Hilgert im Westerwald

Die Tierzucht

In Hilgert, so wie im Rest Deutschlands üblich, wurde ein Gemeindebulle sowie Gemeindebock gehalten. Der Grund hierfür war die Zucht mit eben diesen Tieren. Diese -von der Gemeinde erworbenen- Tiere wurden üblicherweise bei Bauern untergebracht, die hierfür als Entschädigung berechtigt waren eine Wiese der Gemeinde zu nutzen und eine geringe finanzielle Entlohnung erhielten. Bulle und Ziegenbock deckten anschließend gegen eine Gebühr die Kühe und Ziegen der jeweiligen Besitzer. Allerdings mussten sie zur Vermeidung von Inzucht alle zwei Jahre ausgetauscht werden. Als Beispiel erhielt 1904 die Witwe von Johannes Berger den Bullen gegen eine jährliche Vergütung von 550 Mark, daneben erhielt sie aber auch weitere finanzielle Zulagen. Die im Laufe der Zeit geschaffenen Pläne zur Anschaffung eines zweiten Bullen wurden nie umgesetzt. Anfang des Jahres 1932 erhöhte die Gemeinde aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation die Deckgebühr und legte fest, dass die Kosten für die Bullenhaltung künftig von allen Landwirten zu tragen war. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschäftigte sich der Gemeinderat infolge des landwirtschaftlichen Rückgangs beinahe ausschließlich mit dem Gemeindebullen. Am 31. März 1964 entschied man die Ziegenbockhaltung aufrechtzuerhalten, wobei bereits dort ein Ende angesichts der geringen Anzahl der Ziegen in Hilgert absehbar war. Den letzten Gemeindeziegenbock hielt Helmut Gedrat. Mit Kündigung des Vertrags zwischen Gedrat und Gemeinderat 1965 wurde allerdings kein Nachfolger für die Gemeindeziegenbockhaltung mehr gesucht, sodass der letzte Ziegenbock verkauft wurde. Ähnlich erging es dem Gemeindebullen. Dessen letzter Halter war Kurt Berger bis der Gemeinderat am 1. März 1968 entschied keinen neuen Gemeindebullen mehr anzuschaffen.

Nachweise

Verfasser: Christian Engeroff

Erstellungsdatum: 21.02.2014

Literatur:

  • Schnug, Claus-Dieter/Bartels, Horst: Hilgert - Ein Westerwalddorf im Wandel der Zeit. Hilgert 2013.