Bornich am Mittelrhein

Zur Geschichte von Bornich

Die Loreley von Astudin[Bild: ]

Das rechtsrheinisch im Rhein-Lahn-Kreis zwischen Kaub und St. Goarshausen gelegene Bornich gehört heute zur Verbandsgemeinde Loreley. Während die Felsspitze des Loreleyfelsens in der Gemarkung von St. Goarshausen liegt, zählt das Loreleyplateau zu Bornich. Bornich ist mit 941 Einwohnern die viertgrößte Ortschaft der Verbandsgemeinde Loreley. [Anm. 1]

Die ersten Nachweise einer Besiedlung auf dem heute zu Bornich gehörendem Gemeindegebiet, insbesondere im Bereich des Plateaus, stammen von ca. 800 v. Chr.  In den Jahren 1882 und 1905 haben Archäologen neben Schmuckstücken und Scherben auch Überreste von Hütten, Wohnplatten und Wehranlagen auf dem Gebiet des Loreleyplateaus entdeckt. Die Funde wurden in die jüngere Bronze- und Hallstattzeit datiert. [Anm. 2]

Nach der Eroberung der rechtsrheinischen Gebiete durch die Römer markierte der Limes nur wenige Kilometer von Bornich entfernt die Reichsgrenze der Provinz Germania superior zur Germania Magna, dem „freien“ Germanien. Für die folgenden Jahrhunderte liegen nur wenige Informationen über Bornich vor. 

Mittelalter

Die erste gesicherte schriftliche Erwähnung Bornichs erfolgt in einer Urkunde aus dem Jahr 1138. Darin werden dem Kloster St. Goar gemachte Schenkungen bestätigt. Eine urkundlich erwähnte Gräfin Hizecha „Hizecha comitissa Suntheburcensis“ schenkte dem Kloster einen halben Bauernhof im Dorf „Bornacho“ sowie zwei Weingärten aus dem zum Dorf gehörenden Gebiet. [Anm. 3]

Aufgefundene frühere schriftliche Urkunden über Bornich, die angeblich aus den Jahren 646 und 902 stammen sollen, konnten mittlerweile als Fälschungen (sog. Dagobertfälschungen) aus dem 12. Jahrhundert identifiziert werden.

Während in den Fälschungen 646 zunächst Brunneche bzw. 902 Bruneche als Name genannt wird, kann ab dem 12. Jahrhundert die Entstehung des heutigen Namens nachverfolgt werden: über Bornacho zu Burniche (1303) bzw. 1309 zu Burneke und schließlich seit 1413 zu Bornich. Der genaue Ursprung des Namens ist ungeklärt und umstritten. Einerseits waren in diesem Gebiet Ortsbezeichnungen bestehend aus keltischen und gälischen Vornamen und der Endung -acum weit verbreitetet, andererseits könnte der Name auch von dem Wort born für Brunnen oder brun(n)-aha und somit von einem Quell-Ort hergeleitet worden sein. [Anm. 4]

Bis zum Jahr 1000 können die Besitzrechte der Bornicher Gemarkung nur lückenhaft rekonstruiert werden. Als historisch gesichert gilt, dass das Trierer Kloster Oeren, auch St. Irminen (Weiterleitung Klosterlexikon) genannt, im 7. Jahrhundert Güter in Bornich besaß. Im Jahr 1000 übertrug Kaiser Otto III. das Kloster dem Trierer Erzstift. Später zählte Bornich vermutlich zum Besitz des Klosters Prüm und der Grafen von Arnstein, den möglichen Ahnen der Herren von Isenburg.

Im 13. Jahrhundert fiel Bornich als Lehen in das Herrschaftsgebiet der dort regierenden Vögte, den Herren von Isenburg.  Im Jahr 1284 wurden die Güter St. Goarshausen und Bornich von Heinrich Herr von Isenburg seiner Enkelin Irmgard von Isenburg-Büdingen als Mitgift in die Ehe mit Graf Wilhelm I. von Katzenelnbogen gegeben. [Anm. 5]

Nach dem Tod Irmgards wurde das Lehen auf Wilhelm von Katzenelnbogen und seine zweite Frau Adelheid von Waldeck als Witwengut übertragen. Damit zählte Bornich zum Bestandteil der Niedergrafschaft Katzenelnbogen. Für die Grafen von Katzenelnbogen erfüllte die Gemarkung eine wichtige Funktion. Bornich war als fehlendes „Verbindungsstück zwischen ihrem Hauptsitz in St. Goar mit der Burg Rheinfels“ und ihrem Besitz auf dem Einrich bedeutsam. [Anm. 6]

Im Jahr 1276/77 lag der Hauptort des Gerichts für die Dörfer St. Goarshausen, Bornich, Patersberg und Offenthal in Bornich. Als Graf Wilhelm I. im Jahr 1319 mit der Errichtung der Burg Reichenberg begann und 1324 die Verleihung der Stadtrechte für St. Goarshausen durch König Ludwig dem Bayern erwirkte, verlor „das alte große Kirchdorf Bornich“ diesen Status und zugunsten von St. Goarshausen zunehmend an Bedeutung. [Anm. 7] Erst 1521 errichteten die hessischen Landgrafen erneut ein selbstständiges Gericht für Bornich, das bis zum Übergang an das Herzogtum Nassau im Jahr 1861 erhalten blieb.

Seit dem 14. Jahrhundert lassen sich einzelne und mit Einführung der Reformation im Jahr 1526 alle Pfarrer für Bornich nachweisen. Pfarrer Johann von Bornich versuchte 1474 erfolglos das Erbe einer Tochter Graf Philipps d. Älteren von Katzenelnbogen durch einen Giftmordversuch an dessen zweiter Frau Anna zu sichern. Für seine Tat wurde er in Köln verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Mit dem Tod Philipps von Katzenelnbogen 1479 starb die männliche Linie der Grafen von Katzenelnbogen aus. Das Familienerbe zu dem Bornich gehörte, fiel an die Landgrafschaft Hessen und später ab 1567 an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. 

Frühe Neuzeit

Während des Landshuter Erbfolgekriegs 1504/1505 diente Bornich als Hauptquartier für die Belagerung von Kaub durch den hessischen Landgrafen Wilhelm II., bei der die beiden Dörfer Dörscheid und Weisel niederbrannten. [Anm. 8]

Wenig später wurde Bornich am 20. Oktober 1518 ebenfalls, während einer Fehde zwischen Franz von Sickingen und Philip von Schwarzenberg mit Landgraf Philip von Hessen, geplündert und mitsamt der Kirche durch sickingsche Truppen niedergebrannt. [Anm. 9]

Mit der Einführung der Reformation 1527 durch Philipp den Großmütigen in der Niedergrafschaft wurde Bornich evangelisch und Teil der protestantischen Vormachtstellung der Landgrafschaft Hessen im Heiligen Römischen Reich. Der von Philipp eingesetzte evangelische Prediger Georg Nivergall war um 1531 der erste evangelische Pfarrer in Bornich. Nach dem Tod des Superintendenten Magister Eugenius Ungefüge übernahm Nivergall dessen Aufgaben und war bis 1558 „Vorgesetzter aller Pfarrer und auch der weltlichen Behörden in geistlichen Dingen in der Niedergrafschaft. Unter Nivergall wird um 1544 erstmals ein Schulmeister für Bornich erwähnt. Zu dieser Zeit lebten dort etwa 400 Menschen. [Anm. 10]

In den folgenden Jahren kam es mehrfach (1556, 1559 und 1590) zu verheerenden Bränden im Ort. 1559 brannte das Dorf bis auf die Kirche, das Rathaus und drei steinerne Häuser völlig nieder, wobei zwei Erwachsene und 14 Kinder ihr Leben verloren. Beim Neuaufbau des Ortes wurde deshalb zur Verminderung der Brandgefahr eine besondere Scheunenstraße rings um Bornich angelegt, die noch heute in Teilen erhalten ist.

Während des sog. Hessenkriegs (1567/1645-1648) erhoben wechselnde Grundherren Anspruch auf die Niedergrafschaft Katzenelnbogen. Im Erbfolgestreit zwischen der Niedergrafschaft Katzenelnbogen und Nassau-Dillendorf konnte Landgraf Philipp die Niedergrafschaft mitsamt Bornich für sich gewinnen. Unter Landgraf Philipp II. gehörte Bornich zwischen 1568 und 1583 zur eigenständigen Landgrafschaft Hessen Rheinfels. Mit dem Tod Philipps II. erlosch die männliche Erbfolge und das Gebiet wurde unter seinen Brüdern aufgeteilt. Bornich fiel 1583 wieder an Hessen-Kassel.

Im 30-jährigen Krieg besetzte 1626 Hessen-Darmstadt die Niedergrafschaft Katzenelnbogen.

Die folgenden Kriegshandlungen hinterließen auch in Bornich ihre Spuren. Viele Güter wurden verwüstet und durch Hungersnöte und Seuchen verlor Bornich die Hälfte seiner Einwohner. [Anm. 11]

1647 eroberte Hessen-Kassel die Niedergrafschaft zurück und behielt auch nach dem westfälischen Frieden die Landeshoheit mit militärischen und kirchlichen Rechten. 1649 vergab Hessen-Kassel die Niedergrafschaft an Ernst von Hessen-Rheinfels, dem Begründer der Rothenburger Quart. Trotz des angespannten Verhältnisses der beiden hessischen Linien untereinander blieb Bornich bis 1817 lutherisch und ging im August 1817 in der evangelisch-christlichen Kirche der neugegründeten Nassauischen Union auf.

Bornich wurde im November 1688 und 1708 von französischen Truppen überfallen und niedergebrannt. Die baulichen Entwicklungen Bornichs werden seit Anfang des 17. Jahrhunderts durch Pläne, Bilder und Aufzeichnungen belegt. Wie die Dillicher Landtafel von 1600 zeigt, war die Bebauung zu dieser Zeit noch sehr locker und das Dorf ringförmig von einer Mauer und einem Graben umschlossen. Nach dem Brand im Jahr 1708 wurden die Scheunen, die man als Hauptbrandherde identifiziert hatte, aus dem Ortskern entfernt und in einem Kranz um den Ort herum wiedererrichtet. Einige wenige sind noch heute mit Jahreszahlen (zwischen 1711 und 1796) erhalten. Man zählte zu dieser Zeit ungefähr 140 Gebäude im Ort, der laut einer Skizze von 1730 durch drei Tore erreicht werden konnte.

Auch vom polnischen Thronfolgekrieg (1733-1738) wurde Bornich erfasst. Die Einwohner von Bornich mussten bei der Verteidigung von Rheinfels schanzen. 1794 unterstützen sie erneut bei der Verteidigung des Rheinfels; die Burg wurde aber von französischen Revolutionstruppen eingenommen und zerstört. Nach über 500 Jahre beendete die darauffolgende Kapitulation die Herrschaft der Grafen von Katzenelnbogen und Hessen am Rhein. [Anm. 12]

1798 wurde das Gebiet der ehemaligen Niedergrafschaft Katzenelnbogen an das Rhein- Mosel Departement annektiert und ab 1806 napoleonisch kontrolliert.

Trotz der Kriege wuchs das Dorf kontinuierlich. 1789 lebten 740 Menschen in Bornich während die Stadt St. Goarshausen nur 411 Einwohner verzeichnete. Für dieses Jahr lassen sich sogar noch genauere Angaben zur Bornicher Bevölkerung machen. Die 740 Einwohner teilten sich auf in: 130 Männer, 15 Witwer, 188 Söhne, 7 Knechte, Gesellen und Lehrjungen, 1 Pfarren, 2 Lehrer, 129 "Weibspersonen", 33 Witwen, 190 Töchter, 17 Mägde, 21 Juden (4 Familien mit Kindern und einer Magd). Auch 20 Jahre später zählte Bornich mit 791 Einwohnern vor St. Goarshausen mit 537 zum größten Ort im Amt St. Goarshausen. [Anm. 13]

19. Jahrhundert

Im Zusammenhang mit der Bildung des Rheinbunds wurde Bornich ab 1806 Teil des Pays réservé de Catzenelnbogen. Der aus rechtsrheinischen Teilen der Niedergrafschaft Katzenelnbogen gebildete Bezirk zählte zum französischen Departement Donnersberg und unterstand bis zum 01. November 1813 dem kaiserlichen Präfekturrat von Balthasar Pietsch. Unter ihm folgte 1808 die Aufhebung der Leibeigenschaft und 1809 die Abschaffung der körperlichen Züchtigung als Bestrafung von Erwachsenen, wodurch die Voraussetzungen für die folgenden Reformen im Bildungs- und Schulwesen geschaffen wurden.

Nach dem Rückzug der französischen Truppen aus den rechtsrheinischen Gebieten 1813, unterstand das Pays réservé de Catzenelnbogen mit Bornich provisorisch der Verwaltung des Generalgouvernement Frankfurt. Anfang Dezember 1813 konnte Kurfürst Wilhelm I. die Restituierung Hessen-Kassels erreichen, wodurch Bornich für knapp zwei Jahre zu Kurhessen gehört. Mit dem am 31. Mai 1815 beschlossenen Gebietsaustausch zwischen Preußen und dem Herzogtum Nassau fiel Bornich ab dem 17. November 1816 an das Herzogtum Nassau.

Die weitreichenden Reformen des Herzogtums wurden auch in Bornich umgesetzt. Dank des am 29. März 1817 beschlossenen Schulgesetzes, welches unter anderem auch das Führen einer Schulchronik vorsah, sind zahlreiche Informationen zum Schulwesen in Bornich erhalten. Als 1818 der erste Schulinspektor des Amts St. Goarshausen, Pfarrer Stifft aus Weisel, nach Dillenburg versetzt wurde übernahm der Bornicher Pfarrer Heinzemann bis 1823 das Amt und führte noch bis 1851 die Schulchronik für Bornich. Für 1818 können so bereits 180 Schüler nachgewiesen werden. Der aufgrund der wachsenden Schülerzahlen dringend notwendig gewordene Neubau der Schule im Jahr 1823 ist dort ebenso verzeichnet wie die 1843 erfolgte Errichtung einer Abendschule für Jugendliche im Alter von 14-18 Jahren. Für das Jahr 1851 liegen sogar genaue Angaben zu Schülern vor. Von 153 Schulkindern verteilten sich 51 Kinder auf die 1. Klasse, 27 auf die 2. Klasse, 45 Kinder auf die 3. Klasse und weitere 40 Kinder auf die 4. Klasse wovon jeweils 2 dem katholischen und jüdischen Glauben angehörten. [Anm. 14]

Inwiefern sich die Bevölkerung von Bornich an der Märzrevolution 1848 beteiligte, ist nicht überliefert. In der Schulchronik wird jedoch berichtet, dass sich die Lehrer des Amtes in St. Goarshausen versammelten, ein Comite bildeten, eine Resolution verfassten und nach einem weiteren Treffen in Limburg der Landesregierung vorlegten. [Anm. 15]

Als 1864 das 25-jährige Thronjubiläum Herzog Adolphs zu begehen war, wurde ihm zu Ehren am 21. August eine große Feier in Bornich abgehalten. Zur Erinnerung wurde am nächsten Tag eine Eiche gepflanzt. Die sog. Adolphs-Eiche kann heute noch als imposantes Naturdenkmal in Bornich bewundert werden.

1866 verlor Nassau seine Selbstständigkeit und wurde vom Königreich Preußen annektiert. Bornich wurde Teil des Regierungsbezirks Wiesbaden in der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Die Annektion zu Preußen wurde in Bornich protestlos akzeptiert. „Jedoch blieb das Bewusstsein lebendig ‚Nassauer zu sein‘.“ [Anm. 16]

Von 1867 bis 1885 zählte Bornich zum Rheingaukreis. Im Zuge der neuen Kreisordnung der Provinz Hessen-Nassau wurde der Rheingaukreis am 1. April 1886 aufgeteilt und Bornich dem Kreis Sankt Goarshausen zugewiesen. 

20. Jahrhundert

In Bornich dominierte weiterhin die Landwirtschaft und der Weinbau. Letzterer kann bis ins Jahr 1245 zurückverfolgt werden. 1901 übernahm David Schupp das Bürgermeisteramt für die knapp 984 Einwohner der Gemeinde. In der Schule wurden 150 Schüler unterrichtet und 1910 wurde der Grundstein für die erste Kleinkinderschule in Bornich gelegt. [Anm. 17]

Ab 1907 erhielt das Vereinswesen in Bornich Aufschwung. Am 17. August wurde der Männergesangsvereins „Freundschaft“ Bornich gegründet. [Anm. 18] 2 Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs folgt die Gründung des evangelischen Posaunenchors [Anm. 19] sowie des Turnvereins Bornich 1912 e.V. [Anm. 20]

Während des ersten Weltkriegs hielten sich in Bornich bis November 1915 etwa 35 Kriegsgefangene auf, die in der Landwirtschaft mithalfen.

Unter den Opfern des Ersten Weltkriegs finden sich auch 47 Bewohner aus Bornich. Zu den Gefallenen zählten auch 4 Mitglieder des 1912 gegründeten Posaunenchors. [Anm. 21]

Nach Kriegsende wurde Bornich zunächst durch amerikanische Truppen besetzt, die nach 1923 durch französische Truppen ersetzt wurden. Die Ergebnisse der ersten Reichstagswahl am 19. Januar 1919 von Bornich sind überliefert: 323 Stimmen für die Deutsche Demokratische Partei, 243 Stimmen für die Deutsch Nationale Volkspartei, 3 Stimmen für die SPD und 1 Stimme für die Zentrumspartei. [Anm. 22]

Die Krisenjahre der Weimarer Republik waren auch in Bornich zu spüren. Hyperinflation und die Folgen der Weltwirtschaftskrise sorgten für eine hohe Anzahl an Arbeitslosen. Der Anschluss an das Stromnetz erfolgte 1918, die erste Wasserleitung erhielt Bornich in den 1920er Jahren. [Anm. 23] 1925 zählte Bornich 1058 Einwohner, davon waren 525 weiblich und 533 männlich. 1930 war in Bornich knapp ¼ der männlichen Bevölkerung arbeitslos. [Anm. 24] Um besser gegen die wirtschaftlichen Rückschläge gewappnet zu sein, schlossen sich 1934 die Winzer aus Bornich zu einer Genossenschaft zusammen. [Anm. 25]

Die Feierlichkeiten anlässlich des Abzugs der alliierten Truppen 1930 beobachtete die Schulgemeinschaft in Bornich vom Loreleyfelsen aus. [Anm. 26]

Über den Aufstieg der NSDAP und die Zeit der Machtergreifung durch Adolf Hitler liegen keine detaillierten Informationen bezüglich Bornich vor. Ab 1935 wurden als Arbeitsmaßnahmen Straßenarbeiten durchgeführt. Durch den Ausbau der Bornicher Milchstraße entand so eine Handelsrute zur Milchbeförderung von Bornich zur Molkerei nach Niederwallmenach. Im Sommer 1938 nahm die örtliche Lehrerin Frl. Schulz in ihrer Funktion als Leiterin der NS-Frauenschaft am Reichsparteitag teil. Nach Kriegsende wurde sie durch die Entnazifizierungskommission überprüft und als Lehrerin suspendiert.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Schule geschlossen und das Gebäude als Quartier für die Soldaten genutzt. Ende Januar 1944 wurde ein Flugzeug über der Bornicher Gemarkung abgeschossen und dessen Überreste auf den Schulhof gebracht. [Anm. 27] Am 31. Dezember 1944 fiel um 12 Uhr mittags die erste Bombe auf Bornich. Sie schlug innerhalb des Dorfes am Weiseler Weg ein, tötete 3 Menschen und zerstörte 5 Häuser vollständig. [Anm. 28] Am 26. März 1945 erreichten amerikanische Truppen die Bornicher Gemarkung. Am 31. März 1945 wurde Fliegeralarm ausgelöst und Bornich 3 Tage lang bis zur Besetzung durch Artillerie beschossen. Zu dieser Zeit waren etwa 800 Personen in Bornich einquartiert und dazu aufgefordert durch Befestigungsarbeiten bei der Verteidigung der Rheinlinie zu unterstützen.

Insgesamt verloren im Zweiten Weltkrieg 114 Menschen aus Bornich ihr Leben, darunter auch vier Frauen und zwei Kinder. Zum Gedenken an die Gefallenen aus beiden Kriegen wurde ein Ehrenmal in Bornich errichtet. Ein Jahr später wurde Bornich dem am 30. August 1946 neu gebildetem Bundesland Rheinland-Pfalz zugeteilt.

Trotz der Kriege wuchs die Bevölkerung in Bornich bis 1950 auf 1052 Einwohner an und bleibt bis in die 2010er Jahre nahezu stabil.

1962 folgte die Umbenennung des Kreises Sankt Goarshausen in Loreleykreis und 1969 die Zusammenlegung zum Rhein-Lahn-Kreis mit Sitz in Bad-Ems. Seit 1977 wird eine Erneuerung des Dorfs betrieben. Heute zählt Bornich mit 16 weiteren Gemeinden zur Verbandsgemeinde Loreley mit Verwaltungssitz in St. Goarshausen. 

Nachweise

Verfasserin: Donata Gerhards

red. Bearb.: Lutz Luckhaupt

Verwendete Literatur:

  • Beyer, Heinrich et. al. (Bearb.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien, Bd. I. Koblenz 1860 [Neudr. Aalen 1974].
  • Chronik der Gemeinde Bornich. Hrsg: Gemeinde Bornich in der Verbandsgemeinde Loreley. Zusammengestellt von Gustav Leonhardt. Bornich 1988.
  • Demand, Karl: Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Bd. 1. Wiesbaden 1953.

Erstellt am 10.07.2020

 

Anmerkungen:

  1. In: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz. Zurück
  2. Leonhard, Gustav: Aus der Geschichte des Loreleyplateaus. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.17. Zurück
  3. Beyer, Heinrich et. al. (Bearb.): Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien, Bd. I. Koblenz 1860 [Neudr. Aalen 1974]. S. 555 f. Nr. 561. Zurück
  4. Gensincke, Heinrich: Vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.31. Zurück
  5. Gensincke, Heinrich: Vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.30. Zurück
  6. Gensincke, Heinrich: Vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.36. Zurück
  7. Gensincke, Heinrich: Vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.36. Zurück
  8. Leonhardt, Gustav und Leonhardt, Margarete: Besondere Ereignisse aus fünf Jahrhunderten. In:Chronik der Gemeinde Bornich. S.171. Zurück
  9. Gensincke, Heinrich: Vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.37. Zurück
  10. Back, Richard: Geschichte der Schule in Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.109. Zurück
  11. Gensincke, Heinrich: Vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.37. Zurück
  12. Gensincke, Heinrich: Vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.38. Zurück
  13. Gensincke, Heinrich: Vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.47. Zurück
  14. Back, Heinrich: Geschichte der Schule in Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.117f. Zurück
  15. Back, Heinrich: Geschichte der Schule in Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.117. Zurück
  16. Back, Heinrich: Geschichte der Schule in Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.120. Zurück
  17. Back, Richard: Geschichte der Schule in Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.127. Zurück
  18. Nocher, Wilhelm: Männergesangsverein "Freundschaft" Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.277. Zurück
  19. Bauer, Eberhard: Evangelischer Posaunenchor Bornich 1912. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.283 f. Zurück
  20. Gassert, Karl: Turnverein Bornich 1912 e. V. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S. 279 ff. Zurück
  21. Bauer, Eberhard: Evangelischer Posaunenchor Bornich 1912. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.283 f. Zurück
  22. Back, Richard: Geschichte der Schule in Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.129. Zurück
  23. Back, Richard: Geschichte der Schule in Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.128. Zurück
  24. Back, Richard: Geschichte der Schule in Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.133. Zurück
  25. Homepage der Loreleygemeinde Bornich. Zurück
  26. Back, Richard: Geschichte der Schule in Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.132. Zurück
  27. Back, Richard: Geschichte der Schule in Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.135. Zurück
  28. Back, Richard: Geschichte der Schule in Bornich. In: Chronik der Gemeinde Bornich. S.135. Zurück