Schweighausen im Rhein-Lahn-Kreis

Die Geschichte von Schweighausen

Siedlungsspuren innerhalb der Gemarkung des Ortes lassen sich bis in die Vor- und Frühgeschichte zurückverfolgen. So wurden Überreste der Urnenfelderkultur (um 12.000 v. Chr.) und der Hallstattzeit (ca. 750-500 v. Chr.) im Ortsbereich gefunden.[Anm. 1] Aus der Hallstattzeit stammt ein Hügelgrab, das im Distrikt Dörstheck gefunden wurde. Die Funde befinden sich heute im Landesmuseum Wiesbaden.[Anm. 2]

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Erstmalig urkundlich erwähnt wurde Schweighausen 1255 als Teil von Burg und Hof Nassau. Somit war der Ort gemeinsamer Besitz der beiden nassauischen Linien und nicht Teil des Vierherrengerichts auf dem Einrich.[Anm. 3] 1284 wird der Ort als „Swechusen“ in einer Urkunde der Abtei Altenberg genannt, 1344 lautet der Orstname „Sweichusin“, 1414 „Sweyckhusin“, 1552 „Schweickhausen“ und 1818 schließlich „Schweighausen“.[Anm. 4]

1330 wurde die Kirche von Schweighausen erstmals erwähnt, der romanische Westturm deutet allerdings auf ein höheres Alter der Kirche hin. Schiff und Chor wurden 1877 durch einen Neubau ersetzt. Das Patronat hatten immer die Herren vom Stein inne. Noch heute wird es durch den Grafen von Kranitz, den Erben derer vom Stein, verwaltet.[Anm. 5]

Die Herren vom Stein trugen spätestens 1409 – aber nicht vor 1351 – das Dorf Schweighausen mit Landeshoheit und Grundherrlichkeit von den Grafen von Nassau zum Lehen. Obwohl Johann vom Stein 1411 vorrübergehend seinen Teil an den Dörfern Schweighausen und Niederbachheim dem Erzbischof von Mainz einräumte und die Herren vom Stein den Ort 1453 in den Schutz des Grafen Philipp von Nassau stellten, blieb das Adelsgeschlecht bis 1804 Landesherr. Seit 1613 bildete Schweighausen zusammen mit Frücht das reichsritterschaftliche Gebiet der Herren vom Stein.[Anm. 6]

Höfe derer vom Stein sind für 1453 und 1556 im Ortsgebiet belegt. 1802 verkauften die vom Stein ihre Hofgüter an die Einwohner Schweighausens. 1626 war die Pfarrei Dornholzhausen im Ort begütert.[Anm. 7]

Aus einem Hubengericht entstand ab 1550 ein Gericht in Schweighausen, das mit einem Schultheißen und nachweislich 1651 auch mit sieben Schöffen aus Schweighausen, Dessighofen, Becheln und Frücht besetzt war.[Anm. 8]

Für 1620 ist eine Ölmühle am Oppelsbach bekannt. Eine Mahlmühle war seit 1712 von den vom Stein verpachtet und wurde 1802 verkauft.[Anm. 9]

19. und 20. Jahrhundert

Bereits 1804 versuchte das Haus Nassau durch Okkupation aller reichsritterlichen Besitzungen in ihrem Gebiet, die Landeshoheit über Schweighausen zu bekommen. Nach massiven Protesten der Herren vom Stein und auch auf Druck des Kaisers zog sich Nassau wieder zurück.[Anm. 10] Ab 1806 gehörte Schweighausen - wie andere reichsritterliche Orte im Gebiet auch - dann aber trotzdem durch napoleonischen Druck zum neu gegründeten Herzogtum Nassau.[Anm. 11] 1866 wurde das Herzogtum durch das Königreich Preußen annektiert.

Insbesondere die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist für Schweighausen noch kaum erforscht, im Folgenden sind deshalb nur einige Schlaglichter auf diesen Zeitraum geworfen.

Bei der Reichstagswahl 1928 erhielt die NSDAP im Unterlahnkreis zwar lediglich 5,3 Prozent der Stimmen, Schweighausen zählte aber mit 15,3 Prozent zu den Orten mit dem höchsten Wahlergebnis der Nationalsozialisten im Kreis.[Anm. 12]

Im Zweiten Weltkrieg kam es in Schweighausen ab dem 15. November 1939 zu Einquartierungen von SS-Soldaten.[Anm. 13] Diese dauerten bis zum 10. Mai 1940 an dem die Soldaten zum Frankreichfeldzug aufbrachen.[Anm. 14]

Am 27. März 1945 rückten die Amerikaner in Schweighausen ein und beendeten den Zweiten Weltkrieg für die Bevölkerung des Ortes.[Anm. 15] Schweighausen blieb in diesem Krieg komplett unversehrt.[Anm. 16]

Seit 1946 ist der Ort Teil des Landes Rheinland-Pfalz und seit 1969 Teil des Landkreises Rhein-Lahn-Kreis. 2019 kam es zum freiwilligen Zusammenschluss der Verbandsgemeinden Bad Ems und Nassau zur Verbandsgemeinde Bad-Ems-Nassau, der auch Schweighausen angehört.

Schweighausen hat heute etwa 230 EinwohnerInnen. Während noch in den 1950er-60er Jahren fast alle Familien ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft verdienten, pendelt heute der größte Teil der berufstätigen Bevölkerung zur Arbeit in die naheliegenden Städte.[Anm. 17]

Nachweise

Verfasser: Lutz Luckhaupt

Verwendete Literatur:

  • Gensicke, Hellmuth: Die Kirchspiele Schweighausen, Becheln und Dienethal. Nassauische Annalen 65 (1954), S. 220-228.
  • Keiling, Manfred: Keltische Hügelgräber und Ringwälle. In: Agnes Allroggen-Bedel (Hg.): Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft, Geschichte, Kultur unserer Heimat. Oberwesel/Rhein 1987, S. 78–91.
  • Koch-Lupri, Anneliese: Als die Kriegswalze über unsere Heimat rollte. Rhein-Lahn-Kreis Heimatjahrbuch (2008), S. 153-154.
  • Kroeller, Richard: Gückingen. Die Geschichte des Dorfes und seiner engeren Heimat. In: Ortsgemeinde Gückingen (Hg.): Gückingen. Damals und heute. Gückingen 2008.
  • Schaab, Rudolf: Die Freiherren vom und zum Stein und ihr Herrschaftsgebiet Schweighausen und Frücht. Rhein-Lahn-Kreis Heimatjahrbuch (2007), S. 35-40.
  • Schaab, Rudolf: Das "Interregnum" vom Ende des 2. Weltkriegs bis zur Währungsreform vor 60 Jahren. Oder: Erste Bautätigkeit in unserer Umgebung nach dem Zweiten Weltkrieg. Rhein-Lahn-Kreis Heimatjahrbuch (2008), S. 155-157.
  • Schaab, Rudolf: Einquartierung in unseren Heimatdörfern 1939/40. Aus dem Kriegstagebuch eines Zwölfjährigen. Rhein-Lahn-Kreis Heimatjahrbuch (2011), S. 80-85.
  • Schüler, Winfried: Das Herzogtum Nassau 1806-1866. Deutsche Geschichte im Kleinformat. Wiesbaden 2006. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau, Bd. 75).
  • Seibert, Hubertus: Der Aufstieg des Nationalsozialismus im Rhein-Lahn-Kreis (1925-1933). In: Agnes Allroggen-Bedel (Hg.): Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft, Geschichte, Kultur unserer Heimat. Oberwesel/Rhein 1987, S. 219–251.

Erstellt am: 02.09.2020

Anmerkungen:

  1. Für die Spuren der Urnenfelderkultur siehe Kroeller, Richard: Gückingen. Die Geschichte des Dorfes und seiner engeren Heimat. In: Ortsgemeinde Gückingen (Hg.): Gückingen. Damals und heute. Gückingen 2008, S. 13. Für die Funde der Hallstattzeit siehe Keiling, Manfred: Keltische Hügelgräber und Ringwälle. In: Agnes Allroggen-Bedel (Hg.): Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft, Geschichte, Kultur unserer Heimat. Oberwesel/Rhein 1987, S. 78–91, hier, S. 82 und 86. Zurück
  2. Keiling, S. 86. Zurück
  3. Gensicke, Hellmuth: Die Kirchspiele Schweighausen, Becheln und Dienethal. Nassauische Annalen 65 (1954), S. 220-228, hier S. 221. Zurück
  4. Ebd.  Zurück
  5. Ebd., S. 222. Zurück
  6. Ebd., S. 221. Siehe auch Schaab, Rudolf: Die Freiherren vom und zum Stein und ihr Herrschaftsgebiet Schweighausen und Frücht. Rhein-Lahn-Kreis Heimatjahrbuch (2007), S. 35-40. Zurück
  7. Ebd., S. 222. Zurück
  8. Ebd., S. 221. Zurück
  9. Ebd., S. 223. Zurück
  10. Schüler, Winfried: Das Herzogtum Nassau 1806-1866. Deutsche Geschichte im Kleinformat. Wiesbaden 2006. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau, Bd. 75), S. 11. Zurück
  11. Schüler, S. 14-15. Zurück
  12. Seibert, Hubertus: Der Aufstieg des Nationalsozialismus im Rhein-Lahn-Kreis (1925-1933). In: Agnes Allroggen-Bedel (Hg.): Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft, Geschichte, Kultur unserer Heimat. Oberwesel/Rhein 1987, S. 219–251, hier S. 225. Zurück
  13. Schaab, Rudolf: Einquartierung in unseren Heimatdörfern 1939/40. Aus dem Kriegstagebuch eines Zwölfjährigen. Rhein-Lahn-Kreis Heimatjahrbuch (2011), S. 80-85, hier S. 81. Zurück
  14. Ebd., S. 85. Zurück
  15. Schaab, Rudolf: Das "Interregnum" vom Ende des 2. Weltkriegs bis zur Währungsreform vor 60 Jahren. Oder: Erste Bautätigkeit in unserer Umgebung nach dem Zweiten Weltkrieg. Rhein-Lahn-Kreis Heimatjahrbuch (2008), S. 155-157, hier S. 155. Zurück
  16. Koch-Lupri, Anneliese: Als die Kriegswalze über unsere Heimat rollte. Rhein-Lahn-Kreis Heimatjahrbuch (2008), S. 153-154. Zurück
  17. Website der Gemeinde. Zurück