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0.Die Nesselrodischen Höfe in Hamm und Scheidt und der Dornenhof in Hamm/Sieg

… Es gab einen Prozess, der insgesamt von 1533 bis 1576 dauerte … es dürfte die erste ausdrückliche Erwähnung als im ehrensteinischen Besitz vorhandener Hammer Güter sein … dabei wird auch der Hof zu Scheidt mit seinen jährlichen Abgaben aufgeführt.

1576 ist Adolf von Nesselrode Herr über die Höfe und Güter im Kirchspiel Hamm. Von 1650 gibt es einen sehr ausführlichen „Status über die in der Grafschaft Sayn-Hachenburg gelegenen hochgräflichen nesselrodischen Güter, so anno 1650 durch derzeit Richteren und Geschworenen daselbsten abgemessen und von Stück zu Stück taxiert worden.“ Auf 33 Blättern wird jede Wiese, jede Hecke und jedes Stück Land beschrieben und wertmäßig erfasst. Das Verzeichnis wurde am 23.5.1650 auf dem Scheidter Hof geschrieben. 

Dieser selbst umfasste Wohnhaus, Stallung, Scheune, Keller und Backhaus. Das Gelände, das zum Hof gehörte betrug dreieinhalb Morgen, hinzu kam noch eine große Anzahl weiterer Grundstücke, so in der Masselbach, über der Hütte, in der Struth, in der Walbach, bis an die Sieg hinab, auf dem Reifelsberg, der Eisenkaul. dem Breidert, dem Bruch, dem Balkert, dem Euelseifen, insgesamt sind es 163 Morgen, gerechnet mit 170 Ruten, wobei allerdings nicht vermerkt ist, nach welchem Morgen gerechnet wurde. Der Morgen war ursprünglich ein Arbeitsmaß, so viel an einem Tag, mit einem Gespann umgepflügt werden konnte.

Insgesamt gehören den Nesselrodern 656 Morgen auf saynischem Boden. Der Wert dieser Besitzung wurde auf 17.255 Gulden taxiert. „1 Gulden bestehet in 24 Albus oder Weißpfennig und machen 2 solcher Gulden einen Reichstaler 3 Albus,“ eine komplizierte Rechnung.

Fünfzig Jahre später beginnen die Verhandlungen wegen des Verkaufs der nesselrodischen Güter in Hamm. Die Verkaufsgespräche waren recht umfangreich. Viele Protokolle zeugen davon. Der eigentliche Übergang an die späteren Besitzer geschah erst in den Jahren 1768/70.[Anm. 1]

0.1.Der Nesselrodische Hof in Scheidt

1697 stellte der lutherische Pfarrer Müller ein Verzeichnis der Kommunikanten, „Ungefährlich Verzeichniß“, im Kirchspiel Hamm zusammen. Damit waren die Teilnehmer am Abendmahl gemeint. Für Scheidt wurden folgende „Haushaltsvorstände“ genannt:

Sebastian zu Scheidt 6 Reformierte; Theiß Schlößer daselbst 1 Lutheraner 2 Reformierte; Wilhelms Wittib daselbst 4 Reformierte

Bevor sich Nachnamen im Gebrauch gefestigt hatten, wurden bei Aufzeichnungen längere Zeit Orte oder Berufe, ähnlich wie hier, zur Unterscheidung angefügt.
Bei der obigen Zusammenstellung handelte es sich um Mitglieder der Familien Schlosser und Auen, die sich in noch vorhandenen Kirchenbüchern bis etwa 1650 zurück verfolgen lassen, aber schon wesentlich länger in Scheidt lebten.
Sie wurden oft als reformierte und evangelische Kirchmeister oder Kirchenälteste genannt. Nach den vorhandenen Unterlagen zu urteilen, besaßen sie gute Beziehungen und galten als angesehene Leute.

„Sebastian zu Scheidt“ gehörte zu der Familie, die später den Nachnamen Schlosser führte, was vermutlich auf den Beruf Schlosser und Schmied zurück zu führen war und wohnte im „hinteren Scheidt“.

„Theiß Schlößer“ war Matthias Schlosser, auch er war Schlosser, wurde mehrfach bei Reparaturarbeiten genannt und lebte mit der Familie Auen auf dem „Scheidter Hof“.

„Wilhelms Wittib“ war die Witwe von Wilhelm Auen, deren Familie als „Hofleute“ angegeben wurde und auf dem „Scheidter Hof“ lebten.

Nach einer Aufstellung der Häuser und des Viehbestandes von 1763 gab es in Hamm 47 bewohnte Häuser, 1 unbewohntes, sowie 31 Scheunen.
Im Hinteren Scheidt werden 2 bewohnte Häuser und 2 Scheunen genannt.
Im Vorderen Scheidt 2 bewohnte Häuser, 1 unbewohntes und 2 Scheunen.
[Anm. 2]

Das Verzeichnis der Häuser, Menschen und Vieh von 1793 nennt in Hamm 53 Häuser und in Scheidt 5 Häuser.[Anm. 3]

Von 1763-1793 hatte sich an der Häuserzahl im „hinteren Scheidt“, diese wurden von verschiedenen Zweigen der Familien Schlosser genutzt, und im „vorderen Scheidt“ nichts geändert.
Bei der Schätzung zum Verkauf wurden die drei Häuser im „vorderen Scheidt“ taxiert, was sich anhand der Namensnennungen in den späteren Katasterauszügen nachvollziehen lässt.

Ein Wohnhaus bestand meist auch aus Nebengebäuden und bei größeren Höfen, wie dem „Scheidter Hof“, gab es ein Backhaus, das von allen genutzt werden konnte. Was man berücksichtigen sollte, war die Tatsache, dass oft viele Angehörige zusammenwohnten. So gehörten Schwäger, Schwiegertöchter oder bedürftige Angehörige zu den Mitbewohnern, sodass oft Raumnot bestand.

Kurz vor Martini 1720 hatte es auf dem „Scheidter Hof“ gebrannt und Moritz Auen wandte sich in einem Schreiben an den Grafen von Nesselrode und bat um Regulierung der Kosten. Die Auflistung bestand aus Material- und Lohnkosten und belief sich auf 223 Reichstaler. Ob diese erstattet wurden, ist nicht bekannt.

Aus den unterschiedlichen Aufzeichnungen zu Beginn der Verhandlungen geht hervor, dass in Scheidt Johannes Heinrich Schlosser, Johann Peter Auen und Peter Schmidt wohnten. Sie hatten elf Jahre keine Pacht bezahlt. Ferner wohnte in Scheidt Johannes Peter Linden. Auch er war rückständig mit seiner Pacht ...

Den Scheidter Hof wollen haben Johannes Heinrich Schlosser, Moritz Schlosser, Johann Peter Auens Wittib, Johann Gerhard Schmidt und Johannes Peter Lindner. Von ihm heißt es zunächst, dass er nicht imstande sei, denselben zu kaufen.

Dies scheint eine spätere Aufstellung zu sein, da Johann Peter Auens Witwe genannt wird und statt Peter Schmidt, Johann Gerhard Schmidt.

Am 26. August wird zunächst eine Schätzung und eine Absteinung vorgenommen, das heißt, die Grenzen wurden mit Steinen markiert … (es folgt eine Beschreibung).
Am 24./25. August wurden die Gebäude durch den Zimmermeister Johannes Gerhard Bellersheim aus Rimbach folgendermaßen taxiert:

Zum Vergleich, der Hof in Hamm wird taxiert:
Abraham Richters Wittib Haus und Scheuer und Backofen, welches alles sehr schlecht ist, 51 Reichstaler.

Am 31. August 1768 haben die Scheidter und Hämmischen Hofleute sich miteinander wegen der Felderteilung in zwei gleiche Teile verglichen. Die Scheidter bekommen von dem Feld über dem Hof die vier untersten Morgen, weiterhin Felder hinter dem Scheidter Garten, von der Fuhr an, unter der Bahn her, über die Bitze, durch die Thäle, den Ringelsmorgen, ferner Felder von der Eisenkaul an bis unten an das Mühlenpfädchen, an die Hundseiche.

Obwohl man sich hier geeinigt hatte, musste man sich 1770 noch einmal vergleichen, denn die Scheidter saßen wohl so dicht aufeinander, dass hier abgegrenzt werden musste.

Der Schultheiß Lanzendörfer berichtet an die Kanzlei, dass er, wie befohlen, sich um einen gütlichen Ausgleich bemüht habe. Er schreibt dazu: „So haben wir, ich und der Geschworene Auer, uns den 26. April nach Scheidt begeben, wo auch der Kirchspielsmesser gegenwärtig gewesen und habe den Hof zu Scheidt in Augenschein genommen …

… Es folgen nun genaue Anweisungen über die fraglichen Bäume. Weiter geht es dann um die eingezäunten Wiesen und die gemeinschaftliche Viehtrift nahe dem Bitzer Tor. Jeder sollte genügend Platz bekommen auf seinem Hof. Der des Lindner ging bis an den Torpfosten.
Johann Peter Auen Wittibs Hof wurde so abgemessen, dass ihr Besitztum bis hinunter an das große Tor reichen sollte und dort entlang der Hofmauer hin und am neuen Backhaus vorbei.

Johannes Gerhard Schmidts Hof reichte bis an das große Tor, an der oberen Hofmauer vorbei. Die Schlossers bekamen zusammen den Hof abgemessen, oberhalb des Lindners Haus, hinter den Scheuern an der Mauer hinauf bis an die Gasse. Hiernach sind die verschiedenen Häuser des Scheidter Hofes von einer Mauer umgeben gewesen, die mehrere Tore hatte. Lanzendörfer berichtet, dass die Verlosung des Hofes nach diesem Vorschlag vollzogen wurde.

Aus den Pächtern waren nun Hofeigentümer geworden, wie es in den folgenden Jahrzehnten fast überall der Fall war, als die Bauern die Möglichkeit bekamen, die von ihnen bewirtschafteten Höfe zu erwerben und später die darauf ruhenden Lasten durch Geld abzulösen.[Anm. 4]

Ausgehend von den Interessenten um den Scheidter Hof, findet man in der ersten Katasterkarte für Hamm 1831/34:

Flurnummer 162: Zeuner Georg Witwe Art. 200, Wohnhaus Scheidt
Georg Zeuner (+1831) war verheiratet mit der Tochter von Wilhelm Schlosser, geboren 1740, Johannetta Magdalena, 1788-1854.

Wenn man die Besitzer weiterverfolgt, ergibt sich, dass es sich hier um das heutige Haus Scheidter Hof 2 handelt, das unter Denkmalschutz steht. Dieses Haus dürfte das älteste, noch existierende Haus in Hamm sein, denn aus einem Gutachten geht hervor:

„Die richtige Bauzeit ist aus dendrochronologischer Sicht im Jahr 1663.“[Anm. 5]

Flurnummer 164: Schlosser Daniel, Schmiede Scheidt, heute Scheidter Hof 1
1832 Schlosser Daniel Art. 159; 1855 = Gross Johann, Art. 340; 1863 = Quarz Franz, Art. 410

Daniel Schlosser hatte zwei Töchter. Die Tochter Catharina Sophia, geboren am 30.3.1826 heiratete Johann Gross aus Hartenfels, geboren 6.1822.
Ob dieses Gebäude als Schmiede, wie in den Veröffentlichungen angegeben, genutzt wurde, ist nicht ersichtlich, auch nicht, ob ein Umbau erfolgte.
Mündlichen Erklärungen zu Folge, galt die Schmiede als „abgebrochen“.

Flurnummer 165: Schlosser Daniel, Wohnhaus Scheidt, heute: Scheidter Hof 4
1832 Schlosser Daniel, Art. 159, 1857 Zeuner Wilhelm, Art. 438;

Flurnummer 166: Schlosser Wilhelm, Wohnhaus Scheidt, heute: Wohnhaus und Scheune, Scheidter Hof 3
1832 Schlosser Wilhelm, Ar. 162, 1862 Schlosser Heinrich Matthias

Der älteste Sohn von Wilhelm Schlosser war Henrich Matthias Schlosser, geboren. Er heiratete am 1858 Anna Wilhelmine Johannette Kratz, geboren 1839 aus Thalhausen.

Nach einem von Herrn Dieter Krämer in Auftrag gegebenen Gutachten wurde die Scheune etwa

„1722/23 erbaut und um 1745 erweitert/erneuert, was mit einer angebrachten Jahreszahl
„1747“ in Einklang stehen könnte“.

Flurnummer 212: Quarz Wilhelm, Wohnhaus Scheidt, Bereich Friedhofstraße/Neuer Weg
1832 Quarz Heinrich Wilhelm, Art. 133, 1844 Übergang zu Wirtschaftsgebäude.

Peter Linder/Lindner aus Neitzert kam 1759 durch Heirat mit Anna Koch in Scheidt, der Witwe des Henrich Christian Schmidt, nach Scheidt. In einer Aufstellung wurde die Familie Peter Linder gemeinsam mit der Familie Auen als „Nesselrodische Hofleute“ bezeichnet.
Die Tochter von Peter Linder und Anna Koch, Johannetta Catharina Linder hatte Henrich Quarz aus Niederhausen geheiratet.

Flurnummer 216, heute Friedhofstraße 2 und Scheidterstraße 35, sowie das dazwischen liegende Grundstück.
1832 = Auen Wilhelm, Art. 5, 1837 Teilung: Parzelle 936/216 zu Auen Wilhelm, 1860 Schumacher Wilhelm, Art. 475

Nach der Teilung 1837 bekam die andere Parzelle die Nr. 937/216 und ging an:
Euteneuer Peter, Art. 226, 1856 Simon David, Handelsmann und Ehefrau Jutta geb. David.

Flurnummer 217: Schmidt, Gerhard Wohnhaus, hier stand das Kirsteinhaus, Abbruch Ende Juni 2022, Scheidterstraße 36/38
1832 Gerhard Schmidt, 1852 Johannette Schmidt, verwitwete Weber

Bei den oben genannten Nutznießern/Abgabenzahlern laut der Katastereinträge handelt es sich um die Nachkommen der Interessenten und Käufer des Hofes in Scheidt.
Die Nutznießer waren die Personen, die Abgaben für die Parzellen zahlen mussten, aber in der Regel auch dort wohnten.[Anm. 6]

Aus verschiedenen Akteneinträgen ist ersichtlich, dass die Familien während der Nessselrodischen Zeit auch über eigenen Besitz aus Ankauf oder Erbe verfügten:

16 oct 1718 Bestgen Schlößers Erben zu Scheidt, namentlich Wilhelm Schlößer u seine Miterben, als Johann Schmid, Moritz Au u.Theiß Schlößers Wittib, alß i. Hamm, so dann Manuel Thal u seine Miterben nahmens Gerhardt Schuhmacher u Peter Crämer alß zu Hamm, verkaufen Ihr Theil am Wohnhauß, schmitten und Scheuer wie sie solche von Ihren Vorfahren ererbt haben vor die Summa geldt a 60 Rltr
an Jacob Henrich Schloßer zum Scheidt kaufbrief ist den 24 Sept 1719 von Richter Happe geschrieben, auch von Ihm, Simon Elben, peter Crämern, und Wilhelm Schlößer unterschrieben, ingleichen darauf auch von Richter 27. mertz 1719 beschienen worden.
[Anm. 7]

Da bei den Verhandlungen nur die Häuser der „Hofleute“ geschätzt wurden und durch obigen Erbkauf, gehe ich davon aus, dass die Familien Schlosser für einen Teil ihrer Ländereien Landpächter der Grafen Nesselrode in Scheidt waren.

Vom 29.April a.c. [1780] verkaufen die Gebrüder Johannes Henrich, Matthias, und Joh: Henrich Auen zu Scheid:
Ihre zu Haderschen von ihrer Mutter ererbten Güter, mit Gelust und Ungelust, excl. die gebäude und hofung, welche sich schon vorhero an Joh: Heinrich Schneider zu Harterschen überlaßen worden:
vor 157 Rtlr Kauf Geld und 3 Rtlr zum verzicht

an Joh: Peter Rosenbach zu harterschen, welcher nach bescheinigtem Aufruf damit beerebt wird.
[Anm. 8]

No. 20 v. 21.May 1793 verkauft Johann Peter Schmid in Hachenburg
an seine Miterben Johann Peter Linder zu Scheid, Theodor Elbens Ehefrau zu Scheid und Caroline Katharina Schmid zu Scheid sein sämtliches mütterl. Vermögen es möge Nahmen haben, wie es wolle, nichts davon ausgeschl0ßen
für 125 Rltr zu Johanni 1793 zahlbar und müssen Käufer ohne diese Kaufsumm noch des Verkäufers sämtliche ererbte Schulden bezahlen
.[Anm. 9]

Johann Peter Schmidt stammte aus der ersten Ehe von Anna Koch mit Christian Henrich Schmidt und hatte eine Frau aus Hachenburg geheiratet. Mit diesem Eintrag verkaufte er sein mütterliches Erbe an seine Geschwister und deren Familien.
Interessant ist dieser Verkauf aus genealogischer Sicht und dem Hinweis auf ererbte Schulden, die scheinbar aus noch nicht beglichenen Abgaben oder Anleihen bestanden und an Erben weitergegeben wurden.

0.2.Der Nesselrodische Hof in Hamm

Wie bei dem Scheidter Hof wurden auch in Hamm bei der Übergabe um 1768/1770 viele Morgen Land, die weit verstreut lagen, verteilt.

Die Hämmischen haben laut Accord von des Abraham Richters Wittib Hoffen über die bahn, die Thälle, den Ringelsmorgen, auf dem Acker und der Gaße an Brachfeld bekommen 14 Morgen 1 Vrtl 19 Ruthen,
weiter die 4 Morgen ober dem Scheiderhoff, in der Thällen 1 Morgen 1 Vrtl 18 Ruthen, auf dem kreutz …
Auf dem breidert bekommen sie von denen 38 Morgen 2 Ruthen welche in 2 Theile gesetzt oben an zur halbscheid 19 Morgen 1 Ruthen Ackerfeld ...

Johann Heinrich Jünger möchte ein Viertel des Hämmischen Hofes kaufen. Es wird über ihn vermerkt, daß er außer den Gütern eine Zinswiese bei der Hütte hat. - „wovon er jährl 1 Rl 45 xr Zins bezahlen muß … „zu verkauffen gedächt, ob solches geglückt, ist mir unbewiß „…

Weiter heißt es zu Johann Heinrich Jünger: … daß er von dem Hof und der Hüttenwiese seit elf Jahren keine Pacht gezahlt hat.
Zu Abraham Richters Witwe: ...wird ihr aber schwer halten dieselbe zu behaupten.
Die kurzen Anmerkungen wurden von Schultheiß Lanzendörfer zu den Kaufwilligen in den Unterlagen notiert.

Ein weiteres Viertel wollen Johann Henrich Schumacher Erben erwerben. Von Ihnen wird gesagt, daß sie aus eigenen Mitteln dazu nicht fähig seien, aber in gutem Verdienst stünden. Johannes Peter Schlosser und Philipp Dielmann sind weitere Anwärter, die offensichtlich vorher den Hämmischen Hof mit bewohnt haben. Philipp Dielmann will mit seinem Schwiegersohn Johannes Lorenz Krämer, „welcher stark begütert ist“, den Anteil übernehmen.

Als weitere Interessenten wurden genannt: Peter Mäurers Wittib, Abraham Richters Wittib, Georg Krämer, Christian Krämer.
Zu den Brüdern Christian und Georg Krämer gab es keine Anmerkungen.

Aus einer Liste von 1760, erstellt von Schultheiß Lanzendörfer, stammen die Angaben:
Crämer Christian, ein schlechter Schmied hat Gebäude und Güther; Crämer Georg, ein Bäcker, Wirth und Krämer.

Jünger, Johann Henrich, acht Menschen, 2 Zugochsen, 8 Rindvieh ... Dielemann Philipp, sieben Menschen, 1 Zugochse, 7 Rindvieh ...; Krämer Johannes Lorentz, fünf Menschen, 1 Zugochse, 5 Rindvieh … Krämer Christian, 6 Menschen, 1 Zugochse, 3 Rindvieh …
Lantzendörffer, Schultheiß 7 Menschen, 2 Rindvieh, Vorrat an Korn/Hafer, 1764 6 Rindvieh

Durch die Beschreibungen zum Antrag auf den Bau des Schultheißenhauses 1753 weiß man zum Nesselrodischen Hofhaus, das von Abraham Richters Witwe bewohnt wurde:
„ist des Nesselrodischen Halfmanns, Alters schlechtes Gebaw ...“,

Die Hofung bei und um des Abraham Richters Wittib Gebäude abgesteiniget, undt oben an der Straße an dem Mistplatz und vorderhin das Thor gestanden wie Stein, von da nach dem Dorf der Straße nach, wo die 2 Wege (a) zusammenstoßen, sindt 2 Steine gegeneinander 8 fuß von einander, nemblich an beyde Wegen einer und vom letzten Stein nach der Kuhgasse zu biß an
die Garten Ecke wurde der 4. Stein gesetzt und befindet sich zwischen diesen Steinen mit den kleinen gärtgen am Haus ober dem Haus und Scheuerplatz 18 ½ Ruthen Hoffung.

Die Hoffung hinter Wickhäußer Haus ist mit dem Pfuhl 31 1/2 Ruthen.
Nota: Pfuhl hat 5 Ruten. Hier wurden an der Pfarrgasse 2 Steine gesetzt, einer unter dem Pfuhl und einer ober dem selben.

Die Angaben zu „Wickhäusers Haus“ stehen vereinzelt und scheinbar ohne Bezug in dieser Beschreibung. Es handelt sich demnach wahrscheinlich um einen Randbezirk, also den Übergang vom Nesselrodischen Besitz zur Pfarrgasse und anschließendem Pfarrgarten.

(a) Abraham Richters Haus stand etwa da, wo heute das Rathaus steht und es handelt sich in der Beschreibung der „zwei Wege“ um die heutige Lindenallee und Schützenstraße.

Zeichnung zum Antrag auf den Bau des Schultheißenhauses 1753.

Die Baugenehmigung für das Haus des Schultheißen Lanzendörfer von 1753:

Nachdem der Herrschaftl. Schultheiß Joh. Henrich Lanzendörfer ohnumgänglich genöthigt ist, ein Wohnhaus nebst Scheuer und Stallung zu erbauen und des falls allhier behörige Anzeige gethan, als wird demselben dazu nicht nur die Erlaubnis, sondern auch zugleich die Anweisung ertheilet, sothanen Bau da sich kein anderer schicklicherer Platz dazu findet auf dem ober des Schmelzers Philip Dielmann und nächst Abraham Richters Haus gelegenen Platz, welcher dermalen zum gemeinsamen Weg wie wohl ohne Noth mitgebraucht wird, aufzurichten, und allenfalls davor an die Gemeinde oder wer sonst dazu berechtigt seyn möchte, den Werth mäßig zu vergüten.
Hachenburg, den 27.Jan.1753
[Anm. 10] 

Der „Nesselrodische Baumgarten“ lag hinter dem geplanten Haus des Schultheißen Lanzendörfer und entsprach von der Lage her dem später als „Auf der Bahn“ bezeichneten Gelände. Rechts vom „Baumgarten“ ging ein Weg durchs Feld, der zum Pfarrhof führte.

In Scheidt stammten die „Hofleute“ über längere Zeit aus einer Nachfolge von verwandten Familien.
Bei Abraham Richter ist diese „Weitergabe“ nicht zu erkennen. Er war der Sohn des Steigers Christian Richter, ca. 1666-1719 aus Brand-Erbisdorf, der mit Anna Maria Schumacher, Tochter von Anton (Thönus) Schumacher aus Hamm verheiratet war.

Abraham Richter (1708-1763) war verheiratet mit Catharina Kaufmann, Tochter von Johann Heinrich Kaufmann und Maria Elisabeth Krämer, deren Vater Johann Heinrich Krämer, ca. 1652- 1700, war.
Beerdigt 13. Mertz 1774 Eva Maria weyl. Joh. Abraham Richters in Hamm nachgel. Wittib alt 50 Jahr 5 Monath 3 Wochen [geboren 9.1723].

In dem Verzeichns der Räuche/Häuser in Hamm von 1685 wird ein Heinrich Cramer Praeceptor halfman und in der Communicantenliste von 1704 ein Johann der halfman Reformiert und Frau Catholisch genannt. [halfmann=Hofmann, Pächter]

Hierzu ergaben sich bisher keine Erkenntnisse, auch nicht, ob sich dadurch eine Nachfolge ergeben hatte.
Ein Übergang von Christian Richter an Abraham Richter kann vermutlich ausgeschlossen werden, denn es fand sich ein Verkauf von 1710, wobei das verkaufte Haus oberhalb des Nesselrodischen Baumgartens, in der Nähe des Pfarrgarten, gelegen haben muss:

Johann Jakob Vogels erben zu Hamm verkaufen an Johann Anthonji Vogeln u Christian Richter, Steiger auf dem Bergwerk zu Hamm u. Maria deßen haußfrau undt Erben, Ihr Wohnhauß zu Hamm sambt der Scheuer u die zu hauß u Scheuer gehörige Hoffung u garten hinter dem hauß u Ihre sambt den darauf stehenden Obstbäumen, vor 250 Rtlr,
es kaufen aber vorbesagte kaufer obgedachtes Hauß, Scheuer hoffung u Garten mit aufstehenden Bäumen jeder zur Halbscheidt deßen auch jeder die halbscheidt des kaufgeldes a 125 Rltr zahlen muß,

Eß ist auch sowohl Hoffung als garten gemeßen u dem kaufbrief bey geschriben worden, Kaufbrief ist von zeitigen evangelischen Prediger H. M. Müller geschrieben, auch von Ihnen, Johannes Gerhard Geilhausen, Matthias Fischer, Johann Friedrich Löwenstein, Emanuel Dahl, Anthon Wilhelm Geilhausen u Wilhelm Schumacher u nahmens Joh. Engerich Jünger weilen dieser schreibens unerfahren von H. M. Müller unterschrieben, auch von Richter K. Hamm, Happen daß dieser Kauf 3. Sontag vor der Kirch aufgerufen attestiert worden, d 19 t xbris 1710
[Anm. 11] 

Johann Jakob Vogel war in erster Ehe mit NN Krämer verheiratet, die am 27. Nov. 1682 … zu Hamm hausfrau so im Kindbett gestorben begraben.

Er heiratete 1683 Anna Margarethe Johannes Schusters zu Freußburg Ehel. Tochter. Nachdem der Sendschöffe Joh.Jakob Vogel verstarb und am 7.1.1704 beerdigt wurde [sel. entschlafen] heiratete Anna Margarethe am 15.Nov.1705 den Witwer Johann Friedrich Löwenstein, Schuhmacher, aus Hachenburg.

„Joh.Jakob Vogel 1687 zur evangelischen Pfarre [Bau] geschenkt 2 Rt und enoch an denselben ein Stück vor der Bahn 1687 verkauft, näml. 22 Rut. jede für 2 Kopst“. [Pfarrer Müller]

Möglicherweise hatte Joh. Jakob Vogel ein neues Gebäude gebaut oder ein bestehendes erweitert, denn obiges Haus hatte noch einen vergleichsweise hohen Wert und 1690 hieß es:
„Joh.Jakob Vogels Haus, worin der Jud wohnt“.
(a)

Eine Bestätigung dazu fand sich in einer neuen Aufstellung von Pastor Müller im Stammbuch der evangelischen Kirche von 1705: Johann Schröders hauß ist abgebrannt, darfür Johann Jacob Vogels neu Hauß.“

(a) Wer damit gemeint war, ist nicht eindeutig, denn bei einer Patenschaft wurde der katholische Bürger Franz Ernst Thal ebenfalls als „Jud“ bezeichnet.

„Der erste Jude, von dem wir wissen, dass er sich in Hamm niederlassen durfte, hieß Lazarus. Am 1. Januar erhielt er einen Schutzbrief für sich, Weib, Kinder und Brotgesinde, womit die Leute gemeint sind, die in seinen Diensten standen, also halfen, sein Brot zu erwerben. Er hatte dafür einen Reichsthaler jährlich zu zahlen.“
„1663 soll sich der Jude Eleasar aus Gladenbach niedergelassen haben …“
[Anm. 12] 

Im Gegensatz zum Scheidter Hof, wo die späteren Besitzer in der Beschreibung der erhaltenen Grundstücke erwähnt wurden, erfolgte diese Nennung bei dem Hof zu Hamm nicht.

Der Gedanke war, weitere Wohnplätze der Interessanten des Hammer Hofes zu finden, um die Lage des Hofes in Hamm besser bestimmen zu können.
Die Pächter der Nesselrodischen Höfe konnten kein gepachtetes Land verkaufen, was bedeutet, dass alle anderen Verkäufe bis etwa 1768/70 nicht auf Nesselrodischem Grund lagen.

Im übrigen war das Bauen bis in die kleinsten Einzelheiten geregelt. Es kam oft vor, daß wegen des knappen Holzes jahrelang keine Baugenehmigung erteilt wurde. Man behalf sich in diesen Fällen wohl damit, daß man einen Schuppen oder einen Stall erweiterte oder anbaute. Auch ging man mehr und mehr dazu über, Häuser bei Erbteilungen in mehrere Stücke aufzuteilen oder Scheunen in Wohnräume umzuwandeln.[Anm. 13] 

In der Grafschaft Sayn-Hachenburg wurde 1748 das Verteilen der Gebäude in natura unter Erben eingeschränkt.
Es war nämlich üblich, das Eigentum, also Häuser, Felder, Wiesen, Wälder, Vieh und Geräte unter die oft große Kinderzahl aufzuteilen. Dabei wurden Häuser und Güter immer weiter zerstückelt und zerrissen, wobei danach Felder, Wälder usw. keine Grundlage mehr für einen Ertrag abgaben. Daher war es dann weit verbreitete Sitte, diese Stückchen wieder untereinander zu tauschen. Dieser sogenannte „Brauchswechsel“ zog viel Streitigkeiten nach sich, daher wurde Mitte des 18. Jahrhunderts in beiden saynischen Grafschaften das Teilen
eingeschränkt. Das älteste Kind sollte den Besitz erhalten und seine Geschwister auszahlen. Die Übergabe bei Lebzeiten der Eltern sollte offiziell angezeigt werden, vor allem sollten genaue Aufstellungen über alle Güter gemacht werden, die Teilung derselben unter die Erben sollte protokolliert und unter amtlicher Aufsicht durchgeführt werden. [Anm. 14] 


0.2.1.Johann Heinrich Jünger

Johann Heinrich Jünger, zeitlicher Kirchspielsgeschworener, war in erster Ehe mit Anna Regina Happ (1733-1760), geboren in Seifen, und in zweiter Ehe mit Regina Catharina Becker (1741- 1767) verheiratet.
Anna Regina Happ war die Mutter der Kinder, aus der zweiten Ehe sind keine Kinder bekannt.

Am 20.4.1797 wurde beerdigt: starb hier in Hamm der geweßene Geschworene Jünger alt 70 Jahr 1 Monath.

Ich vermute, dass es sich bei den folgenden Verkäufen, wegen der Nennung des Backhauses und Anteile am Brunnen, um den Hof des Heinrich Jünger innerhalb des Hammer Hofes handelt.
Der Verkäufer Johann Ernst Jünger (1758-1810) war der Sohn von Johann Heinrich Pracht und Anna Regina Happ.

Vom 29.Dec a.c. [1789] verkauft Joh: Ernst Jünger zu Hamm seinen Antheil elterl: Gebäude, anoch an Hauß, Scheuer, halben backhauß, hofung so zwischen dem Hofzaun beL: [gelegen] nebst Gärtgen hinter der Scheuer wie auch die baumgerechtigkeit im Hof und Gärtgen mit der darauf haftenden Ungelust, ferner auch Antheil am brunnen und Kirchenstand, auch Gemeinde-Gerechtigkeit dergl: in Rother busch
vor 174 Rtlr 30 xr kaufschilling und 2 Cronenthaler Verzicht
an seinen Schwager Henrich Pracht zu Pracht, welcher nach bescheinigtem Aufruf damit beerbet wird.
[Anm. 15]

Vom 19. Septbr verkauft Joh: Henrich Pracht zu Pracht dienigen Gebäude, nehml an hauß und Scheuer, so er wegen seiner Frau in Hamm ererbet, nicht weniger die gebäude, so er von Joh: Ernst Jünger käuflich an sich gebracht, mit den hierauf bestanden Kirchenstand, Rother- und Thäler Wuchsgerechtigkeit, nebst der Hofung und baumgerechtigkeit, in seines Schwiegervaters Joh: Henrich Jüngers Hof, da zu diesen 2 Theilen gehörig, und seinen Theil im Gärtgen unter und um die Scheuer nebst dem diesen zwei Theilen zugehörigen backhaus anteil, nebst des Verkäufers Theil am waßer um das backhaus, mit darauf stehenden baumwuchs
für 350 Rltr
[Reichsthaler] an Johs. Betram Happ zu Hamm, welcher nach bescheinigtem Aufruf beerbt wird.
Extrahiert 3 tes Quartal 18. Nov. 1790
[Anm. 16]

No. 18 vom 23 t Febr 1792 verkaufen Joh: Ernst Jünger in Hamm und Joh: Henrich Pracht zu Pracht
an Bertram Happ in Hamm die Scheuer in haps Hof mit den Verkäufern ihren Antheil Hofung nebst Baumgerechtigkeit im Hof, desgl
[desgleichen] ihren Antheil im Garten hinten und um die Scheuer mit ihrem Theil backhaus und kirchenstand nebst dem plaz hinter und oben dem Backhaus bäumen überhaupt mit allen Gerechtigkeiten
für 90 Rthr nebst 1 Kronenthl Verzich wovon 20 Rtl zwischen dato und 8 Tagen und die übrigen 70 Rtl und 1 Ktl zu Michaelis des Jahres.
[Anm. 17]

No. 80 vom 25 t Oct 1791 verwechselt und übergibt Joh: Henrich Au in Hamm seiner Frauen gehörigen dritten Theil an dem Jüngerschen Haus mit der blatten und Schornstein überhaupt was Erd nied und nagelfest ist, die feuerhehl ausgenommen und die Heckengerechtigkeit so er auf die verwechselte Scheuer wechselt
an Bertram Happ in Hamm
dagegen übergibt dieser an jenen die von Henrich Pracht erkaufte Jüngerschen 2 Theil Scheuer, damit um diesen Erbwechsel gleich gestellt werde bekommt jener (au) noch 40 Rthl
[Reichsthaler] heraus, so auch schon an der den happ zu bezahlen schuldig Forderung abgezogen weil um an sein Scheuer nicht sogleich zum Haus umschaffen kann, so bleibt derselbe gegen an den Pracht zu zahlen 4 C [Cronenthaler] bis Johanni 1792 in dem Haus.

Seiteneintrag: er zum Haus zurecht machen laßt zu bringen willens ist auch sein 1/3 hofung u baumwuchs [Anm. 18]

Johann Henrich Auen, geboren in Scheidt, war mit Catharina Wilhelmina Krämer, einer Tochter von Georg Krämer, verheiratet. Catharina Wilhelmina war in 1.Ehe mit Johann Ernst Happ verheiratet.

Feuerhehl = Kesselhaken, eine Vorrichtung zum Aufhängen des Kessels im offenen Ofen, speziell in großen Kaminen oder über offenem Feuer; Hähl, Häul oder Potthöhl.
Baumgerechtigkeit = auch Holzgerechtigkeit: Recht zur Nutzung des Holzes in einem bestimmten Waldgebiet
Gemeindegerechtigkeit = (Anspruch auf) Anteil an den Gemeindenutzungen Kirchenstand = Stand, fester Platz in der Kirche

Aus dem Erbe von Georg Krämer stammte ebenso folgender Verkauf:

… vom 6t xbr. [Dez] 1780 verkauft Johs. Henrich Au von seiner Frau Vermögen
40 Ruthen Feld hinter der bahn, unten langs Schultheis Lanzendörfer gelegen für 35 Rthl 24 rh an den berggeschworenen Heinrich in Hamm,
welcher nach bescheinigtem Aufruf beerbt wird.
[Anm. 19]

l. Schatzung vom 31 „Octb a.c. [1786] sind auf amtl. Befehl dem Joh. Ernst Jünger zu hamm 1 Vrtl 9 Rp brachfeld vor den Zäunen, oben langst bertram happ a 1 Rl 30 xr – 60 Rtlr ohngefähr 4 Rp auf dem Scheider Kämpgen oben an der Scheider gaße, oben langst Franz Müller 5 Rh 45 xr zusammen vor 65 Rthl 45 xr abgeschätzt
u.d. Bertram Happ daselbst in dem Versteigerungs-Termin pretio taxato zugeschlagen worden, welcher damit beerbet wird.
[Anm. 20]

... 14. Nov 1790 sind von Joh: Henrich Pracht zu Pracht nachstehende von seiner Ehefrau felder auf amtl: Befehl verkauft worden:
1 Vrtl 26 Rut 9 1/2 Fuß feld oben am breitert zwischen der landstraße und Etzbacher Fuhrweg 1 Vrtl 28 Rut feld oben mitten auf der breitert unten am Etzbacher fuhrweg
1 Vrtl feld unten auf der bizgen in den 3 Looßen das oberste langst Emanuel Maurer 15 Rut 11 fuß Wiese unter dem Hütten Fahrweg an der Maßelbach für 73 Rltr 57 x 2 d

an Joh: Peter Schlosser in Hamm welcher nach bescheinigtem Aufruf beerbet wird.
[Anm. 21]

Leider kann man Peter Schlosser ohne Hinweis nicht eindeutig zuordnen. War es der Interessent für den Hammer Hof oder der Gerber gleichen Namens?

Es folgen weitere Angaben zu Feldern, die von „demselben“, Joh. Henrich Pracht, verkauft wurden und vermutlich aus der Aufteilung der Nesselrodischen Grundstücke stammen. So auch:

1 Vrtl feld hinter der bahn, in den 3 Looßen das mittelste Looß
1 Vrtl 30 Rut feld hinter der Ringelsmorgen in der Dällen,
[Delte] in den 3 Looßen das oberste looß unten langst Lorenz Demmer hinauf
für 103 R 73 x 3 d an den Schultheiß C A Lanzendörfer in Hamm welcher nach bescheinigtem Aufruf beerbet wird.
[Carl Abraham Lanzendörfer] [Anm. 22]

Diese Grundstücke lagen hinter und rechts oberhalb des Lanzendörferschen Hauses und waren zur Bearbeitung sicher leichter zu erreichen.

Wie man an obigen Ausführungen erkennt, bedurfte es nach der Auflösung eines Besitzes, manchmal mehrere Ankäufe, um wieder einen Komplex zu erhalten. Der Besitz wurde in diesem Fall laut der Vorgabe nicht unentgeltlich verteilt, es kam aber trotzdem zu einer Teilung des Besitzes. Dabei ist nicht sicher, ob dazu alle Käufe erfasst werden konnten.

Wenn man die Nachkommen recherchiert, wäre der Besitz des Bertram Happ und somit Teile des ehemals Jüngerschen Besitzes an die nachstehenden Personen gegangen, deren Häuser im Anfang der heutigen Scheidterstraße links von der Friedrich- Ebert-Straße aus gelegen haben.

Johann Bertram Christoph Happ, geboren in Seifen, 1749-1795, war verheiratet mit Anna Margarethe Schneider, Tochter von Johann Peter Schneider. Anna Regina Happ, die erste Frau von Johann Heinrich Jünger, war seine Schwester.

Die Tochter Maria Magdalene Happ heiratete Gerhard Salterberg, angegeben als Ackerer.
In der Katasterkarte 1831/34 wurde die Parzelle 554 mit Gerhard Salterberg und die Parzelle 555 mit Peter Schneider Erben angegeben.

Die Nr. 554 lag hinter der Parzelle 555 und beide gingen 1853 an Heinrich Matthias Salterberg, der mit Eva Katharina Schneider verheiratet war und als Ackerer, Wirt und Krämer bezeichnet wurde.

Die Tochter Eleonora Maria Happ heiratete Johann Anton Rau. [Anm. 23]
Parzelle 552 Rau Gottlieb Witwe; [Mutter von Johann Anton Rau, 1761-1839].

Bei der Parzelle 551 waren Heinrich Fischer Erben eingetragen.
Die Parzelle 552 lag hinter der Parzelle 551 und beide Parzellen gingen 1842 an Art. Nr. 205.

Katasterkarte Hamm/Sieg für den Text bearbeitet.

0.2.2.Philipp Thielmann

Der Bewerber Philipp Thielmann, gebürtig aus Daaden, wurde als Kupferschmelzer in Hamm genannt. Er heiratete 1731 in erster Ehe Francisca Ernestine Timothea Gelhausen. Seine Frau starb 1752 kurz nach der Geburt einer Tochter, die später in Hamm heiratete.
In zweiter Ehe heiratete er 1754 Eva Maria Auen. Am 18.März 1768 wurde der Sohn Johann Adam geboren, am 20. März getauft und starb mit 11 Tagen. Eva Maria wurde am 25.März 1768 beerdigt.

Der Todeseintrag von Philipp Thielmann:
Beerdigt 1770 d 26 Juny Meister Kupfer Schmeltzer Joh philip Thiellman in Hamm bürtig von Daaden hat 2 Weiber gehabt, mit der 1ten 11 mit der andern 7 Kinder gezeuget. Aus der 1ten Ehe leben noch 2 und aus der 2ten auch noch 2 Töchter.

Bei diesem Eintrag wurde Maria Gertrud Thielmann, geboren 9.1732, verheiratet mit Johann Lorenz Krämer aus Hamm als „nicht mehr am Leben“ berücksichtigt, weil sie am 28.11.1756 verstorben war.

Heinrich Pracht (1725-1768) war verheiratet mit Maria Margaretha Thielmann (1735-1785), Tochter von Philipp Thielmann. Hier ein Auszug ihrer Verkäufe:

Vom 24 t Sept a.p. [1783] verkauft Joh: Henrich Prachts Wtb zu Oberseelbach nach vorheriger bekanntmachung aufs meiste Gebott von ihren zu Hamm gelegenen Erbgütern

2 Vrtl 2 fuß Garten im Weschgarten, in den 3. looßen das mittelste, mit dem dazu gehörigen Baumwuchs vor 1 Rthl 36 xr
an Joh: Henrich Link zu Hamm, welcher nach bescheinigtem Aufruf damit beerbet wird.

26 Ruthe Hackhahn in der Struth unten langs das Kirchenguth an Bertram Happ in Hamm.

Einen Ort Hahn, welcher mit denen Nesselrodischen Güter Käufer abzutheilen ist 26 Ruthen 4 fuß brachfeld gegen der Tellen, unten am Feld graben,
an Joh. Henrich Schumachers Erben
[gelegen]

2 Ruthen 10 ½ Fuß im brauchgarten an der Pfarrgaße an Joh: Lorenz Krämer in Hamm. [Anm. 24]

0.2.3.Andreas Thielmann

Vermutlich als Nachfolger auf der Hütte wurde der Kupferschmelzer Andreas Thielmann genannt, zu dem ich folgende Verträge fand:

26. May a.c. [1781] verkaufen Joh. Henrich und Joh. Peter Crämer zu hamm Ihren Anteil von denenjenigen Gütern so ihnen von Hermannus Gellinghaußen zu Pracht zugeschätzt worden mit Gelust und Ungelust
vor 79 Rthl 3 ½ xr 2d
an Andreas Tiellmann zu Pracht. Dieweilen aber Johann Emanuel Korf zu Opperzau diesen Kauf abgetrieben, als wird dieser beerbet.
[Anm. 25]

Die Mutter von Emanuel Korf war Maria Magdalena Maus, ihre Schwester Anna Catharina Maus war mit Hermann Geilinckhausen verheiratet. Damit hatte Emanuel Korf einen verwandtschaftlichen Bezug und konnte Widerspruch gegen den Kauf einlegen, sodass er den Zuschlag erhielt.

… Vom 9. Merz 1783 verkauft der Kupferschmelzer Andreas Tillmann zu Pracht: Sein zu Hamm stehendes Wohnhauß, Hofung, Garten, baumwuchs und Kirchenstand, mit gelust und Ungelust vor 200 Rthl Kaufgeld u 4 R Verzicht,
an den becker Joh. Peter Schloßer zu Hamm, welcher nach bescheinigtem Aufruf damit beerbet wird.
[Anm. 26]

Der genannte Bäcker Peter Schloßer war einer der Bewerber um den Hammer Hof, der später noch Erwähnung findet.

Andreas Thielemann hatte von 1775-1780 drei Kinder in Hamm taufen lassen. Bei zwei dieser Taufen waren Töchter des Philipp Thielmann als Patinnen eingetragen. Ob dies aus möglichen Verwandtschaftsbeziehungen herrührte oder ob er Besitz von ihnen erworben hatte, konnte ich nicht herausfinden. [Anm. 27]

Johann Henrich Lanzendörfer hatte auf seinen Bauantrag den Bescheid erhalten:

Es wurde ihm erlaubt, den Bau auf den Platz oberhalb des Schmelzers Philip Dielmann und nahe bei Abraham Richters Haus zu errichten. [Anm. 28]

Anhand dieser Beschreibung und den obigen Ausführungen zu den Verkäufen der Familien Philipp und Andreas Thielmann kann man leider keine genaue Lage ableiten, da man ergänzend wissen müsste, wie weit der Besitz von Peter Schlosser ging oder was er zwischenzeitlich verkauft hatte. Dazu brauchte man weitere Verkaufsunterlagen, die bisher nicht vorliegen.

Wenn man die Beschreibung “oberhalb Philipp Thielmann“ genau nimmt, wäre die Lage des Geschäftshauses Auen, das spätere Cafe Paul, gemeint.
Die Parzellen 480 Garten, 8 Ruthen 30 Fuß, und 481 Gebäude, 30 Ruthen 80 Fuß, die ab 1850 von Wilhelm Auen übernommen wurden, waren 1834 auf Aphron Abraham eingetragen und wechselten 1835 an seinen Schwager Löb Falkenstein.

Einige Schritte weiter fand sich Johann Heinrich Fischer, der Stiefsohn von Johann Peter Schlosser, auf der Parzelle 550, das spätere Hotel Fischer/Kalender, die 1842 an Wilhelm Auen ging.

0.2.4.Lorenz Krämer

Johann Lorenz Krämer war der Schwiegersohn mit dem Philipp Thielmann sich die Kosten beim Kauf des Nesselrodischen Hofes in Hamm teilen wollte.

Johann Lorenz Krämer wurde im Okt. 1728 in Hamm geboren und verstarb im August 1789. Er heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau Maria Gertrud Thielmann noch zweimal in Hamm:
II. Ehe 21.9.1757 mit Eva Fenstermacher aus Roth
III. Ehe 5.Juni 1767 Joh Lorentz Krämer Witwer in Hamm mit Maria Margarethe weyl. Joh. Heinrich Müllers nachgel. Tochter – die Braut war hochschwanger

No. 7 vom 31 Mai 1802 verwechselt Sendschöff Mathias Schneider zu Hamm
=an Emanuel Maurer daselbst folgende Gartenstücke, welche er von seiner Frauen her von Joh. Lorenz Krämer ererbt hat
3 Rut: 8 fus brauchgarten unten im Weschgarten an Joh. Franz Müller mit dem unteren haupt an Thals Erben stoßend

32 Rut: 5 fuß brauchfeld auf der Mühlenhard den obersten Stamm, unten durch oben langs Joh. Henrich Jüngers Erben zu Hamm
dagegen erhält ersterer von letzterem folgende Güterstücke welche derselbe von seinem Vater Peter Maurer ererbt hat

1 Virtl 1 Rut 10 fus feld auf der bizen gegen der dälten, unten langs Sendschöff Mathias Schneider gelegen, und jeder behält seinen Schatz wie er bisher gewesen.
[Anm. 29]

… vom 6ten 9bre [Nov. 1791] verkaufen die Johs. Lorenz Cramer Erben von Hamm, breitscheid etc. ihre anoch zu hohensayn gelegenen Wiesen, Hofung und baumwachs nichts ausgeschloßen für 20 Rtlr an Joh. Henrich Salzers Ww. welche nach bescheinigtem Aufruf damit beerbet wird. [Anm. 30]

Aus dem Stammbuch der evangelischen Kirche erfährt man, dass Johann Lorenz Krämer von der Kirche Geld „ausgeleget“ wurde, der Zweck ist unbekannt:

Oct 1788 7 Rthl
Johann Lorenz Krämer zu Hamm als Vormund über Johann Henrich brachts zu Seelbach hinterlaßener Tochter namens Maria Elisabetha, ausgeleget
gibt Unterpfand

2 Vrtl feld auf dem Rayn oben an Matthias Jüngers Erben 1 Vrtl auf den Eich … an Geschworenen Schneider

Johann Schneider                        Johann Lorentz Krämer

als Zeug                                     als formund

Vorstehend Capital hat Johann Hermanus Fuchß zu breitscheid alß Ehemann der Maria Elisabeth geborenen brachtin mit einer Jahr Pension bis Martini 1791 abgetragen d 8t obr 1791.
Maria Elisabeth war die Enkeltochter von Philipp Thielmann und hatte 1791 Johann Hermann Fuchs geheiratet.

Es gab Nachkommen von Johann Lorenz Krämer in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße. Da die Familien Krämer weit verzweigt waren, ist nicht eindeutig, ob der Besitz aus dem Kauf der Nesselrodischen Güter oder durch Abstammung von den unter „Dornenhof“ genannten Personen kam, da es keine Hausverkäufe in den Unterlagen gab, die eine Zuordnung zulassen.

0.2.5.Peter Schlosser

Bei dem Bewerber Johannes Peter Schlosser handelte es sich um einen Sohn von Joh. Conrad (Court) Schlosser. Er wurde am 30.4.1737 in Scheidt geboren und starb am 23.7.1825 in Hamm.
Sein Beruf wurde 1800 mit Gastwirt angegeben, während er in den Grundstücks- und Landkäufen als Bäcker bezeichnet wurde. Seine Frau Anna Maria Schweizer aus Struthütten war in erster Ehe mit Heinrich Wilhelm Fischer verheiratet und hatte aus dieser Ehe den Sohn Johann Heinrich Fischer und die Tochter Maria Margarethe Fischer, die 1783 Georg Friedrich Lanzendörfer heiratete.

Den Besitz von Peter Schlosser kann man wesentlich besser ermitteln. Bei der Aufnahme des Katasters wurden für seinen Sohn Heinrich Matthias Schlosser mehrere Parzellen genannt:
Parzelle 549 und 485 Gebäude,
Parzelle 486 Garten,
Parzelle 484 Hofraum, später Teich.
Die Parzelle 549 und ein Teil von 484 gingen 1849 an Ludwig Beinhauer aus Gebhardshain und im Jahr 1860 an Friedrich Wilhelm Schlosser.
Die Art. Nr. 317 wurde von Ludwig Beinhauer an Friedrich Wilhelm Schlosser weitergegeben/übernommen.

Die Parzelle 485, 486 und ein Teil von 484 gingen im Jahr 1849 an Peter Schmitz, der bis 1855 ein Wohnhaus mit Schmiede errichtete. Diese Parzellen lagen etwa in der Mitte des heutigen Kapellenweges. [Anm. 31]

In dieser Ausarbeitung werden lediglich bebaute und ähnlich benutzte Parzellen genannt, während die Felder, Wiesen und Acker nicht aufgeführt werden.
Bei dem Teich handelt es sich um einen Brandweiher, die ab 1841 angelegt wurden. Diese hatten auch Parzellennummern und waren im Besitz der Gemeinde Hamm, lediglich obige Nr. 484 war im Privatbesitz.

Heinrich Matthias Schlosser (1778-1836) war verheiratet mit Anna Magdalena Lanzendörfer, Tochter von Johann Daniel Lanzendörfer und Anna Sophie Hammer aus Ahlbach/Flammersdeld. Der Sohn aus dieser Ehe war Friedrich Wilhelm Schlosser (1820-1877), der 1848 als Gastwirt und 1869 als Bahnmeister angegeben wurde.
Im Adressbuch 1834 für Altenkirchen hieß es: Schlosser, Heinr. Matth. Gastwirt für Fuhrleute. Ludwig Beinhauer aus Gebhardshain war sein Schwiegervater, da Friedrich Wilhelm Schlosser 1843 Friederike Wilhelmine Katharina Beinhauer heiratete.

Bei dem Haus der Parzelle 549 handelt es sich um das jetzige Haus Scheidterstr. 2, Ecke Friedrich–Ebert-Straße, das unter Denkmalschutz steht.
Nach einem dendrochronologischen Gutachten, beauftragt von Herrn Dieter Krämer aus Hamm, wurde es ab etwa 1785/86 erbaut. [Anm. 32]

0.3.Pfarrhof, Pfarrgarten und Dornenhof

Flurbezeichnungen in der Nähe der Pfarrei Hamm/Sieg.

Das älteste Pfarrhaus befand sich auf dem Ringelsmorgen und umfaßte Wohnung, Scheunen und Ställe. Es wurde 1618-19 neu errichtet (Sinemus). Der lutherische Pfarrer bewohnte das Erdgeschoß, der reformierte den ersten Stock. Die Wohnungen waren wohl klein und unzureichend, und so regte Pfarrer Müller 1686 den Bau eines lutherischen Pfarrhauses an, das dann in den folgenden Jahren auch gebaut wurde.

Am 7.12.1686 wurde der Bauplan erstellt: 36 Schuh lang, 28 Schuh breit. Es hatte zwar jedes land seine eigenen maße, aber 1 Schuh war durchweg um 30 cm lang, d. h. Das Haus war ungefähr 11x8,5 m groß und hatte „unten zwei Stuben gegeneinander, mitten unter dem Giebel eine Tür, neben der Küche auf der einen Seite ein Kämmerchen, auch eine Tür nächst der scheune, über den zwei untersten Stuben oben ein gemach und daneben, so viel es sein kann, kammern. Der Schornstein soll aus Stein sein.“

Es wurde auch ein „Niederlaß“ angebracht. Dies war eine Besonderheit an den hiesigen Häusern. Es handelte sich um eine Erweiterung an der rückwärtigen Traufseite, wobei man das Dach nach unten verlängerte und dadurch eine Vergrößerung des Raumes für den Wirtschafts- und Wohnteil erreichte. Gleichzeitig war der Niederlaß ein Schutz gegen stürmisches Wetter. [Anm. 33]

Unterhalb des Pfarrhofes hatte Pastor Müller den Pfarrgarten angelegt, wo er verschiedene Obstbäume übernommen und neu angepflanzt hatte. Über diese Bäume führte er genauestens Buch. 1675 waren es 33 Bäume, 1709 waren etliche erfroren, andere hatte er „gepost und im neu gemachten Pfarrhof gepflanzt“.
Zu den vielen verschiedenen Sorten gehörten Göbels Bierbaum, Augustapfel, Wilhelmsapfel, Wingertsapfelbaum, Brabender Apfelbaum, Rotapfelbaum, Klockbierbaum, sowie eine kleinere Anzahl Zwetschen-, Kirsch-, Pflaumen und Quittenbäume.

Aus Pfarrer Müllers Beschreibungen von 1704 geht hervor, wo der Besitz einiger Personen lag:

Über dem Dorf Hamm nach Etzbach und Hämmerholz zu, auffm Ringelsmorgen, liegt das Feld ober Hans Thonus Schumacher Haus.
An dem Etzbacher Weg herunter nach Hamm bis an den Baumgarten liegt
Johann Jacobs [Vogel] und der Pfarrgarten.
Und am Pfarrhoff haben
Lorentz Demmers und Hanß Peter Dorns Erben liegen und oben am Pfarrgarten Moritz Müller und daran Johann Jacob Vogel, dies stößt an den Etzbacher Weg, und daran hat Johann Jacob [Vogel] und Johannes Gerhardt Auer ein Stück [Feld] liegen.[Anm. 34]

Aus anderen Aufzeichnungen von Pastor Müller erfährt man, welche Arbeiten am neuen Pfarrhof entstanden und erfährt etwas zu den „Anwohnern“.

… Ingleichen muß der pfarrhoff das gaßenthor halb machen … andere Seite macht Moritz Müller …
Evangel. Prediger zäunet am Pfarrhoff und an der Bahn an Johann Jacob Vogel Gärtgen an biß an die alte Scheuer.
Item zwischen der alten und neu gebauten Evangel. Pfarre. Item obenaus biß an hans Thonus Schumacher garten.

Weil aber da der Pfarrhof erweitert und ein Stück vom feld rings zäunet ist, so macht Evangl. Prediger unter dem Zaun herlangst, und dann nach oben unten am Pfarrgarten, noch ein Stück herab biß an den pflanz oben von woran ein M eingeschnitten steht.

Am Pfarrgarten oben am Pfarrhof nechst der Evangl. ein Stück langts das feld wie auch ein wenig oben vorhaupt, und dann ober des Wickhäuser seinem garten gegen Gratz Erben [Kratz] ein Stück. An Garten hab ich ein hege gepflanzt von pappelweiden, so der noch nicht hoch genug, zum aller ersten ist mein Hof genug.
Hans Thonus Schumacher
und henrich Wickhäußer liegen unten am Pfarrgarten, die machen aber den zaun gegen ihren garten.
Item langst die Gaße, da ich auch eine Hege von pappelweiden gezogen und unten für haupt den
Hüttenschreibers Erben
… und dann oben an dem erweiterten hoffe, an der seite langst
fellers feld, unten an der Ecken an biß an den gezeichneten Plan oben mit dem Zeichen M.
Am langen Garten macht der Reform.
[Pfarrer] Zaun oben für haupt zwischen dem scheider garten und langst die gaße. 

Von weiteren Höfen in Hamm berichtet das Kirchenarchiv. So gab es 1649 den Kirchenhof zu Hamm „in den Dornen“.
Dort wohnten, hatten jedenfalls Abgaben zu zahlen Wirths Els, der lange Tönges, Johann und Christian Elben.
Dort wohnten um 1700 Henrich Wickhäuser, sein Stiefsohn Anton Wilhelm Geilhausen und Hans Tönges Schumacher, Johann Kurt Fischer und Peter Krämer, der uns schon bekannte Schmied in Hamm.
[Anm. 35]

In den Akten über die Prozesse zwischen Jülich-Berg und Sayn befindet sich ein Zeugenverhör, das der Wetzlarer Notar Dr. Justus Koch im „Würtzhaus Zu den Dornen Zu Ham“ festgehalten hat. Hiernach erklärt am Di. den 8. April 1585 … [Anm. 36]

… 1589 der Dornenhof in Hamm, wie ihn Hermann zu Hamm bisher innehatte, wird auf 700 Gulden geschätzt und verkauft. [Anm. 37]
Dornenhof 1/6 an Entgen Wwe. von Johannes Elben

1/6 an Christgen von Hamm

1/3 an Hans Peter Dorn und Schwestern
1/3 an langen Thönis Erben zu Hamm

Im Stammbuch der evangelischen Kirche wurde vermerkt, dass Christgen [Elben] seine Beträge getilgt hatte und diese Gelder weiter verliehen wurden. Des Weiteren:

Entgen Wwe. von Johann Elben den 6. Teil am Dornenhof schuldig 118 g 18 alb.
1660 hat sie bis auf 24 g gezahlt und gibt dafür als Unterpfand ihren Garten bei Pampus Haus.

Hans Peter Dorn und Schwestern schuldig wegen des 3. Teil am Dornenhof 237 g 12 alb, Unterpfand ihr Teil am Dornenhof.
Am 13.9br
[Nov.] 1660 hat Hans Peter Dorn die Schuld bezahlt.

Langen Thonis Erben 3. Teil 237 g 12 alb, Unterpfand ihr Teil am Hof.
Von obig Summe abgelegt 137 g 12 alb welche der Kirchmeister Peter Wirths und Philipp Demmer empfangen und zu der neuen Glocke angewendet.

Die Kirche hatte das Geld geliehen, damit der Dornenhof gekauft werden konnte oder hatte ihn noch im Besitz, weil kein Verkäufer erwähnt wurde und es oben „Kirchenhof“ hieß. Da die Kirche die erhaltenen Gelder weiterverwendete, war sie zumindest der „Geldgeber“.

Dieses Altargut [St. Nikolaus] setzte sich wie folgt zusammen: ein Hof zu Hamm im Dorf, genannt Dornenhof, ein Hof gelegen in der Kaltau, genannt zum Seifen …
Früh schon ist der Familienname Dorn in Hamm zu finden. 1564 gibt es in Hamm einen Dietrich, Wirt in den Dornen.
Der Kaplan des St. Nikolaus-Altars hatte seine Wohnung im Dornenhof. 1588 wohnte dort Hermann Becker, der 1585 als Geschworener auftritt.
[Anm. 38]

Auf Grund dieser Beschreibungen muss der Dornenhof in der Nähe des Pfarrhofes und des Pfarrgartens gelegen haben.

Das Pfarrhaus und das Wohnhaus der Pfarrei lag 1831/34, wie zur Zeit der obigen Berichte, im Bereich rechts der heutigen Friedrich-Ebert-Straße und die Pfarrei hatte neben dem Pfarrgebäude und Wohnhaus Parzelle 465 36,40 Ruthen und 466 41 Ruthen, Parzelle 467 Hofraum 46,90 Ruthen, noch einige kleine Gebäude in direkter Nähe, die als Scheuer und Gebäude bezeichnet wurden:
Parzelle 463 2,60 Ruthen; Parzelle (Backhaus) 464 2,20 Ruthen; Parzelle 468 8,60 Ruthen und
Parzelle 469 4,50 Ruthen.
Dazu kamen die übrigen Flächen wie Gärten, Wiesen und Äcker, die der Pfarrei gehörten.

Der Pfarrei gehörte vermutlich auch ein Teil des Geländes „Auf der Bahn“. 1687 wurden einige Ruthen, wie oben erwähnt, an Johann Jakob Vogel verkauft und 1789 fand sich ein Eintrag im reformierten Stammbuch der Kirche:

Haften auf Hl: Schulz Lanzendörfer in Hamm, wegen der abgekauften bahn haltend 22 Ruthen, per Ruthe R 2 30 xr.
Laut Schein No.50 ist abgelegt.
Obiges cap
[ital]: von 51 rtlr 30 xr haftet gegenwärig auf Johannes Gerhard Richter in Hamm laut Obligation No 50
Unterpfänder
48 Ruthen Wiesen nächst Thalhaußen gegen der Haardt an der reformierten Schule gelegen
1 Vrtl 8 Ruthen feld auf dem bruch an Anton Demmer

1 Vrtl 4 Ruthen feld auf dem kleinen Feldgen an Chirurgius Lanzendörfer
1 Vrtl 18 Ruthen feld im acker an Anton Demmer

Hier sieht man, wie das Geld des Verkaufes nach der „Ablegung“ [erhaltene Zahlung] von der Kirche weiter verliehen wurde.


0.4.Auswertung

Flurkarte etwa 1860 Hamm/Sieg, bearbeitet Röcher.

Bei dem Nesselrodischen Hof in Scheidt sieht man deutlich, wo die „Hofleute“ und übrigen Bewohner lebten und hat so einen Hinweis auf die damaligen Wohnplätze.

Der Nesselrodische Hof in Hamm ist nicht so eindeutig und einige Endpunkte sind noch unbekannt. Er zog sich von Abraham Richters Haus, oberhalb der „Dorfstraße“ [Lindenallee], über die „Bahn“ bis in die heutige Friedrich-Ebert-Straße und die links davon abknickende Scheidterstraße.

Die Bewohner des Dornenhofes und ihre Nachkommen orientierten sich bei neueren Objekten auf die Grundstücke unterhalb des Pfarrhofes, Ende der Parkstraße, Richtung Friedrich-Ebert- Straße und darüber hinaus.
Diese Entwicklung müsste man mit weiteren Recherchen in einer neuen Arbeit erfassen.

So ergibt sich aus vielen kleinen Hinweisen ein Einblick auf das Aussehen des Ortes und die Lage mancher Häuser.

Hinweis zu der eingestellten Flurkarte, die eine kleine Hilfe zur Orientierung sein soll und zu der ich die Flurbezeichnungen zu Flur I. angebe, weil diese Flurbezeichnungen im Text öfter vorkommen.

Man muss dabei die Veränderungen zwischen den obigen Verkäufen und Erstellung des Katasters und etwaige Ähnlichkeiten, wie „Auf der Delte“ und „In der Delte am Fußweg“ bedenken.

Flur I. von unten nach oben in nördlicher Richtung, und von Scheidt westlich, nach oberhalb des Pfarrhofes östlich gelegen. Dies kann allerdings nur eine grobe Darstellung der Lage mit den Flurnamen aus den Katasterkarten sein.

  • In der Ackerwies, Ackerwies;
  • Im Acker, Unten im Reiffelsberg, Oberm Schellberg, Ober dem Breitert;
  • Im alten Garten, Auf dem Schellberg;
  • Zwischen den Wegen, Unten auf dem Breitert;
  • Am Mümmelsbachweg, Auf dem Reiffelsberg, Reiffelsberg, Im Fürther Himmel;
  • In der Delte am Fußweg, Hinter dem Himmelchen, Auf der Fürtherhard, Unter dem Schellberg;
  • Auf dem Kreuz, links am Reiffelsberg;
  • Auf der Gasse, Auf der Eisenkaul, Zwischen der Landstraße und dem Fürtherfußweg;
  • Auf dem kleinen Feldchen, In der Wallbach, Auf dem Grastert;
  • Auf der Auerhard, An der Mümmelsbachfuhr, Im Mümmelsbachfeld, Ober der Wallbach, Oberm Wallbachshof, Auf der Fürtherfuhr;

Zur exakten Lagebestimmung sollte man Einsicht in die noch vorhandenen Katasterkarten mit Angaben zu den Flurbezeichnungen nehmen. [Anm. 39]


Verfasserin: Annette Röcher

Genealogie:

  • Familienbuch Saynische Lande für Hamm und Umgebung von Hartmut Paul, Wolfach
  • Kirchenbuchunterlagen Kreisarchiv Altenkirchen
  • Einwohnerbuch Hilgenroth/Altenkirchen von Dr. Joachim Eyl, Neuwied in zwei Bänden, im Kreisarchiv Altenkirchen
  • eigene Lesungen in entsprechenden KB.

Erstellt am: 24.08.2022

Anmerkungen:

  1. Burbach, Brigitte: Dorf-Kirchspiel-Gemeinde. Hamm/Sieg 1986, S. 41f. Zurück
  2. Stock, Kunibert: Heimatjahrbuch Altenkirchen 1996, S. 108. Zurück
  3. Ortschronik Etzbach 1290-1990. Zurück
  4. Burbach, S. 164-166. Zurück
  5. Krämer, Dieter: Architekt in Hamm. Heimatjahrbuch Altenkirchen. Fachwerkhäuser in und um Hamm und ihre Bewohner in 3 Teilen. 2014-2016. Zurück
  6. Landeshauptarchiv Koblenz, Außenstelle Gondorf – Kataster für Hamm ab 1831. Zurück
  7. HHStAW 340/3885, S. 205. Zurück
  8. Seite 2 LHAKo Best. 345,010 Nr. 1, 1780-1790. Zurück
  9. Seite 128 LHAKo Best. 345,010 Nr. 2, 1790-1806. Zurück
  10. Friedrich Wilhelm Raiffeisen im Hammer Land. Heimatfreunde im Hammer Land e.V. 1988.  Zurück
  11. HHStAW 340/3885, S. 184.  Zurück
  12. Burbach, Brigitte: … So doch mein Vaterland. 2007, S. 8 und 11.  Zurück
  13. Burbach 1986, S. 162. Zurück
  14. Ebd., S. 168. Zurück
  15. Seite 380 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 1, 1780-1790. Zurück
  16. Seite 5 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 2, 1790-1806. Zurück
  17. Seite 62 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 2, 1790-1806. Zurück
  18. Seite 100 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 2, 1790-1806. Zurück
  19. Seite 10 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 1, 1780-1790. Zurück
  20. Seite 343 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 1, 1780-1790. Zurück
  21. Seite 27 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 2, 1790-1806. Zurück
  22. Seite 34 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 2, 1790-1806. Zurück
  23. Eleonora Maria Rau, geb. Happ verstarb im Dezember 1850. Im Kirchenbuch wurde eingetragen:
    Sie hinterläßt der Sage nach einen Gatten der nach Amerika ausgewandert und seit der Zeit nichts von sich hören läßt.

    In die Ehe trat sie mit dem im Jahre 1816 nach Amerika ausgewanderten Johann Anton Rau, einem Bergmann, am 15 ten Nov 1812 und lebte mit ihm ca. 4 Jahre. Aus der Ehe war ein Kind da, welches aber frühzeitig starb.

    Im Jan. 1813 wurde Maria Margarethe Rau geboren und starb am 16.3.1813.
    Es gab jedoch eine zweite Tochter, Maria Johannette Elisabeth Rau, geboren im März 1814, die 1832 heiratete und 1835 nach der Geburt von zwei Söhnen an „Auszehrung“ verstarb.
    Eleonora Maria Happ wurde 1831 für die Parzelle 516 angegeben. Zurück
  24. Ab Seite 100 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 1, 1780-1790. Zurück
  25. Seite 49 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 1, 1780-1790. Zurück
  26. Seite 91 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 1, 1780-1790. Zurück
  27. Daten zu Andreas Thielmann
    Heirat in Altenkirchen:
    Tielemann Jo. Andreas S.v. Joh. Peter Tielemann, Hüttenmeister auf der Hütte zu Rheinbreybach Heirat am 30.7.1773 L Sophia Catharina Vierig, Tochter von Caspar Vierig, Obersteiger zu Rheinbreybach
    [Wierig zu Rheinbreitbach]
    Daten in Hamm:
    13.Aug.1775 Joh. Andreas Thielmann und Sophia Catharina Eheleute zu Hamm Maria Margarethe Paten: Joh. Peter Thielmann Rheinbreybach, Joh Henrich Wirths, Elias Haubolds Ehefr. Maria Margarethe
    Beerdigt zu Hamm 27. Nov.1776 1 Jahr 3 Monath 13 Tage
    26.Oct.1777
    Johann Peter Paten: Joh. Peter Hallscheidt zum Bitzbruch [verheiratet mit Maria Margarethe (Elisabeth) Thielmann, Tochter von Philipp Thielmann], Maria Margarethe Georg Crämers hinterl. Tochter in Hamm, Maria Ursula Joh Henrich gelhaußen tochter in der Mümmelbach [möglicherweise Anna Ursula Geilhausen Urenkelin von „Peter aus der Mümmelbach“]
    23.7.1780 Catharina Charlotte (a) Paten: Conrad Wierich von Rheinbreibach, Henrich Albert v. Br .. En (d) Catharina Elisabeth Joh. Peter Beckers Ehefrau zu Hamm [Catharina Elisabeth Meyer von Schöneberg], Joh. Henrich Links frau [Link verheiratet mit Charlotta Catharina Thielmann, Tochter von Philipp Thielmann]
    (a) Charlotte Catharina Thielmann, geboren 1780, heiratete am 24.Januar 1800 Bergmann Johann Konrad Töpel/Thöbel von Niederhonnefeld, wo sie am 14.2.1846 starb.
    Andreas Thielmann/Dielmann war eine Zeitlang Kupferschmelzer auf der Honnefelder Hütte in Niederhonnefeld. (a) Mitteilung von Karl-Erich Anhäuser, Troisdorf. Zurück
  28. Burbach 1986, S. 158. Zurück
  29. Seite 545 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 2, 1790-1806. Zurück
  30. Seite 19 LHAKo Best. 345, 010 Nr. 2, 1790-1806. Zurück
  31. Altenkirchen: Schmidt [Schmitz] Johann Peter, Sohn von Franz Wilhelm Schmidt und Maria Catharina Schmidt von Wissen, geboren 1817, Schmied katholisch, heiratete am 8.5.1844 RK Johannette Röttig, Tochter von Peter Röttig und Maria Catharina Ebach, geboren 1818. [Marienthal: Johannette Röttig Taufe 14. Sept. 1814]. Zurück
  32. Dieter Krämer, Architekt in Hamm, Heimatjahrbuch Altenkirchen, Fachwerkhäuser in und um Hamm und ihre Bewohner in 3 Teilen, 2014-2016. Zurück
  33. Burbach 1981, S. 35ff. Zurück
  34. Wanderung_durch_Hamm_vor_275_Jahren.pdf Brigitte Burbach, Regionalgeschichte.net. Zurück
  35. Burbach 1981, S. 48. Zurück
  36. Busch, Gabriel: Hilgenroth/Marienthal. Zwei Wallfahrtsorte. 1982. Zurück
  37. Burbach 1986, S. 56ff. Zurück
  38. Burbach, Brigitte Hamm in 1000 Jahren Geschichte. 1996, S. 80-81. Zurück
  39. Landeshauptarchiv Koblenz, Außenstelle Gondorf. Zurück