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Krankheiten im Dialekt und Heilberufe in Familiennamen?

Mach dich schlau mit dem IGL-Quiz!

Schon gequizzt? In den Boxen findest du die Lösungen und zusätzliche Erklärungen.

Antwort – Frage 1

In Rheinhessen wird das Hühnerauge u. a. auch Atzelauge (Atzelaag, Atzelage...) genannt. Atzel stammt aus dem Dialekt und bezeichnet die Elster. Das standarddeutsche Wort Elster hat sich aus althochdeutsch agalstra entwickelt. Dem Dialektausdruck Atzel hingegen liegt die Variante althochdeutsch agazza bzw. die Verkleinerungsform agazzala zugrunde. In pfälzischen Dialekten z. B. nennt man das Hühnerauge auch Krähenauge. Die runde Hornhautverdickung an der Zehe erinnert an ein Vogelauge, was sich in den Bezeichnungen Hühnerauge, Atzelauge und Krähenauge widerspiegelt. [Mehr erfahren]

Antwort – Frage 2

Wer sich einen Pips/Bips geholt hat, der ist krank und hat in der Regel eine Erkältung. Das Wort Pips geht auf das vulgärlateinische pippita zurück, das wiederum auf lateinisch pītuīta mit der Bedeutung ‘Schleim’ beruht. Man verwendete es ursprünglich für eine Geflügelkrankheit („Hühnerkatarrh“) und übertrug es dann auf die Erkältung bei Menschen. In einigen rheinland-pfälzischen Dialekten wurde aus Pips/Bips das Wort Pipser/Bibser für den Schluckauf abgeleitet. [Mehr erfahren]

Antwort - Frage 3

Die Bezeichnung Bettseicher (dialektal Bettsäächer u. ä.) ist auf die harntreibende Wirkung des Löwen¬zahns zurückzuführen. Im eigentlichen Sinne bezeichnet der Ausdruck einen Bettnässer: Seicher, der zweite Teil des Wortes, ist in den Dialekten eine Bezeichnung für jemanden, der uriniert (zum Verb seichen mit der Bedeutung ‘urinieren, Harn lassen’). In anderen Dialekten heißt der Löwenzahn daher auch z.B. Bettpisser oder Pissblume.

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Antwort – Frage 4

Zur Zeit der Entstehung der Familiennamen im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit wurden diverse medizinische Eingriffe nicht durch studierte Ärzte vorgenommen. Der Bader etwa, der eigentlich eine Badstube in einer Stadt betrieb, konnte zusätzlich als Barbier tätig sein, versorgte Wunden und konnte einen Aderlass durchführen. Die lokale Blutableitung war auch das Gewerbe des Schröpfers, der mit kleinen Gefäßen (Schröpfköpfen) einen starken Unterdruck auf der Haut erzeugte. Durch diesen Unterdruck konnte sich Blut unter der Haut sammeln oder – bei vorherigem Einschneiden der entsprechenden Stelle – aus dem Körper entweichen. Der Familienname Schönmacher geht hingegen nicht auf medizinische Eingriffe, sondern auf den niederländischen Familiennamen Schoenmaker zurück, der dem deutschen Familiennamen Schuhmacher entspricht (von niederländisch schoen, sprich s-chuhn ‘Schuh’). Der Name wurde eingedeutscht und dabei umgedeutet. 

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Antwort – Frage 5

In den teilweise komfortabel ausgestatteten mittelalterlichen Badstuben gab es Schwitz- und Wannenbäder, Ruhebetten, eine medizinische Grundversorgung, es wurden Haare und Bart geschnitten und auch für das leibliche Wohl war gesorgt, wie Verordnungen belegen, die nächtliche Trinkgelage untersagten. Der Badebetrieb fand zwar für Männer und Frauen getrennt statt, doch viele Badstuben dienten gleichzeitig auch als Bordelle, weshalb der Beruf des Badebetreibers (Bader) als „unehrlich“ galt. Als Vermittler von Literatur traten Badstuben hingegen nicht in Erscheinung, eine Bibliothek gehörte nicht zu ihrer Ausstattung.

Antwort – Frage 6

Die Wasserleitung, die über Steinsäulen vom Umland in die Stadt führte (die noch sichtbaren Relikte werden heute „Römersteine“ genannt), hieß im antiken Mogontiacum, dem heutigen Mainz, aquaeductus ‘Wasserleitung’. Aus dem fremden Wort entwickelte sich bei der späteren rheinfränkischen Bevölkerung die Form Ageduchta (um 1300 Ageducht), woraus später die heutige Form Attach wurde.

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Konzeption: Jasmin Gröninger

Inhalt: Dr. Simone Busley, Dr. Daniel Kroiß

Technische Umsetzung: Simeon Guthier