Westhofen in Rheinhessen

Liebfrauenkirche in Westhofen

Die Liebfrauenkirche in Westhofen 2016[Bild: IGL Bildarchiv]

Im südwestlichen Eck des ehemaligen Friedhofs in Westhofen befindet sich die Ruine der Liebfrauenkirche. Sie ist nicht – wie bei Kirchen üblich – geostet, sondern in einer Südost-Nordwestachse erbaut. Eine weitere Besonderheit ist die Lage der Kirche außerhalb der Fleckenmauern. Funde auf dem Kirchplatz zeigen Gräber mit Grabbeigaben, welche in der christlichen Bestattungsweise nicht üblich sind. Das lässt darauf schließen, dass die Kirche bei einem älteren vorchristlichen Begräbnisplatz errichtet wurde. Bei der Liebfrauenkirche in Worms ist das auch der Fall.

Die Kirche ist im spätgotischen Stil erbaut und hatte keine gewölbte Decke, sondern war flach gedeckt. Nach einer 1969 wiedergefundenen Ortsansicht aus dem Jahr 1610 war das Dach der Liebfrauenkirche geziegelt, hatte zwei Gauben und einen geschieferten Dachreiter.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde die Liebfrauenkirche im Gegensatz zum Ort Westhofen nicht zerstört. Man hielt den Gottesdienst in dieser Kirche und konzentrierte sich darauf den Ort wiederaufzubauen. In den folgenden Jahren verfiel die Liebfrauenkirche zunehmend. 1705 wurde sie im Zuge der pfälzischen Kirchenteilung den Katholiken zugesprochen, die die Ruine jedoch nicht nutzten sondern auf dem Platz der früheren Michaelskapelle eine neue Kirche erbauten.

1787 berichtete Johann Goswin Widder in seiner Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz, dass die Liebfrauenkirche zerfallen sei, sie bereits 1496 von der Kurpfalz als Pfründe vergeben worden war und der Kirchhof als Friedhof genutzt wurde [Anm. 1]. Bis ins 16. Jahrhundert lag der Friedhof bei der Kirche am Marktplatz und wurde dann, bis zum Anlegen des neuen Friedhofs „auf der Gänseweid“ 1863, an die Liebfrauenkirche verlegt.

Im Jahr 1968 hat man Ausgrabungen an der Kirche vorgenommen und festgestellt, dass das Bodenniveau zur Nutzungszeit der Kirche rund einen Meter niedriger lag als zum Zeitpunkt der Ausgrabung. Des Weiteren fand man die Fundamente eines geplanten Choranbaus in 1,30m Tiefe. Dieser hätte 7m breit werden sollen, wurde allerdings nie errichtet.
Daraufhin unternahm die Gemeinde den Versuch die Kirche wiederaufzubauen. Dies scheiterte; man beschloss lediglich die Mauern aufrecht zu erhalten. [Anm. 2] Heute finden Veranstaltungen wie das jährliche Parkfest mit ökumenischem Gottesdienst rund um die Ruine der Liebfrauenkirche statt. In dem Park befinden sich außerdem Denkmale der Westhofener Geschichte wie beispielsweise eine 1975 angebrachte Gedenktafel für die Geschehnisse im Bauernkrieg. [Anm. 3] 

Nachweise

Verfasserin: Dorina Henninger

Verwendete Literatur:

  • Grünewald, Julius: Von Westhofener Häusern und Leuten, Westhofen 1984.
  • Groh-Trautmann, Lisa: Die Liebfrauenkirche in Westhofen, in: Ortsgemeinde Westhofen (Hrsg.): „Damit mer’s net vergessen“ – Schlaglichter auf die Geschichte Westhofens im 20. Jahrhundert, Neu-Bamberg 2017, S. 282-284.
  • Widder, Johann Goswin: Versuch einer vollständigen geographischen-historischen Beschreibung der kurfürstl. Pfalz am Rheine 3, Frankfurt 1787.

Aktualisiert am: 05.04.2017

Anmerkungen:

  1. Widder 1787, S. 107. Zurück
  2. Grünewald 1984, S. 64-70. Zurück
  3. Groh-Trautmann 2017, S. 284. Zurück