Schornsheim in Rheinhessen

Zur Geschichte von Schornsheim

0.1.782-1288 – Von der Ersterwähnung bis zur Zeit der Ganerben

Luftbild von Schornsheim[Bild: Alfons Rath]

Schornsheim wurde erstmals im Jahr 782 n. Chr. in einer Urkunde Karls des Großen (* 2. April 747/748, † 28. Januar 814, Kg. 768-814, Ks. 800-814) als Scoronishaim erwähnt. Aus der Urkunde geht hervor, dass die Kirche und der Fiskus von Schornsheim König Karl gehörten. Er erscheint hier als Besitznachfolger jenes Scoran, der einst die Kirche gegründet hatte. Neben dem König hatten auch Mainzer Kircheninstitutionen wie das Domstift, das Mariengredenstift, das Kloster St. Alban und die Kölner Erzbischöfe Besitzungen in Schornsheim [Anm. 1].

Karl der Große gab das dortige Kloster [Anm. 2] als Alterssitz an die Heilige Lioba (* um 700/710, † 28. September 782), eine Verwandte des Heiligen Bonifatius (* um 673, † 5. Juni 754/755). Sie war Benediktiner Nonne und sehr gebildet. In dem von ihr errichteten Frauenkloster in Tauberbischofsheim hatte sie ihr Wissen an junge Nonnen weitergegeben. Ihren Lebensabend verbrachte sie dann im Schornsheimer Kloster, wo sie am 28. September 782 starb. Noch heute gibt es auf dem Dorfplatz ein Brunnen mit ihrer Statue in der Mitte [Anm. 3].

Nach Liobas Tod gingen die Kirche und das Kloster an das Kloster Hersfeld. Dort war der Heilige Wigbert (* um 670, † 732-736/746/747) Schutzpatron der Kirche und so wurde er auch Patron der Kirche in Schornsheim. Mitte des 11. Jahrhunderts ging der Hersfelder Besitz in Schornsheim unter Erzbischof Luitpold I. († 1059; Ezbf. 1051-1059) an die Mainzer Erzbischöfe . Im 12. Jahrhundert wurden die Grafen von Bolanden durch Besitz Lehnsherren und somit faktisch Herrscher in Schornsheim. Durch die Heirat von Kunigunde von Bolanden, die Schornsheim als Mitgift mit in die Ehe brachte, und Graf Heinrich dem Jüngeren von Sponheim fiel der Ort an die Grafen von Sponheim. Das Paar gab Schornsheim am 30. März 1288 als Lehn an sechs Ritter – die Ganerben. Das Dorf war nun nicht mehr im Privatbesitz einer Familie; somit war die Leibeigenschaft der Schornsheimer beendet [Anm. 4].

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0.2.Exkurs: Heilige Lioba

Lioba wurde zu Beginn des 8. Jahrhunderts im Königreich Wessex, dem heutigen Südwest England, geboren. Ihr Taufname lautet Thrutgeba; ihren Kosenamen Leobgytha nutzte sie später in der lateinischen Form Lioba.

Ihre Mutter soll vor Liobas Geburt einen Traum gehabt haben, nach dem „eine Kirchenglocke auf ihrem Schoß bei Berührung zu läuten anfing“ [Anm. 5]. Dies deutete sie so, dass ihr Kind der Kirche geweiht werden sollte. Es ist nicht selten, dass Lioba mit einer Glocke dargestellt wird. In der Schornsheimer Kirche gibt es eine Skulptur und ein Gemälde von ihr. In beiden Darstellungsformen hält sie eine Glocke. Mütterlicherseits war Lioba mit Bonifatius verwandt, der als Missionar im Frankenreich tätig war.

Im Benediktinerkloster Wimborne lebte sie und bildete sich unter anderem durch die Lektüre der Bibel. Ein Traum, in dem sie einen langen roten Faden – der aus ihrem Mund herauskam – aufwickelte, wurde von einer Mitschwester so gedeutet, dass Lioba ihre Weisheit in Taten und Worten an die Menschen weitergeben sollte. Als Bonifatius Mönche und Nonnen zur Missionierungshilfe suchte, folgte Lioba – neben weiteren Bonifatius nahstehenden Personen – dem Aufruf und reiste ins Frankenreich. Dort wurde sie Äbtissin im 735 neugegründeten Benediktinerinnenkloster Tauberbischofsheim. Lioba kam ihrer Bestimmung als Lehrerein nach und bildete junge Nonnen aus, damit sie später in ihren Heimatklöstern selbst lehren konnten.

Nach dem Tod des Bonifatius 754/ 55 reiste sie nach Fulda um an dessen Grab zu beten. Von ihm war sie beauftragt worden die Missionierung weiterzuführen und nicht in die englische Heimat zurückzukehren. Als alte Frau setzte Lioba sich in Schornsheim zur Ruhe, wo sie am 28. September 780 starb. Nach anderen Angaben werden auch der 23. September oder das Jahr 782 als Todeszeitpunkt genannt. Lioba sollte in Fulda an der Seite von Bonifatius bestattet werden. Später wurde ihr grab verlegt; heute liegt sie im Kloster auf dem Petersberg in Fulda. [Anm. 6] 

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0.3.Ende 13.- Ende 18. Jahrhundert – Die Zeit der Ganerben

Um 1550 führten die Ganerben die Reformation in Schornsheim ein. Erst 1686, in der Zeit unmittelbar vor dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697), wurden wegen französischem Einfluss wieder regelmäßig katholische Gottesdienste gehalten. Bereits im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) hatte es je nach Besatzer oder Einflussmacht katholische Zeiten gegeben (Spanier 1620/ 21, Franzosen 1644). Dennoch geriet die Heilige Lioba auch in dieser Zeit nicht vollkommen in Vergessenheit und ist bis heute eine wichtige historische Persönlichkeit für Schornsheim geblieben. [Anm. 7] 

Die Beschädigungen in Schornsheim und Umgebung während des Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) waren groß. Bis 1666 kehrten erst vier Schornsheimer Familien in das während des Krieges verlassene Dorf zurück. Der Bevölkerungsrückgang konnte jedoch durch Zugezogene wieder ausgeglichen werden. Menschen kamen vor allem vom Niederrhein und aus der Schweiz nach Schornsheim. [Anm. 8]

Im Zuge der Französischen Revolution (1789) wurde das deutsche Reichsgebiet westlich des Rheins 1798 von Frankreich besetzt und durch den Frieden von Luneville 1801 in die Französische Republik eingegliedert. Damit endete die Herrschaft der Ganerben über Schornsheim. Der Ort zählte nun zum Kanton Wörrstadt, der dem Bezirk Mainz zugeordnet war. Mainz wiederum war die Hauptstadt des Departement Donnersberg. Als Napoleons [Anm. 9] Macht zu schwinden begann und er eroberte Gebiete wieder verlor, verwalteten Österreich und Bayern das ehemalige Departement Donnersberg ab Ende 1813 gemeinsam. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde beschlossen, dass der nördliche Teil Rheinhessens, zu dem auch Schornsheim zählt, als 1816 gegründete Provinz Rheinhessen dem Großherzogtum Hessen unterstellt werden sollte. [Anm. 10]  

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0.4.19. Jahrhundert – Schornsheim unter dem Großherzogtum Hessen

1815 gab es 725 Einwohner in Schornsheim. 1907 waren es bereits 1128, wovon 968 evangelischem, 98 katholischem und 62 jüdischem Glauben angehörten. In den Jahren 1851 bis 1853 wurde die evangelische Ludwigskirche gebaut, die nach dem damals regierenden Großherzog benannt wurde. Seit 1702 war die alte Kirche von Katholiken und Protestanten gemeinsam genutzt worden. Die kleinere katholische Gemeinde hielt ihre Gottesdienste weiterhin in einem Teil der alten baufälligen Kirche ab, wohingegen die protestantische Gemeinde in die neue Kirche zog. 
Seit 1858 wird eine Schornsheimer Ortschronik geführt. Das hatte Großherzog Ludwig III. (* 9. Juni 1806, † 13. Juni 1877, Ghzg. 1848-1877) verordnet. Geistliche sollten dafür sorgen, dass alles Erwähnenswerte aufgeschrieben wird. So wurde beispielsweise in der Pfarrchronik von 1862 vermerkt:
„Turnwesen, Turnübungen, Turn- und Sängerfeste [kamen] so in Gang und fanden eine so lebhafte Teilnahme, daß eine nachteilige Rückwirkung davon auf den Besuch des Gottesdienstes allgemein nicht verkannt wird.“ [Anm. 11]
Dennoch pilgerten 1868 60.000 Menschen zur Einweihung des Lutherdenkmals nach Worms.

Im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) kämpften 27 Schornsheimer, von denen – bis auf einen an einer Krankheit Verstorbenen – alle wieder zurückkehrten. Auf dem Weg nach Frankreich wurden einige Truppen kurzzeitig in Schornsheim einquartiert. So etwa die brandenburgische Infanterie.

1870 waren die Eisenbahnlinien Bingen – Armsheim und Armsheim – Alzey fertiggestellt. Bereits am 23. März 1853 war der erste Zug in Rheinhessen auf der Strecke Mainz – Oppenheim gefahren. Schornsheim bekam jedoch keinen Anschluss an das Eisenbahnschienennetz. 1877 wurde die Kirchensteuer eingeführt, woraufhin 24 Austritte aus der evangelischen Kirche zu verzeichnen waren. Seit 1907 existiert eine Wasserleitung in Schornsheim, seit 1915 elektrisches Licht.

Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) gründete der damalige Schornsheimer Pfarrer Karl Knodt das Monatsblatt für die evangelische Gemeinde Schornsheim, die Heimatfreude. Dieses Blatt informierte die Soldaten an der Front von den Geschehnissen in der Heimat. Des Weiteren war der Pfarrer brieflich mit den Soldaten in Kontakt und druckte deren Briefe in der Zeitung. Dadurch war ein beidseitiger Informationsaustausch gewährleistet. Auch die Gefallenen wurden in der Heimatfreude gewürdigt. Ohne die Vermissten belief sich deren Zahl auf 34. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges endete auch das Deutsche Kaiserreich. Schornsheim wurde Teil des Volksstaates Hessen, der zur Weimarer Republik gehörte. [Anm. 12] 

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0.5.20. Jahrhundert – Strukturwandel und der Weg in die Moderne

1936 änderte der NS-Gauleiter die Kreiszuteilung Schornsheims vom Landkreis Oppenheim zum Landkreis Alzey. Mit der Gründung des Landes Rheinland-Pfalz, nach dem Zweiten Weltkrieg 1947, endete die Zugehörigkeit von Rheinhessens zu Hessen. Bei der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform 1969 wurde der neue Landkreis Alzey-Worms gebildet, dem Schornsheim bis heute angehört. Seit 1972 wird Schornsheim zu der in dem Jahr neugeschaffenen Verbandsgemeinde Wörrstadt gezählt.

Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) gab es auch in Schornsheim Verluste zu beklagen. Auf dem Undenheimer Berg war eine Beobachtungsstation für überfliegende Flugzeuge eingerichtet. Gesichtete Flugzeuge wurden notiert und an die Leitstelle am Frankfurter Flughafen übermittelt. Am 20. März 1945 marschierten US-amerikanische Truppen in Schornsheim ein, die wenige Wochen später der französischen Besatzungsmacht Platz machten. Menschen aus den Ostgebieten siedelten nach ihrer Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg in Schornsheim.

An Schornsheim ging der Strukturwandel nicht vorüber. Technische Neuerungen führten zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer gesteigerten Effektivität der Landwirtschaft. Mehr Nahrung konnte von immer weniger Menschen produziert werden. 1930 gab es noch 104, 1982 schließlich nur noch 35 landwirtschaftliche Betriebe bei 1332 Einwohnern in Schornsheim [Anm. 13]. Die Geschichte der Vereine und Genossenschaften spiegelt diese Entwicklung ebenfalls wieder. Allerdings führten Neuerungen wie der Bau der Kläranlage 1967 oder der ebenfalls 1967 begonnene Autobahnbau der A63 zu einer Steigung der Attraktivität der Gemeinde, die 2015 bereits 1593 Einwohner zählte; Tendenz steigend [Anm. 14]. Eine Begründung hierfür könnte in der Auszeichnung zum schönsten Dorf des Landkreises Alzey-Worms 1980 und 1981, beziehungsweise 1984 sogar zum schönsten Dorf von ganz Rheinland-Pfalz liegen [Anm. 15][Anm. 16] Seit 2009 führt eine Schleife des Jakobswegs durch Schornsheim und sorgt somit für weitere Besucher [Anm. 17]

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0.6.Exkurs: Handwerker – Schneider in Schornsheim

In Schornsheim baten die Handwerker die Ganerben, ihnen eine Zunftordnung zu erteilen. Das Entstehungsdatum dieser Ordnung ist nicht bekannt, es ist lediglich eine Kopie aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Darin wurden allgemeine Regeln für die Organisation der Zünfte, Zahlungsregelungen bei Vergehen oder auch Bestimmungen für Lehrlinge festgeschrieben. [Anm. 18]

Für das Jahr 1817 sind folgende Schornsheimer Handwerker verzeichnet: Es gab 16 Leineweber, sechs Schneider, fünf Schuhmacher, vier Maurer und je drei Glaser und Küfer. Auch je zwei Schmiede, Schreiner, Wagner und Wirte und sowie je ein Bäcker, Barbier, Metzger, Sattler und Zimmermann waren in Schornsheim ansässig. Nach dem Steuerverzeichnis besaßen fast alle Handwerker eigene Häuser und Landwirtschaft. [Anm. 19] 

Durch die vielen Leineweber brauchte man zwangsläufig auch Schneider, die den Stoff weiterverarbeiten konnten. Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in Schornsheim so viele Schneider, dass das Dorf als Schneiderdorf bekannt wurde. Allerdings sank die Nachfrage mit dem Aufkommen von mechanischen Webstühlen und Fabriken, wodurch vor allem die Weber ihre weniger werdende Arbeit immer schlechter bezahlt bekamen. Nach dem Bau der Eisenbahn 1870 suchten daher viele Menschen besser bezahlte Arbeit in den nahe gelegenen Städten. Da Schornsheim nicht an das Eisenbahnnetz angebunden war, hatten die Menschen dort diese Möglichkeit nicht. 1872 kam der Schornsheimer Schneider Dieter Mathes (*1847) auf die Idee sich einen Schneiderauftrag in Mainz zu besorgen, diesen Zuhause fertigzustellen und dann in der Stadt abzuliefern. Dadurch entfiel der tägliche lange Weg in die Stadt. Diesem Prinzip der Heimarbeit schlossen sich bald andere Schornsheimer Schneider und auch Leineweber an. 
1875 gründete sich der Allgemeine Deutscher Schneiderverein, der allerdings bereits drei Jahre später im Zuge der bismarckschen Sozialistengesetze wieder verboten wurde. Das konnte die Bewegung des Zusammenschlusses allerdings nicht lange aufhalten; 1890 wurde der Deutsche Bekleidungsarbeiter-Verband gegründet. 
Dem Aufkommen der Nähmaschinen standen die Schneider zunächst skeptisch gegenüber. Dies ändert sich als die Firma Opel, die zu dieser Zeit Nähmaschinen herstellte, deren Kauf zu kleinen Ratenzahlung ermöglichte. So konnten sich die Schneider die neuen Maschinen leisten und mit ihnen statt gegen sie arbeiten. Dennoch war der Verdienst im Schneiderberuf gering, was 1906 zu einem Streik führte, in Folge dessen 2% mehr Lohn gezahlt wurde. Die meisten Schneiderfamilien hatten Nebenverdienste wie Kolonialwarengeschäfte oder auch Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen oder Tabak. [Anm. 20]

1908 werden die 80 heimarbeitenden Schneider Schornsheims in der Ortschronik wie folgt beschrieben: 
„sie sind fleißig und arbeiten vom frühen Morgen bis zum späten Abend, Sommers und Winters; viele sind leichtsinnig und machen keine Eroberungen. Junge Leute aus früher bettelarmen Familien machen solche Ersparnisse, daß sie mit 25 Jahren ihr eigenes Häuschen und Garten kaufen und beträchtliche Anzahlungen machen können. Leider sind sie zum größten Teil des Sozialdemokraten in die Hände geraten und lassen sich von ihnen verhetzen gegen den ackerbautreibenden Teil der Gemeinde“, „Industriearbeiter und Bauern stehen sich schroff gegenüber und teilen sich in zwei selbständige gleichstarke unabhängige Lager.“ [Anm. 21] 
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren die meisten Kleiderfabriken in Mainz ausgebombt und es gab dort keine Arbeitgeber mehr für die Schornsheimer Schneider. Die Fabriken wurden in den ländlichen Raum, wie beispielsweise nach Wörrstadt, verlegt. Dort fanden die ehemals heimarbeitenden Schneider zunächst eine neue Anstellung, bis die Arbeit dort – durch technische Neuerungen wie dem Fließband – keine Schneiderausbildung mehr benötigte. Aus diesem Grund suchten die Menschen sich neue besser bezahlte Arbeit in Fabriken wie beispielsweise bei Opel in Rüsselsheim. [Anm. 22] 

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0.7.Exkurs: Vereine

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es vermehrt zur Gründung von Vereinen. Auch in Schornsheim wurden verschiedene Vereine ins Leben gerufen, die von unterschiedlicher Lebensdauer waren.

Zur Gruppe der kulturellen Vereine zählt die erste nachgewiesene Vereinsgründung in Schornsheim: Der Männergesangsverein 1861. 1908 gründeten sechs unzufriedenen Mitgliedern des Gesangsvereines einen zweiter Verein Sängerlust. Beide Vereine wurden 1933 unter dem Namen Männergesangsverein 1861/ 1908 Sängerlust Schornsheim wieder zusammengeschlossen, da laut Vorgabe des Nazi-Regimes in Gemeinden unter 3000 Einwohnern nur ein Gesangsverein bestehen durfte. Davon waren die nur in den 1920ern existierenden Vereine des Theater- und Mandolinenvereins, des Musikvereins sowie des Kirchengesangsvereins des evangelischen Kirchenchors nicht betroffen. Mit dem Ende der Naziherrschaft gab es keine Beschränkung für die Anzahl an Vereinen mehr. So wurde wieder ein evangelischer Kirchenchor und ein Posaunenchor gegründet. Außerdem gab es für kurze Zeit einen Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr, die wiederum seit dem 30. Mai 1928 in Schornsheim existiert. Als nicht musikalische Vereine wurden am 4. November 1954 das Volksbildungswerk ins Leben gerufen und am 27. Oktober 1976 der Karneval-Club 1976 gegründet. Des Weiteren gab es einige Kegelvereine und einen Schornsheimer Jugendtreff. Ein Seniorenclub wurde 1981 gegründet. Seit 2013 gibt es zudem noch den Verein der Rentis [Anm. 23]. Auch das Deutsche Rote Kreuz hat Mitglieder in Schornsheim sowie auch das Jugend-Rot-Kreuz.

Neben den kulturellen Vereinen gab und gibt es auch Sportvereine im weitesten Sinn. 1897 wurde der Soldatenverein Vaterland gegründet. Des Weiteren gab es noch einen Krieger- und Soldatenverein, dessen Gründungsdatum nicht bekannt ist. Diese militärischen Vereine, die die sportliche Aktivität ihrer Mitglieder förderten, könnten erklären warum es erst verhältnismäßig spät – am 9. Juni 1907 – zur Gründung eines Schornsheimer Sportvereins, des Turnvereins, kam. 1913 wurde dem Turnverein eine Damenriege hinzugefügt. Während der Weltkriege ruhten die Vereinsaktivitäten; 1947 wurde er neugegründet. Jedoch nicht als „Turnverein“, da solche von der französischen Besatzungsmacht nicht zugelassen waren. Der Turn- und Sportverein 1907/ 47 Schornsheim betrieb neben Turnen noch andere Sportarten, wie Leichtathletik oder Handball. Letztere wurde 1953 wegen zu weniger weiterer Vereine in der Nähe und somit zu weiten Fahrwegen zu den gegnerischen Mannschaften eingestellt. Im selben Jahr gründete man die Fußballabteilung, die regen Zulauf fand. Außerdem gab es noch eine Tischtennisabteilung, eine Gymnastikabteilung für Frauen sowie eine Tennisabteilung. 1913 wurde ein Radfahrverein in Schornsheim gegründet, welcher sich 1921 spaltete. Beide Teile lösten sich noch vor dem Zweiten Weltkrieg auf.

Auch wirtschaftliche Genossenschaften sind in Schornsheim vorhanden. Sie wurden als eine Art Fortführung der mittelalterlichen Zünfte gegründet. 1881 entstand der Landwirtschaftliche Consum-Verein, der 1938 in Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft e. G. und 1976 in Raiffeisen-Warengenossenschaft e. G. umbenannt wurde. Die 1929 gegründete Dreschgenossenschaft und die 1948 gegründete Rebenaufbau-Genossenschaft wurden in die Warengenossenschaft aufgenommen. Bereits 1892 wurde die Spar- und Darlehnskasse gegründet. Die Inflation nach den beiden Weltkriegen – 1923 und 1948 – hat sie überstanden und bekam 1965 den neuen Namen Genossenschaftsbank
1926 wurde von der Ortsgruppe freie Bauernschaft der Pferde-Versicherungsverein gegründet. Er bestand bis 1974. Die Ortsbauernschaft hingegen wurde von den Besatzungsmächten nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöst. 1948 wurde der Bauernverein gegründet, der noch heute als Bauern- und Winzerverin Schornsheim besteht [Anm. 24]
Seit 1964 gibt es auch einen Landfrauenverein. [Anm. 25] 

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Nachweise

Verfasserin: Dorina Henninger

Verwendete Literatur:

  • Geisel, Horst: Das Schornsheimer Vereins- und Genossenschaftsleben, in: Ortsgemeinde Schornsheim (Hrsg.): Schornsheim. Geschichte eines Dorfes 782-1982, Schornsheim 1982, S. 267-296.
  • Geisel, Horst: Landwirtschaft und Weinbau im Wandel der Zeit, in: Ortsgemeinde Schornsheim (Hrsg.): Schornsheim. Geschichte eines Dorfes 782-1982, Schornsheim 1982, S. 259.
  • Geisel, Horst: Schornsheim – Moderne Gemeinde des 20. Jahrhunderts, in: Ortsgemeinde Schornsheim (Hrsg.): Schornsheim. Geschichte eines Dorfes 782-1982, Schornsheim 1982, S. 306-314.
  • Homepage der Gemeinde Schornsheim
  • Klug, Ernst: Bemerkungen zur alten Schornsheimer Landwirtschaft, in: Ortsgemeinde Schornsheim (Hrsg.): Schornsheim. Geschichte eines Dorfes 782-1982, Schornsheim 1982, S. 250.
  • Klug, Ernst: Die Schneiderindustrie in Schornsheim, in: Ortsgemeinde Schornsheim (Hrsg.): Schornsheim. Geschichte eines Dorfes 782-1982, Schornsheim 1982, S. 205-215.
  • Klug, Ernst: Zunftordnung für Schornsheim, in: Ortsgemeinde Schornsheim (Hrsg.): Schornsheim. Geschichte eines Dorfes 782-1982, Schornsheim 1982, S. 171-174.
  • Knodt, Manfred: Schornsheim unter den Großherzögen von Hessen und bei Rhein, in: Ortsgemeinde Schornsheim (Hrsg.): Schornsheim. Geschichte eines Dorfes 782-1982, Schornsheim 1982, S. 191-204.
  • Knodt, Manfred: Schornsheim unter Französischer Herrschaft, in: Ortsgemeinde Schornsheim (Hrsg.): Schornsheim. Geschichte eines Dorfes 782-1982, Schornsheim 1982, S. 175-182.
  • Reuter, Christa: Lioba in Schornsheim, in: Ortsgemeinde Schornsheim (Hrsg.): Schornsheim. Geschichte eines Dorfes 782-1982, Schornsheim 1982, S. 30-42.
  • Staab, Franz: Schornsheim im Mittelalter bis zur Erwerbung der Hersfelder Besitzungen durch Erzbischof Liutpold von Mainz im Jahr 1057, in: Ortsgemeinde Schornsheim (Hrsg.): Schornsheim. Geschichte eines Dorfes 782-1982, Schornsheim 1982, S. 11-29.
  • Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz. Statistische Berichte 2016. Online verfügbar unter: www.statistik.rlp.de/fileadmin/dokumente/berichte/A/1033/A1033_201522_hj_G.pdf (zuletzt aufgerufen am 22.3.17).

Aktualisiert am: 03.04.2017

Anmerkungen:

  1. Dazu siehe Staab, Schornsheim im Mittelalter, S. 21. Zurück
  2. Man weiss nicht, ob das Kloster bereits vom Namensgeber des Dorfes – Scoran – gegründet wurde, oder erst von Lioba. Zurück
  3. Gemeinde Schornsheim: Über uns. Zurück
  4. Gemeinde Schornsheim: Über uns. Zurück
  5. Gemeinde Schornsheim: Hl. Lioba. Zurück
  6. Reuter, Lioba in Schornsheim, S. 30-42. Zurück
  7. Staab, Schornsheim im Mittelalter, S. 11-29. Zurück
  8. Klug, Schornsheimer Landwirtschaft, S. 250. Zurück
  9. Napoleon Bonaparte *15. August 1769, † 5. Mai 1821; 1799-1804 Erster Konsul der Französischen Republik, 1804-1814 und 1815 Kaiser der Franzosen. Zurück
  10. Knodt, unter Französischer Herrschaft, S. 175-182. Zurück
  11. Knodt, unter den Großherzögen, S. 198. Zurück
  12. Knodt, unter den Großherzögen, S. 191-204. Zurück
  13. Geisel, Landwirtschaft und Weinbau, S. 259. Zurück
  14. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz. Statistische Berichte 2016.  Zurück
  15. Gemeinde Schornsheim: Über uns. Zurück
  16. Geisel, Moderne Gemeinde des 20. Jahrhunderts, S. 306-314. Zurück
  17. Gemeinde Schornsheim: Jakobspilgerweg. Zurück
  18. Klug, Zunftordnung, S. 171-174. Zurück
  19. Klug, Zunftordnung, S. 174. Zurück
  20. Klug, Schneiderindustrie, S. 205-213. Zurück
  21. Knodt, unter den Großherzögen, S. 201. Zurück
  22. Klug, Schneiderindustrie, S. 214f. Zurück
  23. Gemeinde Schornsheim: Die Rentis. Zurück
  24. Gemeinde Schornsheim: Vereine von Schornsheim. Zurück
  25. Geisel, Vereins- und Genossenschaftsleben, S. 267-296. Zurück