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Augustiner

Sammelbegriff für zwei Gemeinschaften: die Augustiner-Chorherren und die Augustiner-Eremiten.

Nicht zu verwechseln mit dem Begriff Augustiner-Eremiten.

Augustiner-Chorherren bzw. Chorfrauen gibt es seit dem 11./12. Jahrhundert. Chorherren nennt man Priester, die mit anderen zusammen in einer "Vita communis", in "gemeinschaftlichem Leben" zusammen leben, zusammen beten, gemeinsam glauben und arbeiten. Auf den römischen Synoden von 1059 und 1063 wurde die Geistlichkeit ermahnt, eine einheitliche Regel einzuführen, die den Mönchstatus mit dem aktiven Leben in der Laiengemeinschaft vereinen sollte. Das Armutsgebot, die Keuschheit und der Gehorsam sollte weiterhin befolgt werden, jedoch ohne die Abkehr von der Welt zu bedingen.

Auf diese Weise wollte man auch Weltpriestern die Vorteile mönchisch-klösterlichen Lebens eröffnen. Solche priesterlichen Gemeinschaften entstanden zunächst an Bischofskirchen; später wurden daraus "normale" Klöster. Bis Mitte des 12. Jahrhunderts hatten fast alle Gemeinschaften die Regel des Augustinus eingeführt. Offiziell bestätigt wurde diese Regel durch das 4. Laterankonzil im Jahr 1215.

Die regulierten Augustiner-Chorherren sind ein Orden der kath. Kirche, der durch lange Entwicklung, ohne einen Gründer, entstanden ist. Die in Südgallien im 6. Jahrhundert auftauchenden kanonischen Kleriker waren ortsstabile Geistliche. Die Chrodegangregel (um 755 niedergelegt) bewirkte eine strenge Trennung vom Mönchtum. Die bis ins 11. Jahrhundert gesetzlich geltende Aachener "Institutio" von 816 verlangte von den Kanonikern weder Armut noch Gelübde. Wolfgang führte als Kanoniker im Domstift Trier 956/964 die klösterliche Strenge ein. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts waren die Kathedralstifte Hildesheim und Bamberg sowie das Zürcher Grossmünster Vorbilder der Reichskanonikerreform.

Die Tendenzen der Reformatoren des 11. Jahrhunderts, die auch Gemeinschaften von Stiftsinsassen erfassten, indem sie durch die Verpflichtung zu Armut und die Annahme einer besonderen asketischen Disziplin eine Annäherung der "Vita canonica" an die "Vita monastica" herbeizuführen suchten, fielen zusammen mit der Wiederentdeckung des Ideals eines Lebens in der Gemeinschaft, das der hl. Augustinus (354-430) in seinen Schriften aufgezeigt hatte. Die "Regula Augustini" erscheint erstmals Mitte des 11. Jahrhunderts.

In den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts erscheint die strenge Richtung der Reformbewegung der Regularkanoniker (Der Orden spaltete sich 1117/19 in eine mildere Praxis (ordo antiquus) und eine härtere Lebensweise (ordo novus) mit Handarbeit und strengem Fasten.), besonders unter dem Einfluss der kanonischen Gemeinschaften eremitischen Ursprungs und der raschen Ausbreitung der Prämonstratenser. Die ideale Lebensführung bedeutete für diese Gemeinschaften Streben nach Armut und starke Betonung der manuellen Arbeit als asketische Übung und materielle Existenzgrundlage. Der äußere Eindruck für diese Haltung war das Tragen einfacher Kleidung aus billigem Stoff, Besonderer Wert wurde auf ein vertieftes geistliches Leben gelegt.

Augustiner-Chorfrauen

Regulierte Kanonissen seit dem 11. Jahrhundert, zuerst oft Konversen in Doppelklöstern der Augustiner-Chorherren (Regularkanoniker), seit 1123/27 in fast unabhängigen Stiften. Kennzeichen: kanonikale Liturgie und Kleidung, Besitzverzicht. Nach der Blüte im Hochmittelalter zerfielen v.a. die unabhängigen Stifte.

(Text: Stefan Grathoff)

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