Untershausen im Westerwald

Kriegergedächtniskapelle

von Reiner Dennebaum

Das Kriegerdenkmal wurde 1953 nach einem Entwurf von Landesbaumeister Diel in Form einer Kapelle mit Namenstafeln errichtet und befindet sich am südöstlichen Dorfausgang von Untershausen an der Hauptstraße nach Stahlhofen. Das Grundstück liegt innerhalb der dort v-förmig nach rechts abbiegenden Stelzenbachstraße und gehörte zum Säjwosem.

Die Kapelle besitzt einen Fachwerkgiebel im Eingangsbereich im Südosten, der lediglich durch ein schlichtes schmiedeeisernes Tor verschlossen ist, so dass der Blick frei auf die Namenstafeln der Gefallenen und Vermissten im Innern der Kapelle fällt.

Eingangsbereich der Kriegergedächtniskapelle im Jahr 2009[Bild: Reiner Dennebaum]

Das Foto aus dem Jahr 2009 zeigt den Eingangsbereich der Kriegergedächtniskapelle.

Der Bau dieser Gedenkstätte geht ganz wesentlich auf das Gemeinderatsmitglied Alois Neuroth H33 zurück, dessen Sohn Erich im Zweiten Weltkrieg gefallen war. Auf maßgebliche Initiative von Alois Neuroth ist auch die Errichtung eines Untershäuser Friedhofs mit Trauerhalle zurückzuführen; seine Ehefrau Lina geb. Dennebaum war am 22.09.1967 die erste, die dort ihre letzte Ruhe fand.

Die Errichtung des Kriegerdenkmals erfolgte durch die Gemeinde Untershausen unter dem damaligen Bürgermeister Alois Ludwig, dessen zwei Brüder Anton und Josef in der NS-Zeit im Jahr 1941 in Hadamar durch Gas ermordet worden waren. [Anm. 1]

Die Steine für das Mauerwerk wurden in der Untershäuser Gemarkung aus einem Steinbruch in der Feldheck gebrochen, nördlich des stillgelegten Basaltsteinbruchs in der Seit; es handelt sich dabei um rote behauene Lavakrotzen, wie sie auch als Kellerfundament im Haus von Hermann Neuroth H45 eingesetzt wurden.

Die Kapelle wurde mit Hilfe freiwilliger Spenden der Bürger durchgeführt. Die Bauarbeiten erfolgten hauptsächlich durch den Maurermeister Alois Neuroth H33 und den Maurer Peter Dickob H7. Das Metallgitter im Eingangsbereich mit dem Törchen wurde von dem Schmied Werner Gilles H6 hergestellt und das Eichenkreuz auf dem Altar vom Wagnermeister Johann Dennebaum H20. Viele Untershäuser Bürger beteiligten sich an der Gestaltung der Außenanlagen. Die Einweihung der Kapelle erfolgte am 15. November 1953 unter Mitwirkung des Mandolinenclubs 1932 Untershausen und der gesamten Dorfbevölkerung.[Anm. 2]

Memento mori...

... steht auf dem schmiedeeisernen Törchen im Geländer des Eingangsbereichs. „Gedenke des (deines) Totes“. Die Namen der im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten sind auf zwei schwarzen Marmortafeln rechts und links neben dem Holzkreuz über dem Altar eingraviert.

Das Innere der Gedächtniskapelle[Bild: Reiner Dennebaum]

Die Eintragungen auf der linken und rechten Tafel

1914 - 19181939 - 1945
Peter Hübinger 1887-1914Rudolf Herrmann 1914-1942
Wilhelm Frink 1892-1914Hermann Born 1917-1943
Nikolaus Kaiser 1882-1914Günther Roth 1925-1943
Josef Hübinger 1879-1915Antonius Roth 1925-1944
Toni Gombert 1879-1915Ludwig Ortseifen 1909-1944
Johann Gombert 1874-1916Arnold Becher 1927-1945
Josef Hermes 1888-1916Erich Neuroth 1923-1945
Toni Gombert 1889-1916Paul Born 1908-1943
Wilhelm Born 1884-1916Karl Ferdinand 1924-1943
Adam Ferdinand 1877-1916Toni Becher 1915-1944
Christian Jösch 1880-1916Josef Daum 1911-1944
Peter Ludwig 1896-1917Toni Ferdinand 1916-1945
In der Gefangenschaft verstorben: Christian L. Holzenthal 1899-1945
1939 – 1945
Josef Ebert 1918-1941An den Kriegsfolgen gestorben:
Josef Frink 1918-1941Karl Gremp 1913-1946
Johann Beck 1913-1942Alois Brill 1906-1949
Anton Dennebaum 1907-1942Felix Becher 1925-1994

Seit der Errichtung der Kapelle wird dort alljährlich am Volkstrauertrag (während der NS-Zeit Heldengedenktag genannt) der Gefallenen und den Verfolgten der beiden Weltkriege gedacht – und zwar immer auch mit einem musikalischen Beitrag des Mandolinenorchesters 1932 Untershausen, s.a. Text: Einzelaspekte Brauchtum.

Nicht vergessen sind auch die beiden in Hadamar ermordeten Brüder Josef und Toni Ludwig H26 und die vielen anderen hier nicht genannten Kriegsversehrten und Verfolgten der beiden Weltkriege, die der kleine Ort Untershausen mit seinen damals gut 200 Einwohnern zu beklagen hatte, s.a. Text: Einzelaspekte NS-Zeit 1933-1945.

Bei der Beschreibung der Häuser/Hofreiten sind die Gefallenen und Vermissten sowie die an den Kriegsfolgen gestorbenen Soldaten der beiden Weltkriege mit ╬ gekennzeichnet und dort ihren Familien zugeordnet:
Erster Weltkrieg mit
Peter Hübinger H1, Wilhelm Frink H22, Nikolaus Kaiser H5, Josef Hübinger H7, Toni Gombert H3, Johann Gombert H24, Toni Gombert H24, Josef Hermes H43, Wilhelm Born H35, Adam Ferdinand H11, Christian Jösch H2 und Peter Ludwig H26.
Zweiter Weltkrieg mit
Josef Ebert H12, Josef Frink H34, Johann Beck H9, Anton Dennebaum H20, Rudolf Herrmann H39, Hermann Born H35, Günther Roth H1, Antonius Roth H29, Ludwig Ortseifen H17, Arnold Becher H2, Erich Neuroth H33, Paul Born H35, Karl Ferdinand H9, Toni Becher H36, Josef Daum H14, Toni Ferdinand H9, Christian Holzenthal H32, Karl Gremp H19, Alois Brill H30 und Felix Becher H36.

Im Jahr 1939 hatte die Ortschaft Untershausen 205 Einwohner. [Anm. 3] Im Ersten Weltkrieg waren 30 Männer als Soldaten eingesetzt, davon sind 12 gefallen [Anm. 4]; im Zweiten Weltkrieg waren 41 Männer als Soldaten eingesetzt, davon starben 20.[Anm. 5]

Nachweise

Verfasser: Reiner Dennebaum

Aktualisiert am: 19.10.2023

Anmerkungen:

  1. Reiner Dennebaum, Dr. med., Mainz; ehem. Untershausen H13. Zurück
  2. Schulchronik Untershausen; Teil-Abschrift mit Schreibmaschine durch den Lehrer Hermann-Josef Hucke aus der bis 1968 geführten Untershäuser Schulchronik. Das Original gilt als verschollen.  Zurück
  3. Herrmann, Hugo: Einwohner Untershausen 1786 bis 2005 (90-521) und Häuser Untershausen 1920 bis 2007 (33-153), Untershausen 7.12.2009, 1 S. Zurück
  4. Ehrentafel der Kriegsteilnehmer der Gemeinden Holler und Untershausen im Weltkrieg 1914-1918. Gefallene und Überlebende sind mit Passfoto und Namen gekennzeichnet, Gemeinde Holler.  Zurück
  5. Liste der im Zweiten Weltkrieg von 1939-1945 eingesetzten Soldaten aus Untershausen; aufgestellt von Hugo Herrmann, Untershausen 21. Jan. 2011, 2 S. Zurück