581 ist bekannt, dass es in Mittelfischbach zu damaliger Zeit 6 Häuser gab. Niederfischbach ist mit 7 Häusern aufgeführt. 1587 gab es in Mittelfischbach 4 Familien, und in Niederfischbach 12 Familien. [Anm. 5]

1651 werden Mittelfischbach und Niederfischbach als zu Hessen-Darmstadt gehörig bezeichnet, da Katzenelnbogen zu der Zeit Sitz einer Amtschultheißerei der Regierung von Hessen-Darmstadt geworden war. Erst 1770 wurde in Ems ein Beschluss dokumentiert, dass das Vierherrengericht keine Rechte mehr auf Einkünfte aus Mittel- und Niederfischbach hat und Mittelfischbach zu Hessen-Darmstadt gehört. 1803 musste Hessen-Darmstadt seinen Besitz im Katzenelnbogener Raum an das Haus Nassau-Usingen abgeben. Dadurch wurden Mittelfischbach und Niederfischbach nassauisch. [Anm. 6]

Mittelfischbach - Ortsansicht[Bild: Gemeinde Mittelfischbach]

Ab 1816 gehörten Mittelfischbach und Niederfischbach zusammen mit den weiteren Dörfern, die die spätere Verbandsgemeinde Katzenelnbogen bildeten, zum Herzogtum Nassau. [Anm. 7]

1853 hörte Niederfischbach auf zu bestehen, da damals fast alle Familien auswanderten. [Anm. 8]

Ab 1972 gehörte Mittelfischbach zur Verbandsgemeinde Katzenelnbogen, die im Rahmen einer großen Verwaltungsreform gebildet wurde. Die Verbandsgemeinde Katzenelnbogen ging 2019 in die Verbandsgemeinde Aar-Einrich über, die aus dem freiwilligen Zusammenschluss der Verbandsgemeinden Hahnstätten und Katzenelnbogen gebildet wurde. [Anm. 9]

NACHWEISE

Verfasserin Text: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rhein-Lahn-Kreis, Mainz 2018, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis.pdf, S. 61 (Aufruf: 07.08.2020).

  • Herold, Rudolf: Katzenelnbogen und der Einrich. Katzenelnbogen 1974.

  • Herold, Rudolf: Streifzüge durch die Vergangenheit. Beiträge zur Geschichte der Gemeinden im Katzenelnbogener Raum. Katzenelnbogen 1985.

Erstellt am: 07.08.2020

Anmerkungen:

  1. Herold 1985, S. 133 und S. 135.  Zurück
  2. Herold 1985, S. 97. Herold erläutert als Namen für die Linien, dass es die Nassau-Ottonische und die Nassau-Walramische Linie gab, sowie die Altkatzenelnbogische und die Neukatzenelnbogische Linie. Diese vier Herren übten die Hoheit über 75 Dörfer des Gebietes aus. Vgl. Herold 1985, S. 133-134.   Zurück
  3. Herold 1985, S. 133.  Zurück
  4. Herold 1985, S. 237 und S. 239.  Zurück
  5. Herold 1985, S. 136.  Zurück
  6. Herold 1985, S. 135.  Zurück
  7. Herold 1974, S. 15.  Zurück
  8. Herold 1985, S. 135 und 331. Der Verkehrsverein Einrich e.V. schreibt dazu unter der Rubrik „Vergangenheit und Zukunft“: „1853 sorgte ein Ereignis für außergewöhnliches Aufsehen. Mit Kind und Kegel wanderte ein ganzes Dorf mit 85 Personen einschließlich eines ungeborenen Mädchens nach Nordamerika aus. Nur fünf Familien aus Niederfischbach blieben in der Heimat zurück, mussten aber die Ortsstelle, die noch im gleichen Jahre geschleift wurde, räumen und in Nachbardörfer ziehen. Das Land kam unter den Pflug und nur noch der Platz um den ehemaligen Dorfweiher blieb erhalten. Die Auswanderer gelangten gemeinsam nach Milwaukee in Wisconsin, wo sie einen Neuanfang suchten. Von dort aus lassen sich ihre Spuren in die nähere und weitere Umgebung verfolgen und mancher brave Yankee aus Wisconsin trägt noch heute den Namen Diefenbach, Lind, Klas, Lorch oder Flach.“ https://einrich.de/html/Der+Einrich/Vergangenheit+%26+Zukunft/cs_6796.html?PHPSESSID=i22a0rfcpbbp6p3ks5qe8d2f45 (Aufruf: 07.08.2020).  Zurück
  9. Die Ortsgemeinde Mittelfischbach erläutert die Historie auf ihrer Internetseite wie folgt: „Mittelfischbach wird 1348 erstmals erwähnt und gehörte zum vierherrischen, ging aber immer nach Klingelbach in die Kirche. Hier kann man die unseligen Zeiten der deutschen Kleinstaaten ganz besonders gut verfolgen. Um 1700 wohnten in Mittelfischbach sieben Familien, die alle hessen-darmstädtisch leibeigen waren und damit eigentlich in das hessen-darmstädtische Amt Katzenelnbogen gehörten. Das Dorf aber war vierherrische und der Gerichtsort Marienfels. Das Zuständigkeitsgerangel der Herren machte den Einwohnern das Leben oft schwer.“ Ortsgemeinde Mittelfischbach „Historisches und Sehenswürdigkeiten“ https://www.vg-aar-einrich.de/ortsgemeinden/mittelfischbach/ (Aufruf: 07.08.2020).  Zurück