Hachenburg im Westerwald

Anfänge der Hachenburger Stromversorgung um 1900

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit standen die Menschen mit dem beginnenden Licht auf und begaben sich, wenn es Nacht wurde, zur Ruhe. Wer trotzdem bei Dunkelheit lesen wollte bzw. als Landwirt oder Handwerker Arbeiten verrichten musste, war auf Kinspan, Wachskerze und Öllampe angewiesen.
Eine öffentliche Straßenbeleuchtung ist in Hachenburg erstmals 1728 erkennbar, als in der Brandordnung entsprechende Vorschriften bei Dunkelheit erlassen wurden. Ob es damals schon eine allgemeine Straßenbeleuchtung gab, ist allerdings fraglich. Ein Lampenanzünder wird in Hachenburg nie genannt und auch in der Stellenbeschreibung der Nachtwächter ist von einer solchen Aufgabe nichts vermerkt.
Wann die Zeit der Straßenbeleuchtung in Hachenburg begann, lässt sich nicht mehr feststellen. Im 19. Jahrhundert beschäftigte die Stadt einen Beleuchter, der abends die Öllampen anzündete und morgens wieder auslöschte. Er hatte eine lange Leiter geschultert und zog mit einer Petroleumkanne von Lampe zu Lampe. Er war für Dochte, Zylinder und auch dafür verantwortlich, dass die Scheiben der Lampen sauber waren. Dieser Bericht wird für das Jahr 1888 von Emil Heuzeroth bestätigt.
Wenig später scheint die Elektrizität Einzug in Hachenburg gehalten zu haben. Bei der Kleinbahn Hachenburg – Selters setzte man bereits um 1890 elektrischen Strom im Förderbereich ein. Am 15. Oktober 1898 wurde in Hachenburg ein Wasser- und Dampfkraftwerk in Betrieb genommen, das elektrischen Strom produzierte. Der elektrische Strom hielt also in den 1890-er Jahren Einzug in der Stadt.
1898/99 lehnte die Stadtverordnetenversammlung die Anschaffung weiterer Straßenlampen ab. Ob es sich dabei bereits um elektrisches Licht gehandelt hat, ist nicht zu ersehen. Auch die Straßenlampen, die im Jahr 1906/07 an der Wegegabelung der »Bezirksstraße Hachenburg – Rennerod und des Judenkirchhofweges«, »an der Apothekerecke Perlengasse« (als Nachtlampe) und »am Kreuzpunkt der Wege nach Dehlingen und dem israelitischen Friedhof und am Bachweg« angebracht bzw. erneuert werden sollten, scheinen noch »alte« Lampen gewesen zu sein
Auf alten Fotographien aus der Zeit um 1905 sind Isolatoren und Leitungen in der Friedrichstraße zu erkennen. Kurz vor 1908 führte das Elektrizitätswerk Erbach (Nistertal) eine elektrische Leitung von dort in die Stadt. Im Jahr 1908 warb der Kronenwirt damit, dass sein Haus über elektrisches Licht verfüge. 1912 erhielt der Turnplatz eine elek-trische Beleuchtung.
1914 kam es zur Gründung eines Elektrizitätswerkes. Die Zentrale befand sich im Firmengebäude der Gebrüder Schneider (Draht- und Metallwarenfabrik) im Steinweg. Jetzt konnte das Stromnetz ausgebaut werden.
Die Koblenzer Straßenbahngesellschaft stellte am 20. Oktober 1914 an den evangelischen Kirchenvorstand den Antrag, ihr den unteren Raum im Kirchturm (Sakristei), der nur einen einzigen Zugang vom Kirchenraum her besaß, zur Aufstellung von Transformatoren zu überlassen. Der Antrag wurde abgelehnt. In den Jahren 1926 und 1931 befand sich das «Städtische Elektrizitätswerk» in Räumlichkeiten des heutigen Gasthauses "Zum alten Markt". Dort gab es auch eine Installations- und Verkaufsabteilung für elektrische Geräte aller Art.
Im Jahr 1931 wollte die Stadt aus Kostengründen ein eigenes Elektrizitätswerk gründen, für das man eine geeignete Betriebsstätte suchte. Es scheint damals im Hinterhaus des Rathauses am Neumarkt eingerichtet worden zu sein. Die Räumlichkeiten wurden 1941 von der Stadtverwaltung angefordert, um dort Akten der Stadt brandsicher lagern zu können.
Bis 1965 wurde die Stromversorgung von der Stadt organisiert und verwaltet. Geliefert wurde der Strom von der Koblenzer Elektriziäts- und Verkehrs-AG (KEVAG). Als das städtische Elektrizitätswerk (EW) 1965 es nicht mehr schaffte, das mittlerweile veraltete System zu bedienen, wurde das Stromnetz zunächst erneuert. Am 1. Juli 1971 verkaufte die Stadt das städtische E-Werk an die KEVAG, die Straßenbeleuchtung blieb unter der Regie der Stadt. Die städtischen Bediensteten des E-Werks wurden von der KEVAG übernommen.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.