Mittelrhein

Der Dom des Willigis

Vorbemerkung

Mainz zwischen Rom und Aachen. Erzbischof Willigis und der Bau des Mainzer Doms betitelte ich einen Beitrag im Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 30 (2004), S. 7–32, der als PDF heruntergeladen werden kann:

Teil 1

Teil 2

Dieser Aufsatz ergänzt die von Michael Matheus (Zur Romimitation in der Aurea Moguntia, in: Landesgeschichte und Reichsgeschichte, Festschrift für Alois Gerlich zum 70. Geburtstag (hrsg. v. Winfried Dotzauer e. a.) (Geschichtliche Landeskunde 42), Stuttgart 1995, S. 35–49, hier S. 45f.) behandelte Mainzer Romimitation vor Willigis und wird von ihr ergänzt. Matheus meint zwar, dass der Dombau des Willigis eine „von keinem römischen Vorgängerbau beeinflusste Mainzer Neuschöpfung“ sei und fährt im selben Zuge fort, dass sie in vielen Elementen nach dem Vorbild von Alt-St. Peter in Rom gestaltet wurde.“ Er rechnet „mit der apsislos verlaufenden Ostfront“ (was in Alt-St. Peter anders war) und erwägt in Anschluss an Esser „ob die berühmte Bronzetür des Willigis ursprünglich nicht ideell und funktional dem Hauptportal der römischen Peterskirche entsprechen sollte … in der Mitte der Ostfront…" Dies passt ganz ausgezeichnet zu meinen Überlegungen.

Zur Frage der Herrscher-Placierung in Kirchen vgl. inzwischen Joachim Poeschke (Hg.), Sinopien und Stuck im Westwerk der karolingischen Klosterkirche von Corvey, Münster 2002, insbesondere darin Beat Brenk, Wer sitzt auf der Empore? (S. 71–86). Für uns ist die Frage nach der Praxis in karolingischer Zeit unerheblich. Im Laufe des 9. Jahrhunderts hatte sich jedenfalls die Aachener Pfalzkapelle als Prototyp durchgesetzt. Sie „…hinterließ bei den Karolingern und Ottonen einen gewaltigen Eindruck, Sie ist daher immer wieder nachgeahmt worden, manchmal mit erstaunlichen formalen Übereinstimmungen… Mit den Formen wurden nicht notwendigerweise die Funktionen kopiert. Unter den Nachfolgebauten … – besser spräche man von Architekturkopien – findet sich nicht ein einziges Beispiel, bei dem ein Thron auf der Empore nachgewiesen ist.“ Man könnte sagen: In Mainz baute Willigis keine Architekturkopie, sondern integrierte eine Funktionskopie in seinen Bau, der in erster, wohl ursprünglicher Form eine Kathedr-ale (und nicht eine Thron-ale) sein sollte.