Bibliothek

Sprache und Geschichte am Beispiel des Europäischen Winzerwortatlasses (WKW)

von Wolfgang Kleiber

Es [Anm. 1] ist mir eine hohe Ehre, hier in Speyer, im Schatten des Kaiserdoms, sprechen zu dürfen. Hier, wo Antike, Christentum, Germanentum zur Symbiose fanden, wo die Geschichte des Weinbaus auf eine 2000-jährige Tradition zurückblicken kann. In Speyer, im Herzen der Pfalz, inmitten des größten deutschen Weinbaugebietes, wo man sich von jeher der praktischen und wissenschaftlichen Erforschung der Weinkultur mit überragendem Erfolg angenommen hat. Denn wer denkt da nicht an das seit 100 Jahren nicht überholte Standardwerk »Geschichte des Weinbaus«, das wir dem Deidesheimer Bürger Friedrich von Bassermann-Jordan [Anm. 2] verdanken? Wer denkt dabei nicht an die hervorragende Arbeit der Landes-Lehr- und Forschungsanstalt Neustadt? [Anm. 3] Wer nicht an das fast unausschöpfbar reichhaltige Weinmuseum? Hier, wo die Weinorte wie ein Kranz Speyer umgeben: "Jeder Ort ein Weinjuwel!"

Viele dieser Orte haben wir zunächst zu rein wissenschaftlichen Zwecken aufgesucht, als wir uns in Mainz daran machten, den »Wortatlas der kontinentalgermanischen Winzerterminologie« (WKW) [Anm. 4] (kürzer: deutscher Winzerwortatlas) aus der Taufe zu heben. Über dieses Werk möchte ich heute, in Kürze, berichten. Einige Aspekte sprachhistorischer, sprachgeographischer und volkskundlicher Erträge unserer Arbeit sollen in exemplarischer Weise vorgestellt werden.

Zunächst: Sie wissen, die Literatur zum Weinbau, zur Weinbaugeschichte, zur Weinkultur ist unübersehbar geworden. Sie wird zuverlässig verzeichnet von Renate Schoenes systematischer Bibliographie zur Geschichte des Weines. [Anm. 5] Aber unter Tausenden von Titeln kein einziger Sprachatlas, kein einziger Wortatlas zur Winzerterminologie! Unser Atlas füllt somit eine Lücke, er ist nicht nur etwas für Fachwissenschaftler und weltfremde Philologen! Dies zeigt schon seine Geschichte.. [Anm. 6] Denn: Der Atlas ist in hohem Maße erlebt.

Die Idee zum Winzerwortatlas wurzelt tief im Biographischen, in meiner Herkunft aus dem Badischen, wo der „Wein, von der Sonne verwöhnt“, heranreift, wo ich zwischen Rebstöcken aufwuchs, den Rebbauern herbsten helfen durfte und lernte, ihnen dabei "auf's Maul zu schauen". Das alemannische Dreiländereck Baden – Elsaß –Schweiz schärfte das Ohr für regionale Dialektvielfalt und stimulierte eine gewisse Aufgeschlossenheit für grenzüberwindende Aktivitäten aller Art. Nach 1945 war das lange keine Selbstverständlichkeit!

In Mainz, meiner zweiten Heimat, fühlte ich mich als Hochschullehrer [Anm. 7] – am Deutschen Institut und am Institut für Geschichtliche Landeskunde zusammen mit Alois Gerlich [Anm. 8], Günter Bellmann [Anm. 9] und Herbert Schwedt [Anm. 10] wirkend – zur landeskundlichen Sprach- und Volksforschung hingezogen. [Anm. 11] Das Rheinland begeisterte mich als Landschaft, als einzigartiges sprachgeschichtliches Laboratorium.

An der schon erwähnten, das Abendland prägenden Begegnung von Antike, Christentum, Germanentum fesselte mich der Aspekt der Kontinuität. [Anm. 12] Die Fortdauer des Romanentums an Rhein und Mosel (bis ins 11./12. Jahrhundert) und die Reflexe in den heutigen rheinischen Mundarten [Anm. 13] wurden in Anknüpfung an meine einschlägigen oberrheinischen und Schwarzwälder Studien [Anm. 14] zu einem bevorzugten Forschungsthema.

Viel verdanke ich meinen Studentinnen und Studenten. Nie vergesse ich, wie im Rahmen eines Seminars über deutsche Sprachinseln eine Studentin aus Hermannstadt (Siebenbürgen) mir die Augen öffnete über moselländisch-siebenbürgisch-sächsische Zusammenhänge bzw. Sprachparallelen. [Anm. 15] Erregend war für mich das Untergangsszenario der deutschen Sprachinseln in Ost- und Südosteuropa! Mit Vertreibung und Auswanderung ging jahrhundertealtes Sprach- und Kulturerbe verloren! Was für eine unselige Konsequenz der Hitlerzeit! Aber waren wir hier im Westen nicht selbst Zeugen des modernen soziokulturellen Wandels mit seinen tiefgreifenden Auswirkungen auf die Mundarten? Die Veränderung der Arbeitswelt durch die Mechanisierung kam dazu – für mich nirgendwo so deutlich faßbar wie im Weinbau, speziell in der Kellerwirtschaft. Das Schwerpunktprogramm der Stiftung Volkswagenwerk „Erfassen, Erhalten, Erschließen von Kulturgut“ bot den willkommenen Rahmen für ein Sprachatlasprojekt. [Anm. 16] Die Sprach- und Arbeitswelt der Winzer deutscher Zunge war das "Kulturgut", das in Zentral- und Osteuropa „erfaßt und erhalten“ sowie sprachgeographisch „erschlossen“ werden sollte. Die Zielsetzung war von Anfang an historisch. Ich verschrieb mich der "Archäologie des lebendigen Wortes", der Sprachgeschichte. Der Wortschatz ist für mich kristallisierte Geschichte und der Sprachforscher ein Schatzgräber und Restaurator (Philologe) in einer Person. Das Projekt fand die Zustimmung der Gutachter und Resonanz bei Studierenden und Wissenschaftlichen Mitarbeitern am Deutschen Institut. [Anm. 17] Die Arbeiten begannen 1980. Die Stiftung Volkswagenwerk förderte bis 1985 die Feld- bzw. Sprachaufnahmen. Die Anschlußförderung (Auswertungsarbeiten) übernahm seit 1985/86 mittels Sach- und Druckbeihilfen die Deutsche Forschungsgemeinschaft.

Im folgenden möchte ich, in grober Raffung und Verkürzung, einiges ausführen zu den Sprachaufnahmen, zur Aufbereitung der Sprachmaterialien sowie zu ersten Ergebnissen der Sprachdatenauswertung.

0.1.Zu unseren Sprachaufnahmen

Zuerst ein paar nüchterne Fakten: Das Fragebuch enthält 400 (genau 438) Stichwörter von der Botanik der Rebe bis zum Weingenuss, zum Winzerbrauchtum. Es enthält ferner Fragen zum Erhebungsort, zu den Informanten. Jede Sprachaufnahme wurde auf Tonband (Kassette) mitgeschnitten, jede Antwort vor Ort sogleich in Lautschrift mitgeschrieben. So entstand ein kostbares Text- und Tonarchiv, das umfangreiches Sprachmaterial aus 420 deutschsprachigen (kontinentalgermanischen) Weinbauorten Europas enthält. [Anm. 18]

Folgende Staaten sind vertreten: die Bundesrepublik und ehemalige DDR mit 153 Orten, ferner Luxemburg, Frankreich, Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein, Italien, Österreich, Tschechien/Slowakei, Polen, Ungarn, Slowenien/Kroatien/Bosnien-Herzegowina/Bundesrepublik Jugoslawien, Rumänien, Moldawien/Ukraine/Rußland/ Georgien/Aserbeidschan. Die Sprachaufnahmen wurden 1980 bis 1985/86 größtenteils von drei Hauptexploratoren aus meinem Schülerkreis und dem Projektleiter durchgeführt. [Anm. 19] Auch ausländische Exploratoren (Schweiz [Anm. 20], Frankreich [Anm. 21], Österreich [Anm. 22], Ungarn [Anm. 23]) wirkten mit. So entstand ein Beispiel internationaler wissenschaftlicher Kooperation! Organisation und Exploration gestalteten sich im Osten und Südosten Europas außerordentlich schwierig. Die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz leistete wertvolle Vermittlungsdienste. [Anm. 24] Auch die bundesdeutschen Botschaften, besonders in Rumänien, halfen tatkräftig. Mit der ehemaligen DDR zogen sich die Verhandlungen jahrelang hin. Schon stand das Scheitern bevor, als ein überraschender Beschluß des Ministerrates der DDR, unter Vorsitz von Erich Honecker, schließlich doch noch die Genehmigung für die Feldforschungen erteilte. [Anm. 25] Direkte Sprachaufnahmen waren in der damaligen Sowjetunion, in Jugoslawien, in der Tschechoslowakei und in Polen (Schlesien) leider nicht möglich. Wir befragten vor allem Aussiedler in der Bundesrepublik. Über die Feldforschungen in Osteuropa könnte ich viel erzählen. Einige Beispiele: Als ich in Bratislava/Preßburg nach slowakischen Winzern mit "deutschen Mundartkenntnissen" fragte, wie ich mich damals vorsichtig ausdrückte, sagte man mir lapidar: "Derartige Leute gibt es hier nicht" und verwies mich auf das slowakische Wörterbuch-Archiv. In die "Kleinen Karpaten", wo es noch Deutsche gab, durfte ich nicht.

Oder: Eine bezeichnende Episode aus Rumänien. Ceauescu herrschte mit eiserner Faust. Kontakte der sogenannten "mitwohnenden Nationalitäten", wie Deutsche, Ungarn etc. genannt wurden, mit Ausländern waren höchst unerwünscht und wurden scharf überwacht. Als ich 1983 mit dem Flugzeug in Bukarest eintraf, im Koffer ein UHER-Tonbandgerät samt Kassetten, Mikrophonen, langen Kabeln etc. bekam der Kontrolleur am Zoll große Augen. Er winkte mich beiseite. Meine amtlichen Bescheinigungen halfen nichts. Trotz aller Proteste wollte er die gesamte Fracht beschlagnahmen und den "Spion" verhaften. Ich geriet in Panik. Da entsann ich mich des Rates, den ein Deutschlektor mir für alle Fälle gegeben hatte. Wortlos reichte ich dem Beamten mehrere Stangen Kent (eine damals beliebte Zigarettensorte) hinüber. Der Koffer wurde zugeschlagen. Ich durfte passieren. So konnte ich an die Arbeit gehen. Stets von mehr oder minder freundlichen Securitate-Leuten begleitet, welche mich auch bei den Sprachaufnahmen nie aus den Augen ließen. Verdachtgründe gab es viele: Die Frage 96/97: "Das Weinbergshäuschen: Bezeichnung, Bauweise" war doch vielleicht eine verdeckte Erkundigung nach militärischen Anlagen? Also doch ein Spion? Einige meiner Siebenbürger Informanten, inzwischen in die Bundesrepublik ausgewandert, erzählten mir, sie seien später stundenlangen, peinlichen Verhören unterzogen worden, was der Bundesdeutsche denn eigentlich bezweckt habe und was sie ihm alles verraten hätten. Die Kassetten und Mitschriften bekam ich nach Abschluß der Enquêtetour, als Botschaftsfracht vor dem Zugriff gesichert, über die Grenzen.

Dies alles klingt heute wie ein Märchen, ein Horrorszenario aus gern und schnell vergessenen Zeiten. Es kam jedoch auch zu menschlich anrührenden Begegnungen. Nie vergesse ich den erschütternden Erlebnisbericht eines 85-jährigen Krimdeutschen aus Temesch – in wunderbarer zentralhessischer Mundart. Mit 12 Jahren bereits verlor er beide Elternteile. Sie wurden als "Volksfeinde" hingerichtet. Der Junge musste aus Temesch fort. Sein staunenswertes Gedächtnis rekonstruierte die Krimdeutsche Winzerterminologie!

Alle unsere Exploratorinnen und Exploratoren [Anm. 26] könnten viel erzählen. Die Aufnahmetätigkeit war eine große Zeit. Beglückend war die überall erfahrene Gastfreundschaft. Bewundernswert war stets die große Geduld, mit der die Informanten das oft sechs bis acht Stunden währende Examen durchgestanden und alle Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet haben. Stoßseufzer eines schwäbischen Weinbauern in Hajos (Ungarn), als ich ihn schon über drei Stunden von der Arbeit abgehalten hatte: Descht aber en deire Taak! Wan ischt des firti(g)?

Der Explorator, der sich gleichzeitig auf die Fragen, die Mitschrift, das Tonbandgerät (zur Aussteuerung der Tonstärken) zu konzentrieren hatte, musste allerlei Versuchungen widerstehen. Die erste Versuchung, ja Gefahr, war der dauernd nachgeschenkte, meist recht starke Wein, begleitet von ermunternden Zurufen der gastfreundlichen und recht trinkfesten Winzer: Prost, Gesundheit! Aber der Explorator musste ja bei Sinnen bleiben, bis Frage 400 einen klaren Kopf behalten. Danach konnte man schon eher an den Kellergang, an den Weintrunk denken. Die Auswahl der Informanten war (im Westen) meistens schriftlich mit den Gemeindebehörden, den Bürgermeistern abgesprochen worden. War kein Informant/keine Informantin vorhanden, ging man selbst auf die Suche. [Anm. 27].

Von den Sprachaufnahmen führte ein mühevoller und langwieriger Weg zur Sprach- bzw. Wortatlaskarte. Das reiche Datenmaterial, über 230.000 Belege mit ca. 500 bis 650 Antworten pro Frage und Ort, war nur mittels EDV in den Griff zu kriegen. [Anm. 28] Begabte Mitarbeiter [Anm. 29] mußten die Programme austüfteln, da eine für unsere sprachkartographische Problemstellung zugeschnittene Software damals nicht zur Verfügung stand. Die thematische Kartierung beruht auf der Punkt-Symbolmethode, d. h. jeder Beleg ist einem Ort zuweisbar. Zur Verschlüsselung der Sprachbelege verwenden wir Symbole. [Anm. 30] Eine numerierte Liste ermöglicht die Lokalisierung der Belege. Ein Kartenthema wird auf drei Ausschnittkarten behandelt (West, Südost, Ost). Der Plotter zeichnet Karten in wenigen Minuten. Zeichner und Graphiker entfallen. Das Format des Atlasses ist wegen des riesigen Erhebungsgebietes (Sprachraumes) ungewöhnlich.

0.2.Zur Auswertung

Die Sprachkarten sind eine Fundgrube. Nicht nur für Dialektologen, Philologen und Sprachhistoriker, sondern auch für Volkskundler, Agrar-, Wirtschafts- und Siedlungshistoriker. Auch für die notwendigen Kommentare ist gesorgt. Jedes Kartenthema wird sachkundlich erläutert, auch durch Abbildungen. Den dokumentierten Winzerwörtern werden Angaben zur Etymologie, zur Phonetik und Literaturhinweise beigefügt. Der Atlas erschien in 6 Lieferungen, durchschnittlich à 20 Karten. Die letzte Lieferung VI ist im Herbst 1996 erschienen. Das Werk liegt mit 134 Karten, einem Einleitungsband und Kommentarband (713 Seiten, 95 Abbildungen) und mehreren Registern abgeschlossen vor. Die Auswertung hat noch nicht begonnen. Aber schon die bisherigen Erfahrungen mit dem überaus reichen Material sorgten immer wieder für Überraschungen und bringen unerwartete Ergebnisse. Sie vermitteln vielfältige Ausblicke.

Dafür einige Beispiele:

Der erste Eindruck war der einer unübersehbaren Fülle, eines überwältigenden Reichtums: ein unausschöpfbarer Wortschatz. Von Ort zu Ort, von Gegend zu Gegend begegnete uns eine bunt wechselnde Vielfalt: Hören Sie und urteilen Sie selbst.

Die Frage Nr. 205 war in den ortsüblichen Dialekt zu übersetzen. Sie lautete: "Am Dienstag haben wir den ganzen Tag Trauben gelesen".

Ein erstes Beispiel aus den Antworten:

Am Dinsdach heif wi dein chanzen Dach Druwen afjenomen. (Ort Nr. 395 Arzis, Bessarabien, Ukraine).

Ganz ähnlich:

Am Dängschdach haf wi den gonzen Doch Windruwe jeschneede. (Ort Nr. 369 Rosental, Krim, Ukraine).

Das hört sich plattdeutsch/niederdeutsch an, nicht wahr? Aber gibt es eine plattdeutsche Winzersprache? Natürlich nein! Es handelt sich um die niederländisch-friesische Sprache der Mennonitenkolonien in Rußland! [Anm. 31] Die Mennoniten schufen eine eigene Winzerterminologie.

Ein zweites Beispiel:

Am Ziischtak hei wer de ganze Tak k'wimmut. Das klingt schwyzertütsch. Ganz richtig. Die Probe stammt aus Salgesch (Ort Nr. 352) im alemannischen Rhônetal im Oberwallis. Der Dialekt dort ist uralt, mit romanischen Lehnwörtern durchsetzt. Gwimmut entspricht althochdeutsch gawindemot (aus lateinisch vindemare –'herbsten'). Übrigens hatte ich dort, obwohl selbst Alemanne, Probleme mit dem Walsertütsch. Beispiel: Entschlüsseln Sie den folgenden Satz:

Ga üf is Bergji ga Tschifrata Päcklata reichu. – 'Geh hinauf auf die kleine Alp und hol einen Rückentragkorb voll Holz herunter'. Übrigens, wissen Sie, dass sich in Visperterminen der höchste Weinberg Europas auf ca. 1000 m Höhe befindet? [Anm. 32]

Wir brauchen indes nicht ins Oberwallis zu gehen. In meiner Heimat, in der Gegend von Freiburg/Südbaden lautet der Satz ganz ähnlich: Am Ziischdig hämmer de ganze Daak k'härbschdt (Ebringen, ähnlich in Blansingen etc.).

Ein drittes Beispiel:

Am Donschdich humer de guunzen Dooch Wämern geliasen. Ist das ein rheinischer Dialekt? Nein, Siebenbürgisch-Sächsisch aus Nr. 205 Kelling. Es handelt sich um einen Ort aus der ältesten deutschen Sprachinsel in Südosteuropa, die seit 800 Jahren besteht, jetzt leider durch Auswanderung vom Untergang bedroht ist. [Anm. 33]

0.3.Vom Reichtum des deutschen Winzerwortschatzes

Manchmal drohte die Fülle verschiedener Bezeichnungen die Möglichkeiten der kartographischen Darstellungsweise zu sprengen.rage 9 lautet: "Der alte, ausgehauene, dürre Stumpf des Weinstocks" (WKW 5). Die Antworten ergaben aus 420 Orten 103 verschiedene Bezeichnungen. Proben: Stock, dröger Stock, Schadstock, Storzen, Storren, Weimerstump, Stuppen, Bögerl, Knorren, Knorz, Knorzel, Knuppen, Särbling, Sarment, Murer, Rebach, Krauterer, Grenggte, babka, Weinmörder, čubuk, matka, Käbe, Kog, Grongge, Stäul, Rebgargel, cotor etc. [Anm. 34]

Diese Fülle auf einer Karte unterzubringen war ein Problem, das uns oft schier zur Verzweiflung brachte. Unzählige Versuche ermöglichte der Plotter. Kein Zeichner hätte die Geduld aufgebracht. Nach dem 6. Entwurf stand endlich die Karte. Unter den oben zitierten Bezeichnungen sind auch tschechische, [Anm. 35] russische, [Anm. 36] rumänische [Anm. 37] etc. Lehnwörter. Der Lehnwortschatz spiegelt am deutlichsten den lebendigen Arbeitsaustausch der Winzer verschiedener Nationalitäten. Mit der Sache wurde jeweils das Wort übernommen. Wir verzeichnen in der deutschen Winzersprache Hunderte von Lehnwörtern aus 12 Sprachen! Umgekehrt waren deutsche Winzer die Lieferanten von ungezählten Lehnwörtern in die osteuropäischen Sprachen. Ein wechselseitiges Geben und Nehmen. Lange bevor es modisch wurde, von Europa zu reden, schlugen die Winzer Brücken unter den Völkern Europas!

0.4.Vom Zusammenklang von Sprache und Geschichte. Ein Beispiel für die Völkerbrücke zwischen den Mosellanden und Transsylvanien

Begleiten [Anm. 38] wir einen Winzer bei seinem Gang in den Wingert. Es ist der 23. April, Georgitag. Der Mosel-Winzer steigt den steilen Pfahlwingert, der Termzeile entlang, aufwärts. Die Stöcke stehen in Reih und Glied, die Triebe sind nun geschnitten und in gotischer S-Form an den Pfahl geheftet. Die frühe Morgensonne im Rücken blickt er prüfend auf die Knospen. Noch schlafen sie. Er denkt an den Winzerspruch: Sind zu Georgi die Augen noch blind, freut sich Mann, Weib und Kind. Die Sonne bricht sich glitzernd im Tau, der auf dem zarten Flaum auf der Wolle auf den Gimmen (də Jimmə) liegt. Sie funkeln wie Edelsteine, denkt der Winzer und hofft, daß ihm sein Schatz im Weinberg, vor Frost und Hagel bewahrt, einen reichen Herbst bringen möge. Werfen wir einen Blick auf den Wortschatz: Gimme war das moselländische Winzerwort für 'Auge, Knospe' der Rebe. [Anm. 39] Es ist heute fast ausgestorben. Die Moselwinzer haben buchstäblich ihre Edelsteine verloren, denn in Gimme, Jimme, steckt lateinisch gemma ('Edelstein'), ein kostbares Erbe der Römerzeit an der Mosel.

Die moselfränkischen Winzer, die seit 1120 Tausende von Kilometern entfernt in Transsylvanien, im Karpatenbecken, eine neue Heimat gründeten, [Anm. 40] nahmen ihre Edelsteine mit und bewahrten sie bis heute. 1983 fand ich das Wort noch in fast allen siebenbürgisch-sächsischen Winzerorten. Ein 800-jähriges Spracherbe wurde dort bis heute treu bewahrt! [Anm. 41]

0.5.Zur Kelter und ihrer Terminologie

Als sprachgeschichtlich und kulturhistorisch bedeutsames Beispiel betrachten wir die Kelterterminologie. [Anm. 42] Siedlungsgeschichte und Sprachgeschichte, Kulturgeschichte und Religionsgeschichte durchdringen und verbinden sich in diesem Exempel in einzigartiger Weise, das hier exemplarisch vorgeführt sei.

Betrachten wir zunächst, wenn auch sehr kursorisch, die geographische Konstellation der mundartlichen Bezeichnungen für die Weinpresse. Die Frage, welche die Gewährsleute zu beantworten hatten, lautete: "Nennen Sie die ortsübliche Bezeichnung für die Vorrichtung, mit der die Trauben gepreßt wurden". Die mundartlich-regionalen Haupttypen lauteten: Kelter (f.m.), Presse (f.), Trotte (f.), Torkel (m.f.), Trüel (m.), Baum (m.)

Die bei uns bis ins 19. Jahrhundert verwendeten Typen der Baum- bzw. Spindelpresse reichen in ungestörter Kontinuität bis in die Antike zurück. Am Oberrhein (bei Freiburg, in Rufach/Elsaß), ferner im Württembergischen (Keltern, Metzingen) haben wir noch prachtvolle, zum Teil bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende Baumkeltern gefunden. Nur im Wallis, in Südtirol sowie in Österreich waren diese Keltern als kostbare Traditionsträger – noch bis vor kurzem im Gebrauch. [Anm. 43] Mit der Ersetzung durch moderne Horizontalpressen und andere Maschinen gerät das Wissen um die traditionelle Funktionsweise und damit auch die alte Terminologie in Vergessenheit. Wir betrachten zunächst die Wortverbreitung, Wortareale und Etymologie der Kelterterminologie und wenden uns zunächst der Bezeichnung Kelter (f.m.) zu: ein rheinisch-mosellanisches Wort. Aber achten wir auf die Genusdifferenzierung maskulin gegen feminin.

Das Lehnwort der Kelter ist von Mosellanern in die neue Heimat nach Siebenbürgen/ Transsylvanien, zusammen mit dem Gerät, mitgebracht worden. Sie schufen eine deutsch-südosteuropäische Sprachbrücke, die über 800 Jahre Bestand hatte. Diese löst sich erst heute, im Zuge des Untergangs des Siebenbürgisch-Sächsischen, auf. [Anm. 44]

Trotte (f.) ist das alemannisch-oberrheinische hochrheinische Wort. [Anm. 45] Es handelt sich um eine Lehnübersetzung, um eine Lehnprägung, auf der Grundlage des Lateinischen, wie man derartige Zwitterbildungen in der Fachsprache der Interferenzlinguistik nennt.

Trüel (m.) ist ein westschweizerisch-walliserdeutscher Terminus, ebenfalls romanischen Ursprungs. [Anm. 46] Das zugrundeliegende Etymon ist lat. torquere ('drehen, winden'). Der Bezug auf die Arbeit an einem wichtigen Teil der Kelter, die Vorrichtung an der Holzspindel zum Herauf- oder Herabdrehen des Kelterbaums, ist deutlich.

Auf das gleiche Etymon geht auch das bodenseeisch-rheintalische Torkel (m.) zurück. Am Bodensee und am Hochrhein sind noch herrliche Exemplare dieser riesigen Torkeln zu besichtigen, die teilweise in Museen (z.B. in Stein a. Rh.) aufbewahrt werden. Weniger bekannt sind die Südtiroler Torkeln, dort als Femininum verbreitet. [Anm. 47] Unser standardsprachliches Wort Presse (f.) [Anm. 48] ist an der Elbe, vor allem aber in Österreich, im Donauraum das herrschende Winzerwort. Die Verbreitung weist es als ein Wort der K.u.K.-Donaumonarchie aus. Es ist eines der prägnanten Beispiele für den Zusammenhang von Sprache und Geschichte, Sprachgeschichte und Wirtschaftsgeschichte. Das Wort stammt, wohl nach dem 8. Jahrhundert ins Althochdeutsche entlehnt, aus dem Mönchslatein.

Wir fassen zusammen:

Alle Termini sind nichtgermanisch-nichtdeutschen Ursprungs. Das heißt: „Wort und Sache“ wurden entlehnt. Es sind sehr alte Zeugnisse romanisch-germanischen Kultur- und Sprachkontakts.

Wir beachten auch, daß Wortareale politische und siedlungsgeschichtliche Prozesse abbilden. Die Wortgrenze zwischen Kelter (f.m.) und Trotte (f.) liegt im Schwingungsbereich der sogenannten alemannisch-fränkischen Stammesgrenze an Lauter und Murg. Dort beobachten wir immer wieder terminologische Grenzbildungen. [Anm. 49]

Wir stellen uns zum Schluß die Frage: Wie alt sind Wortareale, Sprachareale denn überhaupt? Aus dem Historischen Südwestdeutschen Sprachatlas, der aufgrund von oberrheinischen Urbaren aus dem 13. bis 15. Jahrhundert erarbeitet wurde, ist Karte E 17 [Anm. 50] hervorgegangen. Wir können die Zeit um 1300 mit der um 1980/90 vergleichen. Die Wortareale von Kelter, Trotte, Torkel haben sich seit 600 Jahren nicht verändert! [Anm. 51] Diese Sprachkonstanz ist ganz erstaunlich! Die alten Winzerwörter kleben förmlich am Boden. Das sind großartige Beispiele von Sprachkontinuität!

Bevor wir auf das Kelterthema zurückkommen, werfen wir noch einen Blick auf zwei andere Sprachkarten. Eines der Desiderata bleibt die historische Winzerterminologie. Ein reiches Feld für künftige Forschung birgt das historische Schrifttum, angefangen von den Urbaren, Urkunden, Weistümern, bis hin zu den Vokabularien, Glossaren, Bibelübersetzungen, den Weinlehrbüchern und Weintraktaten usw. [Anm. 52]

0.6.Ein Seitenblick auf die Volkskunde. Vom Weltbild des Winzers

Im folgenden möchte ich noch einen kurzen Blick auf eine im Wortverstand eigentümliche Komponente des Winzerwortschatzes werfen: Die innige Verbindung des Winzers zu seiner Arbeitswelt braucht nicht erst bewiesen zu werden. Sie spiegelt sich in einer Reihe von gefühlsbezogenen Metaphern, durch welche eine Art Wesensverwandtschaft zwischen Mensch und Arbeitswelt geschaffen wird. Im Mittelpunkt derartiger Wortschöpfungen steht, wie nicht anders zu erwarten ist, der Rebstock, seine Konstitution, seine "Lebensäußerungen". Ein paar Beispiele für diese anthropomorphen Metaphern:

Im zeitigen Frühjahr werden die Reben geschnitten. [Anm. 53] Steht die Schnittstelle bereits unter Saft, dann tritt dort Flüssigkeit aus. Der Winzer sucht dies unbedingt zu vermeiden, da der Stock dadurch geschädigt wird. (Ein Stock kann in 24 Stunden bis zu einem Liter Saft verlieren. Insbesondere darf der Saft nicht über die Augen tröpfeln, da sie dadurch verätzt werden können, was den Austrieb verhindert). Der Winzer aber leidet dann mit seinem Rebstock, seinem Kind, er fürchtet um die Augen, um den Fruchttrieb, um die herbstliche Ernte. WKW 62 dokumentiert die Bezeichnungen zwischen Ahr und Wallis, von den Vogesen bis zum Kaukasus. Im Westen (Rhein, Mosel, Main, Saale, Elbe) und in Siebenbürgen bluten die Reben; am Oberrhein, in der Schweiz, in Südtirol, in Ungarn (Banat, Batschka), in der Ukraine (Odessa), in Transkaukasien (Tiflis) herrscht der Typus weinen vor, z. T. scharf unterschieden von Bezeichnungen, welche eher das leise Weinen (weinen, greinen, brieggen, flennen, zähren) oder das eher laute Weinen (brüllen, heulen, kreischen, röhren, mauksen, schreien) bezeichnen. Die Vorstellung eines schmerzvoll Hilfe heischenden Menschen, eines Kindes wird erweckt. Der Winzer erscheint als Nothelfer! Ein anderes Verbreitungsgebiet schließt sich an: in Österreich und Nordungarn kommen fast ausschließlich Bezeichnungen vor, denen ein anderes Benennungsmotiv zugrunde liegt: Saft austreten, Saft gehen/laufen lassen, rinnen, fließen, laufen, trielen, tröppsen, wassern. Das Interessante ist die sprachgeographisch scharfe Trennung der zwei Wortschatz- bzw. Motivgruppen. Vereinfacht ausgedrückt: im Westen blutet dem Winzer das Herz, er weint mit seiner Rebe, im Osten konstatiert er eher den Saftverlust. Wir kommen darauf zurück, wenn wir diese eher platte Feststellung zu vertiefen suchen.

Es wäre sicherlich verfehlt, dem Winzer pauschal Sentimentalität zu unterstellen. Das Verhältnis ist zweckbestimmt, es geht vorwiegend um Wirtschaftlichkeit, um Ertrag, um den Nutzen: "Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen." Eine diesbezügliche Frage galt den Bezeichnungen für den "schlecht tragenden Weinstock". [Anm. 54] Die Bezeichnungsmetaphorik vermenschlicht die Rebstöcke. Diese werden als Individuen aufgefaßt, so wie die "klugen und die törichten Jungfrauen", die "fleißigen und die faulen (verbrecherischen) Weingärtner" in Gute und Böse eingeteilt. Im Vordergrund stehen negative Bezeichnungen, denn das "Volk" lobt nicht gern! Ich zitiere aus unserem Sprachatlas, der das Thema "schlecht tragender Weinstock" behandelt, einige Bezeichnungen:

Motivgruppe "übel beleumundete Menschen": Bankert, Bastard, Blindgänger, Bettscheißer, Nichtsnutz, Faulenzer (Rheinhessen, Pfalz, Mittelrhein, Mainfranken, Neckar, Baden); Motivgruppe "Müßiggänger": Zuschauer, Zuluger, Zulugerin, Lumpes (Mainfranken, Baden, Schweiz), Hochzeiter (= Der hat gefeiert und nichts gearbeitet) (Friesenheim/Baden). Die Motivgruppe "Aufschneider, Angeber" spielt an auf üppig gewachsene Rebstöcke mit kräftigen Austrieben, die aber nur wenig oder gar keine Trauben bringen. Dazu gehören: Blecketzer, Pranger, Prahler, Blender (Rheinhessen, Nordsiebenbürgen); Strunzer ist ein rheinisches, auch rheinhessisch-pfälzisches Wort für "Angeber", nach dem Motto mer strunze nett, mer hunn. Im Nebensinn ist verbreitet: "Schlendern, Müßiggang treiben".

Dazu sei das treffliche Weinlexikon von Hans-Jörg Koch zitiert: Ein Blender ist wie e jung Mädche, es zeigt viel vor und gibt nix her. [Anm. 55] Auch das ist eine Anspielung auf die Weinansprache: "Manche Weine sind Blender, weil sie in der Nase (Geruch) oder noch auf der Zunge mehr vorgeben als sie hernach im Abgang, wenn der Wein die Zunge verlassen hat, halten können." [Anm. 56]

Wir kommen zurück auf das Bluten der Reben, das Weinen. Der Hintergrund ist das Generalthema "Wein und Religion", "Weinsymbolik und Bibel", "Christus und die Kelter". [Anm. 57] Bei dem Deckengemälde der Klosterkirche Kleinkomburg (Württemberg), datiert ca. 1108, handelt es sich um die früheste Darstellung des später verbreiteten mystischen Motivs "Christus in der Kelter". [Anm. 58] Christus steht zwischen den Balkenrahmen (Studen) unter der Last des Kelterbaums. Christus tritt die Trauben im Biet. In einen Bottich (Schaff) läuft der Wein. Auf dem Spruchband standen die Worte Jesaias 63,3: Torcular calcavi solus – 'Ich habe die Kelter allein getreten'. Daneben: Quare rubrum est indumentum tuum? – 'Warum ist dein Gewand rot?' In Ernst an der Mosel findet sich eine weitere Darstellung Christi in der Kelter, datiert um 1500, mit der Inschrift in mosellanischem Schrift-Dialekt: Ich hab den kelter allein getreden. Torcular est sancta crux – 'Die Kelter ist das heilige Kreuz'. Torcular calcavit solus pro omnibus, ut omnes liberarentur – 'Durch das Kreuz und Christi Blut wurden die Menschen erlöst'. Rupert von Deuz: Beim Leiden des Kreuzes [...] ist jedoch derjenige, der keltert, und derjenige, der gekeltert wird, derselbe. Er kelterte nämlich, da er sich selbst für uns hingab; er wurde gekeltert wie eine Traube, da er unter dem Druck des Kreuzes den Wein von der Hülle des Körpers ausscheiden ließ und seinen Geist aushauchte [...].[Anm. 59]

Wir kommen von der Kelter und ihrer Symbolik auf die Arbeit des Weingärtners zurück. Im zeitigen Frühjahr, oft schon an sonnigen Tagen im Januar, werden die Reben geschnitten. Wir sprachen davon: Das ist eine hohe Kunst, die man gerne älteren, erfahrenen Winzern überläßt. [Anm. 60] Johannes 15,1: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater der Weingärtner. Eine jeglich Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen. Ebenda 15,5: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibet und ich in ihm, der bringt viel Frucht.

Ist der Winzer mit dem Schneiden zu spät dran, dann dringt – wie gesagt – der Rebensaft, der schon aufsteigt, aus den Schnittstellen heraus. Die Rebe blutet. Für die biblische Weinsymbolik aber gilt der Wein als Blut der Reben. Der im Weinstock kraftvoll aufsteigende und die Reben zum Treiben bringende Saft (eben das Blut) führte zu dem zitierten Bibelwort vom wahren Weinstock und seinen Reben, das Christus und seine Gemeinde zusammenschließt (Johannes 15,1-8). Die Verwandtschaft zwischen Wein und Blut ist der Hintergrund für das letzte Abendmahl, die Eucharistiefeier und die Lehre von der Transsubstantiation, der Wandlung von Brot und Wein. Der Winzerausdruck bluten ist also viel mehr als eine anthropomorphe Metapher. Die christliche Abendmahlslehre hat Pate gestanden, als in der Frühzeit an Rhein und Mosel Weinbau und Christentum gleichzeitig eingeführt wurden.

Mit diesen "Kostproben" möchte ich es heute auf sich beruhen lassen. Ich möchte meine Ausführungen beschließen mit einem freudigem Rückblick auf das Vergangene und mit einem Blick auf das Künftige: "Der Wein erfreut des Menschen Herz. Freude aber ist die Mutter aller Tugenden." [Anm. 61]

Anmerkungen:

  1. Das folgende geht auf einen Vortrag zurück, der am 26.09.1995 zur Eröffnung der Speyerer Tagung gehalten wurde. Einiges davon fußt auf meinen Ausführungen im Mainzer Rathaus anläßlich der öffentlichen Präsentation des Wortatlasses der kontinentalgermanischen Winzerterminologie (WKW) am 14. September 1992. Zurück
  2. Friedrich von Bassermann-Jordan: Geschichte des Weinbaus, 3 Bde. 2. Aufl., Frankfurt 1923. [Nachdruck in zwei Bänden] Neustadt a. d. W. 1975. Zurück
  3. Landes-Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau, Neustadt an der Weinstraße. Zurück
  4. Wolfgang Kleiber (Hg.): Wortatlas der kontinentalgermanischen Winzerterminologie (WKW). (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Geistes- und sozialwissenschaftliche Klasse. Kommission für Deutsche Philologie) Einleitung. Tübingen 1990. Karten und Kommentare Lieferungen 1-6 (Schluß). Tübingen 1990-1996; Siehe auch Wolfgang Kleiber: Zur sprachgeographischen Struktur der deutschen Winzerterminologie (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse 6) Wiesbaden 1980; Wolfgang Kleiber/Sigrid Bingenheimer/Rudolf Steffens: Weinbau und Sprachgeschichte vom Mittel- bis zum Oberrhein. (Aus der Werkstatt des Wortatlasses der kontinentalgermanischen Winzerterminologie – WKW) (Mit 8 Karten). In: Alois Gerlich (Hg.): Weinbau, Weinhandel und Weinkultur. Sechstes Alzeyer Kolloquium. (Geschichtliche Landeskunde 40) Stuttgart 1993, S. 245-281. Zurück
  5. Renate Schoene: Bibliographie zur Geschichte des Weines. Hg. von der Gesellschaft für Geschichte des Weines. 2., mit allen Supplementen kumulierte und aktualisierte Aufl., München, New York, London, Paris 1988. Zurück
  6. WKW (wie Anm. 4), Einleitung, S. 1 ff. Zurück
  7. Albrecht Greule/Uwe Ruberg (Hgg.): Sprache – Literatur – Kultur. Studien zu ihrer Geschichte im deutschen Süden und Westen. Wolfgang Kleiber zu seinem 60. Geburtstag gewidmet. Stuttgart 1989. Zurück
  8. Winfried Dotzauer/Wolfgang Kleiber/Michael Matheus/Karl-Heinz Spieß (Hgg.): Landesgeschichte und Reichsgeschichte. Festschrift für Alois Gerlich zum 70. Geburtstag. (Geschichtliche Landeskunde 42) Stuttgart 1995. Zurück
  9. Wolfgang Putschke/Werner Veith/Peter Wiesinger (Hgg.): Dialektgeographie und Dialektologie. Günter Bellmann zum 60. Geburtstag von seinen Schülern und Freunden. (Deutsche Dialektgeographie 90) Marburg 1989. Zurück
  10. Hildegard Frieß-Reimann/Fritz Schellack (Hgg.): Kulturen, Räume, Grenzen. Interdisziplinäres Kolloquium zum 60. Geburtstag von Herbert Schwedt. (Studien zur Volkskultur in Rheinland-Pfalz 19) Mainz 1996. Zurück
  11. Wolfgang Kleiber: 25 Jahre sprachliche Landesforschung in Mainz (1970-1995). Rückblick, Ausblick, Bibliographie. In: Landesgeschichte und Reichsgeschichte (wie Anm. 8), S. 391-415. Zurück
  12. Wolfgang Kleiber/Max Pfister: Aspekte und Probleme der römisch-germanischen Kontinuität. Sprachkontinuität an Mosel, Mittel- und Oberrhein sowie im Schwarzwald. (Mit 28 Karten) (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Kommission für Namenforschung) Stuttgart 1992. Zurück
  13. Wolfgang Kleiber: Die romanische Sprachinsel an der Mosel im Spiegel der Reliktwörter. In: Kurtrierisches Jahrbuch 14 (1974), S. 16-32; Wolfgang Kleiber: Das moselromanische Substrat im Lichte der Toponymie und Dialektologie. Ein Bericht über neuere Forschungen. In: Wolfgang Haubrichs/Hans Ramge (Hgg.): Zwischen den Sprachen. Siedlungs- und Flurnamen in germanisch-romanischen Grenzgebieten. (Beiträge zur Sprache im Saarland 4) Saarbrücken 1983, S. 153-192; Wolfgang Kleiber/Johannes Venema: Germanisch-romanische Lehnbeziehungen in der Winzerterminologie. In: Geschichtlicher Atlas der Rheinlande. Karten nebst Beiheft X/2.1 und X/2.2. (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde XII. Abteilung 1 b N. F.) Köln 1992; Wolfgang Kleiber: Sprachraum und Sprachgeschichte im Moselland. In: Kulturen, Räume, Grenzen (wie Anm. 10), S. 25-58. Zurück
  14. Wolfgang Kleiber: Auf den Spuren des voralemannischen Substrats im Schwarzwald. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 108, N.F. 69 (1960), S. 305-371; Wolfgang Kleiber: Zwischen Antike und Mittelalter. Das Kontinuitätsproblem in Südwestdeutschland im Lichte der Sprachgeschichtsforschung. Ein Überblick. In: Frühmittelalterliche Studien 7 (1973), S. 27-52; Wolfgang Kleiber: Oberrheinisch Särmde, Sände f. ,Rebwelle, Rebreisig' aus lateinisch sarmenta f. ,Rebreisig'. Zur Geschichte des Weinbaus am Oberrhein (mit drei Karten) (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse 3) Stuttgart 1990; Kleiber/Pfister, Aspekte (wie Anm. 12). Zurück
  15. Ernst Schwarz: Rheinland und Siebenbürgen. Ein Beitrag zu ihren sprachlichen Beziehungen. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 20 (1955), S. 153-162; Ernst Schwarz: Die Herkunft der Siebenbürger und Zipser Sachsen. Siebenbürger und Zipser Sachsen, Ostmitteldeutsche, Rheinländer im Spiegel der Mundarten (Veröffentlichungen des Südostdeutschen Kulturwerks 8) München 1957; Karl Kurt Klein: Transsylvanien. Gesammelte Abhandlungen und Aufsätze zur Sprach- und Siedlungsforschung der Deutschen in Siebenbürgen (Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission 12) München 1963; Wolfgang Kleiber: Zur Sprachgeographie der rumäniendeutschen Winzerterminologie. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde 29,1 (1986), S. 103-105; Zum siebenbürgischen Weinbau siehe Hans Acker: Weinland Siebenbürgen. Achthundert Jahre Weinbaukultur im Karpatenbogen (Schriften zur Weingeschichte 108) Wiesbaden 1993. Zurück
  16. WKW (wie Anm. 4), Einleitung, S. 2. Zurück
  17. An den Explorationen waren maßgeblich beteiligt: (u.a.) Sigrid Bingenheimer, Helmut Seebach, Martin Scharff (Mainz) und Andrea Mischler-Hoffmann aus dem Schülerkreis des Herausgebers. Zurück
  18. Zu den Aufnahmekampagnen, zu Material- und Informantenstatistik siehe WKW (wie Anm. 4), Einleitung, S. 23ff., Abdruck des Fragebuchs, S. 129 ff., anonymisierte Aufnahmeprotokolle, S. 147-183. Zurück
  19. Wie Anm. 17. Zurück
  20. Alfred Egli. Zurück
  21. Sylviane Spindler. Zurück
  22. Friedrich Bouterweck, Elisabeth Buchner, Adolf Korkisch. Zurück
  23. Wendel Hambuch, Karl Manherz, Karl Mollay. Zurück
  24. Unentbehrlich waren die Dienste der Akademie bei der Vorbereitung der Auslandsenquêten, vor allem in Osteuropa, siehe WKW (wie Anm. 4), Einleitung, S. XI f. und 24 ff. Zurück
  25. Bei den Vorbereitungen halfen tatkräftig mit die Kollegen Rudolf Große (Leipzig) und Kurt Spangenberg (Jena). Zurück
  26. WKW (wie Anm. 4), Einleitung, S. 24 ff. Zurück
  27. Gegen eine Weinkönigin als Informantin wäre prinzipiell natürlich nichts einzuwenden. Das statistische Durchschnittsalter der Gewährspersonen würde dadurch gesenkt (es beträgt 70 Jahre). Entsprechende Versuche eines Explorators während eines Weinfestes in der Wachau sind allerdings mißglückt. Eine geplante Sprachaufnahme scheiterte bereits in der Pretestphase. Warum? – Honni soit qui mal y pense. Zurück
  28. Die Programme ermöglichen Eingabe und Abspeicherung der Daten, Überprüfung auf Vollständigkeit, Nachträge, Suche nach Zeichenketten, Wortregister (Indices). Zurück
  29. Dr. Rudolf Post, Dr. Manfred Halfer. Zurück
  30. Z.B. der Winzerterminus Kelter ‚Traubenpresse‘ erhält waagerechte Balken (gefüllt, ungefüllt), Trotte ein Quadrat, Torkel einen Kreis mit Teilfüllungen usw., diese Symbole jeweils auf der Karte eingetragen bei der Ziffer des Ortspunktes. Zurück
  31. In Bessarabien am Dnepr, Gründung ab 1790. Zurück
  32. Zu Visperterminen im Wallis cf. Alfred Egli: Weinbau im Deutschwallis. Sachkultur, Wortschatz, Sprachgeographie (Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung 23) Frauenfeld 1982, Abbildung 2 und S. 2. Zurück
  33. Zur aktuellen Lage des Siebenbürgisch-Sächsischen cf. Joachim Born/Sylvia Dickgießer: Deutschsprachige Minderheiten. Ein Überblick über den Stand der Forschung für 27 Länder. Im Auftrag des Auswärtigen Amtes hg. vom Institut für deutsche Sprache. Mannheim 1989, S. 173 ff. Zurück
  34. Die genannten Bezeichnungen sind im Kommentar zu der WKW-Karte 5, einzeln behandelt – mit etymologischen und lexikographischen Nachweisungen. Sie sind ferner in das Wortregister integriert. Zurück
  35. babka. Zurück
  36. čubuk, matka. Zurück
  37. cotor. Zurück
  38. Wie Anm. 15. Zurück
  39. WKW (wie Anm. 4), 7. Zurück
  40. Wie Anm. 15. Zurück
  41. Siehe Abbildung 2: Appellativische Bezeichnungen für die Fruchtknospe in Siebenbürgen in Kleiber/Venema, Lehnbeziehungen (wie Anm. 13), Beiheft S. 13. Zurück
  42. WKW (wie Anm. 4), 96. Zurück
  43. Egli, Weinbau im Deutschwallis (wie Anm. 32), S. 235 ff.; Matthias Ladurner-Parthanes: Vom Perglwerk zur Torggl. Arbeit und Gerät im Südtiroler Weinbau. Bozen 1972, S. 189 ff.; Gerhard Resch: Die Weinbauterminologie des Burgenlandes. Eine wortgeographische Untersuchung, ausgehend von der Weinbaugemeinde Gols (Schriften zur deutschen Sprache in Österreich 4) Wien 1980, S. 25 f. Zurück
  44. Das Lehnwort aus dem Vulgärlateinischen nimmt Bezug auf lateinisch calcare ('treten'), das heißt auf das Austreten der Trauben vor dem Keltern in der Presse. Zurück
  45. Es gehört zu althochdeutsch trota (f.), eine Substantivierung zu althochdeutsch trëtôn (,treten'). Auch in diesem Falle ist calcare die Grundlage. Zurück
  46. Das Wort geht auf lateinisch torculum > vulgärlateinisch *truoglia > althochdeutsch *truogila, *trüejel > walliserdeutsch Triel zurück. Zurück
  47. Ich empfehle, im Herbst zum Törggelen einen Bozner Gasthof aufzusuchen. Niemand wird das bereuen. Zurück
  48. Das Etymon ist spätlateinisch pressa (f.) (,Kelter'). Zurück
  49. Wolfgang Kleiber: Die „Grenze“ der alemannischen Mundart am nördlichen Oberrhein in sprachhistorischer Sicht. In: Werner Besch/Siegfried Grosse/Heinz Rupp (Hgg.): Festgabe für Friedrich Maurer zum 70. Geburtstag. Düsseldorf 1968, S. 11-34. Zurück
  50. Wolfgang Kleiber/Konrad Kunze/Heinrich Löffler: Historischer Südwestdeutscher Sprachatlas. Aufgrund von Urbaren des 13. bis 15. Jahrhunderts. Bd. I: Text. Einleitung, Kommentare und Dokumentationen. Bd. II: Karten. (Bibliotheca Germanica 22 A, B) Bern und München 1979. Zurück
  51. Wolfgang Kleiber: Urbare als Quellen für die historische Wortgeographie und Dialektlexikographie. In: Reiner Hildebrandt/Ulrich Knoop (Hgg.): Brüder-Grimm-Symposion zur Historischen Wortforschung. Beiträge zu der Marburger Tagung vom Juni 1985. (Historische Wortforschung 1) Berlin, New York 1986, S. 81-102, hier Karten 1 und 2. Zurück
  52. Peter Wiesinger: Die spätmittelalterliche geistliche Literatur um 1400 als fachsprachliche Quelle. Zur Weinbauterminologie des steirischen Dichtermönchs Andreas Kurzmann. In: Ernst Bremer/Reiner Hildebrandt (Hgg.): Stand und Aufgaben der deutschen Dialektlexikographie. II. Brüder-Grimm-Symposion zur Historischen Wortforschung. Beiträge zu der Marburger Tagung vom Oktober 1992. (Historische Wortforschung 4) Berlin, New York 1996, S. 129-147; Rudolf Steffens: Historische Weinbauterminologie in den spätmittelalterlichen Rechnungen aus Oberlahnstein. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 61 (1997), S. 225-270. Zurück
  53. WKW (wie Anm. 4), 57. Zurück
  54. WKW (wie Anm. 4), 6. Zurück
  55. Hans-Jörg Koch: Rheinhessisches Weinlexikon. o. O. 1995, S. 36. Zu strunzen, ebenda S. 207 f. Zurück
  56. Koch, Weinlexikon (wie Anm. 55), S. 13. Zurück
  57. Alois Thomas: Die Darstellung Christi in der Kelter. Eine theologische und kulturhistorische Studie, zugleich ein Beitrag zur Geschichte und Volkskunde des Weinbaus (Forschungen zur Volkskunde, Heft 20/21) Unveränderter Nachdruck der 1. Aufl. 1936, Düsseldorf 1981. Zurück
  58. Hier übrigens eine typische Baumkelter mit Preßbaum, Gabel, 2 Studen ('Rahmen'), Biet, Kasten, Lager, Spindel, Spindelstein? Zurück
  59. Zitate nach: Der Keltertreter. Über das neu erworbene Triptychon des Mittelrhein-Museums Koblenz aus der Zeit um 1500 mit Beiträgen von Alois Thomas, Heinrich Denzer und Kurt Eitelbach. Koblenz 1980, S. 23 (Kleinkomburg), 32 (Ernst), 21 (Rupert von Deuz). Zurück
  60. Hubert Honold: Arbeit und Leben der Winzer an der Mittelmosel. Wittlich 1941, S. 127f. Zurück
  61. Dem Wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts für Geschichtliche Landeskunde, Herrn Dr. Rudolf Steffens, möchte ich für die Hilfen bei der Einrichtung des Manuskripts herzlich danken. Zurück