Hachenburg im Westerwald

Hermann Henney (1877-1961)

Aus der Westerwälder Zeitung vom 15.2.2011 (S. 19)

Hermann Henney kam am 26. September 1877 als Ältester von sieben Geschwistern in Hachenburg zur Welt. Seine Eltern Karl und Maria Henney waren wohlhabende Leute und besaßen u.a. ein großes Haus am Neumarkt. Sohn Hermann wuchs in Hachenburg auf, erlebte seine wichtigsten beruflichen Stationen als Ingenieur der Elektrotechnik in Trier und in Berlin.

Berühmtheit erlangte auch sein Bruder Arthur Henney (1881-1958), vor dem 1. Weltkrieg ein erfolgreicher Autorennfahrer. Zu jener Zeit war Hermann Henney, der das Realgymnasium in Dienz besucht und in Darmstadt Elektrotechnik studiert ahtte, schon in Trier tätig. Als Betriebsdirektor leitete er den Auf- und Ausbau des dortigen Elektrizitätswerkes. Zudem war er ab 1905 für die Straßenbahnen verantwortlich und weitete das Liniennetz aus.

Henney galt als tüchtiger Ingenieur und versierter Konstrukteur, 1906 konstruierte der Westerwälder einen elektrischen Sprengwagen, der mit dazu beitrug, dass Trier - wie es damals hieß -  "zu den saubersten Städten des Rheinlandes" gehörte.

Zur Sicherung der Krisenfestigkeit gründete Henney 1917 mit 30 Prozent Anteil der Stadt die "Kraftversorgung der südlichen Rheinprovinz und engrenzender Gebiete GmbH". Das Ende des 1. Weltkrieges setzte der weiteren Planung ein vorzeitiges Ende.

Während der Separatistenunruhen 1923/24 wurde Hermann Henney verhaftet, weil er aus Protest gegen die Separatisten um 18 Uhr den Strom sperren ließ und wenig später Sabotagehandlungen gegen die Franzosen abwehrte. Er wurde schließlich in das damals unbesetzte deutsche Gebiet ausgewiesen.

Zur Hochzeit der sogenannten Goldenen Zwanziger Jahre verschlug es den Hachenburger nach Berlin, dort wurde er im Oktober 1926 Direktor der Märkischen Elektrizitäts-AG (MEW). Ab 1933 geriet das Unternehmen mehr und mehr unter den Druck der NSDAP. Die nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) warf dem MEW-Vorstand Misswirtschaft und Vetternwirtschaft vor. Viele Führungsleute mussten gehen. Unter anderen auch Hermann Henney, der die sofortige Entlassung eines jüdischen Abteilungsleiters abgelehnt hatte. Da nützte es ihm auch wenig, dass er seine "seit Jahren bestehende Nähe zur NSDAP" betonte. Die Entlassung 1933 diente wohl am ehesten dem politischen Kalkül und der Besänftigung der NSBO, denn Hermann Henney erhielt kurz darauf einen Posten im Vorstand dere Überlandzentrale Pommern.

Hermann Henney ist am 15. Februar 1961 in Berlin-Zehlendorf gestorben.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Bild: schroederniko.de

Das 1928/29 im Auftrag der MEW erbaute "Henneysche Haus" im grünen Berliner Stadtteil Schlachtensee-West (Wasgenstraße 7) überdauerte den Krieg. Es steht heute noch auf der Liste der Baudenkmäler in der Bundeshauptstadt.