Niedertiefenbach im Rhein-Lahn-Kreis

Jüdischer Friedhof

Jüdische Geschichte allgemein

Jüdischer Friedhof - Niedertiefenbach[Bild: Joachim Hahn]

Seit wann Jüdinnen und Juden in Niedertiefenbach lebten, lässt sich nicht exakt bestimmen. Sicher ist jedoch, dass schon vor der Mitte des 19. Jahrhunderts jüdische Familien hier ansässig waren. Diese bildeten mit jüdischen Glaubensgenossen aus Obertiefenbach und Roth einen Synagogenbezirk. Die Synagoge des Bezirks – hierbei handelte es sich wahrscheinlich um eine kleine Betstube – befand sich in Niedertiefenbach. Ihre genaue Lage ist heute nicht mehr bekannt.[Anm. 1]

Jüdischer Friedhof - Niedertiefenbach[Bild: Joachim Hahn]

1841/42 wurde der Synagogenbezirk an die Kultusgemeinde Singhofen angeschlossen. Die Niedertiefenbacher Synagoge, die „schon so lange bestanden hat, dass man ihren Anfang nicht auszumitteln vermag“ und in der „die gottesdienstlichen Verrichtungen […] stets mit untadelhafter Ordnung gehalten worden sind“[Anm. 2] musste, trotz Wiederstand der jüdischen Familien der Ortschaft, aufgeben werden.

Die zahlenmäßige Entwicklung der jüdischen Einwohner Niedertiefenbachs lässt sich ab Mitte des 19 Jahrhunderts darstellen: 1843 lebten 13 Jüdinnen und Juden in der Ortschaft und 1895 zwölf. Im Jahr 1900 erreichte die Zahl der jüdischen Niedertiefenbacher mit 22 ihren Höchststand und sank anschließend wieder auf 21 im Jahr 1905, 15 im Jahr 1910 und 9 im Jahr 1925. 1838 lebten noch vier Jüdinnen und Juden in Niedertiefenbach.[Anm. 3]

8 Menschen, die in Niedertiefenbach geboren wurden und bzw. oder länger in der Ortschaft lebten wurden im Holocaust ermordet.[Anm. 4]

Jüdischer Friedhof - Niedertiefenbach[Bild: Joachim Hahn]

Friedhof

Jüdischer Friedhof - Niedertiefenbach[Bild: Joachim Hahn]

Nordwestlich von Niedertiefenbach im Hasenbachtal liegt der jüdische Friedhof der Ortschaft. Die, vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts angelegte, Begräbnisstätte wurde bis 1937 belegt. Auf dem 13,35 ar großem Gelände befinden sich 28 Grabsteine. Viele von ihnen sind in hebräischer und deutscher Sprache beschriftet.[Anm. 5]

Im Jahr 1985 wurde der Friedhof geschändet. Alle Grabsteine wurden umgestürzt und mit Hakenkreuzen und NS-Runen beschmiert.[Anm. 6]

NACHWEISE

Verfasserin Text: Lisa Groh-Trautmann

Red. Bearbeitung: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Bundesarchiv (Hg.): Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945. Koblenz 2006. Online verfügbar unter: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/intro.html.de. [Aufgerufen am: 12.06.20].

  • Frankfurter Rundschau (17. Juli 1985). Ausschnitt online verfügbar unter: http://www.alemannia-judaica.de/niedertiefenbach_friedhof.htm [Aufgerufen am: 12.06.20].

  • Heyeckhaus, Norbert A.: Jüdische Friedhöfe im Rhein-Lahn-Kreis. Eine fotografischen Gesamtdokumentation aller jüdischen Friedhöfe im gesamten Rhein-Lahn-Kreis (= Jewish Cemeteries in Germany, Vol. 3), 2 CD- ROM; Verlag Friedhof und Denkmal, 1. Auflage Altendiez 2004/05.

  • Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005.

Erstellt am: 02.10.2020

Anmerkungen:

  1. Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 291 und Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. Darmstadt 1971. Bd. II S. 255. Zurück
  2. Zitiert nach: Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 291. Zurück
  3. Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 291. Zurück
  4. Bundesarchiv (Hg.): Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945. Koblenz 2006. Online verfügbar unter: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/intro.html.de. [Aufgerufen am: 12.06.20]. Zurück
  5. Norbert A. Heyeckhaus: Jüdische Friedhöfe im Rhein-Lahn-Kreis. Eine fotografischen Gesamtdokumentation aller jüdischen Friedhöfe im gesamten Rhein-Lahn-Kreis (= Jewish Cemeteries in Germany, Vol. 3), 2 CD- ROM; Verlag Friedhof und Denkmal, 1. Auflage Altendiez 2004/05, Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 291 und Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. Darmstadt 1971. Bd. II S. 255. Zurück
  6. Frankfurter Rundschau (17. Juli 1985). Ausschnitt online verfügbar unter: http://www.alemannia-judaica.de/niedertiefenbach_friedhof.htm [Aufgerufen am: 12.06.20]. Zurück