Neu-Bamberg in Rheinhessen

Die evangelische Kirche, ehemals St. Georg in Neu-Bamberg

Außenansicht der evangelischen Kirche in Neu-Bamberg[Bild: Frau Emmy Frieß / Neu-Bamberg]
Innenansicht der evangelischen Kirche in Neu-Bamberg[Bild: Frau Emmy Frieß / Neu-Bamberg]
Orgel der Gebrüder Geib in der evangelischen Kirche in Neu-Bamberg[Bild: Frau Emmy Frieß / Neu-Bamberg]

Die heutige evangelische Kirche (ehemals St. Georg) ist das einzige noch erhaltene Bauwerk des untergegangenen Ortes Sarlesheim. Errichtet im 13. Jahrhundert, diente sie als Pfarrkirche für den Ort Sarlesheim, der sich zunächst um die Kirche ausbreitete. [Anm. 1] Eine Inschrift im Chorturm aus dem Jahr 1253 weist diesen Teil der Kirche als den ältesten Teil aus. [Anm. 2]

Im Verzeichnis der geistlichen Stellen des Kapitels Münsterappel aus dem Jahr 1401 werden für Sarlesheim zwei Geistliche, ein Pfarrer sowie ein Kaplan, gelistet. [Anm. 3] Ab 1522 wird die Kirche als Neu-Bamberger Pfarrkirche bezeichnet. [Anm. 4]

Lingelbach gibt in seinem Aufsatz von 1912 eine ausführliche Beschreibung der Kirche aus der Zeit um 1900, die im Folgenden in Auszügen wiedergegeben wird:

„An das Schiff dieser Kirche schließt sich ein quadratisches Chörchen an, das zu beiden Seiten mit Fenstern versehen ist. An das Chor [sic!] reiht sich das Sakramentshäuschen an. Darin beobachtet man zur linken Hand eine zugemauerte Tür, die ursprünglich in die Sakristei führte, welche nicht mehr vorhanden ist. [...]

Im Schiff der Kirche seitwärts sehen wir […] den gut erhaltenen Überbau eines Ziborienaltares.[…] Ein Gewölbchen, dessen Rippen auf fein gearbeiteten Skulpturen ruhen, sitzt an der 2. Seite auf dem Mauerwerk nach den vorderen Seiten auf einer Säule; große Platten, von denen man weiß, dass sie abgetretene Grabsteine sind, decken zum Teil den Boden. […] Der Kirche lehnt sich ein Vorbau an, zu dem man durch einen spätgotischen Bogen aus der Kirche kommt.“ [Anm. 5]

Michel ergänzt in seinem Aufsatz aus dem Jahr 1923 noch weitere Details: so fand man 1921 bei der Restaurierung der Kirche Wandgemälde aus dem 12. oder 13. Jahrhundert und an der Decke über dem Altarraum wurden zudem Malereien, die die vier Evangelisten zeigen, freigelegt. Auch ein Gedenkstein für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges war nun in der Kirche angebracht. [Anm. 6]

Diese Beschreibungen des Inneren der Kirche aus dem 20. Jahrhundert finden sich weitestgehend auch in der ausführlichen Beschreibung von Dehio, der die Kirche als Kunstdenkmal näher untersucht hat. [Anm. 7]Der Saalbau der Kirche wurde 1739 umgebaut, 1765 erfolgte eine Erweiterung der Halle. Das Satteldach des Turms wurde hierbei dem Langhaus angeglichen und erhielt einen barocken Dachreiter. Der ursprünglich höhere Turm war Wehr-und Chorturm zugleich.

Der Friedhof ist zudem noch mit der alten Umfassungsmauer umgeben. [Anm. 8] Besonders sehenswert ist heute noch der Altarbaldachin aus dem Jahr 1416 sowie der im 15. Jahrhundert entstandene Sakramentsschrein. [Anm. 9] Die ebenfalls noch erhaltene Kanzel wurde um 1780 erbaut, die aus der Werkstatt Geib stammende Orgel um 1776, letztere besitzt eine Schleiflade mit mechanischer Traktur. [Anm. 10]Die von Michel beschriebenen "spärlichen Reste" von Malereien wurden bei der Restauration von 1921 freigelegt.[Anm. 11]

Die Kirche wurde bis ins 19. Jahrhundert von beiden Konfessionen simultan benutzt, jeweils zu festgelegten Zeiten. Die Verstorbenen wurden auf dem gemeinsam genutzten Friedhof bestattet. Ab den 1850er Jahren entbrannten immer wieder Streitigkeiten zwischen den Konfessionen. Diese mündeten schlussendlich in den Ausbau der ehemaligen Burgkapelle zur heutigen katholischen Kirche St. Dionysius sowie in der Neuanlage des katholischen Friedhofes. [Anm. 12]

Nachweise

Verfasserinnen: Jessica Boller, Emmy Frieß

Verwendete Literatur:

  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler bearbeitet von Ernst Gall, Pfalz und Rheinhessen, 1961.
  • Kirchen und Orgeln im evangelischen Dekanat Wöllstein, Fotos und Gesamtgestaltung Gert Greven, 2003.
  • Lingelbach, H.: Aus der Geschichte Neu-Bambergs. In: Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des Neu-Bamberger Männergesangvereins, Neu-Bamberg 1912.
  • Michel, Wilhelm: Der Südwesten Rheinhessens in der geschichtlichen Zeit, Mainz 1923 (Rheinhessen in seiner Vergangenheit, Band 2).

Aktualisiert am 30.01.2020.

Anmerkungen:

  1. Lingelbach, H.: Aus der Geschichte Neu-Bambergs. In: Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des Neu-Bamberger Männergesangvereins, Neu-Bamberg 1912, hier S. 11.  Zurück
  2. Kirchen und Orgeln im evangelischen Dekanat Wöllstein, Fotos und Gesamtgestaltung Gert Greven, 2003.  Zurück
  3. Lingelbach, Zur Geschichte Neu-Bambergs, S. 12.  Zurück
  4. Kirchen und Orgeln im evangelischen Dekanat Wöllstein, Fotos und Gesamtgestaltung Gert Greven, 2003.  Zurück
  5. Lingelbach, Zur Geschichte Neu-Bambergs, S. 36-37.In der Vorhalle befinden sich rechts und links des Eingangs drei Epitaphe derer zu Bellenhofen. Zurück
  6. Michel, Wilhelm: Der Südwesten Rheinhessens in der geschichtlichen Zeit, Mainz 1923 (Rheinhessen in seiner Vergangenheit, Band 2), hier S. 57.  Zurück
  7. Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler bearbeitet von Ernst Gall, Pfalz und Rheinhessen, 1961, hier S. 118.  Zurück
  8. Siehe http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Bad_Kreuznach.pdf, Eintrag zu Neu-Bamberg, hier S. 88 (Letzter Aufruf 12.02.2019).  Zurück
  9. Kirchen und Orgeln im evangelischen Dekanat Wöllstein, Fotos und Gesamtgestaltung Gert Greven, 2003.  Zurück
  10. Siehe ebd.   Zurück
  11. Dehio, Kunstdenkmäler, S. 118. Zurück
  12. Kirchen und Orgeln im evangelischen Dekanat Wöllstein, Fotos und Gesamtgestaltung Gert Greven, 2003.  Zurück