Rhens am Mittelrhein

Jüdisches Bethaus

Jüdisches Gebetshaus in Rhens

In dem Haus Langstraße 9 befand sich bis 1938 der Betsaal der jüdischen Gemeinde Rhens.
Obwohl die Gemeinde eine Thorarolle und alle anderen für einen jüdischen Gottesdienst erforderlichen Kultgeräte besaß, kann man eigentlich nicht von einer Synagoge sprechen, da diesem Gebäude alle Merkmale einer Synagogenarchitektur fehlen. Es wurde um 1668 als Wohnhaus errichtet und diente erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Synagoge. Vor der Französischen Revolution war die Anzahl der sesshaften Juden streng limitiert. So lebten wohl schon im Mittelalter einzelne Juden in Rhens, zu einer Gemeindebildung kam es jedoch erst im 19. Jahrhundert, als man ihnen die vollen Bürgerrechte zugestanden hatte. Auch die Gräber des kleinen jüdischen Friedhofs auf dem Lützelforst stammen ausschließlich aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Am 9. November 1938 wurde das Bethaus von Rhenser Nationalsozialisten verwüstet. Leuchter und Thorarolle wurden entwendet. Letztere wurde an dem Begräbniswagen der Gemeinde befestigt, so dass sie sich von alleine abrollte und die Langstraße hinunter in den Rhein geschoben. Vermutlich aus Furcht, ein Feuer könnte auf andere Gebäude übergreifen, wurde das Bethaus nicht angezündet.
Neben dem jüdischen Bethaus befindet sich die Einfahrt zum ehemaligen Zehnthof des Kölner St. Ursulastiftes. Das Gebäude wurde im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört und ist stark verändert wieder aufgebaut worden. Etwas oberhalb der Synagoge (Haus Langstraße 2 - befindet sich ein schönes, unverfälschtes Beispiel für die Fachwerkbaukunst des 16. Jahrhunderts. Während bei anderen Gebäuden dieser Zeit, etwa dem Rathaus - die Fensteröffnungen nachträglich vergrößert wurden, sind sie hier in der ursprünglichen Größe erhalten geblieben. Vermutlich handelt es sich um das in Registern des 17. Jahrhundert verschiedentlich erwähnten Haus zum Roten Löwen.

Text: Alexander Ritter; Torsten Schrade; Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz Saarland. Bearb. von Hans Caspary u.a. Darmstadt 1985; redakt. Bearb. S.G.