Untershausen im Westerwald

Das Heiligenhäuschen bei Untershausen

Helljehäisje, Helljerhäisje, Helljestock, Helljerstock, Hellerhäisje

von Reiner Dennebaum

»In der Sturch« - manche sagen »auf der Sturch« - auf dem alten Kirchweg von Oberelbert nach Holler steht ein kleines Heiligenhäuschen. Dort treffen sich die Gemarkungsgrenzen von Holler und Untershausen, und nicht weit davon beginnt auch die Gemarkung Niederelbert. Als Flur bildet die »Sturch« ein relativ hoch gelegenes Plateau, das aber niedriger liegt als die benachbarten Höhen des »Röthchens« und des »Hähnchens«. Das Heiligenhäuschen steht heute am Rande der Gemarkung Untershausen und ist mit einer sehenswerten Mosaik-Madonna geschmückt, die durch die Toröffnung der kleinen Kapelle in Richtung der Hollerer Kirche St. Margaretha blickt. In früheren Zeiten, als Oberelbert noch zur Vikarie bzw. zur Pfarrei Holler gehörte und dort auch seine Toten beerdigte, muss diese Gedenkstätte entstanden sein. In einer Urkunde aus dem Jahr 1595 heißt es »Bestges Henn Johann von Untershausen und Frau verkaufen für 8 Gulden 12 Albus dem Erzbischof Johann von Trier eine Wiesenparzelle beim Heiligenhäuschen zu Oberelbert.[Anm. 1].

Das Heiligenhäuschen um 1950[Bild: Reiner Dennebaum]

Nach den beiden Weltkriegen befand sich das Heiligenhäuschen in einem baulich sehr schlechten, baufälligen Zustand. Die Idee zu einer gründlichen Renovierung entstand am Kirmessamstag 1952 in Untershausen. Bei Daums in der Wirtschaft [Haus Nr. 14] saßen Otto Paul Gombert [Haus Nr. 3] und sein Schwager Josef Stetenfeld [Haus Nr. 3] an einem Tisch zusammen mit dem Maurermeister Alois Neuroth [Haus Nr. 33] aus Untershausen und dem Brenn- und Baustoffhändler Hagelauer aus Montabaur, der verheiratet war mit der Förstertochter Imelda geb. Velten aus Unterhausen [Haus Nr. 18].[Anm. 2]

Otto Paul Gombert hatte den Einsatz an der Front in Russland und die Gefangenschaft in Sibirien überlebt. Von den 1000 Soldaten seiner Einheit haben nur 80 Soldaten den Krieg überstanden. Er hatte also großes Glück und ist seinem »sehr guten Schutzengel« bis heute dankbar. Auch hatte er als Kind eines Untershäuser Bauern gute Erinnerungen an das Heiligenhäuschen. Seine Familie besaß dort in der Flur einige Äcker, und bei Unwetter fanden sie zuweilen Schutz in dem kleinen Gewölbe. Eine ähnliche Dankbarkeit empfand auch Maurermeister Neuroth, der als gebürtiger Niederelberter oft bei Wind und Wetter dort vorbeikam, um als junger Mann in Unterhausen die Tochter des Wagners und Stellmachers Johann Paulinus Dennebaum zu freien. Im Gespräch befand man, dass auch Fritz Hagellauer, der mit Imelda, einer Tochter von Förster Velten, »das schönste Mädchen aus Untershausen« hatte heiraten dürfen, reichlich Grund hatte, ein gutes Werk zu tun. Gemeinsam suchte man einen Weg, das »Helljehäisje« zu renovieren. Nach Gesprächen mit dem Pfarrer von Holler und Einschaltung des Kirchenrates ging man ans Werk. Der Mauermeister verrichtete seine Arbeit, der Händler beteiligte sich an den Kosten und der Keramik-Ingenieur Otto Paul Gombert sorgte zur Ausschmückung des Kapellchens für eine Mosaik-Madonna, die von dem italienischen Künstler Stelvio Melocco aus dem Friaul entworfen und bei Villeroy & Boch in Mettlach hergestellt wurde.[Anm. 3]

Das Heiligenhäuschen im Jahr 2016[Bild: Reiner Dennebaum]

So konnte aus Dankbarkeit und aus einer guten Laune heraus Anfang der 1950er Jahre das bereits vor über 400 Jahren in dem o.g. Dokument genannte Helljerhäisje wieder restauriert und in einen zeitgemäßen Stand gesetzt werden. In den 1970er Jahren haben die Hollerer Bürger Bernhard Ebert, Josef Kilian, Josef Metternich und Gottlieb Spitzhorn mit den Bauunternehmern Kilian aus Holler und Neuroth aus Untershausen das Heiligenhäuschen nochmals renoviert, das heute für die jährlichen Prozessionen aus Niederelbert und Holler mit der Bitte um eine gute Ernte und als Dank wieder ein würdiges Ziel ist.

Für die laufende Unterhaltung und Pflege des Häuschens sorgen in vorbildlicher Weise insbesondere Bürger aus Niederelbert, allen voran auch die Frau des ehemaligen Ortsbürgermeisters Willi Müller. Fast immer findet der Besucher als Schmuck einen frischen Blumenstrauß und eine brennende Kerze an diesem friedlichen Ort der Besinnung.

Nachweise

Verfasser: Reiner Dennebaum

Erstellt am: 13.06.2020

Anmerkungen:

  1. HHSTA Wiesbaden Abt. 116 Nr. U 204. Zurück
  2. Otto Paul Gombert, Mettlach. Zurück
  3. Otto Paul Gombert, Mettlach Zurück