Wachenheim im Zellertal in Rheinhessen

Burg Oberburg in Wachenheim

Fotostrecke zur Oberburg[Bild: Torsten Schrade]

Blickt man von Ferne auf das malerische Weindörfchen Wachenheim an der Pfrimm (am besten von einem der Nordhänge), findet das Auge sofort Halt an einem siebenstöckigen Wohnturm. Dies ist die Oberburg der Druschel von Wachenheim.
Schon den Franken war die strategisch günstige Lage von Wachenheim entlang der Pfrimm am Ausgang des Zellertales bewußt. Wahrscheinlich gab ein Franke namens Wacko, der sich in dieser frühen Zeit hier niederließ, der Ansiedlung seinen Namen. Urkundlich belegt sind später die Grafen von Leiningen als die Herren von Wachenheim.
Aufgrund der geographischen Lage gab es schon früh mehrere Befestigungen: eine zu Kurtrier gehörende Burg im Westen des Ortes, die jedoch heute verschwunden ist. Auch die Unterburg, das Pendant zur Oberburg, hat die Zeiten nicht überdauert.
In Mitten der erhaltenen Schlossanlage der Oberburg steht jedoch heute noch festgefügt in eisenhartem Mauerwerk der mittelalterliche, sechs Stockwerke hohe geräumige Wohnturm (14/15 Jh). Der mächtige Bergfried gilt als der größte Wohnturm Rheinhessens. Er ist seit alter Zeit mit einem Walmendach gedeckt. Hinauf führt ein nördlich angebautes rundes Stiegentürmchen mit schöner links gewendelter Steintreppe. An der Nordwand lassen sich noch jetzt sogenannte "Pechnasen" erkennen, die einzelne vorspringende Konsolsteine andeuten, welche ehemals mit einem Wehrgang verbunden waren. Von diesem herab konnten andringende Feinde bei Belagerungen mit Steinen, Pfeilen, kochendem Wasser, heißem Öl oder Pech abgewehrt werden. Der in alten Pergamenten "Thorknecht" genannte Wachposten vermeldete das Kommen von Feinden weithin hörbar mit seinem Horn. Gotische Kaminanlagen und Vorrichtungen für hölzerne Schiebebalken zum Verrammeln der spitzbogigen Türen und Schießscharten verraten noch gegenwärtig, dass der Turm in höchster Not zum letzten Zufluchtsort für die Burgbewohner bestimmt war. Und solcher waren es bestimmt nicht wenig. War doch diese, ebenso wie andere Burgen, in gemeinsamem Besitz verschiedener Stammverwandten der weitverzweigten Familie. Die Inhaber nennen sich deshalb auch zuweilen "die Ganerben" oder reden von ihren "Mitgemeinen". Außer den Familien der Besitzer beherbergte ein solches Schloss aber auch noch mehrere der vorhin schon erwähnten Turmknechte und Wächter, Keller oder Schaffner, welchen die Guts- und Wirt-schaftsverwaltung oblag, Pferdeknechte, Statt- und Hausmägde, Eseltreiber und Handwerker, besonders Wagner und Schmiede. Von einer Burgkapelle, welche die einsamer stehenden Bergschlösser in der Regel auch besaßen, ist bei der Wachenheim Anlage nichts bekannt. In der nahe liegenden Dorfkirche war hinlänglich für die Familien durch reiche Stiftungen gesorgt. Dort hat sich auch noch ein Grabstein der Druschel als Zeugnis erhalten.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Torsten Schrade

Verwendete Literatur:

  • Keddigkeit, Jürgen (Hrsg.): Pfälzisches Burgenlexikon. Bd. 4,2: St-Z. Kaiserslautern 2007.
  • Krahe, Friedrich Wilhelm: Burgen des Deutschen Mittelalters. Grundriss-Lexikon. Würzburg 1994.
  • Würth, Karl: Die Wachenheimer Burgen -das Ober- und Unterschloss. In: Heimatjahrbuch Landkreis Alzey-Worms 38 (2003), S. 86-89.

Aktualisiert am: 28.11.2014