Hachenburg im Westerwald

Der herrschaftliche Schafhof in Hachenburg

Die heute noch bestehende Flur "Auf dem Schafstall" am Nordhang des Rothenbergs ist die letzte Erinnerung an einen großen herrschaftlichen Schafhof, der einst an dieser Stelle gestanden hat. Wann er erbaut wurde, ist unbekannt. Auf ihm wurden die herrschaftlichen Schafe und Hämmel gehalten. Als er 1588 in den Urkunden auftaucht war er bereits an einen Schafhüter verpachtet.
1596 wurden 439 Hämmel, 83 Awen, 50 Jährlinge und 46 Lämmer im herrschaftlichen Schafhof gezählt. 1617 kümmerten sich Matthias und Wilhelm Breitscheidt sowie Wilhelm Seipeler um die Schafherde. Schon damals gab es Ärger mit der Stadt, weil die Herde zuweilen in die städtischen Gärten, Baumgärten und Wiesen getrieben wurde. Dass dies wohl ein Dauerstreit war, zeigen ähnliche Vorwürfe in den Jahren 1653 bis 1720. In dieser Zeit standen in der herrschaftlichen Schäferei und dem Schafhof mehr als 300 Tiere.
Die Familien der Schafhüter ließen sich neben den Stallungen nieder, sodass eine kleine Siedlung entstand. Am 7. Februar 1622 befreite Graf Wilhelm von Sayn-Wittgenstein die Pächter der beiden Höfe, die hoffe und Schaaffhoff genant, von der Pflicht, der Herrschaft Pferde- und Handdienste zu leisten. Stattdessen mussten sie einen Geldbetrag in die herrschaftliche Kasse entrichten.
Graf Salentin Ernst (reg. 1652-1705) verpachtete 1685 den herrschaftlichen Schafstall erneut. Die Schafhüter sollten die Tier nur dorthin treiben, wo es der Herrschaft erlaubt war. Der Umstand, dass die herrschaftlichen Schafhüter diesen Grundsatz öfter verletzten, gab immer wieder Anlass zum Streit mit der Gemeinde.
Ende des 17. Jahrhunderts waren einige Gebäude des hieß(igen) schloß schaff stalß, und zwar der Teil in Richtung Gehlert, beschädigt. Über Reparaturarbeiten verlautet allerdings nichts.
In der am 9. September 1694 durch einen vereidigten Landmesser vorgenommenen Absteinung der zum Schloss Hachenburg gehörigen Güter, wird der Schafhof rechter Hand des Alpenroder Wegs erwähnt.
Mitte des 18. Jahrhunderts war der Schafhof nach wie vor verpachtet. Damals hütete der Schäfer 372 Stück herrschaftliches Vieh und zusätzlich die ihm persönlich gehörenden 27 Tiere. Die Schafe waren das ganze Jahr auf dem Hof, die Pferche mit den 399 Tieren restlos besetzt.
Während der Pächter nur für die Hut der Tiere zuständig war, musste das Kirchspiel Kroppach jedes Jahr 20-30 Helfer zum Schafhof entsenden, um die Schafe im Rahmen ihrer Frondienstpflichten zu waschen. Auch Altstadt war verpflichtet, Handfroner zum Waschen und Scheren der Schafe bereitzustellen. Die Kirburger mussten Heu auf dem herrschaftlichen Distelberg machen und zum Schafhof transportieren, während die Gehlerter helfen mussten, Wiesen zu mähen, Heu einzufahren und den Zaun um den Distelberg in Ordnung zu halten.
Am 22. März 1751 wurde der herrschaftliche Schafhof mit seinem bedeutenden Schafbestand, mit allen Gebäuden und Besitzungen der Stadt überlassen. Die Stadt sollte den bisherigen Pachtbetrag in Höhe von 220 Reichstalern als jährliche und ständige renthe jeweils zu Martini (11. November) an die herrschaftliche Rentkammer überweisen. Für die Stadt lohnte sich das Geschäft. Die Einkünfte aus dem Schafhof konnten, das zeigen die erhaltenen Einnahmelisten, bis zu 500 Reichstaler jährlich betragen. Die Stadt bewirtschaftete den Hof nicht in Eigenregie, sondern gab ihn an Unterpächter aus.
Als die burggräflich-kirchberg-saynische Regierung am 30. August 1762 der Stadt den Schafhof mit allen Gebäuden und Zubehör erneut überließ, wird als letzter Pächter ein Philip Franz genannt. Obwohl die Stadt der herrschaftlichen Kasse 180 Reichstaler Pacht zahlen musste, scheint sich die Herrschaft weitgehend aus der Verwaltung des Hofes zurückgezogen zu haben. Die Frondienstpflichten der Amtsdörfer auf dem Schafhof erloschen. Schon damals gab es Pläne, den Hof aufzulösen und die Gebäude abreißen zu lassen. Wann dies tatsächlich geschah, ist nicht überliefert.
Die Schäferei war im Frühjahr 1800 noch verpachtet und brachte der Stadt einen jährlichen Pachtzinsertrag in Höhe von 136 Reichstalern und 81 Kreuzern ein. Gut möglich, dass die Gebäude damals schon abgetragen waren und der Zins nur noch aus den sog. Schafhofgütern einging. Im Jahr 1881 war die Ablösung des Zinskanons durch die Stadt Anlass zu manchem Streit in der Ratsversammlung.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.