Linz am Rhein am Mittelrhein

Die St. Martinskirche

Sankt Martin[Bild: Stadt Linz am Rhein]

Die alte Pfarrkirche St. Martin entstand ab 1206 in mehreren Bauphasen anstelle eines fränkischen Vorgängerbaus. Die dreischiffige Pfeileremporenbasilika weist dementsprechend spätromanische wie auch früh- und spätgotische Baustile auf. Älteste Bauteile sind der Turm und das Langhaus, wobei der steile Turmhelm erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts aufgesetzt worden sein dürfte. Augenfälligste Baumaßnahme der Spätgotik ist die Ausgestaltung der Dächer über den Emporen als quer zum Schiff stehende Giebel. Im Innenraum der Kirche finden sich Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert, die neben verschiedenen Heiligenfiguren auch Darstellungen von Pilgern zeigen, die dem hl. Jacobus zustreben. Dies lässt vermuten, dass Pilger aus dem Westerwald auf ihrer Wallfahrt nach Santiago de Compostela in der Linzer Pfarrkirche Station machten. Längs der Martinskirche erinnert der Tilman-Joel-Park an den in Linz geborenen kurfürstlichen Kanzler und Rat. Der Park ist in den alten Friedhof integriert, wo Grabfiguren und Grabsteine aus fünf Jahrhunderten zu sehen sind.

Der Gnadenstuhl

Der Gnadenstuhl aus dem 15. Jahrhundert[Bild: Stadt Linz am Rhein]

Im nördlichen Seitenschiff der Martinskirche befindet sich der so genannte Gnadenstuhl, eine große bemalte Holztafel, die von Tilman Joel für die 1462 geweihte und 1818 abgebrochene Ratskapelle auf dem Marktplatz gestiftet wurde. Das Bild aus der Mitte des 15. Jahrhunderts entstammt der berühmten Kölner Malerschule und zeigt auf Goldgrund Gottvater, der in den Armen den toten Christus hält. Links davon steht zuerst der Apostel Andreas und daneben Johannes der Täufer. Rechts davon ist zuerst der Märtyrer Papst Clemens I. und daneben der hl. Florinus dargestellt, der aus einer Kanne Wein in eine Schale gießt, die eine knieende Frau ihm hinhält. Alle Personen zeigen die ihnen typischen Attribute wie etwa das Andreaskreuz oder den Anker. In der Mitte unten kniet der betende Stifter Tilman Joel, der durch sein Wappen identifiziert wird. Als Schöpfer des Werkes sind der Meister des Marienlebens oder auch der Meister der Lyversberg-Passion naheliegend. Eine eindeutige Zuordnung und damit einhergehend auch genauere Datierung war bislang jedoch nicht möglich.

Fachwerkhäuser am Kirchplatz

Am Treppenaufgang zur Martinskirche liegen zwei Häuser, die beispielhaft für den Linzer Fachwerkbau des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts sind. Unten links, angrenzend an das frühere Amtsgericht, die ehemalige Vikarie St. Michaelis mit massivem Erdgeschoss und darüber sichtbarem reich geschmücktem Fachwerk. Die Vikarie wird um 1650 erstmals genannt und diente über Jahrhunderte als Wohnung der Vikare und deren Gesinde. 1924 eröffnete auf dem Gelände ein Kindergarten, 1931/32 ersetzt durch einen Neubau der Architekten Mattar & Scheler. Oberhalb der Vikarie liegt die alte Stadtschule, ebenfalls mit massivem Erdgeschoss, aber schlichtem Fachwerk, gekrönt von einem Mansardwalmdach. Die Schule ist an dieser Stelle seit 1486 bezeugt, der heute Bau stammt allerdings von 1763. Nach dem Bau der neuen Schule am Leetor 1880 wurde das Haus zwischenzeitlich von der Pfarrei St. Martin als Borromäus-Bibliothek genutzt. Heute befinden sich beide Gebäude in Privatbesitz.

Die ehem. Vikarie St. Michaelis[Bild: Stadt Linz am Rhein]