Hechtsheim in Rheinhessen

Juden in Hechtsheim

Die jüdische Gemeinde in Hechtsheim war nie sehr groß. Erst 1762 werden zwei Juden in Hechtsheim erwähnt, 1784 ein Süssel Hechtsheim. 1824 sind erst 24 Personen nachweisbar, um 1900 erreicht ihre Zahl knapp hundert. Vermutlich gehörten die Hechtsheimer Juden ursprünglich zur größeren Weisenauer Gemeinde, waren die beiden Dörfer doch eh stark miteinander verbunden. Erst im 19. Jahrhundert scheint sie sich abgespalten zu haben. 1843 wird das erste Mal ein Gemeindevorstand gewählt.

Die Hechtsheimer Synagoge - bekannt seit 1841 - fand sich in einem privaten Wohnhaus am Ende des Orts im Norden, der späteren „Synagogengasse“. Seit 1879 ist sie auch als Religionsschule genutzt worden.

Die Beerdigung ihrer Toten nahmen die Hechtsheimer Juden zunächst auf dem jüdischen Friedhof in der Mombacher Straße in Mainz vor. Als dieser 1882 für außerstädtische Juden geschlossen wurde, eröffneten sie einen eigenen Friedhof an der Heuerstraße. Die letzte Beerdigung dort fand im Dezember 1935 für Emil (gen. Eduard) Weiß statt.

Bis 1931 verringerte sich die Gemeindezahl erheblich auf 54 Mitglieder. Der letzte Gemeindevorsitzende nach 1933 war Julius Weiß.

Im Novemberpogrom 1938 wurden auch in Hechtsheim viele jüdische Wohnungen zerstört und Besitz von der Polizei beschlagnahmt. Auch die Synagoge wurde dabei arg in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund der dichten Straßenbebauung verzichtete man auf eine Brandlegung, um die Nachbarhäuser und einen nichtjüdischen Mieter zu schützen. Die Straße wurde in „Manfred-von-Richthofen-Straße“ umbenannt, die Synagoge in eine Unterbringung für kinderstarke Familien verwandelt. Heute trägt sie wieder den Namen „Synagogengasse“.

 

Nachweise

Verwendete Literatur:

Redaktionelle Bearbeitung: Tim Möst

  • Arnsberg, Paul; Hechtsheim, in: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Aufbau - Untergang - Neubeginn (1. Band), Frankfurt 1971.
  • Krienke, Dieter; Die Synagogen der Mainzer Vororte. Bretzenheim, Ebersheim, Hechtsheim und Kastel, in: Brüchert, Hedwig (Hg.); Die Mainzer Synagogen. Ein Überblick über die Mainzer Synagogenbauwerke mit ergänzenden Beiträgen über bedeutende Mainzer Rabbiner, das alte Judenviertel und die Bibliotheken der jüdischen Gemeinden (Sonderheft der Mainzer Geschichtsblätter), Mainz 2008.

Aktualisiert am: 14.08.2014