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Zwangsarbeiter:innen in Mainz

Für die ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Mainz war die Weihnachtszeit keine fröhliche Zeit. Sie litten dann noch mehr unter Heimweh als sonst, und besonders im letzten Kriegswinter, bei immer häufigeren Fliegeralarmen und Luftangriffen, lebten sie oft in Todesangst, denn sie durften nicht die Luftschutzkeller aufsuchen.

Über 7.000 Menschen mussten in Mainz und den damaligen rechtsrheinischen Vororten Zwangsarbeit leisten, deren Namen ich bis jetzt in einer Datenbank zusammentragen konnte. Leider sind die Quellen zu den Lebensbedingungen der Zwangsarbeitskräfte in Mainz sehr lückenhaft. Über ihren Alltag, meist geprägt von Hunger und Entbehrungen, ist nur wenig bekannt. Besonders die „Ostarbeiterinnen“ und „Ostarbeiter“, vom nationalsozialistischen Regime als „Untermenschen“ eingestuft, wurden oft unmenschlich behandelt. Private Kontakte mit Deutschen oder mit „Westarbeitern“ wurden streng bestraft. Eine vollständige Ausländermeldekartei mit über 3.000 Namen hat sich in Mainz-Gustavsburg erhalten. Alleine bei der kriegswichtigen Firma M.A.N. waren über 2.000 ausländische Arbeitskräfte aus mehreren Nationen beschäftigt, viele weitere bei der Schiffswerft und bei den Vereinigten deutschen Metallwerken (VDM).

Nach Auswertung aller Quellen soll eine Dokumentation zur Zwangsarbeit in Mainz während des Zweiten Weltkriegs entstehen, um das schwere Leben der betroffenen Menschen, darunter auch etliche Kinder, hier in unserer Mitte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Dr. Hedwig Brüchert, viele Jahre wissenschaftliche Mitarbeiterin am IGL, Schwerpunkte: Sozialgeschichte, NS-Zeit, Frauen in der Nachkriegszeit, Geschichte der Juden in Mainz; als Rentnerin weiterhin ehrenamtlich in der Forschung tätig. 

Verfasserin: Dr. Hedwig Brüchert
Redaktionelle Bearbeitung: Jasmin Gröninger