Hachenburg im Westerwald

Wolfgang Möhring

Bild: Bruno Struif, GWH (Hachenburg)

Wolfgang Möhring wurde am 20. Oktober 1925 auf der Leuchtenburg bei Kahla geboren, wo seine Mutter Gründerin und Leiterin der Jugendherberge war. Mt der Machtübernahme durch die NSDAP musste er ab 1933 Verfolgungen sowie Verhaftungen seiner Eltern und seines Großvaters erleben. Letzterer war Reichstagsabgeordneter und Vorsitzender der "Deutschen Holzarbeitergewerkschaft" gewesen. Nach Ende des 2. Weltkriegs setzte sich sein Vater anfangs für die Entwicklung des Sozialismus im Osten Deutschlands ein und wurde Dozent an der Parteihochschule "Karl Marx" in Kleinmachnow. 1951 wurde er aufgrund seiner fehlenden Konformität mit dem Stalinregime vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet, zu 25 Jahren Haft verurteilt und schließlich 1952 vom "Westen" freigekauft.

Wolfgang war zunächst in Erfurt zur Schule gegangen. Er spielte für den SC Erfurt Tennis, war später Eis- und Rollkunstläufer und wurde sogar Mitteldeutscher Meister im Rollkunstlauf. Zeitweilig spielte er Eishockey, erlernte das Skispringen in Brotterode und spielte bereits mit 10 Jahren in einer Handballmannschaft. Dem Tennis und dem Handball blieb er bis ins hohe Alter auch in seiner Wahlheimat Hachenburg treu und wurde mehrfach zum Vorsitzenden im TuS Hachenburg und des dortigen Tennisvereins gewählt. Bis kurz vor seinem Tode war er alpiner Skiläufer.

Nach dem Abitur 1942 musste er zum Arbeitsdienst, erhielt anschließend eine Ausbildung zum Funker und wurde an der Ost- und Westfront eingesetzt. Nach Kriegsende schaffte er es bis nach Erfurt, wo er kurzzeitig in einem Krankenhaus arbeitete. Im Juli 1945 beteiligte er sich politisch aktiv innerhalb der Jenaer Universität und begann dort im Oktober ein Medizinstudium. Er war von 1946 bis 1949 Vorsitzender der Liberalen Hochschulgruppe (LDP) . Nach einer turbulenten Studentenversammlung zur Aufstellung der Kandidaten für die nächsten Studentenratswahlen kam es zu direkten Auseinandersetzungen mit dem Rektor Prof. Dr. Otto Schwarz, die Möhrings Exmatrikulation zur Folge hatten. Am 13. Mai 1949 wurde er beim Verlassen des Universitätshauptgebäudes durch den sowjetischen Geheimdienst wegen angeblicher Verbindung zu westlichen Geheimdiensten verhaftet, im Oktober 1949 aber aus dem NKWD-Gefängnis in Weimar entlassen, da man ihm nichts nachweisen konnte.

Möhring verließ noch 1949 Jena und setzte sein Studium im Westen an der Freien Universität Berlin fort, wo er 1952 das Staatsexamen ablegte und anschließend in der Kinderchirurgie der Universität Bonn arbeitete. Politisch war er u. a. als Geschäftsführer des Liberalen Studentenbundes Deutschland tätig.

Seit 1961 war Möhring Facharzt für Allgemeinmedizin in Hachenburg.

Nach seiner Pensionierung engagierte er sich vielfältig für und an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Seit 1995 unterstützte Wolfgang Möhring die Aufarbeitung der Geschichte der Universität und arbeitete seit 1999 n der "Senatskommission zur Aufarbeitung der Jenaer Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert" mit. Er gehörte 1999 zu den Gründungsmitgliedern des Förderkreises des USV.

In Hachenburg war Wolfgang Möhring lange Jahre als FDP-Mitglied im Stadtrat tätig. In dieser Funktion betrieb er seit 1998 die Wiedereröffnung des Hachenburger Stadtarchivs, das er von 1999 bis zum 31. Dezember 2009 leitete.

Am 14. Februar 2011 ist Wolfgang Möhring nach kurzer Krankheit verstorben.

Quelle: www.uni-jena.de ; Geschichtswerkstatt Hachenburg e.V.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.