Nierstein in Rheinhessen

Redaktioneller Hinweis: Der nachfolgende Text stammt aus der Publikation "Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart" von Karl Johann Brilmayer, die 1905 erschienen ist. Brilmayer gab keine Belege an und die Aussagen sind auch nicht von der Redaktion überprüft worden. Im Allgemeinen gilt Brilmayer aber als recht zuverlässig. Bei einer Benutzung Brilmayers für eine Veröffentlichung sollten die Angaben im Detail überprüft werden.


Nierstein bei Karl Johann Brilmayer

Nierstein, Neristein (882), Nerstein (993), Neirstein (1215), Nerstheim (1294), Nyerstein (1398) ist einer der ältesten Orte des Wormsgaues.

Schon vor der Mitte des 8. Jahrhunderts schenkte Karlmann, Bruder des Königs Pipin, die Marienkirche in Nierstein dem Bistum Würzburg, in deren Besitz König Ludwig I. im Jahr 822 den Bischof Wolfgar von Würzburg bestätigte. Auch muss schon um diese Zeit ein Königshof mit einer Kapelle in Nierstein gewesen sein, denn unter den Besitzungen der von seinem Vater dotierten königlichen Salvatorskapelle in Frankfurt nennt König Ludwig in der darüber ausgefertigten Urkunde vom Jahr 880 auch den Königshof in Nierstein, mit einer Kapelle, die vorher ein gewisser Aaron zu Lehen getragen hatte. Kaiser Karl der Dicke gab zu dieser Schenkung 882 seine Bestätigung. Dieser Königshof, die curtis Nerstein, wurde von Uta, der Gemahlin Arnulfs dem Dom in Mainz geschenkt. Er scheint aber demselben wieder entfremdet worde zu sein, denn am 24. November 994 erbittet Erzbischof Willigis bei Kaiser Otto III., dass er der Kirche St. Martin in Mainz den derselben einst von Uta, der Mutter König Ludwigs, geschenkten, aber einige Zeit vorenthaltenen Hof in Nierstein zurückerstatte, was auch geschehen ist. Ein Jahr zuvor hatte derselbe Kaiser sieben Güter in Nierstein dem von seiner Großmuter Adelheid errichteten Kloster Sels im Elsaß geschenkt.

Niertsein war mehrere Jahrhunderte hindurch ein Reichsdorf und genoss infolge dessen manche Freiheiten. König Richard versprach am 5. Dezember 1268 die Ritter von Nierstein und deren Söhne in hergebrachter Freiheit und Ehre zu erhalten und gab ihnen wegen ihrer ihm und dem Reich geleisteten Dienste mehrere Befreiungen.

Die Vogtei in Nierstein war ein Reichslehen, welches die Herren von Münzberg von Kaiser und Reich zu Lehen trugen. Im Jahr 1196 ging Kaiser Heinrich VI. mit Kuno von Münzenberg das Abkommen ein, dass er und seine Erben von jeder Steuer, welche er in Niestein erhebe und von jedem Strafgefälle, das er als Vogt, welche Vogtei er von ihm zu Lehen trage, beziehe, den dritten Teil behalten soll. Unter Kaiser Friedrich II. bekamen auch die Herren von Hohenfels verschiedene Lehen und Gerechtigkeiten. Im Jahr 1253 erwarb sich Philipp von Hohenfels einen Hof in Nierstein, den er gegen einen anderen in Morsheim von dem Deutschen Ritterorden eingetauscht hatte.

Am 11. Mär 1298 hatte Kaiser Adolf seinem Onkel Grafen Eberhard von Katzenelnbogen wegen einer Schuld von 3500 Mark Silber u. a. Nierstein mit allen Zubehörungen so lange in Pfand gegeben, bis die Schuld von den ihm angewiesenen Gefällen zurück bezahlt sei. Die Schuld war halb abgetragen, doch nicht lange danach, am 16. Januar 1315, verpfändete König Ludwig dem Erzbischof Peter von Mainz mit Oppenheim und anderen Orten auch das Dorf Nierstein. Nun teilte es mit Oppenheim das gleiche Schicksal. Der Pfandherr wechselte wiederholt bis endlich die Pfandschaft im Februar 1375 durch Kaiser Karl IV. dem Pfalzgrafen überlasen wurde. Die Huldigung der Bewohner fand am 3. Mai 1376 in Oppenheim statt und die neuen Pfandherren versprachen urkundlich, die Einwohner in ihren Ehren, Freiheiten und Gewohnheiten lassen zu wollen. Die Pfandschaft wurde nie mehr eingelöst. Nierstein war kein Reichsdorf mehr, sondern ein pfälzischer Ort und wurde dem Oberamt Oppenheim zugeteilt. Es blieb bei der Pfalz bis zur Okkupation derselben durch die Franzosen am Ende des 18. Jahrhunderts.